Noch'n Filmfestival. Diesmal geht es um Filmstudenten oder frisch Abgeschlossene, die ihre Arbeiten auf dem Kurzfilmsektor präsentieren.
Das diesjährige Filmschoolfest Munich (ja, es trägt wirklich diesen schrecklichen denglischen Namen) findet vom16. - 22. November statt. Festivalkino ist das Filmmuseum.
Zumindest ein Beitrag fällt in unser Genre: Into the Silent Sea, ein schwedisch-amerikanischer Film über einen havarierten Astronauten, der im Erdorbit treibt.
Gruß
Ralf
Filmschoolfest Munich
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Filmschoolfest Munich
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Re: Filmschoolfest Munich
Heute geht es los mit dem Festivalprogramm (Timetable als pdf)
Ich habe mir Karten besorgt für
Programm 5 am Donnerstag,
Programm 10 am Freitag (inkl. "Into the Silent Sea") und
das HFF Special Feature Film am Samstag vormittag.
Berichte folgen in diesem Thread
Gruß
Ralf
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Re: Filmschoolfest Munich
Das Filmschoolfest Munich bietet ein Forum für junge Filmemacher aus aller Welt. Hier können sie ihre Abschlussarbeiten oder ihre ersten eigenen Kurzfilm-Projekte einem interessierten Fachpublikum vorstellen. Einige erfolgreiche Regisseure haben hier ihre ersten Talentproben abgeliefert, z.B. konnte Lars von Trier auf diesem Festival erstmals auf sich aufmerksam machen.
Gestern abend beim Zweitscreening des Programms 5 war der Kinosaal des Münchner Filmmuseums (165 Sitzplätze) zu gut 90% gefüllt. Jeder der vier Filme wurde kurz eingeleitet; im Anschluss wurden die Regisseure interviewt und stellten sich auch den Fragen des Publikums.
Serori (Dauer: 15 Minuten)
...ist das japanische Wort für Sellerie. Das Gemüse gilt in diesem Land als Aphrodisiakum. Unter anderem damit will eine alte Dame einen 31jährigen Nerd ködern, der noch Jungfrau ist. Sie erzählt ihm von einer Romanze mit seinem Vater vor 33 Jahren. Aber beim Sprechen bleibt es nicht.
Mit einfachsten Mitteln und langen Einstellungen schafft Pedro Collantes eine unglaublich verdichtete Dramaturgie und Atmosphäre. Die beiden Schauspieler zeigen exzellente Leistungen; sie agieren wohltuend glaubhaft. Der Film erhält seine Komik aus der Situation, nicht aus comedytypischem Overacting der Figuren. Der Regisseur selbst kam total locker und sympathsich rüber. Er lässt sich gern auf Chancen und spontane Projekte ein.
Honey on Wounds (Dauer: 30 Minuten)
In einem Dorf im Kosovo versucht ein Projekt, verwitweten und traumatisierten albanischen Frauen zu helfen, indem ihnen die Bienenzucht nahegebracht wird. In der eindrucksvollen Dokumentation kommt die rumänische Regisseurin Iulia Stoian den Frauen bemerkenswert nahe, ohne ihre Würde zu verletzen. Auch durch die Bilder bekommt man ein Gefühl für die Probleme der leidgeprüften Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft.
Poison (Dauer: 30 Minuten)
Die israelische Regisseurin Roni Rainhartz verarbeitet in "Poison" ihre eigene Zeit beim israelischen Militär. Chen leistet mit 18-19jährigen gleichaltrigen Frauen ihren Militärdienst ab. Da sie eine gute Schützin ist, wird sie als Sniper-Ausbilderin ausgewählt. Erst als sie diesen Job antritt, werden ihr die Konsequenzen klar. Und sie zieht ihre eigenen.
Ein wichtiges Thema, verdammt gute Ansätze. Aber leider zeigt sich hier die Begrenztheit des Mediums Kurzfilm. 30 Minuten reichen nicht aus, um den charakterlichen Wandel Chens vernünftig nachvollziehen zu können, zumal sich der Film zu lange bei der Grundausbildung und der Charakterisierung von Chens Freundinnen aufhält. In verschiedenen Szenen merkt man, dass die Statistinnen noch nie beim Militär waren und nie eine Waffe in der Hand gehalten haben.
Der Stoff ist es wert, mit vernünftigem Budget und vernünftiger Ausstattung zu einem abendfüllenden Spielfilm verarbeitet zu werden. Als Kurzfilm kann er leider nicht überzeugen.
Als Trostpflater bekam Roni Rainhartz zum Geburtstag eine kleine Torte überreicht; das Publikum widmete ihr ein vielstimmiges Ständchen.
Tea Time (Dauer: 8 Minuten)
Ein alter Buchhändler gerät auf der Suche nach einem vorbestellten Buch immer tiefer in die versteckten Winkel seines Ladens und des riesigen Lagers hinein, wo er in einer Flut von Büchern fast ertrinkt. Am Ende findet er nicht nur das Buch wieder - zumindest kurzzeitig.
Der Animationsfilm ist eine Gemeinschaftsproduktion von vier Absolventen des Studiengangs Film&Animation der TH Nürnberg Georg-Simon-Ohm. Der Film lebt von einer wunderschönen altmodischen Ästhetik, großartigen englischen Stimmen und einer eigenwilligen Musik, die sich erfolgreich Harry-Potter-Klischees entzieht. Die riesige Bibliothek, in der man sich so leicht verliert, erweist sich als eindrucksvolle Metapher auf Demenz.
Gruß
Ralf
Gestern abend beim Zweitscreening des Programms 5 war der Kinosaal des Münchner Filmmuseums (165 Sitzplätze) zu gut 90% gefüllt. Jeder der vier Filme wurde kurz eingeleitet; im Anschluss wurden die Regisseure interviewt und stellten sich auch den Fragen des Publikums.
Serori (Dauer: 15 Minuten)
...ist das japanische Wort für Sellerie. Das Gemüse gilt in diesem Land als Aphrodisiakum. Unter anderem damit will eine alte Dame einen 31jährigen Nerd ködern, der noch Jungfrau ist. Sie erzählt ihm von einer Romanze mit seinem Vater vor 33 Jahren. Aber beim Sprechen bleibt es nicht.
Mit einfachsten Mitteln und langen Einstellungen schafft Pedro Collantes eine unglaublich verdichtete Dramaturgie und Atmosphäre. Die beiden Schauspieler zeigen exzellente Leistungen; sie agieren wohltuend glaubhaft. Der Film erhält seine Komik aus der Situation, nicht aus comedytypischem Overacting der Figuren. Der Regisseur selbst kam total locker und sympathsich rüber. Er lässt sich gern auf Chancen und spontane Projekte ein.
Honey on Wounds (Dauer: 30 Minuten)
In einem Dorf im Kosovo versucht ein Projekt, verwitweten und traumatisierten albanischen Frauen zu helfen, indem ihnen die Bienenzucht nahegebracht wird. In der eindrucksvollen Dokumentation kommt die rumänische Regisseurin Iulia Stoian den Frauen bemerkenswert nahe, ohne ihre Würde zu verletzen. Auch durch die Bilder bekommt man ein Gefühl für die Probleme der leidgeprüften Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft.
Poison (Dauer: 30 Minuten)
Die israelische Regisseurin Roni Rainhartz verarbeitet in "Poison" ihre eigene Zeit beim israelischen Militär. Chen leistet mit 18-19jährigen gleichaltrigen Frauen ihren Militärdienst ab. Da sie eine gute Schützin ist, wird sie als Sniper-Ausbilderin ausgewählt. Erst als sie diesen Job antritt, werden ihr die Konsequenzen klar. Und sie zieht ihre eigenen.
Ein wichtiges Thema, verdammt gute Ansätze. Aber leider zeigt sich hier die Begrenztheit des Mediums Kurzfilm. 30 Minuten reichen nicht aus, um den charakterlichen Wandel Chens vernünftig nachvollziehen zu können, zumal sich der Film zu lange bei der Grundausbildung und der Charakterisierung von Chens Freundinnen aufhält. In verschiedenen Szenen merkt man, dass die Statistinnen noch nie beim Militär waren und nie eine Waffe in der Hand gehalten haben.
Der Stoff ist es wert, mit vernünftigem Budget und vernünftiger Ausstattung zu einem abendfüllenden Spielfilm verarbeitet zu werden. Als Kurzfilm kann er leider nicht überzeugen.
Als Trostpflater bekam Roni Rainhartz zum Geburtstag eine kleine Torte überreicht; das Publikum widmete ihr ein vielstimmiges Ständchen.
Tea Time (Dauer: 8 Minuten)
Ein alter Buchhändler gerät auf der Suche nach einem vorbestellten Buch immer tiefer in die versteckten Winkel seines Ladens und des riesigen Lagers hinein, wo er in einer Flut von Büchern fast ertrinkt. Am Ende findet er nicht nur das Buch wieder - zumindest kurzzeitig.
Der Animationsfilm ist eine Gemeinschaftsproduktion von vier Absolventen des Studiengangs Film&Animation der TH Nürnberg Georg-Simon-Ohm. Der Film lebt von einer wunderschönen altmodischen Ästhetik, großartigen englischen Stimmen und einer eigenwilligen Musik, die sich erfolgreich Harry-Potter-Klischees entzieht. Die riesige Bibliothek, in der man sich so leicht verliert, erweist sich als eindrucksvolle Metapher auf Demenz.
Gruß
Ralf
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W.M. Schmitt "Die Filmanalyse" - Wohnort: München
Re: Filmschoolfest Munich
Gestern abend war der Saal zum Zweitscreening von Programm 10 sogar noch voller; nur wenige vereinzelte Plätze blieben unbesetzt. Das Filmangebot war abwechslungsreich und insgesamt qualitativ hochwertig.
Es begann mit drei 1minütigen Bierwerbespots, allesamt Beiträge zur "Hofbräu-Trophy", aus denen eine Jury den Siegerbeitrag ermitteln wird.
Sometimes
Erbauliches, pseudophilosophisches Geschwafel meets Eventbilder. Aber die Bilder haben weder etwas miteinander noch mit dem Verbal-Geschwurbel noch mit Bier oder München zu tun.
Qualität braucht keine Worte
Ein Pärchen macht Picknick an der Isar. Sie textet ihn zu, aber je mehr sich sein Bierglas füllt, desto effektiver hört er weg. Witzige Idee, von den Schauspielern gut umgesetzt, leider fallende Spannungskurve. Aber insgesamt guter Spot.
Das Experiment
Ein Prof erläutert vor wenig motivierten Studenten mit Hilfe von Golfbällen und Sandkörnern in einem Bierkrug die Maxime des Zeitmanangements: Tue das Wichtige vor dem Dringenden. Als er die Mischung noch mit Bier aufgießt, gibt er noch eine finale Weisheit zum Besten: Ein gutes Bier passt immer rein.
Schöne Uni-Atmosphäre, Prof-Darsteller sehr überzeugend, gelungene Pointe. Wenn ich wählen dürfte - das wäre mein Favorit!
Bistro Caprice (Dauer: 3 MInuten)
Eine junge Frau liest in einem Noir-Krimi aus den 30er Jahren, und die Menschen im Bistro werden für sie unsichtbar.
Gelungene Fingerübung, schöne Noir-Atmosphäre in Schwarz-Weiß, voller Poesie und "sense of wonder".
The Breath (Dauer: 11 Minuten)
In einem unterirdischen Zentrum in der Schweiz trainieren Feuerwehrleute mit Atemschutz für den Ernstfall. Der Hauptmann kriecht ins Labyrinth und kommt durch.
Starke Atmosphäre, verstärkt durch Abwesenheit von Dialogen, surreale, teils beängstigende Bilder, Darth-Vader-Feeling, anfangs sehr intensiver Film. Im zweiten Teil nervt auf Dauer das Stroboskopgeflimmere.
The Call (Dauer: 22 Minuten)
Dokumentarfilm über einen Kurden, der nach 20 Jahren Zwangsexil aus Instanbul in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er verrichtet dort landwirtschaftliche Arbeit und animiert seinen Sohn zu einem Besuch.
80-90% des Films verschlafen. Das will was heißen, denn während der Filme davor und danach war ich hellwach.
Das Geschenk (The Gift) (Dauer: 12 Minuten)
Grundschüler Thomas spielt gern mit seinen Indianerfiguren und flüchtet sich in seiner Phantasie zu Winnetou und Old Shatterhand. Doch der Apachenhäuptling schützt ihn nicht vor den Schlägen seines trink- und spielsüchtigen Vaters. Der schenkt ihm zur Entschuldigung etwas - einen weiteren Indianerhäuptling auf einem Pferd.
Anfangs noch von sanftem Humor der kindlichen Phantasien getragen, aber Vaters Schläge und Mutters Desinteresse vergiften alles - auch die Indianer-Phantasie. Ich musste mehrmals schlucken.
Into The Silent Sea (Dauer: 25 Minuten)
Kosmonaut Alexander sitzt in seiner Vostok-Kapsel im Weltraum fest; die Bodenstation hat ihn aufgegeben, offiziell ist er nie gestartet. Die Lebenserhaltungssysteme geben nach und nach den Geist auf. Sein letzter Kontakt ist ein (Amateur?-)Funker aus Sizilien. Während des Gesprächs erinnert sich Alexander an seine Kindheit auf dem Land, an seine Ausbildung zum Kosmonauten, an seine Beziehung zu Kollegin und Rivalin Tanya und an die überhasteten und streng geheimgehaltenen Weltraumstart, ein Himmelfahrtskommando, zu dem er gezwungen wurde.
Berührend, eindrücklich, die verschiedenen Sprachen (die Schauspieler sprechen russisch bzw. italienisch) verleihen dem Film Glaubwürdigkeit, überzeugendes 60er-Jahre-UdSSR-Feeling. Es ist beeindruckend, was der schwedische Regisseur Andrej Landin aus einem 13.000-$-Studenten-Budget rausholt. Der Film hat zu Recht bereits 50 Festivalteilnahmen auf dem Buckel und mit ebensoviel Recht 25 Preise gewonnen.
Am Ende der Vorstellung zeigte sich eine logistische Fehlplanung. Die Zuschauer quetschten sich durch den selben Gang nach draußen, den bereits die Zuschauer für das nächste Screening füllten. Zum Glück gab es kein zweites Duisburg.
Gruß
Ralf
Es begann mit drei 1minütigen Bierwerbespots, allesamt Beiträge zur "Hofbräu-Trophy", aus denen eine Jury den Siegerbeitrag ermitteln wird.
Sometimes
Erbauliches, pseudophilosophisches Geschwafel meets Eventbilder. Aber die Bilder haben weder etwas miteinander noch mit dem Verbal-Geschwurbel noch mit Bier oder München zu tun.
Qualität braucht keine Worte
Ein Pärchen macht Picknick an der Isar. Sie textet ihn zu, aber je mehr sich sein Bierglas füllt, desto effektiver hört er weg. Witzige Idee, von den Schauspielern gut umgesetzt, leider fallende Spannungskurve. Aber insgesamt guter Spot.
Das Experiment
Ein Prof erläutert vor wenig motivierten Studenten mit Hilfe von Golfbällen und Sandkörnern in einem Bierkrug die Maxime des Zeitmanangements: Tue das Wichtige vor dem Dringenden. Als er die Mischung noch mit Bier aufgießt, gibt er noch eine finale Weisheit zum Besten: Ein gutes Bier passt immer rein.
Schöne Uni-Atmosphäre, Prof-Darsteller sehr überzeugend, gelungene Pointe. Wenn ich wählen dürfte - das wäre mein Favorit!
Bistro Caprice (Dauer: 3 MInuten)
Eine junge Frau liest in einem Noir-Krimi aus den 30er Jahren, und die Menschen im Bistro werden für sie unsichtbar.
Gelungene Fingerübung, schöne Noir-Atmosphäre in Schwarz-Weiß, voller Poesie und "sense of wonder".
The Breath (Dauer: 11 Minuten)
In einem unterirdischen Zentrum in der Schweiz trainieren Feuerwehrleute mit Atemschutz für den Ernstfall. Der Hauptmann kriecht ins Labyrinth und kommt durch.
Starke Atmosphäre, verstärkt durch Abwesenheit von Dialogen, surreale, teils beängstigende Bilder, Darth-Vader-Feeling, anfangs sehr intensiver Film. Im zweiten Teil nervt auf Dauer das Stroboskopgeflimmere.
The Call (Dauer: 22 Minuten)
Dokumentarfilm über einen Kurden, der nach 20 Jahren Zwangsexil aus Instanbul in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er verrichtet dort landwirtschaftliche Arbeit und animiert seinen Sohn zu einem Besuch.
80-90% des Films verschlafen. Das will was heißen, denn während der Filme davor und danach war ich hellwach.
Das Geschenk (The Gift) (Dauer: 12 Minuten)
Grundschüler Thomas spielt gern mit seinen Indianerfiguren und flüchtet sich in seiner Phantasie zu Winnetou und Old Shatterhand. Doch der Apachenhäuptling schützt ihn nicht vor den Schlägen seines trink- und spielsüchtigen Vaters. Der schenkt ihm zur Entschuldigung etwas - einen weiteren Indianerhäuptling auf einem Pferd.
Anfangs noch von sanftem Humor der kindlichen Phantasien getragen, aber Vaters Schläge und Mutters Desinteresse vergiften alles - auch die Indianer-Phantasie. Ich musste mehrmals schlucken.
Into The Silent Sea (Dauer: 25 Minuten)
Kosmonaut Alexander sitzt in seiner Vostok-Kapsel im Weltraum fest; die Bodenstation hat ihn aufgegeben, offiziell ist er nie gestartet. Die Lebenserhaltungssysteme geben nach und nach den Geist auf. Sein letzter Kontakt ist ein (Amateur?-)Funker aus Sizilien. Während des Gesprächs erinnert sich Alexander an seine Kindheit auf dem Land, an seine Ausbildung zum Kosmonauten, an seine Beziehung zu Kollegin und Rivalin Tanya und an die überhasteten und streng geheimgehaltenen Weltraumstart, ein Himmelfahrtskommando, zu dem er gezwungen wurde.
Berührend, eindrücklich, die verschiedenen Sprachen (die Schauspieler sprechen russisch bzw. italienisch) verleihen dem Film Glaubwürdigkeit, überzeugendes 60er-Jahre-UdSSR-Feeling. Es ist beeindruckend, was der schwedische Regisseur Andrej Landin aus einem 13.000-$-Studenten-Budget rausholt. Der Film hat zu Recht bereits 50 Festivalteilnahmen auf dem Buckel und mit ebensoviel Recht 25 Preise gewonnen.
Am Ende der Vorstellung zeigte sich eine logistische Fehlplanung. Die Zuschauer quetschten sich durch den selben Gang nach draußen, den bereits die Zuschauer für das nächste Screening füllten. Zum Glück gab es kein zweites Duisburg.
Gruß
Ralf
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W.M. Schmitt "Die Filmanalyse" - Wohnort: München
Re: Filmschoolfest Munich
Samstag 11 Uhr ist wohl etwas zu früh für gestandene Filmschoolfest-Besucher. Zum Screening des "HFF Special Features Film" (also Spielfilme von Studenten und Absolventen der Hochschule für Fernsehen und Film München) waren nur gut die Hälfte, maximal zwei Drittel der Plätze besetzt. Die relativ geringe Interesse war überhaupt nicht gerechtfertigt. Es wurde nämlich das stärkste aller drei Screenings, die ich besucht habe: vier spannende, erstklassig gemachte, hochinteressante Kurzfilme lassen die Zukunft des deutschen Films in einem rosigen Licht erstrahlen.
A King Next Door (Der König nebenan) (Dauer: 34 Minuten)
Couchpotato Clara, die vom Leben eigentlich nur Ruhe und genügend Zeit zum Ausschlafen erwartet, tritt notgedrungen ihre erste Stelle als Supermarktkassierin an. Zeitgleich bezieht sie ihre erste eigene Wohnung in einem Neuperlacher Wohnsilo. Ihr Nachbar, ein älterer Herr, läuft in rotem Bademantel und mit einer Papierkrone auf dem Kopf durch die Gegend. Er nennt sich "König Helmuth" und will aus Clara eine Prinzessin und seine Nachfolgerin machen. Doch sie hat eigentlich andere Pläne. Nach und nach entwickelt sich eine eigenwillige Beziehung zwischen den beiden, und Clara entdeckt mit Helmuths Hilfe ihr Selbstwertgefühl.
Änrührender Film über zwei ungewöhnliche Menschen, die aber vielleicht nicht seltsamer als die so genannten Normalos sind. Vor allem die beiden Hauptdarsteller liefern großartige Leistungen ab. Der Film umgeht sehr souverän jegliche Kitsch- und Klischee-Klippe. Daraus entsteht eine hohe Glaubwürdigkeit. Ein Highlight ist die Szene, als Clara und Helmuth mit Kronen und Ballkleidung eine Eckkneipe besuchen und zur Melodie des Daddelautomaten Walzer tanzen.
Mute (Dauer: 26 MInuten)
Monika ist auf dem Weg von München nach Venedig. Sie will nur weg von ihrem untreuen Ehemann Robert. Irgendwo hat sie die stumme Anhalterin Nema aufgegabelt. Obwohl Nema nicht sprechen kann, hilft sie Monika auf ihrem Weg zur Freiheit und haut sie mehr als einmal aus bedrohlichen Situationen heraus. Am Ende löst Nema auf schlagfertige Weise Monikas Eheprobleme.
Verfilmung einer Kurzgeschichte von Stephen King. Starke On-Drive-Szenen mit Nicole Marischka, die wie die anderen Schauspieler eine saubere Leistung abliefert. Gegen Ende kommt ein "Wenn die Gondeln Trauer tragen"-Feeling auf. Die Horror-Elemente werden wohldosiert und teils entgegen den gängigen Klischees eingesetzt (z.B. ereignen sich die unheimlichsten Dinge bei Tageslicht).
Job Interview (Dauer: 9 Minuten)
Lisa erscheint abends bei ihrer künftigen Chefin in spe zu einem Vorstellungsgespräch. Es beginnt auch zunächst ganz normal, jedoch werden die Fragen und Übungen immer abstruser. Sollte die Chefin mit Lisa On-Night-Stand Philipp verheiratet sein?
Unglaublich, wie es zwischen den beiden Frauen knistert. Vor allem Sinnika Schubert liefert als undurchsichtige Chefin eine Glanzleistung ab. Aber auch sonst stimmt alles: das grau-silberne kalte Bürointerieur, die Kameraeinstellungen, die Dramaturgie. Mit minimalen Mitteln hat Regisseurin Julia Walter eine hochspannende Thrillerszene geschaffen.
Nocebo (Dauer: 38 Minuten)
Kristian Lukas, an paranoider Schizophrenie erkrankter Teilnehmer einer Medikamentenstudie, will mit seiner Freundin Anna den Tod einer anderen Testperson aufklären. Doch die Polizei glaubt ihm nicht. Widerwillige Unterstützung bekommt er nur von seiner Schwester. Doch die beiden müssen sich gegen die Häscher der Klinik zur Wehr setzen.
Hochspannender Thriller mit großartigen Actionszenen (u.a. in einem Parkhaus) und einem Plot, der den Zuschauer nie loslässt. Unglaublich, wie der Film über 38 MInuten dies hohe Tempo halten kann. Ich hätte mir mehr Vexierspiele mit Kristians Schizophrenie gewünscht, um die Frage "Was ist real und was nur eingebildet?" noch stärker herauszuarbeiten. Aber dann wäre die Spannung wohl unerträglich geworden. So ist man sich als Zuschauer von Beginn an etwas zu sicher, dass Kristian die Wahrheit sagt.
Dennoch: Was Lennart Ruff mit einem 120.000-Euro-Budget auf die Leinwand gebracht hat, braucht sich auch vor mancher Hollywood-Produktion nicht zu verstecken. Der Studenten-Oscar 2014 ist hochverdient.
Aus den Problemen mit der Zuschauerführung hat das Filmmuseum gelernt. Heute wurden die Zuschauer auf einem anderen Weg nach draußen geführt.
Das war das erste Jahr, in dem ich mir Veranstaltungen des Filmschoolfestes angetan habe. Nach der überwiegend positiven Ausbeute werde ich mir das Festival im kommenden Jahr vormerken. Und vielleicht wieder mit meiner Anwesenheit beehren.
Gruß
Ralf
A King Next Door (Der König nebenan) (Dauer: 34 Minuten)
Couchpotato Clara, die vom Leben eigentlich nur Ruhe und genügend Zeit zum Ausschlafen erwartet, tritt notgedrungen ihre erste Stelle als Supermarktkassierin an. Zeitgleich bezieht sie ihre erste eigene Wohnung in einem Neuperlacher Wohnsilo. Ihr Nachbar, ein älterer Herr, läuft in rotem Bademantel und mit einer Papierkrone auf dem Kopf durch die Gegend. Er nennt sich "König Helmuth" und will aus Clara eine Prinzessin und seine Nachfolgerin machen. Doch sie hat eigentlich andere Pläne. Nach und nach entwickelt sich eine eigenwillige Beziehung zwischen den beiden, und Clara entdeckt mit Helmuths Hilfe ihr Selbstwertgefühl.
Änrührender Film über zwei ungewöhnliche Menschen, die aber vielleicht nicht seltsamer als die so genannten Normalos sind. Vor allem die beiden Hauptdarsteller liefern großartige Leistungen ab. Der Film umgeht sehr souverän jegliche Kitsch- und Klischee-Klippe. Daraus entsteht eine hohe Glaubwürdigkeit. Ein Highlight ist die Szene, als Clara und Helmuth mit Kronen und Ballkleidung eine Eckkneipe besuchen und zur Melodie des Daddelautomaten Walzer tanzen.
Mute (Dauer: 26 MInuten)
Monika ist auf dem Weg von München nach Venedig. Sie will nur weg von ihrem untreuen Ehemann Robert. Irgendwo hat sie die stumme Anhalterin Nema aufgegabelt. Obwohl Nema nicht sprechen kann, hilft sie Monika auf ihrem Weg zur Freiheit und haut sie mehr als einmal aus bedrohlichen Situationen heraus. Am Ende löst Nema auf schlagfertige Weise Monikas Eheprobleme.
Verfilmung einer Kurzgeschichte von Stephen King. Starke On-Drive-Szenen mit Nicole Marischka, die wie die anderen Schauspieler eine saubere Leistung abliefert. Gegen Ende kommt ein "Wenn die Gondeln Trauer tragen"-Feeling auf. Die Horror-Elemente werden wohldosiert und teils entgegen den gängigen Klischees eingesetzt (z.B. ereignen sich die unheimlichsten Dinge bei Tageslicht).
Job Interview (Dauer: 9 Minuten)
Lisa erscheint abends bei ihrer künftigen Chefin in spe zu einem Vorstellungsgespräch. Es beginnt auch zunächst ganz normal, jedoch werden die Fragen und Übungen immer abstruser. Sollte die Chefin mit Lisa On-Night-Stand Philipp verheiratet sein?
Unglaublich, wie es zwischen den beiden Frauen knistert. Vor allem Sinnika Schubert liefert als undurchsichtige Chefin eine Glanzleistung ab. Aber auch sonst stimmt alles: das grau-silberne kalte Bürointerieur, die Kameraeinstellungen, die Dramaturgie. Mit minimalen Mitteln hat Regisseurin Julia Walter eine hochspannende Thrillerszene geschaffen.
Nocebo (Dauer: 38 Minuten)
Kristian Lukas, an paranoider Schizophrenie erkrankter Teilnehmer einer Medikamentenstudie, will mit seiner Freundin Anna den Tod einer anderen Testperson aufklären. Doch die Polizei glaubt ihm nicht. Widerwillige Unterstützung bekommt er nur von seiner Schwester. Doch die beiden müssen sich gegen die Häscher der Klinik zur Wehr setzen.
Hochspannender Thriller mit großartigen Actionszenen (u.a. in einem Parkhaus) und einem Plot, der den Zuschauer nie loslässt. Unglaublich, wie der Film über 38 MInuten dies hohe Tempo halten kann. Ich hätte mir mehr Vexierspiele mit Kristians Schizophrenie gewünscht, um die Frage "Was ist real und was nur eingebildet?" noch stärker herauszuarbeiten. Aber dann wäre die Spannung wohl unerträglich geworden. So ist man sich als Zuschauer von Beginn an etwas zu sicher, dass Kristian die Wahrheit sagt.
Dennoch: Was Lennart Ruff mit einem 120.000-Euro-Budget auf die Leinwand gebracht hat, braucht sich auch vor mancher Hollywood-Produktion nicht zu verstecken. Der Studenten-Oscar 2014 ist hochverdient.
Aus den Problemen mit der Zuschauerführung hat das Filmmuseum gelernt. Heute wurden die Zuschauer auf einem anderen Weg nach draußen geführt.
Das war das erste Jahr, in dem ich mir Veranstaltungen des Filmschoolfestes angetan habe. Nach der überwiegend positiven Ausbeute werde ich mir das Festival im kommenden Jahr vormerken. Und vielleicht wieder mit meiner Anwesenheit beehren.
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