Literatur im Metaversum

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lapismont
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Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Literatur im Metaversum - so nennt Thorsten Küper seinen Artikel in Nova 20, der sich mit mangelndem Interesse an Lesungen in Second Life beschäftigt.

Ich finde, das Thema verdient eine nähere Diskussion.
Da ich regelmäßig die Hinweise auf Lesungen von MKI in SL wahrnehme, habe ich mir Gedanken gemacht, warum mich ihr Besuch so gar nicht reizt.

# Faulheit und Bequemlichkeit
Um zu dieser Lesung zu kommen, müsste ich mich mit SL beschäftigen, installieren, Avatar erstellen und hinfinden.

# Qualität
Ich gestehe, außer Berichten vom Anbeginn der Zeit habe ich keine Infos über SL. Was ich damals sah und las, ließ mich kalt oder stieß mich ab. als WoW-Spieler konnte man mich mit Sims für Arme nicht locken. Überhaupt was sollte ich da, man konnte ja nicht mal Elfen schnetzeln.
Das führt direkt zum nächsten Problem:

# Warum überhaupt in einer virtuellen Realität Lesungen veranstalten?
Reicht dafür nicht ein Teamspeakserver oder Skype? Wozu muss ich mich virtuell vor Ort begeben, um der Lesung zu folgen? Und wenn ich nicht mit dem Autor oder Gästen quatschen will, reicht mir sogar ein Podcast.
Und wenn schon VR, warum dann nicht Minecraft? Oder was hübsches, irgendein MMO? Im Tänzelnden Pony gibt es auf RP-Servern ständig Literatur-Events.

Thorsten vermutet, ich könnte aus Angst, mir einen Zacken aus der intellektuellen Krone zu brechen, den Gang zur SL-Lesung verweigern. Dieses Argument begreife ich gar nicht. Glaubt Thorsten, man sieht eine Lesung dort als Nichtkunst an? Er wird ja wohl nicht annehmen, dass wir die dort auftretenden Autoren oder ihre Werke geringschätzen.
Nein, wenn ich meine Gründe untersuche, überwiegen jene, die nix mit der Literatur an sich zu tun haben, sondern mit der Plattform. Und Thorsten hat es in seinem Artikel nicht geschafft, mich irgendwie für SL zu begeistern. Ich glaube immer noch, dass es Sims für Arme ist. Oder Minecraft für 2000er.
Eine Lesung dort brauch ich nicht. Oder wenn, dann nur den Ton.

Was denkt ihr, warum es sowenig Resonanz im Fandom gibt?

PS: Das ist kein Bashing in irgendeiner Form, mich interessiert das Thema.
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Ming der Grausame
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

lapismont hat geschrieben:Was denkt ihr, warum es sowenig Resonanz im Fandom gibt?
Weil Second Life zwar nicht tot ist, aber inzwischen schon arg seltsam riecht? Abgesehen davon, dass sich nie mehr als 400 Personen (eigentlich sogar nur 100) in einen Ort bzw. Region aufhalten können, wofür man übrigens monatlich etwa 300 US-$ zahlen muss, was aus Marketingsicht schlicht ein höchst provinzielles Hinterzimmerniveau ist, das einfach nicht kosteneffizient sein kann.
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T.H.
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von T.H. »

Meine Erfahrungen mit SL sind auch eher ... kaum vorhanden. Thorsten hatte mich mal eingeladen, mich an einer Bilderausstellung zu beteiligen. In einem extra dafür angefertigten Gebäude, das ziemlich imposant war, wurden Bilder von einigen Fan-SF-Zeichnern präsentiert. Die konnte man sich, seinen Avatar dorthin bewegend, ansehen. Nun, das hatte was.
Zur Eröffnung gab es dann auch eine Lesung. Da konnte ich aber nicht (Sonntag zur Tatortzeit... nee, geht leider nicht...) Doch die Idee finde ich gar nicht so übel. Auch wenn es albern anmutet, sich quasi hinter einem Häufchen bunter Daten zu verstecken und dort so zu tun, als würde man sich richtig bewegen, so bietet dieses Forum für den interessierten Fan die Möglichkeit, eine Lesung zu besuchen, ohne dass man den heimischen Sessel verlassen muss.
Mit der entsprechenden Technik, die nicht mal teuer sein muss, kann man sich dann auch unterhalten hinterher.

Nun, dass der Aufenthalt dort 300 Dollar kosten soll, kann ich nicht bestätigen. Will man sich dort nur umsehen, z.B. so eine Lesung besuchen, kostet das überhaupt nichts.
Phantastische Grüße
Thomas

Phantastische Ansichten...
...in Worten
(Hinweis: Derzeit keine Internetrepräsentanz meiner Bilder; schade eigentlich...)
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Ming der Grausame
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

T.H. hat geschrieben:Nun, dass der Aufenthalt dort 300 Dollar kosten soll, kann ich nicht bestätigen.
Dass habe ich ja auch nicht behauptet. Der Betrieb eines Simulators (SIM) kostet derzeit 1.000 US-$ zuzüglich zum monatlichen Entgelt. Dafür bekommt man von Linden Lab angeblich einen dedizierten Rechner für eine Region, was 256 x 256 Meter umfasst. Wir betreiben gleich mehrere SIMs. Allerdings sind unsere SIMs regelmäßig überlastet, ab und an sogar gänzlich unbenutzbar. Was uns angelastet wird, obwohl wir dafür nun wirklich gar nichts können. Intern wird schon länger darüber diskutiert, ob wir das Ganze nicht lieber sein lassen sollen. Allerdings solange unsere liebe Konkurrenz dort vertreten ist, werden wir ganz sicher nicht das Feld räumen. Aber so richtig glücklich sind wir von der Marketing- und Public-Relations-Abteilung darüber nicht wirklich. Die Kosten sind zwar Peanuts, aber ein realer Nutzen ist praktisch kaum vorhanden. Nicht einmal zu Cross-World-Kampagnen ist es nämlich wirklich geeignet.
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lapismont
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Ming der Grausame hat geschrieben:
T.H. hat geschrieben:Nun, dass der Aufenthalt dort 300 Dollar kosten soll, kann ich nicht bestätigen.
Dass habe ich ja auch nicht behauptet. Der Betrieb eines Simulators (SIM) kostet derzeit 1.000 US-$ zuzüglich zum monatlichen Entgelt. Dafür bekommt man von Linden Lab angeblich einen dedizierten Rechner für eine Region, was 256 x 256 Meter umfasst. Wir betreiben gleich mehrere SIMs. Allerdings sind unsere SIMs regelmäßig überlastet, ab und an sogar gänzlich unbenutzbar. Was uns angelastet wird, obwohl wir dafür nun wirklich gar nichts können. Intern wird schon länger darüber diskutiert, ob wir das Ganze nicht lieber sein lassen sollen. Allerdings solange unsere liebe Konkurrenz dort vertreten ist, werden wir ganz sicher nicht das Feld räumen. Aber so richtig glücklich sind wir von der Marketing- und Public-Relations-Abteilung darüber nicht wirklich. Die Kosten sind zwar Peanuts, aber ein realer Nutzen ist praktisch kaum vorhanden. Nicht einmal zu Cross-World-Kampagnen ist es nämlich wirklich geeignet.
Ming, ist das jetzt Dein Grund, warum Du nicht zu SL-Lesungen gehst? Ich mein, Du musst jetzt nicht mit Wissen um Dich werfen, das das Thema nur am Rande berührt.
Der Besuch der Lesung ist an sich kostenfrei.
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Ming der Grausame
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

Ich gehe ja schon in der Offline-Welt nicht auf Lesungen, warum sollte ich also ausgerechnet in der Online-Welt es machen? Damit ich mich über die allgemeine Unzulänglichkeit der existierenden Technik aufrege? Das tue ich auch so schon. Linden Lab schafft es weder einen stabilen Grid-Cluster anzubieten, noch eine fehlerfreie Client-Software.
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von Dirk »

Eine Lesung ist für mich ein persönlicher Kontakt zum Autor. Meistens kann man hinerher noch ein Buch signieren lassen, ein paar persönliche Worte nach der Diskussion wechseln (sofern eine aufkommt)... Warum sollte ich das gegen einen virtuellen Menschen tauschen, der in einen digitalen Idealkörper schlüpft? Die Hürden für eine Lesung sind bei SL fast ebenso groß, wie die, für eine RL-Lesung. Aber das Ergebnis / Erlebnis ist nur Second Hand.

Zudem bin ich mit meinem RL zufrieden und glücklich. Warum da einen virtuellen Dirk erschaffen? Ich glaube, man muss mich einfach live, in 3D (16:9 bitte, sonst wird es eng :D ) und Dolby Sorround Sound erlebt haben. Alles andere ist viel zu mager :bier:
Lesungen in SL sind für mich also nur ein schwacher Abklatsch der Wirklichkeit.
Ein Podcast oder ein youtube-Video sind vollkommen ausreichend, wenn ich nicht selber live vor Ort sein kann.

Das ist kein Bashing, sondern ein ganz persönliches Empfinden.
Wer es mag, der soll es gerne zelebrieren, mein Ding ist es nicht.

LG
Dirk :bier:
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Ming der Grausame
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

Wenn man gleichzeitig zu einer realen Veranstaltung mit z.B. 1.000 Personen, zeitgleich in Second Life die zehn- bis hundertfache Anzahl an Online-Menschen empfangen könnte, dann würde ich auch nicht darüber mosern. Aber das ist gänzlich irreal, da im Linden-Lab-Universum die unplanmäßigen Ausfälle eher die Regel sind. Ganz davon abgesehen, dass in Second Life im Durchschnitt bestenfalls 50.000 Nutzer überhaupt eingelogt sind.
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von ThorstenK »

Nachdem hier schon einmal die obligatorischen Vorbehalte wieder aufgewärmt wurde – auch sie riechen mittlerweile etwas abgestanden – einige Anmerkungen meinerseits:

In meinem Artikel beklage ich nicht das Desinteresse des Fandoms. Wenn ich die üblichen Fandomverdächtigen und alten Bekannten von Cons nicht bei unseren Lesungen sehe, dann stört mich das zunächst mal herzlich wenig. Ich beklage auch nicht mangelndes Interesse, denn Interessenten finden wir viele. Wir lesen nicht von leeren Stühlen, wir haben ein Stammpublikum, das sich ständig erweitert.
Was ich in SecondLife mache, richtet sich zunächst einmal an das schon vorhandene Publikum dort. Und das interessiert sich für Lesungen, wie wir immer wieder feststellen.
Mit der Plattform lässt sich ja auch viel mehr anfangen als Ken und Barbie zu spielen.
Für mich ein grandioses Beispiel:
Eine Gemeinschaftslesung von Michael Iwoleit, dem Berliner Kabarettisten Frank Sorge und mir kurz vor Weihnachten im letzten Jahr, bei der wir gemeinsam szenisch einen Text vom Michael aufgeführt haben.
Großer Spaß, 50 „Zuschauer“, ein voller Erfolg.
In meinem Text geht es eher um die immer geäußerten Vorbehalte von manchen Autoren gegen virtuelle Lesungen. Meistens steckt wohl die große Furcht dahinter, dass niemand kommt oder eine Art Fake-Publikum anwesend ist, vom dem man nicht weiß, ob es tatsächlich nur aus Pixeln besteht.
Die übliche Reaktion der Autoren nach der Lesung ist die: „Wow, damit hatte ich nicht gerechnet, das klappt ja richtig super, und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht.“
So zuletzt Arno Strobel, der es sich nachher nicht mal nehmen ließ, nicht nur aus dem neuen Roman zu lesen, sondern auch alte Kurzgeschichten.
Die Dynamik ist eine ganz andere, als man erwarten würde.
Das Publikum hält nämlich nur während der Lesung brav die Klappe, danach beginnt das große Fragen. Michael Iwoleit musste ich bei seiner ersten Lesung bei uns noch abends zurück nach Wuppertal fahren. Allerdings musste ich mich damit noch anderthalb Stunden gedulden, denn solange wollten sich die Gäste mit ihm unterhalten.
Wer gern Lesungen im Radio hört, der müsste im Prinzip auch Spaß an dem haben, was wir machen, denn unsere virtuellen Lesungen kann man konsumieren, wie eine Radioshow, nur dass man eben nachher „reinlabern“ kann. Dass ich als Moderator solcher Events nun auch nicht völlig unbeholfen bin, dürfte sich mittlerweile auch herumgesprochen haben.
Wenn ich vom Desinteresse sprach, dann von dem vieler Autoren.
Was mich immer irritiert ist, wenn Schriftsteller, die sich mit virtuellen Welten beschäftigen, alle Viere von sich strecken und sich dagegen sträuben, auch nur einen Versuch in dieser Richtung zu unternehmen. Wenn ich das weiß, nerve ich sie nicht mehr mit Anfragen, das ist für mich okay. Der berühmte Zacken aus der Krone spielt dabei aber schon eine Rolle, habe ich den Eindruck.
Dann haben wir da das Argument, der begrenzten Zuschauerzahl:
Wenn wir mal ganz ehrlich sind: Wie viele Leute sitzen uns bei einer gut besuchten Conlesung gegenüber? Gut besucht, bedeutet Zahlen ab 40 Zuschauern, manchmal werden es 50 und genau das kann dir auch eine virtuelle Lesung bieten. Ohne 300 Kilometer Anfahrt allerdings.
Das Live Gefühl ist da, denn das hättest du auch, wenn Michael Marrak, Michael Iwoleit oder Siegfried Langer bei dir zuhause anruft und dir was vorliest. Du kannst ihm danach fragen stellen oder einfach nur mit ihm quatschen. Auch das war bisher jedes Mal möglich.
Ja, es sind maximal 50000 Besucher eingeloggt, aber wen interessiert das? Will ich die da alle haben? Wohl kaum.
Mich interessieren 20 Besucher, die Spaß an der Sache haben und mir, obwohl sie mich vorher nicht kannten, nachher sagen: „Wow, das war auch Science Fiction? Wo kann ich das lesen?“
Kosten entstehen den Zuschauern übrigens keine, den Autoren auch nicht und ich selbst hätte auch keine zu tragen, wenn ich nicht noch nebenbei unbedingt mein eigenes Literaturcafe haben wollte. Denn meistens tingeln wir sowieso durch SecondLife und lesen oder lassen lesen an anderen Orten an die wir eingeladen werden.
Ach ja und bitte verschont mich mit bla bla – pauschal – wegklatsch- Argumenten, von wegen: Ich brauche kein Zweites Leben. Die lassen sich so auch sofort auf jedes andere Medium vom TV bis zur Playtstation anwenden.
Ein zweites Leben brauche ich auch nicht, der Avatar ist meine elektronische Filiale in SecondLife. Freundin, Haus, Auto und Beruf habe ich auf dieser Seite des Bildschirms und nicht im SL.
Was Abstürze angeht: Ich habe vom 19. bis 21. Oktober insgesamt 32 Stunden online Events moderiert. Ich selbst bin dabei einmal abgestürzt, unsere Vortragenden nie. Die Absturzproblematik tritt kaum noch auf. Das ist Schnee von gestern.
Was mich freuen würde, wäre ein weniger pauschales Abwinken, das dann leider eben doch recht häufig nach Bashing klingt. So eine Reaktion hat kein ambitioniertes Projekt verdient, das man aus großem Spaß und ohne Profitabsichten betreibt. Und Spammails zwecks Werbung verschicken wir, soweit ich weiß, auch nicht.
Zustimmen muss ich allerdings dem Vorschlag, gleichzeitig offworld ins Internet zu streamen und Interessenten so den Client zu ersparen. Wir haben das auch schon häufiger gemacht, aber eben nicht jedes Mal. Anlässlich eines Events am 21. Dezember werden wir das aber wieder tun.
Dazu werde ich hier noch mal eine Einladung posten, möchte alle – auch die kritischen Stimmen - herzlich einladen, im Zweifelsfall einfach nur dem Stream zu lauschen. Ich kann noch nicht zuviel sagen, aber wir haben mindestens einen sehr namhaften Autor im Angebot und nein, es ist diesmal nicht Michael, den ich meine. Der ist zwar auch dabei, aber nicht als Stargast.
Zuletzt geändert von ThorstenK am 6. November 2012 15:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

ThorstenK hat geschrieben:Zustimmen muss ich allerdings dem Vorschlag, gleichzeitig offworld ins Internet zu streamen und Interessenten so den Client zu ersparen. Wir haben das auch schon häufiger gemacht, aber eben nicht jedes Mal. Anlässlich eines Events am 21. Dezember werden wir das aber wieder tun.
Dazu werde ich hier noch mal eine Einladung posten, möchte alle – auch die kritischen Stimmen - herzlich einladen, im Zweifelsfall einfach nur dem Stream zu lauschen. Ich kann noch nicht zuviel sagen, aber wir haben mindestens einen sehr namhaften Autor im Angebot und nein, es ist diesmal nicht Michael, den ich meine. Der ist zwar auch dabei, aber nicht als Stargast.
Ja, bitte daran denken hier dann auf diesen Stream zu verweisen. Das fände ich zumindest doch sehr interessant!
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Ach Thorsten, dann hab ich den Artikel falsch verstanden. Ich dachte Du richtest Dich in erster Linie an das Publikum.

Interessant finde ich Deinen Ansatz, den Avatar als deine elektronische Filiale in SecondLife zu sehen. Damit meinst Du wahrscheinlich mehr als Marketing?

Das Argument, wer sich für virtuelle Welten interessiert und darüber schreibt, muss sich auch für SL interessieren, kann ich hingegen nicht nachvollziehen.

Normalerweise sind eher die negativen Auswirkungen von VR Thema. Um das, was negativ laufen kann. SL hat auch hier einen Ruf. Eben als Werbeplattform. Man kann diese negative Fama nicht einfach wegreden. Und warum sollte SL überhaupt als Beispiel einer virtuellen Welt dienen, da sie doch vom Ansatz her eher auf extreme Ähnlichkeit zur Realität aus ist. Ich persönlich bin da immer noch skeptisch, was an SL so wegweisend futuristisch sein soll, dass es als Vehikel der SF dienen könnte.
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von Olaf »

breitsameter hat geschrieben:
ThorstenK hat geschrieben:Zustimmen muss ich allerdings dem Vorschlag, gleichzeitig offworld ins Internet zu streamen und Interessenten so den Client zu ersparen. Wir haben das auch schon häufiger gemacht, aber eben nicht jedes Mal. Anlässlich eines Events am 21. Dezember werden wir das aber wieder tun.
Dazu werde ich hier noch mal eine Einladung posten, möchte alle – auch die kritischen Stimmen - herzlich einladen, im Zweifelsfall einfach nur dem Stream zu lauschen. Ich kann noch nicht zuviel sagen, aber wir haben mindestens einen sehr namhaften Autor im Angebot und nein, es ist diesmal nicht Michael, den ich meine. Der ist zwar auch dabei, aber nicht als Stargast.
Ja, bitte daran denken hier dann auf diesen Stream zu verweisen. Das fände ich zumindest doch sehr interessant!
dem schließe ich mich an. der Steam würde mich auch interessieren.
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von ThorstenK »

Wenn ich mich für Marketing interessieren würde, dann dürfte ich mich nicht als Autor mit Science Fiction befassen. Denn selbst die vielgelesenen unter uns verdienen im Schnitt weniger als das, was gewöhnliche Tagesjobs einbringen würden. Nein, Marketing interessiert mich herzlich wenig.

Ich sehe die Rolle von Linden Labs für SecondLife eher so: Wenn sich jemand noch weniger für SecondLife interessiert, als beispielsweise Kritiker wie ihr, die ja durchaus sinnvolle Argumente vorbringen, dann ist es ausgerechnet der Anbieter selbst.
Ich halte SL in keinster Weise für futuristisch und wegweisend. Es wurde bislang ja größtenteils nur für Unfug benutzt.
Ich frage mich nur, was Leute mit Ideen daraus machen können, wenn sich sich damit beschäftigen. Da steht ein ungenutzter Baukasten herum und ich gönne mir den Spaß, damit zu experimentieren. Den Schlüssel sehe ich zum Beispiel in einer Kombination mit RL Events, wie wir sie beispielsweise im Sommer in Duisburg gemacht haben.
Werbeplattform ist SL übrigens schon lange nicht mehr. Die großen Namen haben alle spätestens vor vier Jahren die Segel gestrichen.
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von ThorstenK »

Und noch eine kleine Anmerkung zur Frage "Was ist an SecondLife so wegweisend futuristisch, dass es als Vehikel für SF dienen könnte?"
Wenn ich von meiner mir unbekannten Großtante ein altes Cafe erben würde, dann würde ich auch dort Science Fiction Lesungen veranstalten, auch wenn ein altes Cafe zweifellos kein "wegweisend futuristisches Vehikel für Science Fiction" ist :wink: Ich nutze, was ich in die Finger kriege.
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Re: Literatur im Metaversum

Ungelesener Beitrag von Dirk »

Hallo Thorsten.
ThorstenK hat geschrieben:Nachdem hier schon einmal die obligatorischen Vorbehalte wieder aufgewärmt wurde – auch sie riechen mittlerweile etwas abgestanden – einige Anmerkungen meinerseits:
Warum klingen die Vorbehalte wohl abgestanden? Weil man nichts neues von SL erfährt. Es ist da ... und das war es dann auch.
Sicher, da sind bestimmt viele Vorurteile drin, aber wird dagegen angegangen?
Und was die obligatorischen Vorbehalte angeht:
Ich mag keine rohen Tomaten.
Ich mag Ketchup, Tomatenmark, Tomatensauce ... aber rohe Tomaten? Brrrr :kotzen:
Ist das jetzt ein miefiger alter Vorbehalt, oder eine Geschmacksfrage?
Wenn ein Autor / Leser leiber in eine Livelesung in echt mag ... Vorbehalt, oder Geschmack?
ThorstenK hat geschrieben:Mit der Plattform lässt sich ja auch viel mehr anfangen als Ken und Barbie zu spielen.
Aber genau das ist der Eindruck, der auch durch die alte Werbung für SL entstanden ist. Solange der aber noch vorhanden ist ...
ThorstenK hat geschrieben:In meinem Text geht es eher um die immer geäußerten Vorbehalte von manchen Autoren gegen virtuelle Lesungen. Meistens steckt wohl die große Furcht dahinter, dass niemand kommt oder eine Art Fake-Publikum anwesend ist, vom dem man nicht weiß, ob es tatsächlich nur aus Pixeln besteht.
Ja. Gebe ich vollstens zu, sowohl als Leser wie als Autor. Für mich erscheint da immer das Bild des Dire Straits Video "Money for nothing" Es ist die erste Assoziation, die mir da in den Sinn kommt. Ich fühle mich dabei unwohl. Ich möchte bei einer Lesung auf das Publikum reagieren können. Das kann ich aber nicht, wenn da unbewegte Bilder sitzen. Vor einem lebendigen Publikum geht das.
ThorstenK hat geschrieben:Das Live Gefühl ist da, denn das hättest du auch, wenn Michael Marrak, Michael Iwoleit oder Siegfried Langer bei dir zuhause anruft und dir was vorliest. Du kannst ihm danach fragen stellen oder einfach nur mit ihm quatschen.
Das Argument zieht bei mir leider nicht, da ich telefonieren hasse wie die Pest :smokin
ThorstenK hat geschrieben:Ach ja und bitte verschont mich mit bla bla – pauschal – wegklatsch- Argumenten, von wegen: Ich brauche kein Zweites Leben. Die lassen sich so auch sofort auf jedes andere Medium vom TV bis zur Playtstation anwenden.

Okay. Dann benenne bitte Second Life um. Denn was anderes sagt ja schon der Name nicht aus, als das da ein zweites Leben stattfindet. Der Vergleich mit Playstation & Co, hinkt da aber recht gewaltig, denn dann wären alle Spiele, in denen die Spieler in andere Rollen schlüpfen und / oder fremdartige Männekens kontrollieren, zweite Leben. Sind Tabletops dann auch ein zweites Leben? Außerdem setzt du damit voraus, dass alle die nicht auf SL-Lesungen stehen, automatisch irgendwo anders ihr zweites Leben leben.
Dem kann ich dir aber ganz persönlich widersprechen:
Ich spiele keine Computergames. Noch nicht mal Nintendo.
Und jetzt? :wink:
ThorstenK hat geschrieben:Ein zweites Leben brauche ich auch nicht, der Avatar ist meine elektronische Filiale in SecondLife.
Je länger ich über diesen Vergleich nachdenke, um so mehr hinkt er. Eine Filliale von dir selbst ist doch im Grunde ein zweites Selbst von dir, ein zweites Leben, oder habe ich deine Worte falsch interpretiert? Du klonst dich also digital in eine digitale Welt, um in beiden Welten präsent zu sein, so wie ein Laden eine Filliale aufmacht, um in einer anderen Stadt ebenfalls seine Waren anbieten zu können.
Würdest du Youtube- oder Livestreamlesungen machen, könnte ich den Vergleich nachvollziehen.
So allerdings hinkt er etwas.

Insgesamt sehe ich in deinen Worten eine Menge Verbitterung darüber, dass nicht alle Autoren so wie du es dir wünschst reagieren, und holst dabei zu einem großen Rundumschlag aus. Alle doof, außer ...
Warum lässt du nciht einfach anderer Leute Meinung stehen, und akzeptierst sie?
Warum das ganze unter großem Getöse an die große Glocke hängen (Nova 20)?
In Köln sagt man sagt so schön: "Jeder Jeck is anders" Das hindert aber keinen Kölner daran, nicht das Trennende, sondern das Verbindende zu suchen, und gemeinsam einen heben zu gehen. Ohne Groll ohne Gemoser.
Alleine deswegen, weil ich eben gebürtiger Kölner bin und diese lockere Art eben zu mir gehört, kann ich dieses ganze Bohei nicht nachvollziehen.

Ich hoffe, du nimmst meine Worte jetzt nicht als Bashing auf, aber da ich ja auch recht persönlich angesprochen wurde, wollte ich mich schon erklären.

LG

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