So, durch mit der 41. Ausgabe unseres heißgeliebten Magazins.
Das war eine anstrengende Lektüre. Denn ich habe nur wenig überblättert.
Gast-Editorial von Christian Endres
Locker, humor- und respektvoll! Klaus sollte öfter mal das Editorial an seine Mitarbeiter delegieren.
UP|DATE von Horst Illmer
Gewohnt umfassend und informativ, aber diesmal war nicht so viel für mich dabei. Die drei Toten kannte ich schon zu Lebzeiten nicht (okay, den Namen "Harry Mulisch" hatte ich schon einmal gehört, aber noch nichts von ihm gelesen!), Uwe Posts "Walpar Tonnraffir" habe ich bereits gelesen. Lediglich der Hinweis auf die Neuauflage von Arno Schmidts Werk im Suhrkamp Verlag ließ mich aufhorchen. Sobald der SUB etwas kleiner gelesen wurde, schlage ich zu!
Johannes Rüsters Kolumne
Ja, ich wurde rückfällig! Das 60er-Jahre-Cover von Getrud Oheims Ratgeber "1x1 des guten Tons" war dafür verantwortlich. Und was Rüster darüber zu schreiben wusste, war amüsant und geistreich. Wenn die kommenden Kolumnen an dieses Niveau anknüpfen, werde ich doch wieder Stammleser.
Bernd Jooß: Das Buch - Eine Streitschrift
Bernd Jooß untersucht die Frage, welche Zukunft das Buch angesichts elektronischer und medialer Konkurrenz hat. Seine Ausführungen sind so tiefschürfend, wie es ein Magazin-Artikel sein darf, und ausgesprochen lesbar. Seine Antwort fällt skeptisch-verhalten, aber alles andere als hoffnungslos aus.
Stefan Höltgen: Deus Ex Machina
Ein hoch interessanter Abriss über die Beziehung zwischen Gott und Computer in der SF. Nettes Schlaglicht auf einen selten beleuchteten Teilaspekt des Genres.
Achim Schnurrer: Guy Newell Boothby: Die Rache des Doktor Nicola
Ich kann Schnurrers zentrale These, dass Doktor Nicola der erste Superschurke der Literaturgeschichte sei, nicht nachprüfen. Unterm Strich kam ein schöner Artikel über Doktor Nicola und andere Möchtegern-Weltherrscher heraus.
Marco Behringer: Ansichten aus >interzone<
Burroughs gehört zu den Literaten, von denen ich den Namen, nicht aber das Werk kenne. Behringers Artikel könnte dazu beitragen, dass sich das demnächst ändert.
Uwe Anton: Finger weg von Betascript!
Uwe Anton macht auf die fragwürdige Praxis des Betascript-Verlags aufmerksam. Inhaltlich gebe ich Uwe völlig recht. Aber musste die Produktwarnung in diesem Magazin erscheinen. Und dann gleich über 1,5 Seiten?
Wer weiß schon, ob Aragorn in seiner Kindheit missbraucht wurde?
Christian Humberg begegnet Jens Lossau und Jens Schumacher
Launiger Artikel über ein Interview mit zwei Freaks, die mit ihren Krimis aus Lorgonia die Tolkien- und Kitsch-Fantasy unterwanden. Auch sonst sind sie subversiv drauf. Und bringen einen Journalisten, der noch auf Papier und Stift vertraut, an seine Grenzen.
Achim Schnurrer: Klassiker der phantastischen Literatur - Voltaire, Teil 3
Der dritte und letzte Teil von Achim Schnurrers Aufsatz über phantastische Elemente im Werk der Aufklärers und Philosophen Voltaire. Die ersten beiden Teile habe ich uneingeschränkt goutiert. Beim dritten Gang störten Seitenhiebe auf eine Steinmüller-These und auf missbräuchliche Verwendung des Begriffs "Trivialliteratur" den Dessert-Genuss. Schade, denn Schnurrer hat etwas zu sagen! Und das Objekt "Voltaire" hätte allein schon genug Stoff für den Artikel gegeben.
Max Pechmann: Spaß am Grauen - Der US-Horrorfilm der 80er Jahre
Wieder einmal war Pechmanns Artikel unterhaltsam zu lesen, wenngleich ich die These, alle US-Horrorfilme der betrachteten Dekade seien komödiantisch, etwas gewagt fand. Aber als Horror-Verächter kann ich dazu nichts Substanzielles beitragen. Und Pechmanns Artikelreihe, obwohl ich sie immer gern lese, konnte bislang daran nichts ändern.
Uwe Post: Die Entkoffeinierung der hl. Antonia Klempner
"Antonia Klempner war gesegnet, denn sie hatte Jesus in ihrem Milchkaffee gefunden." Welch ein erster Satz! Und das geht dann über mehr als eine Magazinseite so weiter. Witzige Szene mit Seitenhieben auf das Vampir-Genre.
Bernd Jooß: Die andere Seite des Monsters - Interview mit John A. Lindqvist
Eigentlich überblättere ich alle Interviews mit Horror-Autoren. Aber der Hinweis auf Lindqvists Auszeichnungen und der Teaser "Ich bevorzuge in meinen Geschichten tatsächlich die Seite des Monsters." weckten mein Interesse. Und es hat sich gelohnt! Lindqvist gibt großzügig Einblick in seine Lebenssituation und Arbeitsweise. Und macht Appetit auf seine Werke!
Martin Rump: Der Deal
Eine gescheiterte Gourmet-Köchin macht einen Deal mit Außerirdischen. Ganz nette Story, aber keinesfalls überragend!
Fazit: Eine der besseren phantastisch!-Ausgaben, sehr gern gelesen!
Bei dem durchgehend hohen Niveau des Magazins ist das bereits ein großes Lob!
Gruß
Ralf