fahrenheit.451 hat geschrieben:da ich seit rund 20 Jahren im SF-Jahr veröffentliche, nur mal ein bißchen Information. (...) Und das Jahrbuch war schon immer defizitär. Auch als es noch auf der Welle der SF-Hype-Ära schwamm. Jeschke hat es all die Jahre mit gutverkauften Titeln der SF/F-Reihen querfinanziert und ich mag mir gar nicht ausmalen, wie Sascha Mamczak heute Jahr für Jahr die Existenz des Jahrbuchs gegen die Ferengis im Random-House-Controlling durchboxen muß.
Danke, dass das hier mal mit ein paar Fakten von jemandem aus der Materie klargestellt wird.
Es ist klar, dass eine Firma nur so lange eine Firma bleibt wie mindestens genug Geld zum Überleben reinkommt. Sonst isses schnell vorbei mit der Firma. Trotzdem ist es überhaupt nicht überraschend, dass in Firmen Projekte durchgeführt werden, von denen man vorher schon weiß, dass sie defizitär sein werden. Gründe dafür gibt es viele. Da ist z.B. der kleine Mini-Verlag eines Buch-Lieberhabers, dem es am allerwenigsten ums Geld geht. Solche Liebhaber werden es bei einem Konzern wie Random House natürlich sehr sehr schwer mit ihren Projekten haben. Trotzdem kann es auch in Konzernen defizitär angelegte Projekte geben. Ich kenne z.B. ein großes Chemie-Werk mit ein paar hundert Mitarbeitern, dass zumindest in den 80ern defizitär betrieben wurde und was auch niemand ändern wollte - das Teil fungierte nämlich als Abschreibungsobjekt innerhalb des Konzerns. Das hat mir der Chef dieses defizitären Werks selbst erzählt. Außerdem kann es dann noch strategische Gründe geben, ein defizitäres Projekt trotzdem durchzuführen - nämlich Reputation und Multiplikatoreneffekte. Soll heißen: du machst das Projekt und hoffst/glaubst, dass sich das indirekt auf andere Projekte positiv auswirkt. Ich kenne eine mittelständische Firma hier, die macht das so - in der Hoffnung, dass das defizitäre Projekte qualitativ gut genug ist, um durch die Kunden dieses Projektes wiederum Kunden für andere Projekte zu gewinnen.
So, lange Rede kurzer Sinn: das SF-Jahrbuch ist defizitär. Random House bringt es trotzdem raus. Warum? Es wird einen Grund geben. Vielleicht überzeugt Sascha Mamczak sie mit dem Reputations-Argument. Oder einer der Entscheider bei Random House ist tatsächlich ein SF-Liebhaber und ihm ist der monetäre Verlust egal. Mit Wohltätigkeit hat das jedoch nix zu tun.