Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

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WeepingElf
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

breitsameter hat geschrieben:Ich denke, es ist ein Fehler zu behaupten, dass es keine positiven Zukunftsentwürfe mehr gibt - und dass dies deshalb der Fall ist, weil eine positive Zukunft keine spannenden Geschichten liefern kann.
Das habe ich doch gar nicht behauptet. Es kann durchaus spannende Geschichten in einer positiven Zukunft geben, denn sie wird eins sicher nicht sein: nämlich perfekt. Nur eben in vielen Punkten besser als heute, oder zumindest nicht schlechter.
Ich musste darüber auch etwas nachdenken, bis ich begriff, welchen Denkfehler wir hier begehen: Wir gehen in dieser Diskussion automatisch davon aus, dass die Geschichten, die in der Science Fiction erzählt werden, auf einem entsprechenden Weltentwurf basieren, der das Hauptproblem der Geschichte bereits in sich trägt.
Dem muss nicht so sein. Betrachten wir z.B. die Space Opera, so basieren dort viele Geschichten auf einem positiven Weltentwurf. Die Menschheit hat viele Probleme gelöst, ist in den Weltraum aufgebrochen und erlebt dort neue Abenteuer. Diese müssen nicht weltengefährdend sein, nicht die ganze Menschheit bedrohen oder auch nicht die positive Zukunft in Frage stellen. Ein interessantes Beispiel ist z.B. Walter Jon Williams Roman »Implied Spaces« - hier ist die Zukunft positiv gestaltet (sehr, sehr weit entwickelte Technik, der Menschheit, die sich auf vielen Welten ausbreitet, geht es gut), aber die Geschichte handelt von einem Verbrechen in einer solchen Welt.
Was mir konkret vorschwebt, sind Geschichten, die den Weg in eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise zum Thema haben. Und dieser Weg wird ganz sicher hochgradig konfliktbeladen sein, man denke an den gegenwärtigen Streit um Klimaschutz und Globalisierung. Immerhin würde ja beispielsweise ein konsequentes Klimaschutzprogramm bedeuten, dass die Mineralölkonzerne ihre Geschäftsgrundlage verlören und die OPEC-Staaten ihre Volkswirtschaften komplett neu ausrichten müssten, usw. Da geht es um handfeste Geld- und Machtinteressen. Dass so was sogar zu Kriegen führen kann, hat man ja an den USA gesehen, als man dort daran ging, die Sklaverei abzuschaffen. In meinem geplanten Roman Globaler Frühling kommt es dann auch beinahe zu einem solchen Krieg - aber zum Glück eben nur beinahe.

Es ist in der Tat nicht sonderlich schwer, eine Space Opera zu ersinnen, in der alle Menschen in Frieden, Freiheit und Wohlstand leben und Umweltzerstörung ein Ding der Vergangenheit ist - aber zu schildern, wie es dazu kommt, und das in einer glaubwürdigen Art und Weise, ist schon wesentlich anspruchsvoller. Dabei gibt es schon sehr viele Lösungsansätze, nur schlummern die bisher noch vielfach in staubtrockenen Sachbüchern oder gar wissenschaftlichen Arbeiten, die die meisten Leute nicht freiwillig lesen. Und so lange die Leute lieber Kochbücher oder Zombie-Schnurren konsumieren, haben die Lobbyisten der Verhinderer leichtes Spiel.
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WeepingElf
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

Andreas Eschbach hat geschrieben:
breitsameter hat geschrieben:Betrachten wir z.B. die Space Opera, so basieren dort viele Geschichten auf einem positiven Weltentwurf. Die Menschheit hat viele Probleme gelöst, ist in den Weltraum aufgebrochen und erlebt dort neue Abenteuer.
Das stimmt! :prima: Man erfährt zwar nicht, wie die Menschheit dorthin gelangt ist, aber sie ist es.

Im Grunde reduziert dieser Gedanke das Problem auf: Wie schreibt man optimistische SF über das 21. Jahrhundert? :wink:
Ganz genau. Optimistische SF in einer fernen Zukunft (evtl. nach einem Neustart der Zivilisation nach einem neuen dunklen Zeitalter) ist kein großes Kunststück. Optimistische SF über das 21. Jahrhundert ist da schon anspruchsvoller, und da herrscht leider ein gewisser Mangel. Aber was nützt es, darüber zu lamentieren - besser solche SF schreiben! Schließlich ist die große Frage unserer Zeit vor allem die, wie wir es schaffen können, unsere Probleme zu überwinden. Dass wir Krieg, Armut, Tyrannei und Umweltzerstörung abschaffen wollen, ist keine Frage. Es fragt sich nur, wie. Und das ist ganz bestimmt ein spannendes Thema für Science Fiction.
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Andreas Eschbach
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von Andreas Eschbach »

Das Problem, das man als Autor damit hat, ist, dass man sich seinen Lösungsweg erst mal selber glauben muss. Und da spielt vielleicht das Alter eine Rolle, aber so manches, was man in jungen Jahren für möglich hielt (meistens Dinge nach dem Motto "wenn wir nur alle …"; auch "guter Wille" schwob einem oft vor), hält man im Greisenalter für hochgradig unrealistisch. Weil eben nie "alle" an einem Strang ziehen und der allgemeine "gute Wille" nur eine Fiktion ist.

Sprich, es müsste ein Weg sein, der davon ausgeht, dass die Menschen im Wesen so bleiben werden, wie sie sind.

Anregungen sind willkommen.
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frankh
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von frankh »

Andreas Eschbach hat geschrieben:Das Problem, das man als Autor damit hat, ist, dass man sich seinen Lösungsweg erst mal selber glauben muss. Und da spielt vielleicht das Alter eine Rolle, aber so manches, was man in jungen Jahren für möglich hielt (meistens Dinge nach dem Motto "wenn wir nur alle …"; auch "guter Wille" schwob einem oft vor), hält man im Greisenalter für hochgradig unrealistisch. Weil eben nie "alle" an einem Strang ziehen und der allgemeine "gute Wille" nur eine Fiktion ist.

Sprich, es müsste ein Weg sein, der davon ausgeht, dass die Menschen im Wesen so bleiben werden, wie sie sind.

Anregungen sind willkommen.
Das sehe ich genauso, denn es gibt absolut keinen Grund anzunehmen, daß sich sowohl die menschliche Natur als auch die Machtverhältnisse in überschaubarer Zukunft ändern könnten. Mit Brecht könnte man sagen:

Doch leider sind auf diesem Sterne eben
Die Mittel kärglich und die Menschen roh.
Wer möchte nicht in Fried und Eintracht leben?
Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so!
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WeepingElf
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

Schon klar, die Natur des Menschen wird sich nicht ändern. Aber die Menschheit, denke ich, ist in der Lage, bessere Wege zu finden, damit umzugehen. Und sie hat doch schon einige große Bedrohungen gemeistert, wie z. B. Hitlers Versuch, die Welt zu erobern, oder das Ozonloch (das langsam zurückgeht, weil die Menschheit es geschafft hat, FCKW zu verbieten). Warum sollte das Klimaproblem nicht auch zu lösen sein? Oder das Hungerproblem?

Es gibt doch heute z. B. viel mehr Demokratien als noch vor 30 Jahren, und die Sklaverei, vor 2000 Jahren noch eine selbstverständliche Institution in allen Hochkulturen, ist weltweit geächtet. Wer hätte vor 100 Jahren geglaubt, dass es 2015 so etwas wie eine Europäische Union geben würde, statt eines 3., 4. und 5. Weltkriegs? Wir sollten wirklich die Unke im Terrarium lassen, denn Pessimismus verunsichert und entmutigt, das können wir uns nicht leisten.
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Amtranik
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von Amtranik »

Eines scheint mir aber festzustehn. Man ändert erst immer dann etwas wenn man es muss. Vorher nicht. Das Ernährungsproblem: Liegt es daran das wir nur zu ungerecht verteilen ? oder vielleicht auch das wir zu viele sind. Es mag ja sein das es so kommen wird und der Peak bei ca 11Mrd Menschen liegen wird in einigen Jahrzehnten aber ich finde es gibt doch mehr als deutliche Anzeichen dafür das bereits die heutigen 7 Mrd Exemplare des Homo Sapiens zu viele für den Planeten Erde sind um für ihn und vor allem die restlichen auf ihm noch lebenden Geschöpfe verträglich zu sein. Ich finde ein "Utopia" ist nur mit deutlich weniger Menschen realistisch und denkbar. 1 Mrd wären sicherlich mehr als genug.
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jeamy
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von jeamy »

Amtranik hat geschrieben:7 Mrd Exemplare des Homo Sapiens zu viele für den Planeten Erde sind.
Ganz sicher nicht. 7 Mrd schafft die Erde locker. Besitz umverteilen und das Problem wäre gelöst.

Ein Prozent der Weltbevölkerung wird 2016 mehr Vermögen angehäuft haben, als die restlichen 99 Prozent zusammen. Die reichsten Personen und Unternehmen "verstecken" geschätzte 21 Billionen US-Dollar in einem Netz aus Steueroasen vor den Behörden.
Militärausgaben 2013 1,3 Billionen Dollar (USA 640 Milliarden Dollar).
Und damit das so bleibt, investieren nur die Koch Brüder alleine ca. 1 Mrd Dollar in den Wahlkampf, damit wieder ein Republikaner an die Macht kommt.
Die Klimagipfel sind ein Witz, bisher wurde nichts erreicht. Die aktuelle Entwicklung deutet darauf hin, dass bei der derzeitigen Politik die "Worst-Case" Szenarien eintreffen werden (5-6 Grad Plus bis 2100).

Kein Wunder, dass Dystopien in der Überzahl sind.

Die Regierungen dieser Welt gehören abgesetzt und durch Spezialisten (aus diversen NGOs) ersetzt. Die Milliarden umgeleitet. Satte Menschen werden träge und kämpfen nicht gerne, höchstens noch um die neuesten Designerartikel. Und das in den nächsten 50 Jahren. Ein sehr glaubhaftes Szenario.

Andererseits denke ich, dass genau diese Gier nach immer mehr, die Sucht nach Wachstum den Umschwung bringen wird. Wenn sich der Lebensstandard im laufe der Zeit weltweit angleichen wird (und das wird er), dann wird der Profit durch Auslagerung der Produktion in sogenannte Entwicklungsländer nicht mehr relevant. Es müssen also andere Wege gefunden werden, den Gewinn zu maximieren. Diese sind z. B. vollautomatisierte Produktionsstätten (natürliche Entwicklung) ... Profit durch Nachhaltigkeit ... usw.
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Ming der Grausame
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

jeamy hat geschrieben:Die Regierungen dieser Welt gehören abgesetzt und durch Spezialisten (aus diversen NGOs) ersetzt.
Hört sich meiner Meinung nach definitiv nach einem guten Plan für einen weltweiten Aufstand an. Die Eliten von heute werden ihre Macht niemals freiwillig aufgeben und die Massen niemals irgendwelchen Bürokraten folgen, die sie nicht einmal abwählen können. Also bleibt nur die Gewalt als einzige Option übrig. Wirklich, ein exzellenter Plan – falls millionenfacher Tod und Bürgerkrieg deine Absicht war... :geek:
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von Amtranik »

jeamy hat geschrieben:
Amtranik hat geschrieben:7 Mrd Exemplare des Homo Sapiens zu viele für den Planeten Erde sind.
Ganz sicher nicht. 7 Mrd schafft die Erde locker. Besitz umverteilen und das Problem wäre gelöst.

.
Hmm. Würden bei einer Umverteilung denn nicht noch mehr Ressourcen verbraucht werden als derzeit? Schliesslich hat auch der reichste irgendwann genug Ferraris, Villen und Jachten gesammelt. Verteilst du das Geld auf mehr Köpfe, so würden doch mehr Waren verbraucht/gekauft/gebraucht und nicht weniger. Zynisch gesprochen, wenn nicht so viele verhungern würden müsste noch mehr Wald gerodet werden um noch mehr Burger verkaufen zu können oder noch schneller noch mehr Öl verbraucht werden weil viel mehr Autos rumfahren würden noch mehr Flugverkehr weil jeder 1 mal pro Jahr ins Feriendomizil fliegt etc etc.
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Ming der Grausame
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

Amtranik hat geschrieben:
jeamy hat geschrieben:
Amtranik hat geschrieben:7 Mrd Exemplare des Homo Sapiens zu viele für den Planeten Erde sind.
Ganz sicher nicht. 7 Mrd schafft die Erde locker. Besitz umverteilen und das Problem wäre gelöst.
Hmm. Würden bei einer Umverteilung denn nicht noch mehr Ressourcen verbraucht werden als derzeit
Wenn am Ende alle gleich arm wären, dann nicht. Aber warum sollten all diejenigen, die dabei erheblich verlieren würden, freiwillig mitmachen? Eher würde sich die 1. Welt zusammenfinden, um all die Habenichtse dieser Welt ein für alle Mal auszutilgen. So wäre das Problem nämlich auch zu lösen. Ein paar Habenichtse müssten wir aber schon am Leben lassen – zumindest solange die Robotik noch nicht so weit ist...
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Andreas Eschbach
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von Andreas Eschbach »

jeamy hat geschrieben:Ein Prozent der Weltbevölkerung wird 2016 mehr Vermögen angehäuft haben, als die restlichen 99 Prozent zusammen. Die reichsten Personen und Unternehmen "verstecken" geschätzte 21 Billionen US-Dollar in einem Netz aus Steueroasen vor den Behörden.
Da müsste man sich aber mal genau anschauen, was das für Vermögen ist.

Irgendwelche Zahlen auf Festplatten in Bankcomputern?
Was fängt man damit an? Davon wird niemand satt. Das ist ein hochgradig illusionäres Vermögen.

Fabriken?
Wie will man die verteilen? "Volkseigene Betriebe" draus machen? War schon früher mal keine wirklich funktionierende Idee.

Landbesitz?
OK, das wäre etwas, das man verteilen könnte. Aber was für ein Menschheitsproblem löst das?

Ich halte die Vermögensdiskussion für wenig ergiebig. Wenn das Öl ausgeht, mag der Reiche sich eine Weile noch Benzin leisten können und der Arme nicht mehr, und eine Weile wird es angenehm sein, dass sich die Straßen leeren … aber bald werden die Straßen verfallen, man wird fahrenden Autos auflauern usw., und dann ist es nicht mehr so lustig. Und Privatstraßen parallel zu den normalen gibt es bis jetzt noch nirgends, wie auch? Und wenn das Klima kippt oder es Atombomben regnet, dann haben auch die top 1% Reichen nur geringfügige Vorteile.

Oder was übersehe ich hier? :kopfkratz:
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jeamy
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von jeamy »

Ming der Grausame hat geschrieben:
jeamy hat geschrieben:Die Regierungen dieser Welt gehören abgesetzt und durch Spezialisten (aus diversen NGOs) ersetzt.
Hört sich meiner Meinung nach definitiv nach einem guten Plan für einen weltweiten Aufstand an. Die Eliten von heute werden ihre Macht niemals freiwillig aufgeben und die Massen niemals irgendwelchen Bürokraten folgen, die sie nicht einmal abwählen können. Also bleibt nur die Gewalt als einzige Option übrig. Wirklich, ein exzellenter Plan – falls millionenfacher Tod und Bürgerkrieg deine Absicht war... :geek:
Hast Du das überlesen?
jeamy hat geschrieben:Ein sehr glaubhaftes Szenario.
Ok, es fehlt ein " ;) "
Aber ich dachte, das wäre so auch eindeutig.
Andererseits wird die Schere zwischen Arm und Reich so oder so größer; und das ist auf keinen Fall hilfreich, von wegen Gewalt und in weiterer Folge Kriege. Ist aktueller denn je (Religion ist nur eine hilfreiche Ausrede).
Ming der Grausame hat geschrieben: Aber warum sollten all diejenigen, die dabei erheblich verlieren würden, freiwillig mitmachen?
Die, die erheblich verlieren würden, für die wird sich so oder so nichts ändern; die sind zu stark (außer durch Zwangsenteignung à la Ostblock). Was sich wohl ändern wird, ist der hohe Lebensstandard, an den sich der Westen gewöhnt hat. Der wird sich nicht aufrechterhalten lassen und sich automatisch an den Standard der restlichen Welt anpassen (der nicht so hoch sein kann/wird).
Andreas Eschbach hat geschrieben:Irgendwelche Zahlen auf Festplatten in Bankcomputern?
Was fängt man damit an? Davon wird niemand satt. Das ist ein hochgradig illusionäres Vermögen.
Das ist Kapitalismus. So wird heute alles bezahlt, so funktioniert der Finanzmarkt. Und solange der Markt so funktioniert, wird man mit Bits&Bytes auf Festplatten bezahlen können; Du auch. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Kapitalismus wird es auch noch in 50 Jahren geben.
Und z.B. ein paar fette Nachhaltigkeitssteuern auf totes Kapital, welches sonst auf Festplatten verstaubt, würden nicht wirklich jemanden Schaden zufügen; im Gegenteil. Nur wer wird/soll/kann das durchsetzen?
Andreas Eschbach hat geschrieben:Fabriken?
Wie will man die verteilen? "Volkseigene Betriebe" draus machen? War schon früher mal keine wirklich funktionierende Idee.
Muss man nicht verteilen. (Zwangs)Investitionen in Fabriken, damit sie ohne Sklavenarbeiter im Nahen/Fernen Osten funktionieren, wären ein Anfang. Wenn in Asien, Südamerika und vermehrt in Afrika Industriekomplexe hochgezogen werden dürfen, in denen die Arbeiter quasi verrecken, die Umwelt vergiftet und ausgebeutet wird, sehe ich keinen Grund, warum man das nicht ändern sollte.

Wenn überall die gleichen Regeln gelten, regelt der Markt das Weitere von alleine.
Andreas Eschbach hat geschrieben:Landbesitz?
OK, das wäre etwas, das man verteilen könnte. Aber was für ein Menschheitsproblem löst das?
z. B.

Link: https://www.youtube.com/watch?v=
http://www.landraub.com/Der-Film/
Andreas Eschbach hat geschrieben:Ich halte die Vermögensdiskussion für wenig ergiebig. Wenn das Öl ausgeht,
Ich schon. Geld bewegt viel, egal ob auf Festplatten oder nicht. Die Milliardäre dieser Welt müssten nur ihre Milliarden in andere Bahnen lenken; sich ein wenig an die eigene Menschlichkeit erinnern. Wunschdenken, ich weiß. Daher sind Utopien so selten geworden.

Und das Öl-Thema, ich denke, das ist gegessen. Peak-Oil ist zwar da und nicht mehr wegzudiskutieren, doch es ist ein zweitrangiges Problem. Die notwendige Energie wird wohl in nicht all zu ferner Zukunft (30-40 jahre) zu 100% aus erneuerbaren Resourcen bezogen werden. Das ist ein riesiger Industriekomplex und die Finanzhaie dieser Welt werden sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Und die Politik wird mitspielen; Ein erträgliches Feld für Lobbyisten.
Andreas Eschbach hat geschrieben:Oder was übersehe ich hier? :kopfkratz:
Ja. Die Utopie. ;)
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Teddy
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Andreas Eschbach hat geschrieben: Ich halte die Vermögensdiskussion für wenig ergiebig. Wenn das Öl ausgeht, mag der Reiche sich eine Weile noch Benzin leisten können und der Arme nicht mehr, und eine Weile wird es angenehm sein, dass sich die Straßen leeren … aber bald werden die Straßen verfallen, man wird fahrenden Autos auflauern usw., und dann ist es nicht mehr so lustig. Und Privatstraßen parallel zu den normalen gibt es bis jetzt noch nirgends, wie auch? Und wenn das Klima kippt oder es Atombomben regnet, dann haben auch die top 1% Reichen nur geringfügige Vorteile.

Oder was übersehe ich hier? :kopfkratz:
Ich glaube schon, dass du was übersiehst. Das Öl ist noch nicht aus, es regnet keine Atombomben und noch ist das Klima nicht gekippt. Zur Zeit ist Geld alles. Wir könnten die Bildung deutlich verbessern, viel mehr zur Reduzierung des CO2 tun, diverse Krankheiten ausrotten oder stark eindämmen und und und. Statt dessen leisten wir uns einen Haufen Superreiche, die sich ihren Fünftwohnsitz vergolden lassen und für jedes Weltmeer eine Zweitjacht brauchen. (Immobilien hast du oben nicht erwähnt.)
Utopie: Erbschaften und Schenkungen auf 1 Million deckeln. Wie man das gegen die Reichenlobby durchsetz, weiß ich auch nicht, aber das würde helfen.
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Nee, würde nicht helfen, weil das Geld einfach niemals dort ankommen wird, wo es sinnvoll eingesetzt werden kann. Gerechtigkeit für alle wird niemals herrschen, solange wir Besitzdenken haben.

Aber bitte nicht die Superreichen pauschal aburteilen. Viele von denen nehmen ihre Verantwortung wahr und spenden unaufhörlich eine ganze Menge Geld für Forschungen, gegen Hunger und so weiter. Das hängen die nur nicht an die große Glocke.

Das Problem sind für mich nicht die Reichen an sich, die können ihr Geld scheffeln wie sie wollen, es ist genug davon da, und sie geben auch was davon ab.
Das Problem ist das "Zwischenlager", dass die Leute unter ihnen genauso reich werden wollen und nicht genug kriegen können. VIel schlimmer finde ich daher die total überzogenen Managergehälter und vor allem unverdienten Boni, und da stinken als allererstes die Banken. Dann kommen die Krankenversicherungen, bei denen die Vorstände mit die höchsten Gehälter überhaupt kassieren und dann herausgeben lassen, dass es einen Zusatzbeitrag geben muss, weil das Geld für die Versorgung nicht langt.
Das reicht sogar bis in den Journalismus. Chefredakteure diverser Verlage bekommen einen Topf zum Verteilen. Sie selbst verdienen bis zu 20.000 Euro, wenn nicht mehr, im Monat - sogar heute noch, wo alles extrem heruntergeschraubt wurde und für Freie manchmal doch ganze 50 Euro für einen Artikel ausgegeben werden, weil mehr hat man halt nicht.
Diese Raffgier zieht sich also durch sämtliche Sparten, nicht nur durch Banken, Versicherungen, Siemens-Vorstände und so.

Das sind für mich die Hebel, an denen man ansetzen müsste.
:bier:
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jeamy
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Re: Es gibt keine positiven Zukunftsentwürfe mehr ...

Ungelesener Beitrag von jeamy »

Uschi Zietsch hat geschrieben: Diese Raffgier zieht sich also durch sämtliche Sparten, nicht nur durch Banken, Versicherungen, Siemens-Vorstände und so.
Das sind für mich die Hebel, an denen man ansetzen müsste.
Stimme Dir in allen Punkten zu (und das Problem wird sich von selbst lösen).
Bill Gates ist da ein Vorreiter, auch Waren Buffet (https://en.wikipedia.org/wiki/The_Giving_Pledge). Es gibt auch sonst viel Positives zu berichten, z.B. wurde die weltweite Armut in den letzten 15 Jahren halbiert. Und man geht davon aus, dass die Armut bis 2030 auf unter 3% gedrückt werden kann. Und das wird die große Herausforderung für die Menschen: der Lebensstandard nimmt weltweit zu. Das wird dazu führen, dass man den gewohnten Standard im Westen nicht aufrecht erhalten wird können. Viele werden auf vieles verzichten müssen, aber werden sie das wollen? Verzicht wird wohl das Schlagwort der nächsten Generation(en). Ist das Recht auf Zweit-, Drittautos und fünf Fernseher ein Grund-/Menschenrecht oder soll /muss man hier steuertechnisch eingreifen, um die Verteilung gerechter zu machen/ die Umwelt zu schützen, etc.
Viel Stoff für viele Romane, aber wer würde das lesen wollen? ;)

PS: Nicht, dass hier die Meinung aufkommt, ich wäre ein Pessimist, was die Zukunft betrifft - es trifft wohl eher das Gegenteil zu, ich bin jemand, der glaubt, dass spätestens 2100 das Goldene Zeitalter anbrechen wird; der Erfindungsreichtum des Menschen wird das möglich machen - ich bin ein Nachrichten-Messi ;), Fakten sammeln, ordnen und dann daraus Geschichten spinnen.
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