Hat die Science-Fiction neue Begriffe geprägt?
- Andreas Eschbach
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Hat die Science-Fiction neue Begriffe geprägt?
Ich bin gefragt worden, welche Begriffe in nächster Zeit aus der Science-Fiction-Literatur in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen könnten. (Was man so alles gefragt wird!) Das hat mich etwas in Verlegenheit gebracht, weil ich ja bloß Autor bin, kein Literaturwissenschaftler. Aber ich frage mich nun, ob das überhaupt jemals der Fall war in den letzten Jahrzehnten? Allgemein übliche SF-Begriffe scheinen mir entweder älter zu sein ("Alien", "Terraner", "Hyperraum") oder aus Fernsehserien zu stammen ("Phaser", "Warp", "Matrix", "Holodeck").
Anders gefragt: Ist seit "Cyberspace" überhaupt mal wieder ein wirklich neuer Begriff geprägt worden?
Gibt es SF-Begriffe in dem Sinn, wie Trendforscher so etwas treiben, die dann plötzlich von "Cocooning" (der Trend, sich in seinen vier Wänden zu verkriechen) reden oder von "Heroinware" (für Software, die süchtig macht) usw.? Ich denke, eher nicht. Sf prägt jede Menge neue Worte, aber die sind immer eher auf die Welt der jeweiligen Erzählung bezogen und meistens neue Worte für alte Hüte (um nicht immer "Hyperraum" oder "Strahler" sagen zu müssen).
Anders gefragt: Ist seit "Cyberspace" überhaupt mal wieder ein wirklich neuer Begriff geprägt worden?
Gibt es SF-Begriffe in dem Sinn, wie Trendforscher so etwas treiben, die dann plötzlich von "Cocooning" (der Trend, sich in seinen vier Wänden zu verkriechen) reden oder von "Heroinware" (für Software, die süchtig macht) usw.? Ich denke, eher nicht. Sf prägt jede Menge neue Worte, aber die sind immer eher auf die Welt der jeweiligen Erzählung bezogen und meistens neue Worte für alte Hüte (um nicht immer "Hyperraum" oder "Strahler" sagen zu müssen).
- Stefan Hoffmann
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Re: Hat die Science-Fiction neue Begriffe geprägt?
Hm, außer "Wurmlöcher" für "Einstein-Rosen-Brücken" fällt mir da eh kaum noch was ein. Vermutlich lautet die Antwort also schlicht: Nein oder nix weltbewegendes.Andreas Eschbach hat geschrieben:Anders gefragt: Ist seit "Cyberspace" überhaupt mal wieder ein wirklich neuer Begriff geprägt worden?
Stefan
Liest: "Cyberabad" von Ian McDonald
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Re: Hat die Science-Fiction neue Begriffe geprägt?
Andreas Eschbach hat folgendes geschrieben:
"Ich bin gefragt worden, welche Begriffe in nächster Zeit aus der Science-Fiction-Literatur in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen könnten."
Das ist eine richtig tolle Frage, auf die ich (selbst auf die Gefahr hin, wieder rausgemschmissen und als anonymer "Gast" klassifiziert zu werden) einen Vorschlag machen möchte:
Jahavan (-Kaffee): " ... dessen Moleküle darauf programmiert sind, im Körper rumzudüsen und dabei allen Alkoholmolekülen, die sie unterwegs treffen, den Garaus zu machen." [Q: M. M. Smith - Stark, der Traumdetektiv]
Aus der Praxis: Ein IT-Sicherheitsmensch (StarTrek-Fan) meiner "Firma" nennt die dreier-Anordnung der Firewalls Geronimo, Sakura und Omaha die "Phalanx", in Anlehnung an klingonische Gefechtsszenarien. Das hat sich im hiesigen Sprachgebrauch durchgesetzt. Derselbe Kollege hatte zu einem IT-Störvorfall einen Bericht zu schreiben. Er schrieb was von "Pattern Buffer", "Plasma Filtern" und "Phase Transition Coils", was unverkennbar der ST-Transportertechnik-Technobabbel entlehnt ist. Höhreren Ortes gab man sich damit zufrieden, wohl weil man es eh' nicht verstand.
Diese Termini werden in die Realität übernommen und halten sich. Es sind die "Hybriden", die diesen Transfer schaffen, SF-Leser, die Eindrücke aus der SF-Welt in ihren Alltag übertragen - die Universen quasi per Sprache verschmelzen. Auf jeden Fall ist es eine besondere Art der Anerkennung der "Schöpfer", der schreibenden Gilde.
"Ich bin gefragt worden, welche Begriffe in nächster Zeit aus der Science-Fiction-Literatur in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen könnten."
Das ist eine richtig tolle Frage, auf die ich (selbst auf die Gefahr hin, wieder rausgemschmissen und als anonymer "Gast" klassifiziert zu werden) einen Vorschlag machen möchte:
Jahavan (-Kaffee): " ... dessen Moleküle darauf programmiert sind, im Körper rumzudüsen und dabei allen Alkoholmolekülen, die sie unterwegs treffen, den Garaus zu machen." [Q: M. M. Smith - Stark, der Traumdetektiv]
Aus der Praxis: Ein IT-Sicherheitsmensch (StarTrek-Fan) meiner "Firma" nennt die dreier-Anordnung der Firewalls Geronimo, Sakura und Omaha die "Phalanx", in Anlehnung an klingonische Gefechtsszenarien. Das hat sich im hiesigen Sprachgebrauch durchgesetzt. Derselbe Kollege hatte zu einem IT-Störvorfall einen Bericht zu schreiben. Er schrieb was von "Pattern Buffer", "Plasma Filtern" und "Phase Transition Coils", was unverkennbar der ST-Transportertechnik-Technobabbel entlehnt ist. Höhreren Ortes gab man sich damit zufrieden, wohl weil man es eh' nicht verstand.
Diese Termini werden in die Realität übernommen und halten sich. Es sind die "Hybriden", die diesen Transfer schaffen, SF-Leser, die Eindrücke aus der SF-Welt in ihren Alltag übertragen - die Universen quasi per Sprache verschmelzen. Auf jeden Fall ist es eine besondere Art der Anerkennung der "Schöpfer", der schreibenden Gilde.
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Das Ionentriebwerk wäre ein Beispiel für einen Namen, der zunächst in der Science Fiction auftauchte. Der Entwickler hat in einem Interview erklärt, die Bezeichnung "Ionen-Antrieb" zum ersten Mal in einer Folge der klassischen Raumschiff-Enterprise-Serie gehört zu haben. Allerdings ist die Namensgebung absolut plausibel und die damaligen Drehbuchautoren der Sechziger Jahre haben sich bestimmt keine Vorstellung darüber gemacht, wie so ein Triebwerk eigentlich funktioniert.
Zu meiner guten alten Studentenzeit hatte sich übrigens ein Jungphysiker mal den Gag geleistet, unter die Liste der Praktikumsversuche das Experiment "Subraumspulen" zu mischen. Ist wohl niemandem aufgefallen.
Das stimmt so nicht ganz: Der Entwickler des Antriebs für die NASA-Sonde hatte mal in einem Beitrag diese Geschichte erzählt. Fakt ist aber, das an Idee und Prinzip des Ionenantriebs seit den 50ern geforscht wird. Die Behauptung, "Star Trek" hätte diesen Begriff geprägt, trifft also nicht zu.ThorstenK hat geschrieben:Das Ionentriebwerk wäre ein Beispiel für einen Namen, der zunächst in der Science Fiction auftauchte. Der Entwickler hat in einem Interview erklärt, die Bezeichnung "Ionen-Antrieb" zum ersten Mal in einer Folge der klassischen Raumschiff-Enterprise-Serie gehört zu haben.
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Re: Hat die Science-Fiction neue Begriffe geprägt?
Andreas Eschbach hat geschrieben:
Anders gefragt: Ist seit "Cyberspace" überhaupt mal wieder ein wirklich neuer Begriff geprägt worden?
Nach dieser Firma in 'Das Jesus-Video', die die Kamera produziert hat, hat sich ja sogar ein ganzer japanischer Konzern benannt...
Wie hieß die noch?
JVC
Jesus
Video
Camera
S.
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Teufel, heute in der Früh ist mir der Begriff eingefallen:
Ich hab vor ein paar Jahren mal in einem Call Center gearbeitet. Naja, jedenfalls haben wir dort immer wieder Post bekommen, komische Breife, die kein Mensch verstanden hat, Erlagscheine, aber keiner wusste wofür usw. Jedenfalls, wegwerfen konnte man das Zeug nicht, also kam es in eine eigene Ablage, die ziemlich schnell bekannt wurde als.... "die X Akten"
Das ist ein neuer Begriff, den jeder versteht und der aus der SF kommt.
Meine Arbeit ist getan, ich geh wieder schlafen.
Ich hab vor ein paar Jahren mal in einem Call Center gearbeitet. Naja, jedenfalls haben wir dort immer wieder Post bekommen, komische Breife, die kein Mensch verstanden hat, Erlagscheine, aber keiner wusste wofür usw. Jedenfalls, wegwerfen konnte man das Zeug nicht, also kam es in eine eigene Ablage, die ziemlich schnell bekannt wurde als.... "die X Akten"
Das ist ein neuer Begriff, den jeder versteht und der aus der SF kommt.
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- Andreas Eschbach
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Re: Hat die Science-Fiction neue Begriffe geprägt?
"Phalanx" stammt meines Wissens aus dem Altgriechischen, und zwar aus deren Militärhandbuch.Gurney hat geschrieben:Aus der Praxis: Ein IT-Sicherheitsmensch (StarTrek-Fan) meiner "Firma" nennt die dreier-Anordnung der Firewalls Geronimo, Sakura und Omaha die "Phalanx", in Anlehnung an klingonische Gefechtsszenarien.
Der ist OK, aber - eben alt.andreas hat geschrieben:Was ist denn mit dem guten alten Ausdruck "beamen"?
Ich seh schon, die SF klaut ihre Begriffe lieber von den Wissenschaftlern und beschränkt sich darauf, alteingesessenen Begriffen neue Namen zu geben ( "Farcaster" statt "Transmitter" z.B. ).
Re: Hat die Science-Fiction neue Begriffe geprägt?
"Alien" und "Matrix" halte ich für erklärungsbedürftig. Das sind meines Wissens nach keine Wörter, die von der SF stammen. Deren Bedeutungen wurden nur erweitert. Alien bedeutet Ausländer, Fremder, Außerirdischer. Ich habe bereits oft festgestellt, dass sich Leute über Außeridische wundern, die in einem Lied des Sängers Sting vorkommen. Nur in diesem Fall ist es kein Außerirdischer, sondern ein Engländer in New York. Und Matrix kommt außerhalb der SF nun häufig genug vor. Im überaus bekannten Film "Matrix" mit Keanu Reeves wird noch nicht einmal genau erklärt, was die Besonderheiten dieser Matrix sind (dafür ist es auch ein Spielfilm und kein wissenschaftlicher Vortrag).Andreas Eschbach hat geschrieben:Allgemein übliche SF-Begriffe scheinen mir entweder älter zu sein ("Alien", "Terraner", "Hyperraum") oder aus Fernsehserien zu stammen ("Phaser", "Warp", "Matrix", "Holodeck").
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Meines Wissens werden die ferngesteuerten Robotergreifarme "Waldos" genannt, nach einer SF-Story von Robert Heinlein, in der sie zum ersten Mal geschildert werden. Die Story hat sogar den Titeln "Waldo" (1942)
Bei Arthur C. Clarke könnte man unter Umständen auf fündig werden, den er schilderte zum ersten mal Kommuniktation über geostationäte Satelliten.
MB
Bei Arthur C. Clarke könnte man unter Umständen auf fündig werden, den er schilderte zum ersten mal Kommuniktation über geostationäte Satelliten.
MB