Museen in der SF?
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Re: Museen in der SF?
In der DC-Anthologieserie "Strange Adventures" gab es so um 1961-1965? eine von Gardner Fox getextete Unterserie namens Space Museum: Im 25. Jahrhundert spazieren Vater und Sohn durch die Exponate, bei denen es sich um teils völlig triviale Dinge wie Brillengläser, einen Zweig oder eine Feder handelt, und Papa erzählt dem neugierigen Junior einen Schwank aus der (Zukunfts-)Geschichte der Erde, bei dem der fragliche Gegenstand eine tragende Rolle gespielt hat.
Später spielte das Space Museum bei "Booster Gold" eine gewisse Rolle und hat in Heften von "Justice League of America", "Twilight" oder "Secret Origins" (letztes Heft) Einzelauftritte.
Später spielte das Space Museum bei "Booster Gold" eine gewisse Rolle und hat in Heften von "Justice League of America", "Twilight" oder "Secret Origins" (letztes Heft) Einzelauftritte.
The avalanche has already started. It is too late for the pebbles to vote.
Re: Museen in der SF?
Jack Vance
Die sterbende Erde(The Dying Earth)
Kapitel Guyal von Sfere
Der titelgebende Protagonist hat einen enormen Wissenshunger...zum Leidwesen seiner Umwelt:
"Doch nie ruhte sein Verstand, er wollte Näheres über alles wissen, was er sah und konnte gar nicht genug erfahren, bis sein Vater eines Tages verdrossen erklärte, er wolle keine weiteren Fragen hören. Alles Wissen sei einmal bekannt gewesen, das unwichtige und bedeutungslose habe man vergessen und der Rest genüge völlig für einen gesunden, normalen Menschen.
...
Als sein Vater diese grimmige Erklärung abgab, sagte Guyal: "Nur noch eine Frage, dann werde ich keine mehr stellen."
"Also gut", brummte sein Vater. "Eine Frage sei Dir noch gewährt."
"Du hast so oft den Kurator erwähnt. Wer ist er? Und wie kann ich ihn finden, um meinen Wissensdurst endlich zu befriedigen?"
Einen Augenblick lang musterte der Vater den Sohn, den er nun für hoffnungslos verrückt hielt. Dann erwiderte er mit ruhiger Stimme. "Der Kurator bewacht das Museum der Menschheit, das sich uralter Legende nach im Land der Fallenden Wand jenseits der Berge von Fer Aquila und nördlich von Ascolais befinden soll. Es ist nicht bekannt, ob das Museum der Menschheit noch existiert und der Kurator noch am Leben ist. Doch dünkt mir, wenn der Kurator wahrhaftig alles weiß, wie die Legende behauptet, dann müßte er wohl auch den Tod zu trotzen verstehen."
"Ich möchte den Kurator und das Museum der Menschheit aufsuchen", erklärte Guyal, "damit auch ich alles erfahre, was es zu wissen gibt."
Also macht er sich auf die Suche...und wird auch fündig:
"Die Quelle des Lichts war nicht zu erkennen. Es schien, als ströme es aus der Luft selbst, als flösse es aus jedem Atom - der ganze Raum war von geradezu belebender Helligkeit. Ein weicher, dicker Teppich bedeckte den Boden. Direkt neben der Tür lag ein kunstvoller Waffenrock, in Gold, Braun, Bronze, zweierlei Grüntönen, verschwommenem Rot und Kobaltblau bestickt in einem Glaskasten. Herrliche Stücke menschlicher Mode alter Zeiten waren daneben zur Schau gestellt. Entlang den Wänden reihten sich Tafeln aus edlem Holz, manche mit Reliefschnitzerei, andere mit ziseliertem Metall oder prachtvolller Emaillearbeit. Szenen aus alter Zeit waren auf gewebte und geflochtene Materialien gemalt. Unbeschreibbare Farbenmuster regten Sinne und Gemüt an.
An einer Seite der riesigen Halle waren Holzplatten, die rautenförmig mit Speckstein, Malachit und Jade eingelegt waren, und dazwischen glitzerten winzige Stückchen Zinnober, Rhodochrosit und Koralle. Gleich daneben waren leuchtende grüne Scheiben ausgestellt, die in verschiedenen Blautönen fluoreszierten, und darüber huschten Pünktchen in Rot und Schwarz. Anschließend fanden sich die Abbildungen von dreihundert wundervollen, verschiedenartigen Blumen einer vergangenen Zeit - eine Blütenpracht, wie die sterbende Erde sie längst nicht mehr hervorbringen konnte. Und genau so viele, den Schneeflocken nachgeahmte Sternenmuster von bezaubernder Feinheit waren zu sehen, und jedes unterschied sich vom anderen. All das und noch vieles mehr hatten begnadete Künstler hier für die Ewigkeit geschaffen.
...
Sie schritten weiter durch die riesige Museumshalle. Vorbei an den Werken unsterblicher Meister kamen sie, an unbeschreiblichen Erfindungen. Ehrfürchtig bestaunten sie alles.
...
"Ruft nach Licht", befahl Kerlin.
"Licht!" rief Guyal. "Licht, herbei, herbei!"
Helligkeit erfüllte die riesige Halle, die so groß war, daß die Säulen links und rechts sich wie dünne Stecken in der Ferne verloren. Ein Mann würde erschöpft zusammenbrechen, wollte er von einem zum anderen Ende laufen. In regelmäßigen Abständen befanden sich hier Reihe um Reihe der schwarzen Behälter mit Kupferbeschlägen, wie Guyal und Shierl sie beim Betreten des unterirdischen Raums bemerkt hatten. Über jedem schwebten, ohne sichtbare Halterung, fünf ähnliche Behälter in strenger Symmetrie.
"Was ist das?" fragte Guyal staunend.
"Ich wünschte, mein armes Gehirn wüßte nur ein Hundertstel dessen, was die Bänke hier speichern", keuchte Kerlin. "Sie sind unvorstellbar gewaltige Gehirne, vollgepfropft mit allem Wissen, was die Menschheit je niedergelegt hat. Hier sind längstvergessene Erkenntnisse früher und später Zeit zu finden, wundersame Berichte, die Geschichte von zehn Millionen Städten, der Urbeginn aller Zeit und das vorhersehbare Ende, der Grund menschlicher Existenz und der Grund für den Grund. Tag für Tag habe ich hier gewerkt und mich geplagt, und doch habe ich nicht viel mehr erreicht als eine Synopse oberflächlichster Art - ein Überblick über ein weites und mannigfaltiges Gebiet."
...
"Ich sterbe. Meine Zeit ist gekommen. Ich habe für die Erhaltung des Museums gesorgt, und gemeinsam haben wir die ihm drohende Gefahr beseitigt... Hört mir gut zu. Ich übergebe es euch zu treuen Händen. Ihr seid von nun an die Kuratoren, um es zu beschützen und zu erhalten."
"Aber wozu?" fragte Shierl. "Die Erde stirbt - wie Ihr... Wozu soll das Wissen da noch nutzen?"
"Es ist nun - wichtiger - denn je!" keuchte Kerlin. "Hört mich an: Die Sterne - sind hell. Die Sterne - tragen Leben! Die Speicher bergen - wundersamen Zauber -, der euch - zu jungen Welten - bringen kann."
Die sterbende Erde(The Dying Earth)
Kapitel Guyal von Sfere
Der titelgebende Protagonist hat einen enormen Wissenshunger...zum Leidwesen seiner Umwelt:
"Doch nie ruhte sein Verstand, er wollte Näheres über alles wissen, was er sah und konnte gar nicht genug erfahren, bis sein Vater eines Tages verdrossen erklärte, er wolle keine weiteren Fragen hören. Alles Wissen sei einmal bekannt gewesen, das unwichtige und bedeutungslose habe man vergessen und der Rest genüge völlig für einen gesunden, normalen Menschen.
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Als sein Vater diese grimmige Erklärung abgab, sagte Guyal: "Nur noch eine Frage, dann werde ich keine mehr stellen."
"Also gut", brummte sein Vater. "Eine Frage sei Dir noch gewährt."
"Du hast so oft den Kurator erwähnt. Wer ist er? Und wie kann ich ihn finden, um meinen Wissensdurst endlich zu befriedigen?"
Einen Augenblick lang musterte der Vater den Sohn, den er nun für hoffnungslos verrückt hielt. Dann erwiderte er mit ruhiger Stimme. "Der Kurator bewacht das Museum der Menschheit, das sich uralter Legende nach im Land der Fallenden Wand jenseits der Berge von Fer Aquila und nördlich von Ascolais befinden soll. Es ist nicht bekannt, ob das Museum der Menschheit noch existiert und der Kurator noch am Leben ist. Doch dünkt mir, wenn der Kurator wahrhaftig alles weiß, wie die Legende behauptet, dann müßte er wohl auch den Tod zu trotzen verstehen."
"Ich möchte den Kurator und das Museum der Menschheit aufsuchen", erklärte Guyal, "damit auch ich alles erfahre, was es zu wissen gibt."
Also macht er sich auf die Suche...und wird auch fündig:
"Die Quelle des Lichts war nicht zu erkennen. Es schien, als ströme es aus der Luft selbst, als flösse es aus jedem Atom - der ganze Raum war von geradezu belebender Helligkeit. Ein weicher, dicker Teppich bedeckte den Boden. Direkt neben der Tür lag ein kunstvoller Waffenrock, in Gold, Braun, Bronze, zweierlei Grüntönen, verschwommenem Rot und Kobaltblau bestickt in einem Glaskasten. Herrliche Stücke menschlicher Mode alter Zeiten waren daneben zur Schau gestellt. Entlang den Wänden reihten sich Tafeln aus edlem Holz, manche mit Reliefschnitzerei, andere mit ziseliertem Metall oder prachtvolller Emaillearbeit. Szenen aus alter Zeit waren auf gewebte und geflochtene Materialien gemalt. Unbeschreibbare Farbenmuster regten Sinne und Gemüt an.
An einer Seite der riesigen Halle waren Holzplatten, die rautenförmig mit Speckstein, Malachit und Jade eingelegt waren, und dazwischen glitzerten winzige Stückchen Zinnober, Rhodochrosit und Koralle. Gleich daneben waren leuchtende grüne Scheiben ausgestellt, die in verschiedenen Blautönen fluoreszierten, und darüber huschten Pünktchen in Rot und Schwarz. Anschließend fanden sich die Abbildungen von dreihundert wundervollen, verschiedenartigen Blumen einer vergangenen Zeit - eine Blütenpracht, wie die sterbende Erde sie längst nicht mehr hervorbringen konnte. Und genau so viele, den Schneeflocken nachgeahmte Sternenmuster von bezaubernder Feinheit waren zu sehen, und jedes unterschied sich vom anderen. All das und noch vieles mehr hatten begnadete Künstler hier für die Ewigkeit geschaffen.
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Sie schritten weiter durch die riesige Museumshalle. Vorbei an den Werken unsterblicher Meister kamen sie, an unbeschreiblichen Erfindungen. Ehrfürchtig bestaunten sie alles.
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"Ruft nach Licht", befahl Kerlin.
"Licht!" rief Guyal. "Licht, herbei, herbei!"
Helligkeit erfüllte die riesige Halle, die so groß war, daß die Säulen links und rechts sich wie dünne Stecken in der Ferne verloren. Ein Mann würde erschöpft zusammenbrechen, wollte er von einem zum anderen Ende laufen. In regelmäßigen Abständen befanden sich hier Reihe um Reihe der schwarzen Behälter mit Kupferbeschlägen, wie Guyal und Shierl sie beim Betreten des unterirdischen Raums bemerkt hatten. Über jedem schwebten, ohne sichtbare Halterung, fünf ähnliche Behälter in strenger Symmetrie.
"Was ist das?" fragte Guyal staunend.
"Ich wünschte, mein armes Gehirn wüßte nur ein Hundertstel dessen, was die Bänke hier speichern", keuchte Kerlin. "Sie sind unvorstellbar gewaltige Gehirne, vollgepfropft mit allem Wissen, was die Menschheit je niedergelegt hat. Hier sind längstvergessene Erkenntnisse früher und später Zeit zu finden, wundersame Berichte, die Geschichte von zehn Millionen Städten, der Urbeginn aller Zeit und das vorhersehbare Ende, der Grund menschlicher Existenz und der Grund für den Grund. Tag für Tag habe ich hier gewerkt und mich geplagt, und doch habe ich nicht viel mehr erreicht als eine Synopse oberflächlichster Art - ein Überblick über ein weites und mannigfaltiges Gebiet."
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"Ich sterbe. Meine Zeit ist gekommen. Ich habe für die Erhaltung des Museums gesorgt, und gemeinsam haben wir die ihm drohende Gefahr beseitigt... Hört mir gut zu. Ich übergebe es euch zu treuen Händen. Ihr seid von nun an die Kuratoren, um es zu beschützen und zu erhalten."
"Aber wozu?" fragte Shierl. "Die Erde stirbt - wie Ihr... Wozu soll das Wissen da noch nutzen?"
"Es ist nun - wichtiger - denn je!" keuchte Kerlin. "Hört mich an: Die Sterne - sind hell. Die Sterne - tragen Leben! Die Speicher bergen - wundersamen Zauber -, der euch - zu jungen Welten - bringen kann."
- Andreas Eschbach
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Re: Museen in der SF?
Wenn ich's recht bedenke, ist das Pashkanarium in "Quest" auch eine Art Museum. Es ist sogar "das" Museum schlechthin (die Sammlung allen Wissens). Nur eben etwas aufwändig zu besuchen.breitsameter hat geschrieben: Im Buchbereich gibt es z.B. das Archiv/Bibliothek/Museum des verstorbenen Kaisers in »Die Haarteppichknüpfer«.
- Chanur
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Re: Museen in der SF?
Im Buch wird das Museum noch ein wenig ausführlicher beschrieben.Kringel hat geschrieben:Da fällt mir spontan das Archiv der "Sprechenden Ringe" (und der zerfallenden Bücher) in George Pals Verfilmung der Zeitmaschine ein.
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Re: Museen in der SF?
Ich weiss zwar keine genauen Buchnamen, aber ich bin mir sicher, dass in McDevitts Buecher um den Kunsthaendler Alex Benedict haufenweise kurze Besuche in irgendwelchen Museen stattfinden. Nicht verwunderlich, wo sich diese Serie doch fast immer in der Zukunft spielend um sonderbare Dinge in der Vergangenheit dieser Zukunft drehen. Was keiner so gelungen und spannend hinbekommt, wie McDevitt!
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Re: Museen in der SF?
Wo es schon zweimal erwähnt wurde: Im Splitter im Auge Gottes kamen zwei Museen vor. Eins für Kunst und eins für historische Technik.
Anderswo known as Yart Fulgen
Re: Museen in der SF?
TV-TippJorge hat geschrieben: Douglas Preston/Lincoln Child
Relic - Museum der Angst
Wurde auch verfilmt.
Das Relikt - Museum der Angst
ZDF, 05.08.13, 22.15h
Frank Belknap Long
Das Grauen aus den Bergen(The Horror from the Hills)
http://www.festa-verlag.de/das-grauen-a ... ergen.html
Re: Museen in der SF?
Richard Kochbreitsameter hat geschrieben:Im Buchbereich gibt es den Gastauftritt des Deutschen Museums in
Der Ring der sechs Welten
http://www.sf-leihbuch.de/static/buch582.htm
Re: Museen in der SF?
Steven Millhauser
Das Barnum-Museum(The Barnum Museum)
"Die Museumsforscher arbeiten hinter verschlossenen Türen in kleinen Räumen in abgelegenen Trakten der obersten Stockwerke. Das Publikum hat zu diesen Räumen keinen Zutritt, doch manche Besucher wollen auf ihren Streifzügen durch die oberen Ausstellungen schon flüchtige Blicke in schmale Flure und vielleicht eine geöffnete Tür geworfen haben. In den Räumen stapeln sich angeblich staubige Bücher vom Boden bis zur Decke. Obwohl die Existenz der Forscher ungewiss ist, haben wir keine Zweifel, dass es sie wahrscheinlich gibt; obwohl die Art ihrer Arbeit unbekannt ist, haben wir keine Zweifel, dass sie notwendig ist. In diesen abgelegenen Räumen wird sich das Museum seiner selbst bewusst, reflektiert über sich und spricht in Worten über sich, die niemand liest. Die Forschungsergebnisse werden anscheinend selten veröffentlicht, und dann in schweren Bänden, die Teil gewaltiger, vielbändiger Sammlungen sind, die in den Obergeschossen des Museums gelagert und nur von anderen Forschern konsultiert werden. Manchmal geht in einem schmalen Flur in einem Obergeschoss eine Tür auf, und ein kalkweißer Mann erscheint. Die Gestalt verschwindet so schnell hinter der Tür, dass wir nicht sicher sein können, ob wir auch wirklich einen der legendären Forscher gesehen haben, die flüchtig sind wie Elfen, oder ob wir ihn, außerstande, die Stille, die leeren Flure, die geschlossenen Türen zu ertragen, durch ein winziges Beben unserer Augenmuskeln, durch fotochemische Reaktionen in unseren Stäbchen und Zäpfchen, durch feuernde Zellen in der Sehrinde ins Leben gerufen haben."(S.98 - 99)
...
"Die Museumseremiten müssen von den Bettlern und Pennbrüdern, die gelegentlich versuchen, sich im Museum häuslich einzurichten und sich in dunklen Nischen herumdrücken, die Besucher stören und in den unteren Gängen schlafen, sorgfältig unterschieden werden. Die Wächter halten beständig nach solchen Eindringlingen Ausschau und geleiten sie dann nachdrücklich, aber diskret hinaus. Die Eremiten dagegen sind eine kleine und streng disziplinierte Sekte, denen der dauerhafte Aufenthalt im Museum gestattet ist. Ihre Haare sind kurz, ihre dunklen Roben schlicht und sauber, ihr Schweigegelübde unverletzlich. Sie trinken Wasser, essen übrig gebliebene Brötchen von den Cafes im Freien und schlafen in mit Seilen abgeteilten Ecken bestimmter Säle auf dem nackten Fußboden. Anscheinend glauben sie, die Welt außerhalb des Museums sei eine Täuschung und dass ein wahres Leben nur innerhalb seiner Mauern möglich sei. Dieser Glaube wird ihnen ohne ihre Zustimmung oder Ablehnung zugeschrieben; sie selbst bleiben stumm. Die Eremiten sind häufig junge Männer und Frauen in den Zwanzigern oder Anfang dreißig; sie sind keine fremde Sekte, sondern in unserer Stadt und ihren Vororten geboren; sie sind unsere Kinder."(S.101)
...
"Unter den Myriaden von Sälen und Kammern des Barnum-Museums kommen wir in einen vollen Raum, der weitgehend wie die anderen aussieht, doch wenn wir unsere Hand auf das blaue Samtseil legen, fällt sie durch leere Luft. In diesem Raum gelangen wir mit Leichtigkeit durch die bemalten Wandschirme, die Glasschaukästen, die Gestelle und Postamente, die dunklen Eichenstühle und -bänke an den Wänden, und dabei schauen wir angespannt, fahren mit den Händen umher und wackeln mit den Fingern. Die Bilder bleiben von unserer Durchdringung unberührt. Manchmal, wenn wir an einem Mann oder einer Frau in der Menge vorbeigehen, sehen wir, wie unsere Arme durch Armränder hindurchgleiten. Hier und da fallen uns Leute auf, die die Hand auf die Seile oder die Glaskästen legen; eine hübsche junge Frau lächelt und fächelt sich mit einer Hochglanzpostkarte Luft zu und setzt sich anmutig auf einen Stuhl; und nur weil sie sich so verhalten, erkennen wir, dass sie nicht unseresgleichen sind."(S.102)
aus
Steven Millhauser
Ein Protest gegen die Sonne
Short Storys
2009 Berlin Verlag
Das Barnum-Museum(The Barnum Museum)
"Die Museumsforscher arbeiten hinter verschlossenen Türen in kleinen Räumen in abgelegenen Trakten der obersten Stockwerke. Das Publikum hat zu diesen Räumen keinen Zutritt, doch manche Besucher wollen auf ihren Streifzügen durch die oberen Ausstellungen schon flüchtige Blicke in schmale Flure und vielleicht eine geöffnete Tür geworfen haben. In den Räumen stapeln sich angeblich staubige Bücher vom Boden bis zur Decke. Obwohl die Existenz der Forscher ungewiss ist, haben wir keine Zweifel, dass es sie wahrscheinlich gibt; obwohl die Art ihrer Arbeit unbekannt ist, haben wir keine Zweifel, dass sie notwendig ist. In diesen abgelegenen Räumen wird sich das Museum seiner selbst bewusst, reflektiert über sich und spricht in Worten über sich, die niemand liest. Die Forschungsergebnisse werden anscheinend selten veröffentlicht, und dann in schweren Bänden, die Teil gewaltiger, vielbändiger Sammlungen sind, die in den Obergeschossen des Museums gelagert und nur von anderen Forschern konsultiert werden. Manchmal geht in einem schmalen Flur in einem Obergeschoss eine Tür auf, und ein kalkweißer Mann erscheint. Die Gestalt verschwindet so schnell hinter der Tür, dass wir nicht sicher sein können, ob wir auch wirklich einen der legendären Forscher gesehen haben, die flüchtig sind wie Elfen, oder ob wir ihn, außerstande, die Stille, die leeren Flure, die geschlossenen Türen zu ertragen, durch ein winziges Beben unserer Augenmuskeln, durch fotochemische Reaktionen in unseren Stäbchen und Zäpfchen, durch feuernde Zellen in der Sehrinde ins Leben gerufen haben."(S.98 - 99)
...
"Die Museumseremiten müssen von den Bettlern und Pennbrüdern, die gelegentlich versuchen, sich im Museum häuslich einzurichten und sich in dunklen Nischen herumdrücken, die Besucher stören und in den unteren Gängen schlafen, sorgfältig unterschieden werden. Die Wächter halten beständig nach solchen Eindringlingen Ausschau und geleiten sie dann nachdrücklich, aber diskret hinaus. Die Eremiten dagegen sind eine kleine und streng disziplinierte Sekte, denen der dauerhafte Aufenthalt im Museum gestattet ist. Ihre Haare sind kurz, ihre dunklen Roben schlicht und sauber, ihr Schweigegelübde unverletzlich. Sie trinken Wasser, essen übrig gebliebene Brötchen von den Cafes im Freien und schlafen in mit Seilen abgeteilten Ecken bestimmter Säle auf dem nackten Fußboden. Anscheinend glauben sie, die Welt außerhalb des Museums sei eine Täuschung und dass ein wahres Leben nur innerhalb seiner Mauern möglich sei. Dieser Glaube wird ihnen ohne ihre Zustimmung oder Ablehnung zugeschrieben; sie selbst bleiben stumm. Die Eremiten sind häufig junge Männer und Frauen in den Zwanzigern oder Anfang dreißig; sie sind keine fremde Sekte, sondern in unserer Stadt und ihren Vororten geboren; sie sind unsere Kinder."(S.101)
...
"Unter den Myriaden von Sälen und Kammern des Barnum-Museums kommen wir in einen vollen Raum, der weitgehend wie die anderen aussieht, doch wenn wir unsere Hand auf das blaue Samtseil legen, fällt sie durch leere Luft. In diesem Raum gelangen wir mit Leichtigkeit durch die bemalten Wandschirme, die Glasschaukästen, die Gestelle und Postamente, die dunklen Eichenstühle und -bänke an den Wänden, und dabei schauen wir angespannt, fahren mit den Händen umher und wackeln mit den Fingern. Die Bilder bleiben von unserer Durchdringung unberührt. Manchmal, wenn wir an einem Mann oder einer Frau in der Menge vorbeigehen, sehen wir, wie unsere Arme durch Armränder hindurchgleiten. Hier und da fallen uns Leute auf, die die Hand auf die Seile oder die Glaskästen legen; eine hübsche junge Frau lächelt und fächelt sich mit einer Hochglanzpostkarte Luft zu und setzt sich anmutig auf einen Stuhl; und nur weil sie sich so verhalten, erkennen wir, dass sie nicht unseresgleichen sind."(S.102)
aus
Steven Millhauser
Ein Protest gegen die Sonne
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2009 Berlin Verlag
- Nina
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Re: Museen in der SF?
In "Doctor Who" kommt es mehrfach zu einem Museumsbesuch. Unter anderen wird ein depressiver Vincent Van Gogh in die Gegenwart mitgenommen, um ihm im Louvre zu zeigen, wie viel er geleistet hat.
Aber im Laufe der Serie sind sie auf jeden Fall immer wieder mal im Museum.
Aber im Laufe der Serie sind sie auf jeden Fall immer wieder mal im Museum.
- Badabumm
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Re: Museen in der SF?
Tippt ihr die Zitate ab? Oder gibt es die als Fertig-Text????
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“
Harald Lesch
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- Nina
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Re: Museen in der SF?
Ich habe mir jetzt "The Ark" von Patrick S. Tomlinson zu Gemüte geführt. Das spielt auf einem Generationenraumschiff. Da die Erde untergehen sollte, hat man die exklusivsten Kunstwerke der Erde mit an Bord gebracht. Diese ausgestellten Kunstwerke und ein großangelegter Kunstraub spielen im Zuge eines Kriminalfalls tatsächlich eine entscheidende Rolle.