inspiriert sf die wissenschaft?

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andreas
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inspiriert sf die wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von andreas »

hallo,

eine frage die mich immer mal wieder beschäftigt ist, inwiefern die sf die aktuelle wissenschaft inspiriert. kennt jemand beispiele in denen ideen von sf-autoren von der wissenschaft aufgenommen wurden?

ein beispiel: im spiegel war mal ein artikel (ein paar jahre her) in denen sich nasaleute mit der theorie des warp-antriebs beschäftigten.

interessieren würde mich:

- die idee
- autor der idee
- namen der wissenschaftler oder institute die sich mit dieser idee auseinander setzten oder setzen
Scott
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Ungelesener Beitrag von Scott »

Natürlich inspiriert sie die Wissenschaft. Für mich bietet die Sci-Fi viel Freiraum für wissenschaftliche Träumereien, welche sich sogar womöglich bewahrheiten können.

Vgl. William Gibson und seinen Cyberspace.
"Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away." - Philip K. Dick
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Jorge

Re: inspiriert sf die wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von Jorge »

ein beispiel: im spiegel war mal ein artikel (ein paar jahre her) in denen sich nasaleute mit der theorie des warp-antriebs beschäftigten.

interessieren würde mich:

- die idee
- autor der idee
- namen der wissenschaftler oder institute die sich mit dieser idee auseinander setzten oder setzen[/quote]

Meinst du damit den sog. "Tunnel-Effekt"?
Ein deutscher Wissenschaftler scheint vor ein paar Jahren bewiesen zu haben, daß unter gewissen Umständen Signale oder Informationen mit Überlichtgeschwindigkeit übertragen werden können. Das ganze hat für viel Aufsehen gesorgt und ist in der Fachwelt immer noch umstritten; ein paar Revolverblätter haben das ganze dahingehend aufgeblasen, das das Beamen bzw. Fliegen mit Überlichtgeschwindigkeit ala "Star Trek" schon bald möglich sei.
Es gab auch eine Dokumentation im TV zum Thema, ich schaue mal nach, wie der Wissenschaftler und die daran beteiligten Institute hießen.
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Wissenschaft und Science Fiction beeinflussen sich gegenseitig . Die Wirkung der Science Fiction ist begrenzt, weil z.B. die Erfindungen der SF nicht detailliert genug sind und die Durchführbarkeit der Erfindungen eher am Rande interessieren. Sie bietet jedoch viele interessante Ansatzpunkte für wissenschaftliche Forschung.

Ebenso schauen viele SF-Autoren, was die Wissenschaft für möglich hält und extrapolieren in die Zukunft hinein. So sind viele SF-Autoren auch gleichzeitig wissenschaftlich ausgebildet. Zukunftsliteratur und wissenschaftliche Zukunftsstudien setzen unterschiedliche Schwerpunkt, z.B. was die Wahrscheinlichkeit der Entwicklungen betrifft.

Steinmüller, Angela und Karlheinz
Literatur als Prognostik:
Das Zukunftsbild der utopischen Literatur der DDR in den fünfziger und sechziger Jahren
WerkstattBericht 9, Gelsenkirchen 1994, http://www.sfz.de

"Gestaltbare Zukünfte" Zukunftsforschung und Science Fiction
WerkstattBericht 13, Gelsenkirchen 1995, http://www.sfz.de

Burmeister, Klaus / Steinmüller, Karlheinz (Hg.)
Streifzüge ins Übermorgen. Science Fiction und Zukunftsforschung
ZukunftsStudien Band 6, Weinheim 1992
http://www.sfz.de

Die ESA hat ein Programm eingerichtet, um nach vielversprechenden Innovationen aus der Literatur zu suchen.
Innovative Technologies from Science Fiction for Space Applications (ITSF)
http://www.itsf.org/index.php


Ion drives: Science fiction or science fact?
30 July 2003
Science fiction movie fans know that, if you want to travel short distances from your home planet, you would use a sublight 'ion drive'. However, is such an ion drive science fiction, or science fact?
The answer lies somewhere in between. Ion engines date back to at least 1959. Two ion engines were even tested in 1964 on the American SERT 1 satellite - one was successful, the other was not.
http://www.esa.int/export/esaCP/SEM3JQX ... dex_0.html


Winner announced for science fiction competition
September 2003
Selected by an international jury out of 104 entries from 36 countries, Lavie Tidhar’s story Temporal Spider, Spatial Webs is the winner of this year’s Clarke-Bradbury International Science Fiction Competition.
The story is about Spider, an intelligent rock drifting through space listening to and absorbing everything – especially music – and looking for a place to nest and lay his children.Winner announced for science fiction competition
“This story was chosen because of the quality of writing, the technology idea behind the story and the poetic feel to the text,” says jury member David Raitt, of ESA’s Technology Transfer and Promotion Office. “The impression is given of a vision of a future which is strange and different.”
http://www.esa.int/export/esaCP/SEME6BZ ... dex_0.html

Zukunftsforschung und Science Fiction sind unterschiedlich. Dennoch sind häufig Überschneidungen feststellbar. Bei Futur, dem deutschen Forschungsdialog, sind Szenarien zu finden, wie wichtig befundene Innovationen in der Zukunft einsetzbar sind.
http://www.futur.de
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Hier sind noch zwei Links zum Thema Wissenschaft und Science Fiction

unimagazin Nr. 3/01Science Fiction – Science Facts.
Die imaginäre Kraft der Wissenschaft
http://www.unicom.unizh.ch/unimagazin/2001/3/

Ausstellung der Volkswagenstiftung mit Schwerpunkt Nanotechnologie und Science fiction.
Hier finden sich ein paar Essays zum Thema wie sich Science Fiction und Wissenschaft prägen.
http://www.scienceandfiction.de
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Scott hat geschrieben:Natürlich inspiriert sie die Wissenschaft. Für mich bietet die Sci-Fi viel Freiraum für wissenschaftliche Träumereien, welche sich sogar womöglich bewahrheiten können.

Vgl. William Gibson und seinen Cyberspace.
Lange vor William Gibson hat Stanislaw Lem mit der Phantomatik die künstliche Realität erdacht. Gibsons Neuromancer ist sicherlich wesentlich bekannter, eine Initialzündung des Cyberspace in der Gesellschaft.

„(...) Interessanterweise verfaßte (...) Stanislaw Lem sein technikphilosophisches Hauptwerk Summia technologiae. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Während Clarke die Technikentwicklung eher auf traditionelle Weise mit den Augen des Ingenieurs betrachtet, nutzt Lem stets das ungemein fruchtbare Modell der natürlichen Evolution. So ergibt sich nicht bei Clarke, wohl aber bei Lem ein komplexes Bild der Informations-Revolution: Mikrominiaturisierung, Mensch-Maschine-Interface, Computerisierung der Lebensumwelt des Menschen, Informationszüchtung, Imitologie und Phantomatik, Rekonstruktion des Menschen Pasquill auf die Evolution – die Wissenschaftssprache versagt angesichts der kühnen Visionen. Was wir heute wie im Fall von Cyberspace als überraschende Innovationen oder wie bei Computerviren als unliebsame Entdeckungen erleben, ist eher in Lems sich ständig verästelnden evolutionärem Ansatz als in Clarkes linearer Fortschrittskonzeption zu finden. (...)“
Karlheinz Steinmüller, Zukunftsforschung und Science Fiction: No Close Encounters, in: Burmeister, Klaus / Steinmüller, Karlheinz (Hg.), Streifzüge ins Übermorgen. Science Fiction und Zukunftsforschung, ZukunftsStudien Band 6, Weinheim 1992

Kurze Hinweise:
- Kurd Lasswitz beschreibt im Roman „Auf zwei Planeten“ eine Raumstation.
Kurd Lasswitz, Auf zwei Planeten, Heyne Verlag 1998 (der Roman erschien erstmals 1897)

- Hermann Oberth schildert in „Die Rakete zu den Planetenräumen“ (erstmals 1923 erschienen) die Verwendung von Sonnenspiegeln und Raketen (also Satelliten) zur drahtlosen Kommunikation. Wissenschaftliches Werk

- 1945 veröffentlichte Arthur C. Clarke in Wireless World seinen Artikel Extra Terrestrial Relays über die Kommunikation mittels Satelliten im geostationärem Orbit.

- Im Roman „2001 – Odyssey im Weltraum“ gibt es einen Swing-By der Discovery um den Jupiter. Ähnliches machen die Voyager-Sonden in der Realität.

- Am Ende von „3001“ nennt Arthur C. Clarke, die Quellen seiner Ideen für die technischen Entwicklungen.

Es gibt viele weitere Beispiele SF-Wissenschaft, z.B. die Dyson-Sphäre, Weltraumfahrstühle, Computer etc. Weiter oben habe ich interessante Bücher genannt, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Karlheinz Steinmüller ist sowohl SF-Autor als auch Zukunftsforscher.
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Hausrocker Dewi
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Ich schon wieder

Ungelesener Beitrag von Hausrocker Dewi »

Ich mache mich jetzt mal gänzlich unbeliebt, in dem ich den Beteiligten dieses Threads widerspreche: Auch, wenn Sci-Fi-Fans das gerne hätten - die Wissenschaft wird von der Science Fiction wenig bis gar nicht inspiriert.

Manchmal ist es leider andersrum - die Science Fiction hat immer wieder elementare Strömungen und Trends schlichtweg verpennt. Bis in die 70er herrschte der feste Glaube, die Roboter würden das A und O der Zukunft. Auf die Idee, das Computer (immerhin schon seit den 50ern in Gebrauch!) eine Schlüsselrolle spielen würden, kamen nur sehr, sehr wenige Autoren (und da kann man statistisch von Zufallstreffern sprechen, denn bei der Bandbreite der Ideen musste irgendwas ja stimmen - das ist wie bei Hellsehern).

Auch, was Gesellschaftsformen in der SF angeht, haben sich die Autoren nicht mit Ruhm bekleckert - der Ost/West-Konflikt wurde so oft noch auf hunderte von Jahren in die Zukunft zementiert, da muss man schon von einer mangelnden Kenntnis der Vergangenheit reden (jedes Imperium und jeder Machtblock hat ein Verfallsdatum - Parkinsonsches Gesetz, wenn ich mich nicht irre).

Ich sehe das nicht als Manko, denn schließlich ist Science Fiction in erster Linie Literatur, und nicht Futurologie. Das wäre so, als würde man von Zorro erwarten, ein authentisches Bild von Kalifornien im 19. Jahrhundert zu zeichnen.

SF ist primär dazu da, HEUTIGE Sichtweisen und Erkenntnisse in ein futuristisches Ambiente zu übertragen, um auf dem Weg der Spiegelung eine Identifikation des Lesers/Zuschauers zu ermöglichen.

Klar hat es Autoren gegeben, die "wirklich" versucht haben, die Zukunft oder andere Welten ausserhalb des aktuellen Kontexts darzustellen (Hal Clement), aber das ist zumeist fruchtlos, denn: der Mensch kann nur verstehen, was in seine Denkschemata passt. Und damit ist die Darstellung wirklich "anderer" (alien) Wesen und Welten für uns im wahrsten Sinne des Wortes "unvorstellbar".

Aber das ist noch nicht alles: Billige Pulp-SF hat der Wissenschaft oft genug geschadet, denn sie kolportiert ein Bild der Zukunft, in der wie heute alles mit einer Kanone und zusammengekniffenen Arschbacken durchstehbar ist. In der Welt der Trivial-SF ist kein Platz für den SF-Cowboy, der beim coolen verlassen seines Kreuzers kurzerhand tot umkippt, weil ihn Alienviren sofort lahmgelegt haben. Und aus dieser "Da draussen ist es auch nicht anders als hier"-Einstellung sind hunderte von irrigen Vorstellungen über Zukunft und Weltall gewachsen, gegen die Wissenschaftler heute verzweifelt ankämpfen.

Trotzdem will ich nicht unerwähnt lassen, dass Science Ficition natürlich in dem Maße der Wissenschaft förderlich ist, in dem sie junge Menschen dazu animiert, sich mit Astronomie, Physik, Raumfahrt, etc. zu beschäftigen. Es mag sein, dass viele kluge Köpfe am MIT ihre Kindheit mit Star Trek verbracht haben.

Das kann aber auch daran liegen, dass Wissenschaftler und Sci-Fi-Fans gleichermassen Geeks sind (Schnittmenge!) :lol:

So, genug klugeschissen für heute, ich mach'n Pfeil!

Torsten
Ulrich
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Re: Ich schon wieder

Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Hausrocker Dewi hat geschrieben:Ich mache mich jetzt mal gänzlich unbeliebt, in dem ich den Beteiligten dieses Threads widerspreche: Auch, wenn Sci-Fi-Fans das gerne hätten - die Wissenschaft wird von der Science Fiction wenig bis gar nicht inspiriert.
Hallo Hausrocker Dewi! Du machst dich auf keinen Fall unbeliebt. Du hast sogar Recht. Auf den ersten Blick scheint es tatsächlich Parallelen zwischen Science Fiction und Wissenschaft zu geben. Ist das aber tatsächlich so?

Ich hatte die Publikationen "Gestaltbare Zukünfte - Zukunftsforschung und Science Fiction" und "Streifzüge ins Übermorgen. Science Fiction und Zukunftsforschung" genannt. Bei näherer Betrachtung ist es sehr ernüchternd, wenn es um den Einfluss der SF auf die Wissenschaft geht. Es gibt keine Kausalkette von der Science Fiction zur Wissenschaft. Außerdem hatte ich schon geschrieben, dass die Wirkung der SF begrenzt ist. Du machst es auf jeden Fall deutlich genug. Es gibt Fehlprognosen in der SF. Ebenso werde nicht alle Entwicklungen in der Science Fiction vorhergesehen.

Es gibt aber tatsächlich Institutionen, wie z.B. die ESA, die sich tatsächlich mit Science Fiction beschäftigen. Als Wirtschaftswissenschaftler bin ich eher skeptisch.

Hier ist aber noch etwas.
In der Science Fiction gibt es Schutzanzüge aller Art. Die SERUNS in der Perry Rhodan Serie besitzen die vielfältigsten Funktionen. Im Film Predator gibt es einen Chamäleon-Anzug. Nanotechnology kann dabei helfen.
Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) erhielt von der US Army 50 Millionen Dollar, das sich kurz- und langfristige Ergebnisse von den Forschern erhofft. Vorstellungen reichen zu sehr leichten Anzügen, die Geschosse abwehren, mit Computern und Kommunikationsmöglichkeiten ausgestattet sind, vor chemischen und biologischen Waffen schützen.
BBC Berichte:
http://news.bbc.co.uk/1/hi/sci/tech/1554130.stm
http://news.bbc.co.uk/1/hi/technology/3154203.stm
Institute for Soldier Nanotechnologies:
http://www.aro.army.mil/soldiernano/
MIT Department of Mechanical Engineering
http://www-me.mit.edu/

Nanotechnologie in der Raumfahrt
http://www.ipt.arc.nasa.gov/

Die Delphi’98-Umfrage zeigt die Einschätzung der wichtigsten wissenschaftlichen Entwicklungen, auch in Sachen Raumfahrt, mit welcher Wahrscheinlichkeit und wann sie realisiert werden. Wer sich im Bereich der Science Fiction auskennt, kann diese Ergebnisse mit der SF-Literatur vergleichen.
Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung, Delphi’98-Umfrage, Studie zur globalen Entwicklung von Wissenschaft und Technik, Karlsruhe 1998
Download als pdf-Datei: http://www.isi.fhg.de/ti/Projektbeschre ... elphi.html
Ulrich
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Re: Ich schon wieder

Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Hausrocker Dewi hat geschrieben:Ich mache mich jetzt mal gänzlich unbeliebt, in dem ich den Beteiligten dieses Threads widerspreche: Auch, wenn Sci-Fi-Fans das gerne hätten - die Wissenschaft wird von der Science Fiction wenig bis gar nicht inspiriert.
Hallo Dewi. Kannst du ein paar Quellen nennen? Ich kann sie nämlich gut für meine Studienarbeit gebrauchen.
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Re: Ich schon wieder

Ungelesener Beitrag von Sven www.rechenkraft.de »

Ulrich hat geschrieben:...

Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) erhielt von der US Army 50 Millionen Dollar, das sich kurz- und langfristige Ergebnisse von den Forschern erhofft. Vorstellungen reichen zu sehr leichten Anzügen, die Geschosse abwehren, mit Computern und Kommunikationsmöglichkeiten ausgestattet sind, vor chemischen und biologischen Waffen schützen.
BBC Berichte:
http://news.bbc.co.uk/1/hi/sci/tech/1554130.stm
http://news.bbc.co.uk/1/hi/technology/3154203.stm
Institute for Soldier Nanotechnologies:
http://www.aro.army.mil/soldiernano/
MIT Department of Mechanical Engineering
http://www-me.mit.edu/

...
...Das Pentagon-Projekt "Objective Force Warrior" will im Rahmen des sogenannten "Künftigen Kampfsystems" (FCS) den "Hightech-Soldaten der Zukunft" entwickeln, der mehr oder weniger eine Art Zwischenschritt zwischen der fernsteuerbaren Drohne und einem autonom handelnden Robotersystem ist. Noch füllt der Soldat aus Fleisch und Blut, vor allem aber mit seinem "kognitiven System" aus, was die Technik nicht leisten kann. Ziel ist es, den Soldaten wie Cyborgs mit technischen Systemen auszustatten oder ihn in diesen einzuhüllen, um so seine Kapazität um das Zwanzigfache zur derzeitigen letalen Leistungskraft zu vergrößern. Bis 2010 will man die Vision, die die Grenzen des technisch Möglichen erkunden soll, auch umsetzen. Zum Ausmalen der "Kunst des Möglichen" soll ein Team an Futuristen, Systemingenieuren, Biologen, Militärexperten, Spezialisten für den menschlichen Faktor oder Autoren helfen, die möglicherweise noch einen anderen Schuss Science-Fiction einbringen sollen: "Der Objective Force Warrior (OFW) wird ein schrecklicher Krieger in einem unbesiegbaren Team sein, der als Erster sehen, als Erster verstehen, als Erster handeln und die Aktion zum Abschluss bringen kann."

Was man haben will, ist schon im Groben ausgeführt. Das individuelle Kampfsystem muss so leicht als möglich, so tödlich als möglich und voll integriert sein. Dazu gehören Waffen, ein Ganzkörper-Schutz vor Verletzungen, möglichst weitgehende Kommunikationsmöglichkeiten, leichte Energiespeicher, die einen 72-stündigen autonomen Kampfeinsatz erlauben, so dass der Hightech-Soldat nicht plötzlich ohne Strom dasteht, und natürlich Systeme wie Exoskelette, die seine Leistungsfähigkeit (Ausdauer, Mobilität, Geschwindigkeit, Tragkraft oder Reichweite) steigern ( Willkommen in Babylonien!).

"Innovative Technologien" sollen den Soldaten ermöglichen, den Feind aus größeren Entfernungen mit höherer Präzision und größeren Schäden zu treffen, während er gleichzeitig auf allen Kanälen senden und empfangen kann. Seine Wahrnehmung soll durch Techniken ergänzt, sein Gehirn durch "advanced situational awareness software" gestärkt werden, um nicht nur schnell agieren zu können, sondern auch nicht von der kommenden Informationsflut aus allen mitgeführten und vernetzten Systemen überrollt zu werden...

Gefunden bei Telepolis.
http://www.heise.de/tp/deutsch/html/res ... %20Zukunft


Da haben doch bestimmt etliche der beteiligten Ingenieure ihren Heinlein gelesen, oder?


Und das Sience Fiction tatsächlich Wissenschaft beeinflußt hat, das sieht man z.B. an Ziolkowski und v.Braun, wobei Ziolkowski zuvor von einem "Phantasten" beeinflußt wurde. :wink: http://www.frtg.de/privat/tph/
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Ulrich hat geschrieben:Zukunftsforschung und Science Fiction sind unterschiedlich. Dennoch sind häufig Überschneidungen feststellbar. Bei Futur, dem deutschen Forschungsdialog, sind Szenarien zu finden, wie wichtig befundene Innovationen in der Zukunft einsetzbar sind.
http://www.futur.de
Ich handle jetzt mal einzelne Punkte dieser ganzen Diskussion ab, deshalb ist hier zuerst einmal die Zukunftsforschung dran.

Tatsache ist, daß die Zukunftsforschung nichts anderes darstellt, als einen Mischmasch aus statistischer Hochrechnung und Astrologie im modernen Gewand. Praktisch keine der vorhergesagten Entwicklungen ist eingetreten - weder im kleinen, noch im großen. Die Futurologie ist ein Betrug am Kunden: das Versprechen etwas vorhersagen zu können, das man nicht vorhersagen kann.
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Re: Ich schon wieder

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Sven http://www.rechenkraft.de hat geschrieben:Und das Sience Fiction tatsächlich Wissenschaft beeinflußt hat, das sieht man z.B. an Ziolkowski und v.Braun, wobei Ziolkowski zuvor von einem "Phantasten" beeinflußt wurde. :wink: http://www.frtg.de/privat/tph/
Inwiefern wurden sie denn bitte beeinflußt? Dein Link führt zu Technologiephantasien aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die erste beschriebene Mondreise findet sich bei Cyrano de Bergerac. Hat er aber nun den Mondflug erfunden und die NASA später nur bei ihm abgekupfert?

Nein, denn man muß einerseits den Unterschied zwischen der Idee und der technischen Umsetzung sehen (der Traum vom Fliegen ist uralt, die Idee dafür ein Flugzeug zu verwenden kam aber erst aus der Wissenschaft), zum anderen aber auch verstehen, daß viele aus heutiger Sicht scheinbar tolle Vorhersagen nie welche waren. Wenn Verne in 40.000 Meilen unter dem Meer ein Riesen-U-Boot beschreibt, dann hat er extrapoliert, nicht erfunden, denn die Idee des U-Boots ist viel älter. Und so ist es sehr, sehr oft.

Die SF ist sehr gut darin, Ideen einem weiten Publikum vorzustellen und schmackhaft zu machen, jedoch ist sie nur äußerst selten der "Erfinder".
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Khaanara
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Ungelesener Beitrag von Khaanara »

Gab es nicht vor all zu langer Zeit ein Projekt der ESA, indem sich Wissenschaftler und Autoren zusammengesetzt, bzw. eine Mailingsliste hatten, um einige Gedankenspiele auf Umsetzung zu prüfen ?

Soweit ich weiß, war auch Andreas Eschbach daran beteiligt, da er damals im HR1 ein Interview darüber gab.

Auch haben bekannte amerikanische SF-Autoren beim SDI-Projekt mitgemacht, wenn ich mich noch richtig erinnere, das allerdings sich dann wirklich als Science Fiction herausgestellt hatte :lol:
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Da ich hier die meisten Beiträge verfasst habe und entschiedene Gegenmeinungen von Torsten Dewi und Breitsameter kommen, möchte ich noch etwas schreiben.

Futurologie, Zukunftsforschung und Technikvorausschau sind voneinander zu unterscheiden.

Die Zukunftsforschung beschäftigt sich mit der Zukunft als solche und ist nicht eingegrenzt. Die Technikvorausschau (Foresight) deckt nur einen kleinen der Zukunftsforschung ab und antizipiert Entwicklungen lediglich im Bereich der Wissenschaft und Technik sowie daraus herzuleitende Konsequenzen für die Gegenwart, Praxis-Beispiele sind die Delphi-Studien (mehrfache Expertenbefragungen) oder der jetzige Futur-Prozess der Bundesregierung.

Die Beteiligten an Vorausschau-Programmen erheben nicht den Anspruch umfassenden Wissens über die Zukunft.
„(...)Die Zukunft lässt sich zwar nicht voraussehen, aber die Chancen und Risiken lassen sich abschätzen, und die Bandbreite zukünftiger Entwicklungen lässt sich in einem kontinuierlichen Prozess in realistische Szenarien fassen, die Hinweise auf erwünschte und unerwünschte Entwicklungen und auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Steuerungsmöglichkeiten geben, um eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.
Vorausschau ist ein Instrument.
(...) „Die Zukunft“ kennt niemand. Vorausschau wird daher immer nur Annäherungen bereitstellen, damit sich die einzelnen Akteure auf die verschiedenen Zukünfte vorbereiten bzw. diese aktiv gestalten können. Die aktive Antizipation bewirkt daher in einigen Fällen sich selbst erfüllende oder sich selbst zerstörende Prophezeiungen.(...)
Kerstin Cuhls, Wie kann ein Foresight-Prozess in Deutschland organisiert werden?, 2000
breitsameter hat geschrieben:
Ulrich hat geschrieben:Zukunftsforschung und Science Fiction sind unterschiedlich. Dennoch sind häufig Überschneidungen feststellbar. Bei Futur, dem deutschen Forschungsdialog, sind Szenarien zu finden, wie wichtig befundene Innovationen in der Zukunft einsetzbar sind.
http://www.futur.de
Tatsache ist, daß die Zukunftsforschung nichts anderes darstellt, als einen Mischmasch aus statistischer Hochrechnung und Astrologie im modernen Gewand. Praktisch keine der vorhergesagten Entwicklungen ist eingetreten - weder im kleinen, noch im großen. Die Futurologie ist ein Betrug am Kunden: das Versprechen etwas vorhersagen zu können, das man nicht vorhersagen kann.
Von 530 ausgewerteten Thesen des ersten japanischen Delphi-Berichts aus dem Jahr 1971 sind bis 1991: 147 realisiert, 193 zum Teil realisiert, 190 nicht realisiert.
Kerstin Cuhls, Technikvorausschau in Japan, Ein Rückblick auf 30 Jahre Delphi-Expertenbefragungen, Heidelberg 1998, S. 203
190 Thesen von 530 sind innerhalb von 20 Jahren nicht realisiert worden, das sind immerhin 36 Prozent. Dennoch gibt es richtige "Vorhersagen". Zu beachten ist, dass im Nachhinein immer nur von den bestätigten Vorhersagen gesprochen wird. Die große Menge an falschen Prognosen wird vergessen.

Ich denke, dass dahinter mehr steckt als ein „Mischmasch aus statistischer Hochrechnung und Astrologie im modernen Gewand.“ Wenn auch nicht im großen Rahmen der Zukunftsforschung, sind Expertenbefragungen in Form von Delphi-Studien oder Szenarien in der unternehmerischen Planung vorhanden. In der Vergangenheit gab es Kritik an der Zukunftsforschung, weil sie plötzlich eintretende Ereignisse wie die Ölkrise von 1973 nicht hatten vorhersehen können.

Die Futurologie vermischt Prognose- und Planungsaspekte mit utopischen Vorstellungen. Der Begriff der Futurologie wird heute nicht mehr benutzt, weil kaum ein Wissenschaftler mehr einen so hohen Anspruch an sich stellt.

Die Vorhersagekraft staatlicher Technikvorausschau oder sogar die generelle Zukunftsforschung ist skeptisch zu beurteilen, weil vor allem die Marktakteure die Informationen über gewünschte Innovationen haben, also welche Produkte gebraucht werden. Der Staat maßt sich Wissen an, wenn er meint es besser zu können („Anmaßung von Wissen“, F. A. von Hayek). Vielleicht sind staatliche Vorausschauprogramme eine Art von gefördertem Lobbyismus. Und man sollte sich ohnehin nie einseitig auf Zukunftsaussagen verlassen.

Vorausschau-Aktivitäten können durchaus sinnvoll sein, insbesondere in Zusammenhang mit Technikfolgenabschätzung. Diese Technikbewertung schätzt die Entwicklungsmöglichkeiten ein und verdeutlicht mögliche Folgen der Technik.
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Der Streitpunkt liegt wohl darin, was unter „inspiriert“ zu verstehen ist. Das habe ich falsch verstanden und meinte nicht die Nennung einer SF-Technik und deren direkte Umsetzung, sondern mögliche Schnittmengen. Auch sei es zu klären, was „Wissenschaft“ bedeutet: nur wissenschaftliche Theorien oder die Herstellung technischer Artefakte. Eine weitere Frage ist, in welchem Umfang SF und Wissenschaft aufeinander einwirken. Und dass die Wirkung der SF begrenzt, weil es den Autoren nicht um die reale Durchführbarkeit geht, und die Autoren extrapolieren habe ich auch schon weiter oben geschrieben.
Anmerkung:
- Das U-Boot gab es bereits im amerikanischen Bürgerkrieg und erst später in Jules Vernes Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer
Ebenso
- „2001 – Odyssey im Weltraum“ ist eine gute Messlatte wo wir stehen. Im Gegensatz zu dem Roman sind die Mondflüge seit den siebziger Jahren eingestellt und eine halbfertige Raumstation umkreist die Erde. Arthur C. Clarke hat seine wissenschaftlichen Kenntnisse in den Roman bzw. Film einfliessen lassen und nicht daraus gewonnen.
- Im Gegensatz zu manchen Vorstellungen eines evolutionären Weges in den Weltraum (Raumstation-Mondlandung-Mondbasis) gab es einen Direktflug zum Mond und aus politischen Gründen im Kalten Krieg.

Ute Hoffmann und Lutz Marz deuten die wesentlichen Unterschiede zwischen (un-) möglichen Geräten der SF und (technischen) Leitbildern an und wo mögliche „Nahtstellen“ zu vermuten sind. Zum Beispiel könnte die Science Fiction die Meinung der Öffentlichkeit über eine Technologie oder die Richtung von Technikentwicklungen beeinflussen. Vgl. Leitbildperspektiven - Technische Innovationen zwischen Vorstellung und Verwirklichung, in: Gestaltbare Zukünfte" Zukunftsforschung und Science Fiction, Gelsenkirchen 1995

Für mich kommen manche reale Ereignisse eher wie Science Fiction vor, z.B. der Umgang der Amerikaner mit ihren Atombomben. Während die Nation sich vor einem Angriff der Sowjets fürchtet, wird in Nevada nur 100 km entfernt von Las Vegas eine Wasserstoffbombe gezündet. Siehe Michael Lights Dokumentation der amerikanischen Atombombentests „100 Sonnen“

Letztlich bleibt Science Fiction das, was sie immer schon war: Literatur.
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