Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab?

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Pogopuschel
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Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Das behauptet zumindest ein Autor auf Sueddeutsche.de: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte ... ar-gestern
Ich frage mich, in welchem Paralleluniversum der Autor dieses Artikels lebt. Wenn ich mir diese Liste mit SF-Kinostarts 2013 anschaue: http://www.scififilme.net/science-ficti ... e-2013.htm, und vergleiche, wie viel Fantasyfilme a la »Herr der Ringe« in den letzten zehn Jahren im Kino gelaufen sind, und welche neben dem »Hobbit« noch anlaufen werden, dann geht die Runde klar an die Science Fiction.
Auch »Game of Thrones« konnte keinen Boom an Fantasyserien auslösen, dafür starten in diesem Jahr unzählige SF-Serien (wenn auch keine Weltraumserien).
Superheldenfilme zähle ich jetzt mal nicht zur Fantasy.

Die Leidenschaft für Fantasy kommt bei mir immer noch (aus nostalgischen, historischen) Gründen vor der Science Fiction. Deshalb würde ich mich über einen Fantasyboom im Kino und im Fernsehen sehr freuen, nur blieb der bis auf wenige Filme (z. B. Narnia, Der goldene Kompass) aus.

Edit: der lange Kommentar unter dem Artikel ist übrigens sehr lesenswert
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Amtranik
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von Amtranik »

Pogopuschel hat geschrieben: Superheldenfilme zähle ich jetzt mal nicht zur Fantasy.
Sollte es aber meiner Meinung nach.
My.
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von My. »

Aber selbst, wenn man Superheldenfilme bei Fantasy mitrechnet, ändert sich an Pogopuschels Bewertung (resp. Feststellung) im Grunde nichts.

My.
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Pogopuschel
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Superheldenfilme sehe ich als ein Genre für sich. Egal ob dort die technischen oder magischen Elemente überwiegen.

Die im Artikel beschriebene Fantasy zeichnet sich ja laut Autor durch einen starken Weltenbau aus, der den Leser bzw. Zuschauer in eine völlig fremde Welt entführe.

Superhelden spielen in der Regel in unserer Welt. Dasselbe gilt für Harry Potter. Da geht es um eine magische Welt, die sich direkt unter uns befindet, sich den Augen der Normalen (Muggles) verbirgt. Ähnlich ist es bei Percy Jackson der Fall, wo sich sogar auf die Mythologie der alten Griechen bezogen wird.
Noch stärker ist dies der Fall bei Filmen wie Kampf der Titanen, in denen es ausschließ um die Mythologie geht.

Wenige Ausnahmen sind Filme wie Conan oder grottige direct-to-DVD Produktionen aus dem Dungeons und Dragons Universum.

Dementgegen staune ich immer wieder darüber, wie viele SF-Streifen dieses Jahr noch anlaufen werden: Elysium, Ender‘s Game, Gravity (also nicht nur Action-Baller-SF), After Earth, Pacific Rim, The Last Days on Mars uvm.
Auch im Serienbereich startet dieses Jahr einiges an SF.

Fantasy im Stil von Der Hobbit kann ich in der Kinoplanern nicht finden.

Mich wundert aber durchaus diese Diskrepanz zwischen SF im Kino und SF in Buchform, auch wenn es mit Wool jüngst einen SF-Bestseller gab.
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Guido Latz
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von Guido Latz »

Ohne jeden Zweifel kann man davon ausgehen, dass der ein oder andere Völker-Roman vermutlich besser verkauft wird, als viele SF-Titel. Ich habe aber 2 Probleme. Niemand sagt, wenn ein Buch schlecht läuft. Wenn also der ein oder andere - oder auch viele Völker-Romane - sehr gut laufen, dann würde ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass Fantasy generell in der Breite gut läuft. Mein zweites Problem ist, dass es zwischen SF- und Fantasy-Lesern sicher Überschneidungen gibt. Mein Eindruck ist aber auch, dass ein Fantasy-Fan sich eher öffentlich äußert, als ein SF-Fan. Wenn man also in x Foren unterwegs ist und "man" redet über Fantasy-Roman, dann scheint Fantasy "besser da zu stehen"; vielleicht schweigt der SF-Leser eher?
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Pogopuschel
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Der Eindruck entsteht sich er auch dadurch, dass in vielen Buchhandlungen das SF-Regal inzwischen vom Fantasy-Regal verschluckt wurde. Der Völkerfantasyboom ist nach meinem Eindruck inzwischen vorbei, auch wenn es die Verlage zum Hobbit-Start nochmal versucht haben.
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Guido Latz
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von Guido Latz »

Ich habe Null Ahnung, wie eine Buchhandlung 2013 von innen aussieht; maximal sehe ich noch Bahnhofsbuchhandlungen von innen...
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Pogopuschel
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Mal abgesehen von der Genrebuchhandlung »Otherland« gehe ich auch gerne mal in normale Buchhandlungen (dann aber eher auf der Suche nach Krimis, Thrillern und Belletristik), davon gibt es in Berlin ja auch einige. Bei Hugendubel und Thalia sieht es eigentlich immer gleich aus. Thriller und Regionalkrimis dominieren die Präsentationstische. Fantasy und Vampirschlampen sind noch recht häufig vertretenen, aber die Science Fiction ist auf wenige Titel in einer kümmerlichen Ecke zusammengeschrumpft. Kleinverlage gibt es dort sowieso nicht (außer bei Thalia in Hamburg, wenn ich da Alfreds Aussage recht in Erinnerung habe).

Vor 10 bis 15 Jahren waren die SF-Regale noch genauso groß wie die Fantasy. Und die sind inzwischen auch geschrumpft.
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von Amtranik »

Pogopuschel hat geschrieben:Superheldenfilme sehe ich als ein Genre für sich. Egal ob dort die technischen oder magischen Elemente überwiegen.

Die im Artikel beschriebene Fantasy zeichnet sich ja laut Autor durch einen starken Weltenbau aus, der den Leser bzw. Zuschauer in eine völlig fremde Welt entführe.

Superhelden spielen in der Regel in unserer Welt. Dasselbe gilt für Harry Potter. Da geht es um eine magische Welt, die sich direkt unter uns befindet, sich den Augen der Normalen (Muggles) verbirgt. Ähnlich ist es bei Percy Jackson der Fall, wo sich sogar auf die Mythologie der alten Griechen bezogen wird.
Noch stärker ist dies der Fall bei Filmen wie Kampf der Titanen, in denen es ausschließ um die Mythologie geht.

Wenige Ausnahmen sind Filme wie Conan oder grottige direct-to-DVD Produktionen aus dem Dungeons und Dragons Universum.

Dementgegen staune ich immer wieder darüber, wie viele SF-Streifen dieses Jahr noch anlaufen werden: Elysium, Ender‘s Game, Gravity (also nicht nur Action-Baller-SF), After Earth, Pacific Rim, The Last Days on Mars uvm.
Auch im Serienbereich startet dieses Jahr einiges an SF.

Fantasy im Stil von Der Hobbit kann ich in der Kinoplanern nicht finden.

Mich wundert aber durchaus diese Diskrepanz zwischen SF im Kino und SF in Buchform, auch wenn es mit Wool jüngst einen SF-Bestseller gab.

Da hast Du sicher recht. Ich hatte den Artikel zunächst auch nicht gelesen und dachte er bezöge sich auf Belletristik. Ich finde im Kino hat doch seit jeher die SF vor der Fantasy die erst Geige gespielt und das hat sich nach meiner Wahrnehmung auch nicht geändert. Wool kenn ich gar nicht, noch nie gehört und das trotz Bestseller und aller möglichen Miniverlagsbücher die ich normalerweise auf dem Schirm habe. Hab grad gegoogelt Du meinst Hugh Howey.. kannte nur den Deutschen Titel Silo. Auf das Buch bin ich auch schon gespannt. Steht noch ungelesen im Regal.
Superhelden ein eigenes Genre zu gönnen - könnt ich mich auch mit anfreunden.
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Mein Empfinden ist ähnlich. Kino und Buch haben gegensätzliche Verhältnisse von SF und Fantasy. Keine Ahnung warum.

Ich würde Superheldenfilme eher zur SF zählen, aber das bestätigt nur, dass es in der SF im Kino eine sehr große Bandbreite gibt, während Fantasy stark eingeschränkt ist.
Man könnte natürlich Märchen und Sherlock Holmes zur Fantasy zählen, aber tatsächlich kommen kaum klassische Fantasy-Geschichten ins Kino. Ich wage sogar zu behaupten, dass es für die gesamte Kinogeschichte gilt. Man findet mehr verfilmte SF-Klassiker, als Fantasy-Klassiker.
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von HMP »

Ich sehe das so wie Lapismont. Die Verhältnisse von Film zu Buch sind gegensätzlich. In meinen Augen hängt das mit mehreren Sachen zusammen.

Zum einen ist da die Akzeptanz. SF wird auch vom Nichtkenner als Film eher gesehen als Fantasy. Ich kenne genügend Menschen in meinem Umfeld, von denen ich weiß, dass sie kein SF-Buch gelesen haben, aber sich schon genügend SF-Filme angeschaut haben. Sie lesen aber durchaus Fantasy (im weitesten Sinne: "Biss", "Harry Potter" "Das Lied von Eis und Feuer") - schauen sich die aber dann allenfalls im Fernsehen an, gehen aber dafür nicht ins Kino. Fantasy-Filme sind für sie ... Kinder- oder Teenie-Filme. SF ist zumindest im Film etwas für Erwachsene. Blöde (und in meinen Augen falsche) Sicht der Dinge, aber so ist sie nun mal. Ich versuche immer den Fehler zu vermeiden, von meiner Sicht der Dinge auf andere zu schließen.

Ein anderer Grund, dass wenige (wirklich gute) Fantasy-Verfilmungen entstehen, besteht für mich mit darin, dass gerade in der Fantasy Mehrteilerwerke Gewohnheit sind. Wirklich in sich abgeschlossene Ein-Band-Werke gibt es, aber wenige. "Der Herr der Ringe" hätte nach dem ersten Teil zum Desaster werden können. Was wäre mit den Folge-Teilen geschehen? In der SF gibt es nach meiner Sicht der Dinge erheblich mehr verfilmbare Einzel-Werke. Oder in sich abgeschlossene Werke, deren nächsten Teil man drehen kann, aber nicht muss. Nur den ersten Teil von "Der Herr der Ringe", "Das Lied von Eis und Feuer", "Harry Potter" usw. zu verfilmen und dann mal abzuwarten, ob es sich lohnt weiter zu machen, wäre aber ... sagen wir wie eine Amputation.

Und ein weiterer Grund ist der (wie auch schon in gewissem Sinne angesprochen), dass der Nicht-SF- und Nicht-Fantasy-Kenner der SF zumindest einen gewissen Realitäts-Gehalt unterstellt (ob der nun gegeben ist oder nicht, ist eine andere Frage), während er bei der Fantasy generell von "hat was mit Märchen, Magie, Drachen etc. zu tun und ist daher völlig unrealistisch und so was schau ich nicht" ausgeht. Dass er es aber dennoch liest, ist eine leicht verquere Sicht der Dinge. (Und dass genügend Thriller-Verfilmungen oft genug auch jenseits jeder Realität sind, interessiert ihn in dem Zusammenhang nicht. Sie spielen in unserer Welt, könnten also schon wahr sein ... :-? )

Klassische SF ist darüber hinaus durchaus bekannt, klassische Fantasy weniger. Namen wie Asimov oder Clarke sind dem Leser vielleicht noch geläufig, Namen wie Moorcock, Donaldson, Martin eher nicht (so er sich in den Genres nicht so auskennt). Tolkien ist da sicher eine Ausnahme.

Ich könnte die Liste der Gründe noch weiter führen, die in meinen Augen zu dem umgekehrten Verhältnis zwischen Film und Buch führen, was SF und Fantasy betrifft. Aber ich denke für mich, dass sie in der Summe aller Gründe eben zu dem führen, was wir sehen: Im Kino dominiert SF, in den Regalen der Buchhandlungen Fantasy.
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a3kHH
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von a3kHH »

Pogopuschel hat geschrieben:Mal abgesehen von der Genrebuchhandlung »Otherland« gehe ich auch gerne mal in normale Buchhandlungen (dann aber eher auf der Suche nach Krimis, Thrillern und Belletristik), davon gibt es in Berlin ja auch einige. Bei Hugendubel und Thalia sieht es eigentlich immer gleich aus. Thriller und Regionalkrimis dominieren die Präsentationstische. Fantasy und Vampirschlampen sind noch recht häufig vertretenen, aber die Science Fiction ist auf wenige Titel in einer kümmerlichen Ecke zusammengeschrumpft. Kleinverlage gibt es dort sowieso nicht (außer bei Thalia in Hamburg, wenn ich da Alfreds Aussage recht in Erinnerung habe).

Vor 10 bis 15 Jahren waren die SF-Regale noch genauso groß wie die Fantasy. Und die sind inzwischen auch geschrumpft.
Ob und wie stark Kleinverlage in den Thalia- bzw. Hugendubel-Filialen vertreten sind hängt stark von den jeweiligen Buchhändlern ab. Bei Thalia-Hamburg/Mönckebergstraße "erzieht man sich seine Kunden" und kann dann eben für diese auch diverse Schmankerln parat halten. Nicht in den Mengen von Heyne und Bastei, aber doch deutlich präsent.
Keine SF-Kleinverlage gibt es bei Hudendubel in Hannover am Hauptbahnhof. Was ganz einfach daran liegt, daß diese Filiale auf Krimis spezialisiert ist. Nicht nur gibt es dort hervorragende Beratung in diesem Genre (Frau und Schwiegermutter profitieren regelmäßig davon), auch werden in diesem Genre ebenfalls Kleinverlage vorgehalten.
Mein Fazit diesbezüglich : Der klassische Buchhändler ist nicht tot, er hat nur einen anderen Arbeitsplatz. Ebenso wie die spezialisierte Buchhandlung sich als Filialist getarnt zu haben scheint. Dies würde dann im Umkehrschluß bei anders spezialisierten Buchhandlungen ein Ungleichgewicht bei der Präsentation von SF&F ergeben, das aus der Unkenntnis des anders oder nicht spezialierten Buchhändlers resultiert.
Deshalb bin ich mit Analysen, die auf Buchhandlungsvolumen basieren, sehr vorsichtig geworden.
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von ChristianW »

Pogopuschel hat geschrieben:Mal abgesehen von der Genrebuchhandlung »Otherland« gehe ich auch gerne mal in normale Buchhandlungen (dann aber eher auf der Suche nach Krimis, Thrillern und Belletristik), davon gibt es in Berlin ja auch einige. Bei Hugendubel und Thalia sieht es eigentlich immer gleich aus. Thriller und Regionalkrimis dominieren die Präsentationstische. Fantasy und Vampirschlampen sind noch recht häufig vertretenen, aber die Science Fiction ist auf wenige Titel in einer kümmerlichen Ecke zusammengeschrumpft. Kleinverlage gibt es dort sowieso nicht (außer bei Thalia in Hamburg, wenn ich da Alfreds Aussage recht in Erinnerung habe).

Vor 10 bis 15 Jahren waren die SF-Regale noch genauso groß wie die Fantasy. Und die sind inzwischen auch geschrumpft.
Hab ich letzte Woche bei unserem Hugendubel auch beobachtet. Dort gab es bis vor einigen Jahren einen separaten SF-Auslagentisch, der dann einigen Platz an Fantasy abgeben musste. Zuletzt hatte SF noch eine Ecke auf dem Präsentationstisch, mit Titeln wie "2312" oder Justifiers-Romanen. Letzte Woche gab's nicht mal mehr das SF-Eckchen, nur noch den in den letzten Jahren geschrumpften Regalplatz.

Andererseits finden sich Thriller, die auch der SF zuzuordnen sind wie etwa die Romane von Daniel Suarez, eben nicht bei SF, sondern bei den Thrillern.
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von Guido Latz »

Den Zusammenhang SF in Buchhandlungen und SF-Verkaufszahlen sehe ich jetzt aber nicht.
Von 1000 verkauften Atlantis-Büchern gehen vermutlich 1000 nicht über den stationären Buchhandel...
Nur pro forma, während die meisten via Amazon kaufen, muss da doch kein Buch stehen, das der Kunde schon hat, der keine Buchhandlung mehr betritt?
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ChristianW
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Re: Die Zukunft war gestern? Fantasy löst Science Fiction ab

Ungelesener Beitrag von ChristianW »

Guido Latz hat geschrieben:Den Zusammenhang SF in Buchhandlungen und SF-Verkaufszahlen sehe ich jetzt aber nicht.
Wer gezielt nach SF-Titeln sucht, wird auch andernorts als in der Buchhandlung fündig oder kann sich den evtl. nicht vorrätigen Titel dort bestellen lassen, wenn er nicht bei Amazon oder überhaupt selbst bestellen mag (oder wenn er "seine" Buchhandlung unterstützen will). Klar.

Aber die Laufkundschaft, die im Buchladen gern mal stöbert und so das eine oder andere Buch mitnimmt, auf das sie sonst nie gekommen wäre, die geht verloren, wenn Titel in der Buchhandlung nicht mehr angepriesen werden. Ich war in der Mittagspause im Hugendubel, was ich gelegentlich ganz gern mache (vor allem wenns draußen regnet ... außerdem liegt er quasi um die Ecke) und hab einfach gestöbert, hab mal in Büchern geblättert, wie zig andere Laufkunden dort auch. Ich hab dann tatsächlich zwei Thriller mitgenommen, die ich sonst sicher nicht gekauft hätte, weil ich davon noch nirgends gelesen hatte. Angebot schafft auch Nachfrage, auch wenn die Bestellungen bei Atlantis und anderen Genreverlagen davon vielleicht nicht direkt betroffen sind (sei froh ...), das Genre insgesamt schrumpft aber in der Wahrnehmung der Nicht-Hardcore-Genrefans - zumindest ist das mein Eindruck, wenn ich das Jahr 2013 mit früheren Jahren vergleiche, in denen Heyne & Co. mit SF viel präsenter im Buchladen waren.
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