Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Heute ist mir eine Rezension von Carsten Kuhr untergekommen:
http://www.phantastiknews.de/joomla/ind ... &Itemid=62
Er schreibt:
Ist die Zeit, in der die Überzeugung regierte, dass Anthologien, noch dazu Horror-Kollektionen unverkäuflich seien, wirklich vorbei? Schaut man sich die Produktionen der vielen agilen Kleinverlage an, so könnte man zu dieser Auffassung gelangen. Selbst Lübbe hat kürzlich eine neue Original-Horror-Anthologie auf den Markt gebracht! Und das ist gut so, brauchen doch Autoren wie Leser die Kurzgeschichte, um sich an den pointierten Texten zu erfreuen und zu erproben.
Dass es ausgerechnet die Spielart der unheimlichen Literatur ist, die die Renaissance der Kurzgeschichten-Sammlungen einläutet, kommt nicht ganz überraschend, sind die Horror-Leser doch oftmals aufgeschlossener gegenüber neuen Stimmen und kurzen Texten, als ihre Freunde der eher eingefahrenen Fantasy oder Science Fiction.
Der letzte Satz ließ mich dabei stutzen. Horror Leser seien oftmals aufgeschlossener als Freunde der SF oder Fantasy. Jetzt sind mir viele Horrorleser gar nicht so aufgeschlossen aufgefallen, aber wenn ich an andere Genres denke, trifft man oft Leute, die wenig experimentierfreudig in ihren Lesegewohnheiten sind.
Wie seht ihr das. Gibt es da Unterschiede je nachdem, welches Genre der Leser bevorzugt? Und gibt es überhaupt typische SF, Fantasy bzw. Horrorleser?
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Er schreibt:
Ist die Zeit, in der die Überzeugung regierte, dass Anthologien, noch dazu Horror-Kollektionen unverkäuflich seien, wirklich vorbei? Schaut man sich die Produktionen der vielen agilen Kleinverlage an, so könnte man zu dieser Auffassung gelangen. Selbst Lübbe hat kürzlich eine neue Original-Horror-Anthologie auf den Markt gebracht! Und das ist gut so, brauchen doch Autoren wie Leser die Kurzgeschichte, um sich an den pointierten Texten zu erfreuen und zu erproben.
Dass es ausgerechnet die Spielart der unheimlichen Literatur ist, die die Renaissance der Kurzgeschichten-Sammlungen einläutet, kommt nicht ganz überraschend, sind die Horror-Leser doch oftmals aufgeschlossener gegenüber neuen Stimmen und kurzen Texten, als ihre Freunde der eher eingefahrenen Fantasy oder Science Fiction.
Der letzte Satz ließ mich dabei stutzen. Horror Leser seien oftmals aufgeschlossener als Freunde der SF oder Fantasy. Jetzt sind mir viele Horrorleser gar nicht so aufgeschlossen aufgefallen, aber wenn ich an andere Genres denke, trifft man oft Leute, die wenig experimentierfreudig in ihren Lesegewohnheiten sind.
Wie seht ihr das. Gibt es da Unterschiede je nachdem, welches Genre der Leser bevorzugt? Und gibt es überhaupt typische SF, Fantasy bzw. Horrorleser?
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Steht da so halt erstmal nicht.Horror Leser seien oftmals aufgeschlossener als Freunde der SF oder Fantasy
Es geht ausschließlich um das Format der Kurzgeschichte. Nicht um Aufgeschlossenheit Genres gegenüber.
Und die hat tatsächlich auch in Deutschland nochmal eine ganz andere Tradition, ob als Belletristik, Comic oder TV-Serie, als die SF. Sprich: Comics wie "Horror-Schocker" (SEHR zu empfehlen!) verkaufen sich, wogegen ich kein reines SF-Comicmagazin weit und breit sehe. "Tales from the Crypt" o.ä. gibt es auf DVD, und die "Twilight Zone" hat ja neben SF- und Mystery- auch Episoden, die dem Horror nahe kommen. Reine SF-Anthologieserien auf DVD sehe ich nicht.
Insofern kann ich mir schon vorstellen, dass Horrorleser bzw. -konsumenten der Kurzgeschichte stärker zugetan sind.
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Zumindest was die Fantasy angeht, hat diese bezüglich der Kurzgeschichte nicht so eine (etablierte) Tradition, wie die Science-Fiction oder der Horror. In beiden Genres gibt es viele berühmte Kurzgeschichten und auch Autoren, die vor allem für ihre Kurzgeschichten bekannt sind.
In der Fantasy sehe ich das nur sehr eingeschränkt. Anfangs war Kurzgeschichte (und Novelle) durch Autoren wie Robert E. Howard und Fritz Leiber, die vor allem in Magazinen veröffentlichten durchaus verbreitet. Aber ab Tolkien hat sich die Langform etabliert. Es gibt zwar noch Ausnahmen, wie Karl Edward Wagner Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, und auch heute werden Fantasykurzgeschichten geschrieben, aber leide werden sie kaum beachtet.
Nachtrag: Samuel R. Delany und K.J. Parker sind vielleicht zwei Ausnahmen, die auch für ihre Novellen bekannt sind.
In der Fantasy sehe ich das nur sehr eingeschränkt. Anfangs war Kurzgeschichte (und Novelle) durch Autoren wie Robert E. Howard und Fritz Leiber, die vor allem in Magazinen veröffentlichten durchaus verbreitet. Aber ab Tolkien hat sich die Langform etabliert. Es gibt zwar noch Ausnahmen, wie Karl Edward Wagner Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, und auch heute werden Fantasykurzgeschichten geschrieben, aber leide werden sie kaum beachtet.
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Und was ist mit Kelly Link? Oder Jane Yolen, Stephen R. Donaldson, Haruki Murakami, C. L. Moore, Michael Moorcock, Clark Ashton Smith, unzähligen weiteren? Es gibt in allen Genres viele Kurzgeschichten, bloß werden sie in D oft nicht beachtet.
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
HorrorleserInnen sind wahrscheinlich grundsätzlich toleranter. Der Großteil ihrer Figuren befinden sich außerhalb der gesellschaftlichen Toleranz. Wen mann das einfach so liest, grreift man bestimmt auch zu Lyrik oder zum BGB, rein aus Neugierde. Und Lustgewinn.
Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Tja.
Carsten Kuhr ist zugute zu halten, dass er p.machinery zwar kennt, aber offensichtlich ignoriert. Von den anderen, SF-Kurzgeschichten verlegenden Kleinverlagen ganz zu schweigen.
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Wann hat denn die unheimliche Literatur damit begonnen? 1871?Dass es ausgerechnet die Spielart der unheimlichen Literatur ist, die die Renaissance der Kurzgeschichten-Sammlungen einläutet,
Carsten Kuhr ist zugute zu halten, dass er p.machinery zwar kennt, aber offensichtlich ignoriert. Von den anderen, SF-Kurzgeschichten verlegenden Kleinverlagen ganz zu schweigen.
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Kalju Kirde, Bemerkungen über Weird Fiction:My. hat geschrieben:Tja.Wann hat denn die unheimliche Literatur damit begonnen? 1871?Dass es ausgerechnet die Spielart der unheimlichen Literatur ist, die die Renaissance der Kurzgeschichten-Sammlungen einläutet,
Carsten Kuhr ist zugute zu halten, dass er p.machinery zwar kennt, aber offensichtlich ignoriert. Von den anderen, SF-Kurzgeschichten verlegenden Kleinverlagen ganz zu schweigen.
My.
In Wirklichkeit liegt der Anfang der Weird Fiction allerdings schon in der Antike...Eine der ältesten Gespenstergeschichten findet man im Alten Testament. König Saul begibt sich zu der Hexe von Endor, die ihm den Geist Samuels erscheinen läßt.
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Naut hat geschrieben:Und was ist mit Kelly Link? Oder Jane Yolen, Stephen R. Donaldson, Haruki Murakami, C. L. Moore, Michael Moorcock, Clark Ashton Smith, unzähligen weiteren? Es gibt in allen Genres viele Kurzgeschichten, bloß werden sie in D oft nicht beachtet.
Pogo hat nicht gesagt, dass es sie nicht gibt.
Es ging um Prominenz. Und, sorry, SF und Horror haben deutlich mehr prominente Kurzgeschichten und Kurzgeschichtenautoren als die Fantasy. Sogar innerhalb von Werken... Elric und Der Dunkle Turm haben beide als Kurzgeschichten begonnen - wahrgenommen werden sie als Romanzyklen. Um nur mal zwei Beispiele zu nennen. Selbst da, wo populäre Fantasy-Kurzgeschichten vorliegen, verschwinden sie also quasi hinter sich selbst als Roman.
Auch sonst: Ich habe das Gefühl, ihr führt grade einen Windmühlenkampf. Kurh hat nie gesagt, dass SF-Kurzgeschichten nicht mehr stattfinden. Er hat von Relationen geredet, und es nützt nichts, das als Absolutaussage anzunehmen.
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Von (der großartigen) Kelly Link wird demnächst übrigens ein Kurzgeschichtenband bei Golkonda erscheinen. Sehe ich aber nicht unbeding als klassische Fantasy, die in einer anderen Welt spielt. Link spielt vielmehr mit den Genrekonventionen und stellt sie teilweise auf den Kopf.Naut hat geschrieben:Und was ist mit Kelly Link? Oder Jane Yolen, Stephen R. Donaldson, Haruki Murakami, C. L. Moore, Michael Moorcock, Clark Ashton Smith, unzähligen weiteren? Es gibt in allen Genres viele Kurzgeschichten, bloß werden sie in D oft nicht beachtet.
Jane Yolen kenne ich nicht.
Stephen R. Donaldson ist mir vor allem durch seine vielbändige Reihe um Thomas Covenant bekannt.
Murakami schreibt auch keine klassische Fantasy.
Wie Muhr schon erwähnte, ist Moorcock vor allem für seine längeren, mehrteiligen Bände um den ewigen Helden bekannt.
Clark Ahston Smith habe ich bisher als Horrorautor wahrgenommen, bzw. nur solche Werk in Richtung Lovecraft von ihm gelesen.
Ich bestreite ja nicht, dass es immer noch viele Fantasykurzgeschichten gibt, Saladin Ahmed soll auch ganz tolle schreiben, aber sie kommen hier in Deutschland nicht an, werden nicht übersetzt und können somit auch von vielen Lesern gar nicht beachtet werden. Sofern sie überhaupt Interesse daran hätten. In der (klassischen) Fantasy haben es ja sogar abgeschlossene Einzelbände schwer. Alles unter einer Trilogie bekommt Schwierigkeiten.
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Ich hab halt Ahnung. Vom Muhrcock.Pogopuschel hat geschrieben: Wie Muhr schon erwähnte, ist Moorcock vor allem für seine längeren, mehrteiligen Bände um den ewigen Helden bekannt.
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Sag ich doch: Gibt es alles und wird sogar gedruckt, bloß in Spießer-Deutschland liest oder verlegt es niemand. Die Aussage, es gebe keinen SF/Fantasy-KG-Markt stimmt nur für D.
Und was ist schon "klassische" Fantasy? Für mich CA Smith und CL Moore, Tolkien ist so neumodisches Zeug
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Nein, natürlich sind Horrorleser genauso borniert und engstirnig wie andere Phantastikleser auch.
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Ob von einem Auor eine Serie, ein Roman, oder sein Kurzgeschichtenwerk wahrgenommen wird, hängt meines Erachtens nicht vom Genre ab, sondern doch eher sein Werk. Stephen King wird ja auch nicht vordergründig als Horrorautor wahrgenommen.
Bei Fritz Leiber scheinen mir dagegen die Kurzgeschichten sein bekanntestes Werk zu sein, nämlich Fafhrd und der Graue Mausling, hier auf deutsch:
http://www.edition-phantasia.de/leiber/index.html
Man kann jetzt natürlich dagegen halten, es sind Geschichten um die gleichen Helden, also im Prinzip sowas wie eine Serie...
Bei Fritz Leiber scheinen mir dagegen die Kurzgeschichten sein bekanntestes Werk zu sein, nämlich Fafhrd und der Graue Mausling, hier auf deutsch:
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Das würde ich unterschreiben.Bully hat geschrieben:Nein, natürlich sind Horrorleser genauso borniert und engstirnig wie andere Phantastikleser auch.
Sind ja teils sogar dieselben Leute.
@Mammut: Wenn King nicht als Horror-Autor wahrgenommen wird - als was denn dann? Ich frage nur aus Interesse, weil ich ihn immer (nur) als solchen gesehen habe.
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Re: Sind Horror Leser aufgeschlossener als SF oder Fantasyleser?
Im angloamerikanischen Raum wird man mit Kurzgeschichten auch nicht reich. Außerdem ging es Kuhr explizit um Deutschland.Naut hat geschrieben:Sag ich doch: Gibt es alles und wird sogar gedruckt, bloß in Spießer-Deutschland liest oder verlegt es niemand. Die Aussage, es gebe keinen SF/Fantasy-KG-Markt stimmt nur für D.
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