Töten Netflix und Co. das Buch?
- L.N. Muhr
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Dito. Lesen (inkl. der Option des Zurückblätterns und der zwingenden visuellen Konzentration) erfordert und ergibt eine intensivere Aufnahme eines Textes als Hören. Und eine schnellere.
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- Naut
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Zudem sind beim optischen (oder taktilen) Lesen ganz andere Hirnareale aktiv als beim (akustischen) Zuhören. Es gibt also Anhaltspunkte, dass die Information anders verarbeitet wird.
- Ender
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Ja klar, es ist eine etwas andere Art des Konsumierens. Aber mit diesem pikierten "Das hat er ja gar nicht *richtig* gelesen" (habe ich schon häufiger gehört) kann ich nichts anfangen.
Ich höre beim Autofahren Hörbücher. Fast täglich. Dass ich die Texte dadurch weniger intensiv wahrnehme, kann ich nicht behaupten. Und ich traue mir einen Vergleich durchaus zu, da ich ja beides mache. "Zurückblättern" ist außerdem ebenfalls problemlos möglich und das mache ich sogar recht regelmäßig.
Beim Selber-Lesen fallen mir übrigens oft die Augen zu, so dass ich manchmal im Nachhinein merke, dass ich einige Stellen nur oberflächlich wahrgenommen habe. Das ist mir beim Autofahren zum Glück so noch nicht passiert
Wenn jemand einfach nur erzählt "Ich habe das Buch XY gelesen", dann geht es erstmal nicht darum, ob selbst gelesen oder gehört. Wenn man weiter ins Detail geht und/oder über Besonderheiten sprechen möchte, dann KANN das eine Rolle spielen. Muss aber nicht.
Ich höre beim Autofahren Hörbücher. Fast täglich. Dass ich die Texte dadurch weniger intensiv wahrnehme, kann ich nicht behaupten. Und ich traue mir einen Vergleich durchaus zu, da ich ja beides mache. "Zurückblättern" ist außerdem ebenfalls problemlos möglich und das mache ich sogar recht regelmäßig.
Beim Selber-Lesen fallen mir übrigens oft die Augen zu, so dass ich manchmal im Nachhinein merke, dass ich einige Stellen nur oberflächlich wahrgenommen habe. Das ist mir beim Autofahren zum Glück so noch nicht passiert
Wenn jemand einfach nur erzählt "Ich habe das Buch XY gelesen", dann geht es erstmal nicht darum, ob selbst gelesen oder gehört. Wenn man weiter ins Detail geht und/oder über Besonderheiten sprechen möchte, dann KANN das eine Rolle spielen. Muss aber nicht.
- Badabumm
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Die Kritik am Nicht-"richtig"-Lesen kommt wohl daher, dass man Stellen überfliegt. Häufig sind das gerade diejenigen Stellen, die mit Infos vollgestopft sind und deshalb dröge wirken. Wenn der Leser später gefragt wird, ob die Schlacht nun 1814 oder 1813 stattgefunden hat, weiß er es nicht und es war ihm in diesem Moment auch nicht wichtig. Er hat das Buch "nicht richtig" gelesen. Das kommt aber ebenso häufig vor bei "du hast nicht richtig zugehört". Das liegt daran, dass unsere Sinneszweidrücke quasi saltatorisch verarbeitet werden, wir hangeln uns von Trigger zu Trigger und überspringen Informationen dazwischen, wenn wir glauben, dass uns die Eckpunkte zum Verständnis ausreichen. Das bedeutet auch, dass wir im Geist autokratisch ergänzen, ohne tatsächlich den Text zu lesen. Wenn ein Autor es darauf anlegt, kann er damit Verwirrung auslösen. Der Leser vervollständigt aus seinem Erfahrungsschatz und was er zu verstehen meint, was sehr häufig zu Fehlinterpretationen führt. Sich Satz für Satz durch Gedankenkonstruktionen zu quälen, macht man sehr ungern.
Ich habe zwei falsche Wörter eingebaut...
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Harald Lesch
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Wenn ich annehme, dass du selber fährst, kann ich daraus folgern, dass deine Konzentration nicht ungeteilt beim Buch ist. Hoffe ich jedenfalls, als Radfahrer.
Und zum Vergleich: ich höre beim Radfahren gern Features. Aber einige muss ich doppelt hören, vor allem die, die ich in verkehrsintensiven Gebieten anhatte.
Und zum Vergleich: ich höre beim Radfahren gern Features. Aber einige muss ich doppelt hören, vor allem die, die ich in verkehrsintensiven Gebieten anhatte.
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- L.N. Muhr
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Nur zwei? Ich hatte die als Wortspiele verstanden.
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Das gehört zur Irritation dazu...
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Harald Lesch
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
PS Ich glaube nicht daran, dass man Autofahren und Hörbuchhören gleichzeitig mit gleicher Konzentration tut als wenn man es jeweils einzeln tun würde. Während ich hier schreibe, höre ich Nachrichten - aber ich bekomme nicht mit, was gesagt wird. Ich höre nur Schlüsselwörter heraus und ergänze den Rest (s.o.). Mag sein, dass andere Menschen mehrere Sinneseindrücke gleichzeitig verarbeiten können, aber ich bin davon überzeugt, dass es nur schnelles Umschalten, aber keine wirkliche Gleichzeitigkeit ist. Wenn ich konzentriert arbeite, sind Musik und Ablenkungen aus.
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Genau so ist es. Aber ich merke dann immer sofort: Jetzt war ich unaufmerksam, da muss ich nochmal eine Minute zurückspringen.
Beim abendlichen Lesen vor dem Einschlafen kommt es hingegen vor, dass ich die letzten Seiten offensichtlich schon so im Dämmerzustand überflogen habe, dass ich am nächsten Tag überrascht bin, wie unbekannt sie mir vorkommen. Das war mir in dem Moment gar nicht bewusst, deshalb habe ich nicht direkt zurückgeblättert. Ergebnis: Da entgeht einem schon mal das eine oder andere.
Nochmal: Ich bestreite nicht, dass Lesen und Hören durchaus unterschiedlich funktionieren. Dass das eine nun "besser" oder "intensiver" sein soll als das andere, sehe ich aber nicht so. Und wenn jemand "Du hast das Buch ja gar nicht gelesen, sondern nur gehört" sagt, dann halte ich das zunächst mal für Wortklauberei.
- Badabumm
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Wahrscheinlich bekommt man das nur mit einer Studie heraus: eine Gruppe liest, eine bekommt vorgelesen, und danach wird abgefragt.
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Harald Lesch
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Es ist interessant hier mitzuverfolgen, wie eine Diskussion bei der man sich wenige Beiträge zuvor noch einig war, wie wichtig Vorlesen für Kinder ist, jetzt dabei gelandet ist, dass nur selber lesen das einzig Richtige ist.
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Solche Andeutungen ignoriere ich noch nicht mal!
sagt
Ralf,
der eigentlich "ironisiere" schreiben wollte
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Shock Wave Riders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Es ist nicht besser, es ist anders, das ist alles. Ich höre den ganzen Tag mehrere Podcasts, im Auto, aufm Fahrrad, einfach so, und ich kenne verschiedene Arten des Lesens, kursorisch, konzentriert.Ender hat geschrieben: ↑29. Oktober 2020 15:12
Nochmal: Ich bestreite nicht, dass Lesen und Hören durchaus unterschiedlich funktionieren. Dass das eine nun "besser" oder "intensiver" sein soll als das andere, sehe ich aber nicht so. Und wenn jemand "Du hast das Buch ja gar nicht gelesen, sondern nur gehört" sagt, dann halte ich das zunächst mal für Wortklauberei.
Beides hat seine Berechtigung - aber Lesen ist Lesen, und hören ist hören. Ein Buch kennen bedeutet nicht, es gelesen zu haben.
- Badabumm
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Re: Töten Netflix und Co. das Buch?
Vorlesen ist wegen der sozialen Kommunikation wichtig. Das Vorgelesene selbst ist weniger relevant, weil der Inhalt mehr oder weniger bekannt ist. Deshalb meine Überlegung einige Beiträge zuvor: dann könnte ein Hörbuch das Vorlesen ersetzen? Es ging nicht um den Lerneffekt des Vorgelesenen: hier bleibe ich bei meiner Meinung, nämlich dass beim Selbst-Lesen mehr hängenbleibt.
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