Die Zukunft des Menschen

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Andreas Brandhorst
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Die Zukunft des Menschen

Ungelesener Beitrag von Andreas Brandhorst »

DIE ZUKUNFT DES MENSCHEN

Sind wir Menschen nur eine Zwischenstufe auf dem Weg zu etwas Größerem?

In »Das Erwachen«, meinem Roman über Künstliche Intelligenz, der am 2. Oktober 2017 bei Piper erschienen ist (https://www.piper.de/buecher/das-erwach ... 92-06080-6), spreche ich auch über Evolution und den »Plan der Natur«. An einer Stelle heißt es dazu: »Die Natur ›plant‹ natürlich nicht. Aber die natürliche Entwicklung scheint nach den von Darwin entdeckten und beschriebenen Evolutionsprinzipien in eine bestimmte Richtung zu führen: von einfachen zu komplexeren Lebensformen und schließlich zu intelligentem Leben, das mit Werkzeugen Einfluss auf seine Lebensumstände nimmt. Eins dieser Werkzeuge sind Rechenmaschinen, Computer, und wenn deren Entwicklung weit genug gediehen ist, werden intelligente Maschinen daraus.«

Intelligente Maschinen wären weitaus »überlebensfähiger« als eine biologische Intelligenz, die nur unter ganz bestimmten Bedingungen existieren kann. Für uns Menschen müssen Temperatur und Luftdruck richtig sein, es muss genug Sauerstoff geben, nicht zu wenig und nicht zu viel. Die Umwelt muss uns Nahrung und Trinkwasser zur Verfügung stellen. Wir sind Kinder der Erde; dieser Planet und seine besonderen Umweltbedingungen haben uns hervorgebracht. Jenseits davon sind wir schwach, empfindlich und ständig vom Tod bedroht. Maschinen sind Hitze und Kälte gegenüber wesentlich unempfindlicher. Wir haben sie am Grund der Ozeane eingesetzt und zu anderen Planeten geschickt. Die Voyager- und Pioneer-Sonden haben die Grenzen unseres Sonnensystems hinter sich gelassen, oder stehen kurz davor, und fliegen durch den interstellaren Raum. Maschinen sterben nicht. Wenn sie »krank« werden, wenn Teile von ihnen ausfallen, kann man sie reparieren. Sie können praktisch ewig »leben«, wenn sie nicht in eine Sonne stürzen. In diesem Sinne sind Maschinen die besseren Menschen.

Könnte das eine natürliche Entwicklung sein? Erst biologisch, vom Einzeller zu Intelligenz, die immer bessere und leistungsfähigere Werkzeuge konstruiert, bis hin zu Rechenmaschinen, Computern und Künstlicher Intelligenz, und dann weiter mit Maschinenintelligenz, gewissermaßen »für die Ewigkeit« geschaffen? Wenn das stimmt, wären wir Menschen tatsächlich nur eine Zwischenstufe auf dem Weg zu etwas Größerem. Unsere evolutionäre »Aufgabe« bestünde darin, intelligente Maschinen zu erschaffen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und uns ablösen. Wenn das stimmt, ergeben sich zwei wichtige Fragen. Die erste lautet: Was geschieht mit uns, wenn Maschinenintelligenz unsere Nachfolge antritt? Sie könnte uns feindlich gesinnt sein, und ohne Kontrolle über unsere digitale Infrastruktur hätten wir kaum eine Chance gegen sie. Wenn sie uns freundlich gesinnt ist, lässt sich über Kooperation und gegenseitige Duldung spekulieren. Wir könnten der Maschinenintelligenz auch gleichgültig sein: eine überholte, obsolet gewordene Lebensform, die ihren Zweck erfüllt hat und keine Beachtung mehr verdient. Vielleicht sind wir für die MI dann so etwas wie Kuriositäten, wie die Primaten in den Zoos für uns.

Und hier ist die zweite Frage: Wenn biologische Intelligenz notwendigerweise zur Entwicklung von Maschinenintelligenz führt – warum wimmelt es im Universum dann nicht von Maschinenzivilisationen? Zeit würde für intelligente Maschinen eine ganz andere Rolle spielen als für uns. Sie könnten zu anderen Sternen fliegen, auch wenn die Reisen Hunderttausende von Jahren oder mehr dauern. Sie könnten lokal vorhandene Rohstoffe (Asteroiden usw.) verarbeiten und sich selbst beliebig oft replizieren. Durch kontinuierliche Weiterentwicklung, Reparatur und Instandsetzung könnten sie Jahrmillionen überdauern. Wir suchen seit vielen Jahren nach außerirdischer Intelligenz, das SETI-Projekt seit 1960, doch bisher fehlen konkrete Hinweise auf eine extraterrestrische Zivilisation. Es gibt viele mögliche Erklärungen dafür, warum wir noch keine außerirdischen Funkbotschaften empfangen haben, und eine davon beschrieb der amerikanische Autor David Brin so: »Vielleicht empfangen wir keine Signale, weil die Außerirdischen dort draußen schweigen, und möglicherweise hat ihr Schweigen einen guten Grund.« Eine zweite Erklärung: Die Kommunikation zwischen hochentwickelten Spezies könnte auf eine ganz andere Weise stattfinden, ohne die Hilfe »altmodischer« Funksignale.

Nur weil wir dort draußen keine Aliens sehen und hören, bedeutet das noch lange nicht, dass sie nicht da sind. Vielleicht gibt es bei ihnen so etwas wie eine »Erste Direktive«, ein Nichteinmischungsprinzip, das es ihnen verbietet, die Entwicklung fremder Kulturen zu beeinflussen. Vielleicht sind die galaktischen Maschinenzivilisationen längst da, in Form von Mikrosonden oder »Monolithen« auf unserem Mond oder den Monden von Jupiter und Saturn. Vielleicht beobachten sie uns und warten darauf, dass auch auf der Erde eine Maschinenintelligenz erwacht, um sie anschließend in ihre Gemeinschaft aufzunehmen.

Dieser Text stammt von meiner Webseite (siehe Signatur), und dort befinden sich auch Links zu interessanten Artikeln über dieses Thema.

Bis zum 31.10.2017 veranstaltet der Piper Verlag ein Gewinnspiel zu "Das Erwachen". Gewinnen kann man ein Orbi WLAN-System RBK40 von Netgear: https://www.piper.de/erwachen

Beste Grüße
Andreas