Haben Konsumenten von Science Fiction einen Vorsprung?

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Helge
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Re: Haben Konsumenten von Science Fiction einen Vorsprung?

Ungelesener Beitrag von Helge »

Das wäre vielleicht auch nicht schlecht - aber ich glaube, auf die Aliens können wir uns nicht so wirklich verlassen.
Ming der Grausame hat geschrieben: 18. Januar 2019 16:31 Ganz und gar nicht. Wir können uns z.B. schon lange nicht mehr vorstellen, in einer Ordnung der Dinge zu leben, die wesentlich anders als die unsere und zugleich besser wäre. Das mag zwar desillusionierend sein, ist aber wahr. Und das ist nur ein Aspekt der zukunftslosen Zeit, in der wir aktuell leben. Es gibt einfach keine zukunftsorientierte Happy Endings mehr, sondern nur noch einen Zustand des Leidens an einer verlorenen Zeit und exakt deswegen gibt es in der Science-Fiction auch keine Utopien mehr, sondern nur noch Dystopien.
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Ich weiß schon, was Du meinst, Ming, und ich sehe es genauso, aber rein logisch gesehen könnte das Wort "zukunftslos" nur dann einen Sinn haben, wenn die Zeit stehenbleiben oder wir in einer Zeitschleife steckenbleiben würden. Auch Dystopien sind eine Zukunft.
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Ming der Grausame
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Re: Haben Konsumenten von Science Fiction einen Vorsprung?

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

Nun, die Begrifflichkeit ist nicht von mir, sondern direkt aus dem von Badabumm verlinkten Arte-Video. Allerdings ist die Begrifflichkeit im Kontext des Goldenen Zeitalters der Science-Fiction sehr griffig. Im Goldenen Zeitalter der Science-Fiction gab es bekanntlich immer ein zukunftsorientiertes Happy Ending. Doch unser Vertrauen an die Zukunft hat sich schlicht zwischenzeitlich doch dramatisch gewandelt... Bild
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Badabumm
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Re: Haben Konsumenten von Science Fiction einen Vorsprung?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

SF-Leser sind sicherlich geschulter darin, fiktive Szenarien durchzuspielen. Ob man das als "Vorsprung" werten kann, darf dahingestellt bleiben. Dass der Zukunftsoptimismus durch einen Pessimismus ersetzt wird, liegt aber nicht am Genre SF, sondern an der unterschwelligen globalen Stimmungslage, die nur noch wenig Anlass zu einem Optimismus bietet. Allerdings wird jede gezwungene Veränderung erstmal als negativ empfunden - der Mensch ist evolutionsgemäß ein Gewohnheitstier. Dass wir uns auf ein Norddeutschland unter Wasser, auf Energieknappheit und Weltraumschrott einrichten müssen, versetzt viele in eine versteinerte Jammerstimmung. Literatur kann nur auf vieles hinweisen, aber selten etwas unternehmen - dafür gibt es Greenpeace und Firmengründer. Das Bewusstwerden über Dinge jenseits der eigenen Straßenseite kann aber nie schaden, und das kann SF leisten. Während auch sogenannte "Hochliteratur" meist nur gut und teuer unterhalten will, setzt SF auf das "Was-wäre-wenn". Sie stellt damit das Banale und scheinbar Alltägliche in Frage. Aber nur diejenigen, die ohnehin fürs Nachdenken empfänglich sind, können daraus überhaupt einen Vorteil ziehen, insofern rennt SF eigentlich nur offene Türen ein. Das für SF nötige Weltbewusstsein ist schon vorhanden, sonst würde man keine SF lesen. Andere lesen lieber einen Arztroman mit abschließender Liebesheirat. Gut, es gibt auch anspruchslose SF, ebenso wie es z.B. tiefschürfende Arztromane gibt. Und ein Buch wie "Ein ganzes halbes Jahr" kann ebensogut unterhalten wie nachdenklich stimmen.

Insofern finde ich die Frage falsch herum: man bekommt den Vorsprung nicht durch das Lesen von SF eingeimpft, sondern höchstens trainiert, weil der Vorsprung erst dazu führt, SF überhaupt interessant zu finden. Allerdings könnte das erste Schnuppern in SF durchaus dazu führen, solche Themen faszinierend zu finden. Fällt SF also auf entsprechenden Nährboden, kann sie schon ungewöhnliche Fragestellungen forcieren. Aber erzwingen lässt sich das nicht. Da nimmt SF die Position von Hausmusik ein: wer damit aufwächst und eine musikalische Familie hat, hat ein anderes Verhältnis zum Musikmachen als jemand, der das nicht kennt. Die Wahrscheinlichkeit, in dieselben Fußstapfen zu treten, ist größer. Bei manchen hilft das aber auch nicht...
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“

Harald Lesch
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