Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
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Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Gewinner des Nebula Award und des Locus Award in der Kategorie SF-Roman. Nominiert für den Hugo (den er noch gewinnen kann) und für den Edgar.
Chabon entwirft eine Parallelwelt in der die europäischen Juden nach Alaska auswanderten, Israel kurz nach seiner Gründung wieder unterging und nun, Anfang des 3. Jahrtausends der jüdische Distrik Sitka in Alaska zurück an die USA fallen wird, den jüdischen Emigranten wurde nur ein vorübergehender Status eingeräumt, nach 60 Jahren im amerikanischen Norden beginnt bald eine neue Diaspora.
Vor diesem Hintergrund erzählt Chabon die Geschichte eines Polizeidetektives, Meyer Landsman. Meyer wohnt nach der Scheidung von seiner Frau in einem abgewrackten Hotel, in dem ein Schachspieler ermordet wird. Meyer macht sich daran, den Mord aufzuklären.
Der Roman ist eine Verbeugung vor den hard boiled Krimis von Chandler, Hammett und Macdonald. Meyer, ein Mann mit schwerem Alkoholproblem, wird mindestens so oft verprügelt und angeschossen wie seinerzeit Marlowe.
Die Parallelweltszenerie ist überzeugend geschildert und sorgt dafür, dass die SF sich diesen großartigen Kriminalroman sozusagen "einverleiben" kann.
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, war aber froh, dass ein Glossar die Vielzahl jiddischer Begriffe übersetzt. Ein tolles Buch.
Die Verfilmungsrechte liegen übrigens bei den Coen-Brüdern. Für die Verfilmung dieses Romans sind die beiden eine exzellente Wahl.
Chabon entwirft eine Parallelwelt in der die europäischen Juden nach Alaska auswanderten, Israel kurz nach seiner Gründung wieder unterging und nun, Anfang des 3. Jahrtausends der jüdische Distrik Sitka in Alaska zurück an die USA fallen wird, den jüdischen Emigranten wurde nur ein vorübergehender Status eingeräumt, nach 60 Jahren im amerikanischen Norden beginnt bald eine neue Diaspora.
Vor diesem Hintergrund erzählt Chabon die Geschichte eines Polizeidetektives, Meyer Landsman. Meyer wohnt nach der Scheidung von seiner Frau in einem abgewrackten Hotel, in dem ein Schachspieler ermordet wird. Meyer macht sich daran, den Mord aufzuklären.
Der Roman ist eine Verbeugung vor den hard boiled Krimis von Chandler, Hammett und Macdonald. Meyer, ein Mann mit schwerem Alkoholproblem, wird mindestens so oft verprügelt und angeschossen wie seinerzeit Marlowe.
Die Parallelweltszenerie ist überzeugend geschildert und sorgt dafür, dass die SF sich diesen großartigen Kriminalroman sozusagen "einverleiben" kann.
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, war aber froh, dass ein Glossar die Vielzahl jiddischer Begriffe übersetzt. Ein tolles Buch.
Die Verfilmungsrechte liegen übrigens bei den Coen-Brüdern. Für die Verfilmung dieses Romans sind die beiden eine exzellente Wahl.
- Oliver
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Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Weil ich demgegenüber völlig unmusikalisch bin, konnte ich dem Roman nicht so viel abgewinnen - obwohl, zugegeben, das Szenario sensationell und eines der originellsten der letzten Jahre ist.Doop hat geschrieben:Der Roman ist eine Verbeugung vor den hard boiled Krimis von Chandler, Hammett und Macdonald.
Den Preisregen halte ich davon abgesehen aber trotzdem für etwas übertrieben. Neben einigen herrlichen Ideen fand ich das alles stilistisch und inhaltlich nicht soo preiswürdig.
- Doop
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Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Gerade stilistisch fand ich es sehr gelungen. Aber ich habe auch in meiner Jugend Chandler geliebt. Ich gebe zu, die ersten 50 Seiten ziehen sich, aber dann nimmt das Buch Fahrt auf.
So verschieden sind die Geschmäcker
Ein Grund für die vielen Preise ist sicher auch, dass man sich im Genre freut, dass ein anerkannter Schriftsteller "echter Literatur" (Pulitzer-Preis-Gewinner) sich als Genrefan outet und im Genre schreibt. Ich tippe mal, dass er den Hugo auch gewinnen wird.
So verschieden sind die Geschmäcker
Ein Grund für die vielen Preise ist sicher auch, dass man sich im Genre freut, dass ein anerkannter Schriftsteller "echter Literatur" (Pulitzer-Preis-Gewinner) sich als Genrefan outet und im Genre schreibt. Ich tippe mal, dass er den Hugo auch gewinnen wird.
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Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Da hast Du garantiert recht - und auch bei mir gab das dicke, fette Bonuspunkte. Umso mehr habe ich bedauert, dass ich mit dem Buch nicht mehr Spaß hatte.Doop hat geschrieben:Ein Grund für die vielen Preise ist sicher auch, dass man sich im Genre freut, dass ein anerkannter Schriftsteller "echter Literatur" (Pulitzer-Preis-Gewinner) sich als Genrefan outet und im Genre schreibt.
Davon abgesehen, führt obiges aber schon dazu, dass ich Herrn Chabon in Zukunft mehr im Auge behalte und vielleicht doch mal seine Novelle zum Thema Sherlock Holmes und seinen Superheldenroman mal anteste.
Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Ist jetzt fast schon nicht ganz das Thema aber da es der selbe Autor ist...
Vor kurzem gab es im Internet doch das komplette Drehbuch zu Spiderman 2 von Michael Chabon. Hat das zufällig wer oder weiss jemand wo man das noch herbekommt?
Im voraus vielen Dank!
Vor kurzem gab es im Internet doch das komplette Drehbuch zu Spiderman 2 von Michael Chabon. Hat das zufällig wer oder weiss jemand wo man das noch herbekommt?
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Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Wenn Chabon so viel Zuspruch und Anerkennung von der SF-Szene bekommt, dann schreibt er vielleicht auch an "Der Kundschafter vom Mars" weiter. Das ist eine Erzählung aus einem alternativen Amerika, das noch immer eine britische Kolonie ist, britische Kolonie und Indianerterritorium. Es ist auch eine Steampunk Erzählung. Nur der Kundschafter vom Mars ist noch nicht aufgetaucht.
Hä? werden vielleicht einige sagen, davon habe ich noch nicht gehört. Stimmt, gibt es nur auf Englisch, in einer Anthologie in der man Stephen King neben Michael Crichton finden kann. Abenteuerliche Geschichten jenseits aller Wahrscheinlichkeit.
Genauere Angaben gerne später, das Buch habe ich zur Zeit nicht griffbereit.
Aber zwei Jugendliche sind die Helden der Geschichte. Das könnte ein Roman für junge Leser werden. Chabon hat damit auch schon Erfahrungen.
Man darf gespannt sein.
MB
Hä? werden vielleicht einige sagen, davon habe ich noch nicht gehört. Stimmt, gibt es nur auf Englisch, in einer Anthologie in der man Stephen King neben Michael Crichton finden kann. Abenteuerliche Geschichten jenseits aller Wahrscheinlichkeit.
Genauere Angaben gerne später, das Buch habe ich zur Zeit nicht griffbereit.
Aber zwei Jugendliche sind die Helden der Geschichte. Das könnte ein Roman für junge Leser werden. Chabon hat damit auch schon Erfahrungen.
Man darf gespannt sein.
MB
Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Das klingt interresant. Freue mich auf nähere Info's von deiner Seite...Bungle hat geschrieben:Wenn Chabon so viel Zuspruch und Anerkennung von der SF-Szene bekommt, dann schreibt er vielleicht auch an "Der Kundschafter vom Mars" weiter.
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Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
... und jetzt hat er auch den Hugo-Award eingesammelt...
Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Das ist das Buch:speddy hat geschrieben:Das klingt interresant. Freue mich auf nähere Info's von deiner Seite...Bungle hat geschrieben:Wenn Chabon so viel Zuspruch und Anerkennung von der SF-Szene bekommt, dann schreibt er vielleicht auch an "Der Kundschafter vom Mars" weiter.
McSweeney's Mammoth Treasury of Thrilling Tales
Bekommt man über Amazon. Liegt nun schon seit ein paar Tagen bei mir rum und wird als nächstes gelessen (Zumindest die Novelle von Chabon).
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Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Bin auch gerade dabei, das Buch zu lesen. Siehe liest zur Zeit -Thread. Interessantes Szenario, gute "Krimihandlung".
Stelle ich mir als Film auch recht interessant vor, besonders von den Coen-Brüdern. Wird dann wohl einer ihrer "lakonischen" Filme
MB
Stelle ich mir als Film auch recht interessant vor, besonders von den Coen-Brüdern. Wird dann wohl einer ihrer "lakonischen" Filme
MB
Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
"Die Vereinigung jiddischer Polizisten" halte ich für ein sehr gutes Buch. Kann es sein, dass es im deutschen Fandom kaum bemerkt und besprochen wurde oder irre mich?
Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Es wurde hier besprochen.
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Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Generell haben es Hardcover außerhalb der Reihen schwer, vom Fandom beachtet zu werden. Wir hier im Forum sind auch eher die Ausnahme, und mein Exemplar habe ich aus der Bibliothek ausgeliehen. Kaufen hätte ich es mir auch nicht können. Auf www.sfcbw-online.de gibt es auch eine Besprechung.Ulrich hat geschrieben:"Die Vereinigung jiddischer Polizisten" halte ich für ein sehr gutes Buch. Kann es sein, dass es im deutschen Fandom kaum bemerkt und besprochen wurde oder irre mich?
MB
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Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
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Re: Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Aufgrund von DIESER Diskussion habe ich mir spontan das Hörbuch vorgenommen.
Erster Eindruck nach ca. 20%: Verdammt viele Personen, die obendrein auch noch (z.T.) in schwer durchschaubaren Verwandtschafts- oder Bekanntschaftsverhältnissen zueinander stehen und/oder mehrere Namen haben, viele jiddische Spezialausdrücke (da fehlt beim Hörbuch halt das Glossar), viele Zeitsprünge bzw. Rückblenden ... das ist alles noch ein bisschen verwirrend und kompliziert. Setting und Atmosphäre sind zweifellos gelungen, nur die Handlung kommt noch nicht so recht voran.
Erster Eindruck nach ca. 20%: Verdammt viele Personen, die obendrein auch noch (z.T.) in schwer durchschaubaren Verwandtschafts- oder Bekanntschaftsverhältnissen zueinander stehen und/oder mehrere Namen haben, viele jiddische Spezialausdrücke (da fehlt beim Hörbuch halt das Glossar), viele Zeitsprünge bzw. Rückblenden ... das ist alles noch ein bisschen verwirrend und kompliziert. Setting und Atmosphäre sind zweifellos gelungen, nur die Handlung kommt noch nicht so recht voran.