Richard Morgan - die Kovacs-Trilogie
Verfasst: 12. April 2009 22:54
So Forumsmaster, jetzt löse ich mein Versprechen vom Dortcon ein.
Hier meine höchst subjektive Leseempfehlung - habt Ihr Anmerkungen oder Diskussionsbedarf? Gern.
Richard Morgan hat zwar nicht "allen SF-Autoren neue Wege eröffnet", wie Peter F. Hamilton meint, aber zumndest hat er drei sehr gute, aber auch unterschiedliche Bücher geschrieben.
Allen gemein ist der gute Takeshi Kovacs als Hauptfigur und das "gute" streichen wir am besten gleich wieder.
Kovacs ist ein Ex-Söldner mit, mh, "erweiterten" biochemischen Möglichkeiten und er war schon mehrmals tot.
Zu sterben ist aber in diesem Universum nicht wirklich tragisch, zumindest aus nicht-Katholiken-Sicht betreffend, da man sich in einen neuen Körper ("Sleeve) versetzen kann. Dazu muß natürlich der menschliche Geist "vorher" irgendwo zwischengespeichert werden und das erfolgt in der Regel in "stacks" im Nacken.
Die drei Bücher decken wie schon erwähnt inhaltlich unterschiedliche Facetten ab:
1. Für jeden SF-Leser zu empfehlen ist der erste Band, "das Unsterblichkeitsprogramm". Ich wiederhole noch mal die treffendste Kurzbeschreibung: Film noir Deketivgeschichte mit SF-Elementen.
2. Wer daran Spass gefunden hat (und die Gewalt- und Sexszenen toleriert) sollte versuchen, "Gefallene Engel" antiquarisch zu organisieren, leider ist das Buch nicht mehr im regulären Handel erhältlich. Hier verschiebt sich die Geschichte eher in Richtung "klassische" SF, im Mittelpunkt steht die Suche nach einem marsianischen Artfekat. In diesem Buch ist eine der besten Szenen der Trilogie enthalten, Soldatenrekrutierung auf einem Markt für stacks ("Ich habe hier noch einen Bombenexperten als Datenabzug, nur halbverrückt, soll der es sein?" - dazu trägt der Verkäufer eine Art Voodoo-Priester-outfit, krass...). Aber: Nicht 30 € oder so dafür ausgeben, das Buch ist wirklich gut aber m.E. nicht 60 DM wert. Dann lieber zu
3. "Heiliger Zorn" greifen, das Kovacs in einer eher politisch bzw. revolutionär motivierten Mission beschriebt. Hier nimmt sich Morgan zum Ende zum ersten mal detailliert der Persönlichkeit Kovacs und seiner Kindheit an. Sympathie kann ich für ihn nicht empfinden (dafür ist er einfach zu sehr Killer und massakriert im erste Band Leute, nur weil sie zufällig "da" sind), aber es macht die Figur runder.
Wie gesagt, es geht durchaus mal heftiger zur Sache, das sollte aber den genigten Leser nicht abschrecken. Ebenso nicht wie die in jeden Roman vorkommenden ca. 114 Personen, die ich manchmal nur schwierig auseinanderhalten konnte (insbesondere dann, wann mal eben schnell der Körper gewechselt wird). Das größte Kompliment muß ich Morgan dafür machen, das das Verfahren an sich und die damit verbundenen Folgen insbesondere soziologischer Natur sehr "realistisch" rüberkommen. Dazu passend werden die Marsianer bzw. deren Hinterlassenschaften wirklich fremdartig geschildert. Das sind ja für einen SF-Autoren keine schlechte Leistungen Daher: Leseempfehlung!
Hier meine höchst subjektive Leseempfehlung - habt Ihr Anmerkungen oder Diskussionsbedarf? Gern.
Richard Morgan hat zwar nicht "allen SF-Autoren neue Wege eröffnet", wie Peter F. Hamilton meint, aber zumndest hat er drei sehr gute, aber auch unterschiedliche Bücher geschrieben.
Allen gemein ist der gute Takeshi Kovacs als Hauptfigur und das "gute" streichen wir am besten gleich wieder.
Kovacs ist ein Ex-Söldner mit, mh, "erweiterten" biochemischen Möglichkeiten und er war schon mehrmals tot.
Zu sterben ist aber in diesem Universum nicht wirklich tragisch, zumindest aus nicht-Katholiken-Sicht betreffend, da man sich in einen neuen Körper ("Sleeve) versetzen kann. Dazu muß natürlich der menschliche Geist "vorher" irgendwo zwischengespeichert werden und das erfolgt in der Regel in "stacks" im Nacken.
Die drei Bücher decken wie schon erwähnt inhaltlich unterschiedliche Facetten ab:
1. Für jeden SF-Leser zu empfehlen ist der erste Band, "das Unsterblichkeitsprogramm". Ich wiederhole noch mal die treffendste Kurzbeschreibung: Film noir Deketivgeschichte mit SF-Elementen.
2. Wer daran Spass gefunden hat (und die Gewalt- und Sexszenen toleriert) sollte versuchen, "Gefallene Engel" antiquarisch zu organisieren, leider ist das Buch nicht mehr im regulären Handel erhältlich. Hier verschiebt sich die Geschichte eher in Richtung "klassische" SF, im Mittelpunkt steht die Suche nach einem marsianischen Artfekat. In diesem Buch ist eine der besten Szenen der Trilogie enthalten, Soldatenrekrutierung auf einem Markt für stacks ("Ich habe hier noch einen Bombenexperten als Datenabzug, nur halbverrückt, soll der es sein?" - dazu trägt der Verkäufer eine Art Voodoo-Priester-outfit, krass...). Aber: Nicht 30 € oder so dafür ausgeben, das Buch ist wirklich gut aber m.E. nicht 60 DM wert. Dann lieber zu
3. "Heiliger Zorn" greifen, das Kovacs in einer eher politisch bzw. revolutionär motivierten Mission beschriebt. Hier nimmt sich Morgan zum Ende zum ersten mal detailliert der Persönlichkeit Kovacs und seiner Kindheit an. Sympathie kann ich für ihn nicht empfinden (dafür ist er einfach zu sehr Killer und massakriert im erste Band Leute, nur weil sie zufällig "da" sind), aber es macht die Figur runder.
Wie gesagt, es geht durchaus mal heftiger zur Sache, das sollte aber den genigten Leser nicht abschrecken. Ebenso nicht wie die in jeden Roman vorkommenden ca. 114 Personen, die ich manchmal nur schwierig auseinanderhalten konnte (insbesondere dann, wann mal eben schnell der Körper gewechselt wird). Das größte Kompliment muß ich Morgan dafür machen, das das Verfahren an sich und die damit verbundenen Folgen insbesondere soziologischer Natur sehr "realistisch" rüberkommen. Dazu passend werden die Marsianer bzw. deren Hinterlassenschaften wirklich fremdartig geschildert. Das sind ja für einen SF-Autoren keine schlechte Leistungen Daher: Leseempfehlung!