Cryptonomicon von Neal Stephenson
Verfasst: 18. Oktober 2014 00:03
Um es gleich vorweg zu sagen: Was für ein tolles Buch! Zumindest für Leute, die mit der weitausladenden, detailversessenen Erzählweise Stephensons keine Probleme haben.
In einem Erzählstrang in der Gegenwart (Jahrtausendwende) und mehreren während des zweiten Weltkriegs erzählt Stephenson viel über Kryptographie und hundert andere Sachen wie beispielsweise über Geldtheorie oder das einzig richtige Essen von Cap’n-Crunch-Cerealien.
Warum geht es? Die Alliierten haben die Enigma und viele andere Codes der Deutschen und Japaner geknackt und können große Teile deren Funkverkehrs mitlesen. Würden sie ihr Wissen jedoch konsequent ausnutzen, wären den Deutschen schnell klar, dass ihre Codes bekannt wären und sie diese ersetzen müssten. Deshalb wird die Spezialeinheit 2702 gegründet, die im Nachhinein Gründe liefert, warum die Alliierten von irgendetwas Kriegswichtigen gewusst haben. So wird bei Neapel ein Beobachtungsposten eingerichtet, der so wirken muss, als ob es ihn schon 6 Monate gegeben hätte, inklusive menschlicher Fäkalien für diese Zeit, die extra in Fässer herbeigeschafft werden. Da alles streng geheim ist, wissen die Soldaten nur, was sie tun sollen, aber nicht warum.
In einem zweiten Handlungsstrangwährend des Zweiten Weltkriegs wird der Bau eines Stollensystems auf den Philippinen beschrieben, in das die Japaner die gesamten erbeuteten Goldbestände verstecken, als die Niederlage unabwendbar wird.
Die Suche nach diesem Gold nimmt dann einen wesentlichen Aspekt der Handlung ein, die in der Gegenwart spielt. Hier will ein Startup in einem fiktiven Nachbarland der Philippinen einen Datenhafen bauen, der ihren Kunden Sicherheit ihrer Daten vor neugierigen Geheimdiensten bietet. Beim Verlegen eines Unterseekabels stößt man auf ein gesunkenes deutschen U-Boot, was letztendlich zu den Koordinaten des Goldschatzes der Japaner führt.
Bei Stephenson hat man das Gefühl, er recherchiert alle Sachverhalte äußerst gründlich und entwickelt seine Figuren mit größter Sorgfalt, um sie dann in allen Belangen ein wenig - teilweise auch ein wenig mehr - zu übertreiben. Besonders deutlich wird das beispielsweise an General Douglas MacArthur, der einerseits alles so macht wie in der Realität, sich aber anderseits benimmt wie im billigsten B-Movie. Dadurch kommt ein Schreibstil zustande, der oft grotesk oder zumindest launig wirkt und Cryptonomicon zu einem oft amüsanten aber nie albernen Roman macht.
Viele Leser kritisieren Stephenson für seine weiten Abschweifungen, die vor allem in seinen neueren Roman vorkommen. Aber gerade hierin liegt mMn das große Vergnügen seiner Romane, die so eine Menge Abwechslung bieten: Spannende Abschnitte, die die Handlung voranbringen, wechseln sich ab mit informativen Kapiteln, in denen die Figuren über einen Sachverhalt philosophieren, mal gibt es pure Action, dann wieder groteske Episoden. Gerade diese Abwechslung sorgt dafür, dass auf den über 1000 Seiten keine Langeweile aufkommt.
Wer schon den Barock-Zyklus von Stephenson gelesen hat, wird alten Bekannten - bzw. den Nachfahren alter Bekannter - begegnen. Die Nachfahren von Shaftoe und Waterhouse sind auch hier die Hauptfiguren und der unsterbliche (?) Enoch Root kommt auch wieder vor.
Wie der Barock-Zyklus ist auch Cryptonomicon ein Grenzgänger, ein historischer Roman, der manchmal ins Schelmenhafte rutscht, gespickt mit ein paar phantastischen Elementen.
Ich kann Cryptonomicon nur empfehlen.
In einem Erzählstrang in der Gegenwart (Jahrtausendwende) und mehreren während des zweiten Weltkriegs erzählt Stephenson viel über Kryptographie und hundert andere Sachen wie beispielsweise über Geldtheorie oder das einzig richtige Essen von Cap’n-Crunch-Cerealien.
Warum geht es? Die Alliierten haben die Enigma und viele andere Codes der Deutschen und Japaner geknackt und können große Teile deren Funkverkehrs mitlesen. Würden sie ihr Wissen jedoch konsequent ausnutzen, wären den Deutschen schnell klar, dass ihre Codes bekannt wären und sie diese ersetzen müssten. Deshalb wird die Spezialeinheit 2702 gegründet, die im Nachhinein Gründe liefert, warum die Alliierten von irgendetwas Kriegswichtigen gewusst haben. So wird bei Neapel ein Beobachtungsposten eingerichtet, der so wirken muss, als ob es ihn schon 6 Monate gegeben hätte, inklusive menschlicher Fäkalien für diese Zeit, die extra in Fässer herbeigeschafft werden. Da alles streng geheim ist, wissen die Soldaten nur, was sie tun sollen, aber nicht warum.
In einem zweiten Handlungsstrangwährend des Zweiten Weltkriegs wird der Bau eines Stollensystems auf den Philippinen beschrieben, in das die Japaner die gesamten erbeuteten Goldbestände verstecken, als die Niederlage unabwendbar wird.
Die Suche nach diesem Gold nimmt dann einen wesentlichen Aspekt der Handlung ein, die in der Gegenwart spielt. Hier will ein Startup in einem fiktiven Nachbarland der Philippinen einen Datenhafen bauen, der ihren Kunden Sicherheit ihrer Daten vor neugierigen Geheimdiensten bietet. Beim Verlegen eines Unterseekabels stößt man auf ein gesunkenes deutschen U-Boot, was letztendlich zu den Koordinaten des Goldschatzes der Japaner führt.
Bei Stephenson hat man das Gefühl, er recherchiert alle Sachverhalte äußerst gründlich und entwickelt seine Figuren mit größter Sorgfalt, um sie dann in allen Belangen ein wenig - teilweise auch ein wenig mehr - zu übertreiben. Besonders deutlich wird das beispielsweise an General Douglas MacArthur, der einerseits alles so macht wie in der Realität, sich aber anderseits benimmt wie im billigsten B-Movie. Dadurch kommt ein Schreibstil zustande, der oft grotesk oder zumindest launig wirkt und Cryptonomicon zu einem oft amüsanten aber nie albernen Roman macht.
Viele Leser kritisieren Stephenson für seine weiten Abschweifungen, die vor allem in seinen neueren Roman vorkommen. Aber gerade hierin liegt mMn das große Vergnügen seiner Romane, die so eine Menge Abwechslung bieten: Spannende Abschnitte, die die Handlung voranbringen, wechseln sich ab mit informativen Kapiteln, in denen die Figuren über einen Sachverhalt philosophieren, mal gibt es pure Action, dann wieder groteske Episoden. Gerade diese Abwechslung sorgt dafür, dass auf den über 1000 Seiten keine Langeweile aufkommt.
Wer schon den Barock-Zyklus von Stephenson gelesen hat, wird alten Bekannten - bzw. den Nachfahren alter Bekannter - begegnen. Die Nachfahren von Shaftoe und Waterhouse sind auch hier die Hauptfiguren und der unsterbliche (?) Enoch Root kommt auch wieder vor.
Wie der Barock-Zyklus ist auch Cryptonomicon ein Grenzgänger, ein historischer Roman, der manchmal ins Schelmenhafte rutscht, gespickt mit ein paar phantastischen Elementen.
Ich kann Cryptonomicon nur empfehlen.