Auf einem englischen Adelssitz hat sich eine Fraktion der britischen Konservativen, der sogenannte Farthing-Kreis, getroffen. Am nächsten morgen wird James Thirkie tot aufgefunden und Scotland Yard in Person von Inspector Carmichael nimmt die Untersuchungen auf. Das kling und liest sich wie ein klassischer englischer Krimi, wäre da nicht der »ehrenwerten Frieden« mit Hitler, den das Mordopfer 1941 ausgehandelt hatte. Und einen immer stärker werdenden Antisemitismus hat man sich gleich mit eingehandelt. Das bekommt der jüdische Schwiegersohn der Gastgeberin Lady Farthings zu spüren, der von vielen Medien gleich zum Hauptverdächtigen gemacht wird.
Was als netter Krimi beginnt nimmt einem im Laufe der Handlung immer mehr mit: Der immer offener werdende Antisemitismus in Bevölkerung und staatlichen Organen ist im England einer alternativen Zeitlinie absolut glaubwürdig dargestellt. Und wenn der Schwiegersohn ein Loblied auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit Britanniens singt, ahnt der Leser schon, dass die Mehrheit der Engländer anders denkt. Ich empfand den Roman als ungemein beklemmend.
Trotzdem ist der Roman sehr gut zu lesen: Die Kapitel werden abwechselnd aus Sicht von Lucy, der Tochter Lady Farthings (Ich-Erzähler) und Inspector Carmichael erzählt, beides sehr sympatische Figuren. Und auch hier und da ein wenig Humor ist vorhanden. Z.B. als Lucy das neue Buch von dem Mann, der dieses Buch mit den Tieren geschrieben hatte, kaufte. Ein Science-Fiction-Schmöker mit dem Titel 1974.
Der eigentliche Fall wird in dem Roman aufgeklärt. Wer noch mehr aus dem alternativen England lesen möchte, kann das in zwei weiteren Fällen tun, die im Golkonda-Verlag erschienen sind bzw. erscheinen werden. Ich habe mir den zweiten Band um Inspector Carmichael sofort bestellt.
Jetzt hab ich Jo Walton im Titel falsch geschrieben. 
