Science Fiction für Anfänger

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Bully
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von Bully »

Wenn ich da differenzieren will, nenne ich das dann "weniger" Gewalt (als in xy von z). Oder "wenig explizit dargestellte" Gewalt, falls das gemeint sein soll. Aber ich bin ja nur ich. (Und, für's Protokoll, für mich ist "Verbrechen" und "Gewalt" auch nicht beliebig austauschbar. Aber mach Du mal.) Wenn Du mir zustimmst, kann sich das ja fast nur um ein Missverständnis handeln.

"Eskapistisch" hast Du aber schon geschrieben. Im Zusammenhang mit Krimis, bei denen es typischerweise nicht gerade um Taschendiebstahl, Steuerhinterziehung und ähnlich gewaltarme Verbrechen geht. Und deren Hauptpersonen auch privat nicht gerade ein idyllisches Leben führen.
Deinem Gebrauch des Wortes nach ist es also Eskapismus, wenn man Bücher über tote Kinder, kaputte Familien und anderes Unglück liest? :kopfkratz: :kopfkratz: Okeeeeeeeeee

Kommt wohl auf die Relationen an, man muss zwischen Eskapismus und Eskapismus differenzieren. *schulterzuck
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L.N. Muhr
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Nicht zu heftig zucken, sonst denken die Leute, du tanzt.

Es ging mir auch explizit um die Darstellung von Gewalt: du kannst 100 leichen sehr harmlos schreiben, oder du kannst ein gedärmtriefendes Gemetzel draus machen. Mord ist nicht gleich Mord, die Zahl der Leichen nicht entscheidend für deren Wirkung. Klingt zynisch, ist aber so. Ist auch gut so. Ja, richtig: entscheidend ist nicht, was dargestellt wird, sondern wie. Literatur ist kein Nummernspiel.

Frau George ist eher am Ende der, ich sag mal, weniger verstörenden Literatur angesiedelt. Falls du das anders siehst und Frau George dich emotional zu sehr mitnimmt ob der ausufernden Gewalt, muss ich tatsächlich Rosamunde Pilcher als Lektüre empfehlen.
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Bully
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von Bully »

Es geht mir jetzt eigentlich nicht um die Gewalt als solche, eine Millionen Tote sind eine Statistik und so, es geht mir um die Frage, wieso George jetzt _eskapistisch_ sein soll. Oder was dann im Gegensatz dazu nicht eskapistisch wäre.

Was mich bei George emotional mitnimmt, und weshalb ich das nicht mehr lese, ist nicht die Gewalt, es ist das Gefühl, dass sie nicht will, dass irgendwer in ihren Büchern dauerhaft glücklich ist. Keine Hauptperson, keine Nebenperson, niemand.
Ein paar Bücher lang bin ich ja bereit, emotionale Anteilnahme zu investieren, aber irgendwann tun mir die armen menschlichen Hamster in ihren Tretmühlen zu leid, um noch weiter zuzusehen*. Dann doch lieber Leute, deren Heimatplaneten vernichtet werden, oder Heimatdörfer, oder die merken, dass man ihre Heimatwelt vernichten will und sie keine gescheiten Argumente dagegen haben außer: "Bitte nicht!"


* Irgendwann vergleicht sich Katniss und ihre Beziehung zu Peeta mit Buttercup, der hinter einem Taschenlampenschein herjagt, und kommt zu dem Schluss, nicht so manipulierbar zu sein wie die blöde Katze. Da Katniss das letztlich sogar schafft, anstatt daran zugrunde zu gehen, sie also "entkommt", sind die Hungergames tatsächlich eskapistischer als George. Ich dürfte also Georgefans nicht mit Hungergames kommen, zu viel heile Welt. <= Ja, das ist zynisch. Dafür kann ich nicht richtig tanzen. :headbanger:
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Badabumm
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Ist diese Frau George nun Krimi- oder SF-Autorin?
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“

Harald Lesch
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L.N. Muhr
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Horror, offenbar.
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Bully
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von Bully »

Badabumm hat geschrieben:Ist diese Frau George nun Krimi- oder SF-Autorin?
Krimis, die meistens nach Bibelzitaten heißen, jedenfalls im Dt..
Eine gewisse Nähe zum Horror kann man in der Tat vermuten.
Kennst Du die Szenen, in denen Lucy Charlie den Ball wegzieht? Genau so geht E. George mit dem Glück ihrer Protagonisten um. Im richtigen Horror wären die Leute natürlich inzwischen tot und hätten's hinter sich. Richtiger Horror ist aber nur was für Eskapisten. :wink:
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L.N. Muhr
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Bitte hier nicht auch noch die postapokalyptische Welt der PEANUTS einbringen. Ich komm nicht mehr mit.
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Bully
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von Bully »

*g
Ja, diese Erdnussallergien sind überhaupt nicht lustig, HIMYM!

Aber im Ernst, wenn ich mit Leuten in Geschichten mitfühle, und dieses Mitfühlen besteht irgendwann hauptsächlich aus Mitleiden, ist es schon mal nicht mehr lustig. Und wenn ich als Leser/Zuschauer/etc. irgendwann außerdem die Hoffnung verliere, dass sich das noch ändert, kommt dann noch Frust dazu.
Und welchen Grund hätte ich, mich freiwillig und zur Freizeitgestaltung Frust und Leid auszusetzen?
Masochismus? Eskapismus jedenfalls nicht.
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L.N. Muhr
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Warum nicht? Horrorfilme funktionieren genau so. Auch Schrecken kann ein eskapistisches Gefühl sein.

Eskapismus ist nicht per se auf heile Welt beschränkt.
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Bully
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von Bully »

In Horrorfilmen empfinde ich selten Frust.
Bzw. wenn doch, dann funktioniert der Film nicht mehr für mich.
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L.N. Muhr
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Ja, gut, dann müssen wir das nur noch für die sieben Milliarden übrigen Menschen klären.
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Bully
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von Bully »

L.N. Muhr hat geschrieben:Ja, gut, dann müssen wir das nur noch für die sieben Milliarden übrigen Menschen klären.
Bitte.
Ich sprach davon, dass _ich_ in Horrorfilmen selten Frust empfinde. Wenn Du mir jetzt erzählen willst, dass man normalerweise in Horrorfilmen Frust empfindet, weil Horrorfilme so funktionieren, und dass auch das eskapistisch sein kann, ok. Wie in dem Lied: "Aber im Vergleich zu den armen Opfern ist das eigene Leben schon geil!"

Nur dann ist "eskapistisch" als Kriterium völlig nutzlos, weil dann quasi alles unter "eskapistisch" fallen kann: Pilcher, King, George und Martin.
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Interplanar
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von Interplanar »

Dass Schulbehörden unter einem "Kulturdruck" stehen, der sie der SF nur dann entsprechen lässt, wenn andere schon was von der gr. Relevanz geschrieben haben, ist ja leider als Grundregel vorauszusetzen ("ach so, ja, doch, 1984 kenne ich. Aber das ist doch keine science fiction, das ist Literatur!")

Was spräche gegen "Der brennende Mann " als Ersteinstieg? Oder "Die Ersten ihrer Art"?
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Teddy
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Interplanar hat geschrieben:Dass Schulbehörden unter einem "Kulturdruck" stehen, der sie der SF nur dann entsprechen lässt, wenn andere schon was von der gr. Relevanz geschrieben haben, ist ja leider als Grundregel vorauszusetzen ("ach so, ja, doch, 1984 kenne ich. Aber das ist doch keine science fiction, das ist Literatur!")

Was spräche gegen "Der brennende Mann " als Ersteinstieg? Oder "Die Ersten ihrer Art"?
Die Schullektüre wird von keiner Schulbehörde vorgegeben, sondern von den Lehrern ausgewählt. (In der Oberstufe (Qualifikationsphase) wird sie durch das Zentralabitur bestimmt. ) Aber welcher Lehrer kennt Theodore Sturgeon? Und dann gibt es keinerlei Material für den Unterricht, d.h. für den Lehrer eine große Mehrarbeit. Und dann mal zurückgefragt, was spricht gegen typische Schullektüre, wie 1984, Brave New World, Fahrenheit 451 oder Hunger Games? Gerade letzteres ist wahrscheinlich bei den Schülern viel beliebter als Bester oder Sturgeon.
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Badabumm
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Re: Science Fiction für Anfänger

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Wer sich einen Film ansieht oder ein Buch liest, handelt per se eskapistisch.

Ein Horror-Film, der mich frustriert hat, war "Der verbotene Schlüssel". Man denkt, alles wird gut, und dann schafft sie es doch nicht... "Alien III" war auch frustrierend. Kinder sterben zu lassen ist immer frustrierend.
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