[Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

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lapismont
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[Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Hier der Thread für den Lesezirkel zum Roman Salzgras & Lavendel vo Gabi Behrend, der ja schon viel Lob einheimste. Heute nachmittag werd ich mit der Lektüre beginnen.
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augenfisch
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von augenfisch »

Da würde ich mich doch liebend gern mit einem Eimer Popcorn in die letzte Reihe setzen und in aller Stille mitlesen. :popcorn:
Oder Fragen beantworten, wenn das gewünscht wird. :lehrer:

Aber mal ohne Jux - schön das es diesen Thread gibt. Ich bin gespannt, wie der Text bei Euch ankommt.
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Ender
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von Ender »

augenfisch hat geschrieben: 26. Juli 2021 16:43 Da würde ich mich doch liebend gern mit einem Eimer Popcorn in die letzte Reihe setzen und in aller Stille mitlesen. :popcorn:
Dieser Druck auf einmal ...
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lapismont
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Popcorn ist bei Ender Berufsrisiko. Sobald er Zeit zum Beginnen hat, werd ich auch meine ersten Eindrücke posten.
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von Ender »

Der Vollständigkeit halber erstmal das Titelbild.
Sieht jetzt nicht unbedingt Science-Fiction-mäßig aus, aber mir als altem Provence-Liebhaber gefällt's natürlich.

Bild


Und los geht's.

10%
Der Einstieg auf den ersten Seiten ist zunächst mal etwas verwirrend. Irgendwas ist komisch, die Leute sind komisch und außerdem so viele. Aber es dauert nicht allzu lange, bis es die ersten Erklärungen gibt. Dieser Info-Dump ist mir hier ganz recht, denn bei ausschließlichem "show, don't tell" hätte ich wohl ziemlich lange gebraucht, um durchzublicken.
Wir haben also offenbar zwei (oder drei?) Hauptpersonen und eine Welt, in der alle Menschen ein Gerät implantiert haben, mit dem sie zwischen verschiedenen Persönlichkeiten hin- und herschalten können. Jede davon scheint so ihre eigenen Funktionen zu erfüllen und je nach Situation eingesetzt zu werden. So können verschiedene Gefühlslagen fein säuberlich voneinander getrennt werden, z.B. Trauer oder Wut zunächst mal ausgeschaltet und erst zum passenden Zeitpunkt losgelassen werden. Alles zu seiner Zeit eben. Sehr effizient.
Ganz wichtig dabei natürlich: Das Arbeits-Ich!
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Stand Seite 96

Ja, den Anfang fand ich auch schwer mit den ganzen Namen, zum Glück folgt das den Anfangsbuchstaben und vermutlich muss man sich gar nicht alle Bestandteile von Kaynee en detail merken.
Das Infodumping hat mich allerdings gestört, weil ich da als Leser das Gefühl hatte, Gaby setze da wenig Vertrauen in die Fähigkeiten des Publikums, das Prinzip zu verstehen. Zumal ich das gerne aus der Handlung heraus verstehen will.

Ansonsten bin ich gespannt, was sich da für eine Story entwickelt. Douglas und Kaynee werden wohl gemeinsam Probleme mit ihren Sockets haben.

Einige Stellen erinnerten mich an Inside Out und natürlich von der Thematik her an Matt Ruffs »Ich und die anderen«.

Was mir besonders gefiel, sind die vielen lyrischen Stellen, das ist eine große Stärke Gabis, wie ich finde.
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von Ender »

Jawohl, es kommt, wie es kommen musste: Die implantierten "Sockets" machen Probleme. Logisch, denn sonst gäbe es ja keinen Roman :D
Es gibt übrigens auch Leute ohne ein solches Implantat, sogenannte Wilde, bzw die nur eine minimale Basisausstattung besitzen. Schlimm, weil unberechenbar (und ein bisschen irre).
Etwas irre aber auch diejenigen, die ihre Persönlickeiten nicht mehr unter Kontrolle haben und teilweise gegen ihren eigenen Willen handeln. Oder besser gesagt, gegen den Willen der Mehrheit ihrer eigenen ... ach, es ist kompliziert ...
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von Ender »

44% (also umgerechnet ca. S.140)
Das Thema des Romans ist die menschliche Psyche mit all ihren Facetten, Stärken, Schwächen, Ängsten usw. Nun muss ich gestehen, dass ich unsensibler Klotz mich ausgerechnet für Psychologie nie besonders begeistern konnte. (Vielleicht aber auch im Gegenteil, weil ich selbst ZU sensibel bin? Tja, eine Frage für Psychologen...)
Was ich aber sagen kann: Das ist schon ziemlich geschickt gemacht, wie hier im Roman mit dem Thema umgegangen wird. Nicht zu abgehoben, sondern gut nachvollziehbar. Originell.
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von lapismont »

kann erst morgen weiterlesen, lauter Partys grad
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von Ender »

70%
Jetzt kommt etwas "Unruhe" in die Geschichte, ein dramatischer Zwischenfall bringt Spannungsmomente.
Nun sind Action und Spannung zweifellos nicht das, worum es in diesem Roman in erster Linie gehen soll. Dieses kurze Ausbrechen aus inneren Gefühlswelten, Analysen und Selbstfindung kommt aber trotzdem zur rechten Zeit, wie ich finde.
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Ja, das ist eher eine psychologische Betrachtung, wir erfahren, wie die Figuren mit den Persönlichkeitsspaltungen klar kommen.
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Bin mit dem sechsten Kapitel durch und Gabi hat es ganz wunderbar geschafft, den Prozess der Persönlichkeitsspaltung spannend darzustellen. Bin jetzt nochmehr davon überzeugt, dass ein paar Infoblöcke am Anfang unnötig waren.
Nun bin ich gespannt, was in der zweiten Hälfte des Romans passiert. irgendwohin muss das Ganze ja führen. Scheitert das Projekt? Anzeichen gibt es diverse.
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von Ender »

lapismont hat geschrieben: 9. August 2021 13:07 Gabi hat es ganz wunderbar geschafft, den Prozess der Persönlichkeitsspaltung spannend darzustellen.
Und obwohl jede der Figuren hier aus mehreren unterschiedlichen Persönlichkeiten besteht (darum geht's schließlich), sind sie insgesamt doch recht präzise charakterisiert, mit eindeutigem Wiedererkennungsfaktor. Bei dieser Ausgangslage gar nicht selbstverständlich.
lapismont hat geschrieben: 9. August 2021 13:07 Bin jetzt nochmehr davon überzeugt, dass ein paar Infoblöcke am Anfang unnötig waren.
Ich verstehe, was du meinst, war meinerseits aber ganz froh, dass ich direkt am Anfang sehr schnell aufgeklärt wurde, worum es genau geht. Allzu lange im Dunkeln zu tappen, hätte mich hier eher gestört.
Aber klar - ein bisschen subtiler hätte es durchaus sein können.
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

Ungelesener Beitrag von Ender »

So, fertig.
Hier meine abschließenden Gedanken zu dem Roman.
(Ich glaube, sie verraten nicht zu viel vom Inhalt. Nur wer so eine Spoilerphobie hat wie ich und selbst Klappentexte meidet, sollte das Buch vielleicht lieber erst selber lesen.)

Was mir gefallen hat:
- Die Grundidee, Aspekte der Psychotherapie (Aufspaltung der Persönlichkeit) wörtlich zu nehmen bzw. eine technische Lösung dafür zu schaffen. Sehr ungewöhnlich und originell.
- Die Sprache, der Schreibstil. Teilweise recht poetisch, aber dabei jederzeit klar und eindeutig, ohne übertrieben verkopft (sic!) rüberzukommen. Liest sich äußerst angenehm.
- Die Figuren. Schwierig zu beurteilen, da hier ja eben jede Figur aus mehreren Persönlichkeiten besteht. Aber genau das ist ziemlich gut gelungen, so dass trotz der komplizierten Ausgangslage alle (Haupt-)Personen nachvollziehbar charakterisiert/dargestellt sind.
- Der Fokus. Das Thema ist Psycholgie, Persönlichkeitsspaltung oder wie man es auch nennen möchte. Doch was ist mit der Welt drumherum? Wann und wo spielt das Ganze? In welchem politischen Umfeld findet das alles statt? Es scheint wohl irgendeine Art von "Kapitalismus im Endstadium"-Gesellschaft zu sein, in der Effizienz über allem steht. Aber letztlich ist es egal. Abgesehen von kleinen Andeutungen bleibt all das im Dunkeln, und genau das funktioniert hier sehr gut. Denn der ganze Rest, die "Außenwelt", ist für die eigentliche Geschichte einfach nicht wichtig, deshalb wird völlig zu Recht auf jede Ablenkung verzichtet.
- Das Tempo. Insgesamt eher gemächlich, was aufgrund der Thematik völlig logisch ist. Aber rechtzeitig, bevor die Story zu einer theoretischen Abhandlung werden könnte, passiert dann eben doch immer etwas. So bleibt es jederzeit interessant.
- Die Fragen, die aufgeworfen werden. Wie fast jede moderne Erfindung oder Technologie, so hat auch diese Vor- und Nachteile: Psychische Krankheiten, Traumata o.ä. können gut behandelt bzw. von vorneherein ausgeschlossen werden. Man könnte meinen, dass die Menschen mit diesem Implantat glücklicher sind. Doch zu welchem Preis? Was passiert mit persönlichen Bedürfnissen, Träumen, Ideen? Was ist mit der Individualität?

Was mir nicht gefallen hat:
- Es stellt sich die Frage, wie glaubwürdig diese Welt ist. Wie realistisch wäre eine solche buchstäblich "auf Knopfdruck" veränderliche Persönlichkeit? Ich meine jetzt gar nicht in technischer Hinsicht, sondern in der Praxis, im Alltag. Ob ein vernünftiges Zusammenleben unter diesen Voraussetzungen überhaupt noch möglich wäre? Ich kann es mir nicht vorstellen. Kann man sich z.B. verlieben, wenn sich beim Gegenüber regelmäßig essenzielle Charaktereigenschaften verändern? Hmm.
- Mir persönlich war das manchmal zu viel Psychoanalyse, Traumwelt und Selbsterfahrung. Wie oben schon gesagt: So gelungen die Grundidee auch ist, leider ist das ganze Psychologie-Thema einfach nicht so richtig meins. Aber okay - dafür kann der Roman ja nichts. Ist also eigentlich kein wirklicher Kritikpunkt.


Fazit: Es ist ein ungewöhnlicher SF-Roman, der sicher nicht jedermanns Sache ist. Aber da das eigentlich auch auf mich zutreffen müsste, er mir aber trotzdem gefallen hat ... was heißt das also schon?
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Re: [Lesezirkel] Salzgras & Lavendel von Gabi Behrend

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Hab das Buch gestern beendet und bin ähnlich zwiegespalten wie Ralf.

Stil und Idee gefielen mir sehr, auch die Liebesgeschichte mochte ich, aber gerade zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass dieser Teil mit dem rein technischen Weltenbau nicht gut zusammenpasste. Vielleicht wirklich ein Problem der Glaubwürdigkeit. Ich kanns nicht genau fassen.
Die Story um die Professorin kam recht spät in Fahrt und wirkte wie eine zu hastig erzählte Sidestory, in der aber das eigentliche passierte. Ihre Motivation wurde kurz abgehakt und so spät, dass es der Figur nicht mehr viel brachte.

Aber ich hab die Lektüre genossen. Wirklich ein ungewöhnlicher SF-Roman. Danke Gabi!
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