Dann schicke ich meinen Senf zu Asimovs "Einbruch der Nacht" mal direkt hinterher:
Diese Geschichte hat ein großes Problem: nämlich dass die Prämisse, von der sie ausgeht, arg konstruiert und ziemlich unglaubwürdig erscheint. Die Menschen auf dieser Welt kennen keine Dunkelheit - wenn es dann doch alle 2000 Jahre mal dazu kommt, dann sind Unverständnis, Verunsicherung, Verzweiflung, Panik, Chaos die Folge. Durchaus verständlich und vermutlich sehr realistisch.
Aber dass dann gleich alle Menschen kollektiv dem Wahnsinn verfallen - und zwar wirklich
alle? jedesmal? - so dass infolgedessen stets die gesamte Zivilisation zusammenbricht... dass kommt mir dann aber doch stark übertrieben vor. Machen diese Menschen denn niemals die Augen zu? Gab es in all den Jahrhunderten nie eine Situation, bei der mal ein Raum abgedunkelt wurde?
Okay, das für sie völlig unerklärliche Phänomen einer plötzlich hereinbrechenden Nacht ist im Vergleich dazu sicherlich nochmal eine ganz andere Nummer - aber dass dann gleich alle wahnsinnig werden? Naja, ich weiß ja nicht...
Wenn es einem irgendwie gelingt, über diesen fragwürdigen Hintergrund wohlwollend hinwegzusehen, dann bietet die Geschichte durchaus einige interessante Aspekte.
- Das Entstehen von Mythen und Religionen (nicht unüblich, sobald sich Menschen bestimmte Dinge nicht erklären können) und deren fanatische Verteidigung gegenüber der Wissenschaft bzw. dem Versuch, naturwissenschaftliche Erklärungen zu finden.
- Die Spekulationen einiger Protagonisten darüber, ob es vielleicht tatsächlich auch ganz anders geartete Sonnensysteme geben könnte und wie solche aussehen würden. Ob z.B. auf Planeten, die die Hälfte der Zeit im Dunkeln liegen überhaupt Leben denkbar wäre. Das zeigt mal wieder, wir sehr man durch eigene Erfahrungen doch in seiner Vorstellungskraft eingeschränkt ist.
- Die plötzliche Erkenntnis, dass das Weltall unendlich viel größer ist, als bisher gedacht oder auch nur annähernd für möglich gehalten wurde.
- Die Beschreibung, welche Beklemmungen und Ängste die neue Erfahrung "Dunkelheit" bei den Menschen auslöst (und bei vielen unweigerlich zu Gewalt, Zerstörung und der Suche nach Schuldigen führt).
Das sind einige der wirklich spannenden Aspekte, die Asimov in dieser Story angerissen hat.
Wenn bloß diese unglaubwürdige Grundidee nicht wäre...
Catalpa hat geschrieben:*An einer Stelle fragt jemand: „Erinnern Sie sich zum Beispiel an das Experiment mit den Löchern im Dach…“, als läge dieses Jahre zurück, dabei wurde das Experiment erst vor wenigen Minuten erörtert.
*Das genannte Experiment selbst ist auch recht ungelenk in die Handlung eingeflochten. Zwei Mitarbeiter haben es heimlich durchgeführt, auf eigene Kosten. Und jetzt, nachdem es nicht funktioniert hat, berichten sie doch davon.
Den Teil mit diesem Experiment fand ich auch irgendwie überflüssig.
Erstmal ist es komisch, dass sie es überhaupt erst auf den allerletzten Drücker durchgeführt haben (sie kommen erst wenige Minuten vor dem mit Spannung erwarteten Ereignis zurück). Und außerdem: Was hätten sie mit daraus gewonnenen Erkenntnissen so kurzfristig eigentlich noch anfangen sollen?
Catalpa hat geschrieben:Trotz allem die vielleicht bisher beste Geschichte. Nach der Hälfte des ersten Bandes muss ich aber feststellen, dass sich bei mir bisher keine echte Begeisterung für das Golden Age einstellen will.
Das sehe ich in beiden Punkten etwas anders. Diese Geschichte fand ich ganz okay, mehr aber nicht. Aber insgesamt haben mir bisher alle Storys zwischen "ganz okay" und "sehr gut" gefallen. Für mich bis hierher eine überdurchschnittliche Zusammenstellung.