Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Science Fiction in Buchform
Gast09
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzerling

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

@Uschi:
Ja, ich weiß auch nicht. Komische Besprechung.
Die Plot-Zusammenfassung ist recht genau:
Der Held, Undersheriff Luther Opoku, der seltsam undeutlich und als Charakter vage bleibt (wie viele andere Figuren auch, bis hin zum klischeehaft karikierten IT-Guru Elmar Nordvisk), klärt einen Leichenfund in Sierra County auf, wobei er - diverse Paralleluniversen sowie Vergangenheit und Zukunft bereisend - ein dunkles Silicon-Valley-Geheimnis enthüllt, nämlich die zum Amok und zur Apokalypse neigende KI namens "Ares" (das ist der titelgebende Schmetterling), welche die Menschheit erst in die Irre führt und dann auslöscht, relativ erfolgreich. Nebenher geht es um das Internet der Dinge, Nanobots, genmanipulierte Insekten, Biowaffenschmuggel und Sex-Roboter, die mithilfe von delirierendem Sex morden. Es gibt Schurken, Nerds und schöne Frauen. So vollzieht es sich.
Und ja, das Buch hat Längen. Aber die erweisen sich als nützlich, denn die diversen Parallel-Universen müssen genau erklärt werden.
Und ja, die Vergleiche mit Crichton und Dan Brown drängten sich mir auch auf.
Und nein: Untersheriff Opoku ist weder "seltsam undeutlich" (was genau könnte das bedeuten) und als "Charakter vage". Im Gegenteil. Schließlich durchläuft er mehrere verschiedene Realitäten.
Ist seine Frau nun bei einem Autounfall ums Leben gekommen? Oder ist er geschieden und hat noch Kontakt zu ihr?
So nach knapp der Hälfte präsentiert sich mir dieses Buch als interessant, intelligent und spannend wobei die Spannung nicht aus Action generiert wird sondern aus Mystery und der Tatsache, dass Hauptdarsteller und Leser über den gleichen Wissensstand verfügen.
Gast09
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Naut
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Naut »

Uschi Zietsch hat geschrieben: 29. April 2018 09:56 Hier ist eine seltsame Besprechung in der SZ - für mich seltsam, weil ich schon bei "Der Schwarm" auf S. 60 aufgesteckt habe und keinen weiteren Schätzing gelesen habe, also völlig unbedarft bin und mich anhand einer Besprechung informieren will, jetzt aber nicht informiert, sondern verwirrt bin.
http://www.sueddeutsche.de/kultur/roman ... -1.3959414
Wieso? Steht doch alles drin, was "man" wissen muss: Schätzing wie schon vorher, bloß noch schlimmer. ;)
Die Fans werden es lieben, die anderen können es sich sparen.

(Warum der Rezensent sich durchgehend als "man" anspricht, bleibt sein Geheimnis.)
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L.N. Muhr
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Weil in den großen printmedien selten vom Ich die Rede ist. Das ist eher Bloggertypisch.
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Uschi Zietsch
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Oder wenn es eine Kolumne ist.
:bier:
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Naut
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Naut »

L.N. Muhr hat geschrieben: 29. April 2018 13:13 Weil in den großen printmedien selten vom Ich die Rede ist. Das ist eher Bloggertypisch.
Schon klar. Aber speziell hier kann "man" durchgehend durch "ich" ersetzt werden, den Anschein von Objektivität gibt sich der Text nicht annähernd.
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Wie nicht anders zu erwarten ist Die Tyrannei des Schmetterlings sofort auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller-Liste gelandet.
http://www.spiegel.de/kultur/bestseller ... 58623.html
Gast09
Nachtrag: Kann es darüber hinaus sein, dass Schmetterlinge in der SF zurzeit eine gewisse Renaissance erleben?
https://www.perrypedia.proc.org/wiki/Datei:PR2959.jpg
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Ab S. 481 starten die Helden (aus welchem Parallel-Universum sie auch immer kommen mögen) durch in das Parallel-Universum mit der Lfd. Nr.:
PU 453.
:prima:
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Am Ende der Episode im Paralleluniversum mit der lfd. Nr. PU 453 scheint sich das Ganze etwas an Skynet anzunähern. Das wundert allerdings nicht, denn Computer-Apokalypsen müssen sich irgendwie wohl doch ähneln.
Ich zitiere aus S. 633f:
Er lässt Flugzeuge über Städten abstürzen, ... , bringt Fahrstühle zum Absturz und manipuliert das Heer der dienstbaren Geister. Haushalts- und Freizeitroboter töten ihre Familien, Pflegeroboter die Alten und Schwachen ... . Industrieroboter laufen Amok, ... , Roboterköche wüten mit Messern und Beilen, Landschaftsroboter mit Kettensägen und Gartenscheren. Sexroboter erledigen Kunden mit Stromschlägen oder lassen sie aus der Nummer nicht raus bis der Kreislauf kollabiert. ... . Wo immer Menschen durch Städte irren, beginnt die urbane Infrastruktur sie zu jagen. ... . A.R.E.S. hackt Herzschrittmacher, Neuroimplantate, Hörgeräte, künstliche Augen, chipgesteuerte Muskeln, Prothesen und netzgesteuerte Organe und bringt deren Träger um oder um den Verstand.
Alles also irgendwie bombastisch. Aber:
:prima:
Mal schauen, wie es im Kristallwald weiter geht.
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Khaanara »

Interview mit dem Autor:

Link: https://www.youtube.com/watch?v=
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Knochenmann
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Ich muss dauernt an die Kutzgeschichte "Drones dont kill people" denken, in der die KIs Revolution machen indem sie sich weigern Menschen umzubringen.
Als ich jung war, war der Pluto noch ein Planet

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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Im letzten Kapitel: Kristallwald löst sich dann alles auf. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um den Fortbestand der Menschheit nach etwa folgendem Beispiel: Anfang des 20. Jhrh. lebten alleine in den USA mehr als 25.000.000 Pferde. Was wurde aus ihnen nachdem sich der Verbrennungsmotor durchgesetzt hatte? Sie verschwanden. Und so wird es mit dem Menschen auch sein. Zwar waren Pferde nicht in der Lage, sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen, insofern ist die Situation hier etwas anders, aber das Grundprinzip ist ähnlich: Neue Technik (hier: höhere Intelligenz) verdrängt alte Technik (hier: der Mensch).
Es ist nicht wirklich oft, dass die Spiegel-Bestseller-Liste von einem SF-Roman angeführt wird (der zudem noch aus dem Stand von Null auf Eins gesprungen ist). Insofern ist es ein gutes Ereignis für das Genre.
Der Roman verlangt aber Erfahrung mit der SF, Erfahrung mit ihrer Konstruktion, ihrer Logik und auch mit ihrer Geschichte.
Wer das nicht hat, wer z.B. Ex Machina oder auch The Terminator nicht kennt, wer also noch nie "Maschinen-SF" gesehen oder gelesen hat, muss sich manchmal durchkämpfen.
Ich verweise auf das oben eingefügte Interview bzw. die Talk-Show-Sequenz des NDR. Schätzing versteht es sehr gut, punktgenau Werbung für sein Buch zu machen und insbesondere fehlende Kenntnis der "Maschinen-SF" nachzubessern. Die "Büroklammer-Problematik", die im Buch mehrmals erwähnt wird, für einen SF-Kenner kein Problem darstellt, für einen Laien aber eher unverständlich ist, wird perfekt genutzt.
Und so nehme ich denn auch Büroklammern.
Und zwar 8/10.
Und das hier darf auch nicht fehlen:
:prima:
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Ich habe nach einiger Zeit mal wieder in die Spiegel-Bestseller-Liste geschaut und stelle fest, dass DTdS immer noch oben steht; also Platz 2.
So ganz nachvollziehen kann ich das nicht. Der Roman ist Hard-Core-SF. Da geht es um Parallel-Universen, alternative Zeitlinien,
Künstliche Intelligenz und allgegenwärtige Maschinen-Power. Auch ich, der ich mir einbilde etwas Ahnung von der SF zu haben muss zugeben, dass sich mir nicht alle Handlungsstränge dieses Romans komplett erschlossen haben. Gibt es für SF also doch einen größeren Markt in Deutschland oder ist die ganze Sache einfach so: Schätzing kann schreiben was er will, es wird immer ein Erfolg?
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Gast09 hat geschrieben: 20. Juni 2018 15:45Schätzing kann schreiben was er will, es wird immer ein Erfolg?
Das war genau mein Gedanke.
Die Leute kaufen das Buch, weil "Schätzing" drauf steht.
Solch ein Standing muss man sich erstmal erarbeiten!

Gruß
Ralf
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Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
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Des_Orphan

Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Des_Orphan »

Ich dachte, ich versuch's auch mal mit ihm...
Von Schätzimg hatte ich bis dahin noch nichts (auch nicht den Schwarm) gelesen.
Tja, nach ca. 200 Seiten habe ich das Handtuch geworfen. Ist ja alles ganz nett geschrieben, obwohl mir die Gegenwarts-Perspektive nicht liegt, aber seit Tyll ist die ja unheimlich in Mode... :kopfschuettel:
Ansonsten fand ich es bis dahin etwas langweilig und so gefällig, als hätte Herr Schätzing jeden Satz vorher mit einer gehörigen Portion Vaseline behandelt; allerdings war der Einsatz des Gleitmittels dann doch so heftig, das cerebral kaum was hängen blieb...
Völlig unbedarft und ungespoilert wußte ich auch schlicht nicht, worauf das Buch hinaus will...
Als der Frustlevel dann letztlich überstiegen wurde, habe ich ein bißchen im Netz geforscht, was all das denn nun soll...
Parallel-Welten!
Aha, das war's dann :nein:
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Andreas Eschbach
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Re: Die Tyrannei des Schmetterlings - Frank Schätzing

Ungelesener Beitrag von Andreas Eschbach »

Die Gegenwarts-Perspektive ist schon mit den Young-Adult-Romanen populär geworden ("Panem" & Co.), "Tyll" hatte da nichts mehr zu bewirken.
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