Der "Liest zur Zeit" Thread

Science Fiction in Buchform
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Tanner Mirabel
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Liest zur Zeit: Alastair Reynolds - Enigma

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Tanner Mirabel »

Ich habe jetzt folgendes Buch angefangen:

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Alastair Reynolds - Unendliche Stadt


Da im September ein neuer Reynolds in deutsch übersetzt erscheint, wollte ich mir jetzt mal den letzten von mir noch ungelesen vornehmen. Die Kritiken zu diesem Buch sind ja nicht so toll. Mal sehen, was mich erwartet.
Mein persönliches Buchhighlight 2019: Becky Chambers - Unter uns die Nacht
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Scotty
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Scotty »

Da bin ich aber sehr gespannt. Wegen der sehr schlechten Kritiken habe ich es bisher noch nicht angefangen...
Lese zur Zeit:
Tade Thompson - Fern vom Licht des Himmels
Davor:
Laura Purcell - Das Korsett
Pierce Brown - Red Rising
Emily St John Mandel - Das Licht der letzten Tage
Eoin Colfer - Hinterher ist man immer tot
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    Des_Orphan

    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von Des_Orphan »

    Eine Karl-May-Biografie, die richtig Spaß macht.

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    Man meint ja schon einiges - wenn nicht das wesentlichste - von ihm zu wissen, doch diese ausgesprochen unterhaltsam und flüssig zu lesene Biografie von Christian Heermann belehrt einen da schnell eines Besseren. :prima:
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    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von DrZarkov »

    Ich habe "das Schiff" von Andreas Brandhorst mit in den Urlaub genommen und dort gelesen,und ich kann Pogopuschels Kritik überhaupt nicht nachvollziehen. Mir gefällt die ruhigere Erzählweise und auch die Geschichte selbst. 8 von 10 Signalnadeln.
    FOX
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    Liest zur Zeit: "American Spy" von Laura Wilkinson

    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von FOX »

    Im Urlaub gelesen:

    Meer der Dunkelheit (James L. Cambias)

    Es hat etwas gedauert, bis ich mich in die Welt auf dem Ozeanboden eingefunden hatte,
    aber dann war es doch sehr interessant und spannend zu lesen.
    Trauriges Ende (finde ich).

    Tür in den Sommer (Robert A. Heinlein)

    Ein sehr interessanter Zeitreiseroman.
    Auch wenn ich den Stil von Heinlein nicht so gern mag (liest sich m.E. nicht so flüssig), hat sich die Lektüre gelohnt.
    Offen bleibt für mich die Frage, ob der Protagonist wegen des Katers oder wegen der Frau in die Vergangenheit reist….

    Der Übungseffekt (David Brin)

    Naja. Das Buch fängt sehr spannend an, hält diese Spannung aber nur bis zur Mitte (circa).
    Zum Schluss eher ein durchschnittlicher Fantasy/Abenteuer Verschnitt.
    Der Übungseffekt als solcher ist schon ein guter Denkansatz, trägt den Roman über dann aber doch nicht. Schnell gelesen, weil auch gut geschrieben, aber vermutlich auch schnell wieder vergessen.

    Der letzte Tag der Schöpfung (Wolfgang Jeschke)

    Wurde Zeit, diesen deutschen Klassiker mal zu lesen.
    Ich mag Zeitreise und Alternativgeschichten sehr gern.
    Insgesamt dann aber aus meiner Sicht eher ein Abenteuerroman in der Vergangenheit.
    Die Folgen, die Jeschke aufführt reichen m.E. nicht weit genug.
    Wenn die Ankunft der Zeitreisenden in der Vergangenheit überhaupt zu Änderungen in der Geschichte führen würden,
    wären die m.E. gravierender als dargestellt.
    Und wieso geht der Impuls, überhaupt Zeitreisende in die Vergangenheit zu senden dann nicht verloren,
    gibt es den General in der neuen Realität überhaupt?

    Schön, wenn ein Buch zu solchen Fragen führt….

    Transport 1 (Phillip P. Peterson)
    Wow. Ich habe vor einiger Zeit schon Paradox von Peterson gelesen, welcher mir sehr gut gefallen hat. Auch Transport ist gut geschrieben und spannend. Ein interessantes Thema gut umgesetzt.

    Transport 2
    Nicht ganz so wow. Die Fortsetzung zu Transport ist auch spannend und gut zu lesen.
    Aber im Grunde nur ein Abenteuerroman auf einem fremden Planeten.
    Hier wurde die Chance zu einer „richtigen“ Fortsetzung zum ersten Teil etwas verspielt, zudem gibt es einige Logiklöcher. Aber ich freue mich trotzdem auf Band 3.

    Derzeit lese ich (nach dem Interview der beiden Schöpfer in der aktuellen phantastisch) :
    „Leviathan erwacht“ von James Corey. Fängt schon mal spannend an.
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    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von Lensman »

    Meine diesjährige Urlaubslektüre (Teil 1):

    John Niven - "Gott bewahre" (orig: The second coming")

    Bild

    Kein Science Fiction sondern Religionssatire, aber, eyh, Jesus kommt das zweite Mal auf die Erde ... :o :faint:
    Gott hatte sich eine Woche Urlaub genommen, um Angeln zu gehen, und Jesus die Amtsgeschäfte überlassen. Eine Woche im Himmel waren aber rund 450 Jahre auf der Erde. Wie man an den Zeitläuften sehen kann, hat Jesus es vermasselt und Gott ist sauer.
    Die letzten 40 Erdenjahre hat Jesus überwiegend mit Jimi Hendrix abgehangen, meistens bekifft auf der Gitarre übend ... :lol:

    Gottes Ratschluss ist bindend: Jesus muss erneut auf die Erde und seine Botschaft verbreiten, die Laute übrigens als einziges Gebot: "Seid lieb!" - in den USA um das Jahr 2010. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.

    Für mich bisher die positivste Überraschung des Jahres. Krachende, manchmal etwas zu knallige Satire, die aber bei genauem Lesen auch viele leise Töne trifft und sowohl die herrschenden monotheistischen Weltreligionen als auch den 'american way of life' schonungslos durch den Kakao zieht. Zeitweilig großes Kino! :prima: :prima:
    Hitler arbeitet in der Hölle als Kellner in einem jüdischen Restaurant. ..."also drrrei gefilte Fisch, ein Pastrrrami-Sandwich, zwei Ochsenbrrrüste, ein gepökelterrr Lachs und zweimal Suppe mit Matzklößchen, rrrichtig, ja?" :o :rotfl:

    ***

    "Kreationismus?", fragt Gott. "Was ist das?"
    "Also", sagt Andreas kichernd, "da unten gibt's diese Vollspacken, also größtenteils in Amerika, die haben so dermaßen einen an der Klatsche, dass es fast schon wieder cool ist. ... Diese Vollidioten glauben doch tatsächlich, die Welt wäre erst zehntausend Jahre alt."
    Gott sieht ihn verständnislos an. "Was meinst Du mit 'glauben'?" :kopfkratz: :lol:
    Ich könnte hier noch endlos weiterzitieren. Gottes Gedanken zum Männer- und Frauenbild im radikalen Islam sind grandios auf den Punkt gebracht. :respekt:

    Gut, jeder kann ahnen wie Geschichte ausgeht. Verfasser John Niven hat die Bibel genau gelesen.

    Von der Story her hat die Geschichte in der zweiten Hälfte ein paar Längen und auch den einen oder anderen Hänger. Bei dem Genre wahrscheinlich unvermeidbar.
    Für alle Freunde der saftigen und respektlosen Religionskritik eine fette Empfehlung! :prima:

    9 von 10 Joints rauchende Gottheiten

    freut sich
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    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von Lensman »

    Meine diesjährige Urlaubslektüre (Teil 2):

    Ben Aaronovitch: "Ein Wispern unter Baker Street" und "Der böse Ort"

    Bild Bild

    Es handelt sich hierbei um das dritte und vierte Abenteuer um den Londoner Police Constable und Nachwuchsmagier Peter Grant. Nachdem mir der erste Band sehr gut und der zweite Band noch gut gefallen hat, lässt hier - wie bei so vielen Serien - das Vergnügen leider erkennbar nach. Beide Romane sind nicht schlecht, aber die Gags und Ideen wiederholen sich doch erkennbar.
    Im dritten Teil untersucht Peter Grant merkwürdige Vorkommnisse in der Londoner U-Bahn und entdeckt nebenbei ein unbekanntes Untergrundvolk. Im vierten Teil passieren seltsame Dinge rund um einen riesigen architektonisch merkwürdigen Sozialwohnungsblock. In beiden Romanen taucht wiederum der mysteriöse gesichtslose Magier auf, eine Mischung zwischen Professor Moriarty und Dr. No.
    Wem die ersten beiden Bände gefallen haben und jetzt nicht zu hohe Erwartungen hat, kann bei dem Wunsch nach eher leichter Kost bedenkenlos zugreifen.
    (Anmerkung: Der fünfte und derzeit letzte Band der Reihe "Fingerhutsommer" ist übrigens wieder deutlich besser gelungen. Das habe ich hier besprochen: viewtopic.php?f=25&t=1029&p=196253#p196253)

    Bewertung: 6 von 10 wandernde Goblinmärkte

    meint
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    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von Teddy »

    T.C. Boyle - Wassermusik
    Wassermusik ist einerseits ein historischer Roman um die Entdeckung des Nigers durch Mungo Park, andererseits ein Schelmenroman um das Leben der fiktiven Gestalt Ned Rise, der im London des ausgehenden 18. Jahrhunderts sein Glück versucht, aber immer wieder im letzten Moment scheitert. Großartig erzählter, sehr humorvoller und immer wieder ins Groteske gleitender Roman, der es hin und wieder auch übertreibt, aber insgesamt sehr empfehlenswert ist.

    Andreas Brandhorst - Das Schiff
    Bei all der Lobhudelei und den Preisen habe ich vielleicht etwas viel vom Schiff erwartet. Mir ging die greise Hauptfigur Adam, deren Geist dauernd manipuliert wird und der nie klar ist, was sie jetzt warum schon wieder vergessen hat, manchmal auf den Keks. Das wurde wohl durch den Hörbuchsprecher verstärkt, der generell etwas lahm vorliest und die Dialoge von Adam mit alters-zittriger Stimme spricht. Ich kann aber auch gut verstehen, dass Fans der Hard-SF den Roman lieben. Die Maschinenintelligenzen der Erde, die eine Machts aufgeweckt haben, die ihnen weit überlegen ist, eine alte, verschwundene Hochkultur der Galaxis, auf deren Artefakte man trifft, die Quantenlinks, mit denen Adams Geist auf fremde Planeten reist, das alles vermischt Andreas Brandhorst zu einem großen Ganzen.

    Audrey Niffenegger - Die Frau des Zeitreisenden
    Lebensgeschichte eines Ehepaars, die abwechselnd aus der Sicht der Frau und des Mannes erzählt wird. Der Mann leidet an einer seltenen Krankheit, die bewirkt, das er unkontrollierte Zeit-Raum-Sprünge durchführt, meist an Orte, zu denen er eine starke emotionale Bindung hat. Da seine Kleidung die Sprünge nicht mitmacht, lernt er schon als Kind, wie man Schlösser knackt, sich Kleidung und Geld besorgt, sodass er die meisten der Zeitreisen recht unversehrt übersteht. Viele der Reisen gehen in die Vergangenheit, wo er seine spätere Frau als Kind kennenlernt. Die Frau ihrerseits kennt ihren Mann schon lange, als sie sich in der Zeitlinie des Mannes das erste mal treffen. Raffiniert aufgebauter Roman, der mir ausgesprochen gut gefallen hat.

    James Tiptree jr. - Doktor Ain
    Erster Band der gesammelten Erzählungen, also die frühen Geschichten von Tiptree. Viele davon kannte ich schon und sie haben mir auch beim erneuten Lesen wieder gefallen, aber nicht ganz so toll, wie ich sie in Erinnerung hatte. Das ging mit bei den späteren Geschichten nicht so. Man merkt, dass sich Tiptree in den ersten Jahren des Schreibens sehr weiterentwickelt hat. Trotzdem ein lesenswertes Buch.

    Jane Rogers - Das Testament der Jessie Lamb
    Aufgrund eines nicht geklärten Umstands - Terrorakt, Unfall in millitärischem Forschungslabor - wurde die gesamte Menschheit mit einem Virus infiziert, das den Tod jeder schwangeren Frau verursacht. Es wird zwar ein Impfstoff entwickelt, aber einzig tiefgefrorene Embryonen sind nicht infiziert. Die einzige Möglichkeit auf resistente Nachkommen besteht darin, dass Frauen sich opfern, indem sie mit einem eingesetzten Embryo schwanger werden und bis zur Geburt künstlich am Leben gehalten werden.
    Der Roman handelt in erster Linie von der 16-jährigen Jesse, die zur Überzeugung kommt, dass sie an dem Programm teilnehmen und sich einen Embryo einpflanzen lassen will. Dieser Entscheidungsprozess und die Reaktionen ihrer unmittelbaren Umgebung sind sehr gelungen dargestellt. Weniger gefallen haben mir die gesamtgesellschaftlichen Reaktionen, die ich nicht immer nachvollziehen konnte. Kein Buch für vergnügliche Lesestunden, trotzdem lesenswert.
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    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von Lensman »

    @Teddy:

    Die Jane Rogers hast Du aber sehr wohlwollend besprochen. Ich fand's eher etwas wirr. :mad:
    "Die Frau des Zeitreisenden" habe ich mir aber auf die to-do-Liste gesetzt. :bier:

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    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von Lensman »

    Das Herbstwetter im August ausgenutzt für

    Max Barry - "Lexicon"

    Bild

    Sehr gelungener Roman! Endlich hat 'mal wieder ein Autor eine (relativ) innovative Idee. :prima:
    In "Lexicon" geht es um Wörter. Solche Wörter, mit denen sich andere Menschen manipulieren lassen. Zum Teil sind es Wörter alter Sprachen, Ursprachen, die - so der Verfasser - bestimmte neurale Beschränkungen in unserem Gehirn überwinden und uns so beeinflussbar machen. Die gefährlichsten Urwörter, die es gibt sind sog. 'Blankwörter'. Ausgesprochen oder aufgezeichnet in Verbindung mit einem Befehl führt ein solches Blankwort u. a. zu einem Massaker an den Bewohnern einer Kleinstadt in Australien.
    Die Story selbst dreht sich um drei Protagonisten, den schlichten geradlinigen Wil, der angeblich gegen Wirkung der Wörter immun und deshalb wertvoll ist; die eigenwillige und sprunghafte Emily, die in der Kunst/Wissenschaft der Wörter ausgebildet wird und eine sog. Dichterin werden soll (nein, keine Schriftstellerin!) und Eliot, dem leitenden Mitarbeiter einer Organisation, die die Wörter zu Machtzwecken einsetzen will. Eliot ist der Angelpunkt zwischen Wil und Emily. Die Personenzeichnung ist imho recht gelungen, wenngleich der ewige Streit zwischen Wil und Eliot im ersten Drittel des Romans etwas ermüdend ist. Letztlich Nebensache vor dem Gesamtpanorama..
    Max Berry ist hier spannender, innovativer und dazu noch gut lesbarer Roman gelungen. Der Leser muss ab und an aufpassen, weil sich die Zeitebenen des Erzählten ändern, jedoch läuft dies geschickt auf ein plausibles, wenngleich nicht 100%ig überzeugendes Ende hinaus.
    Ich habe den Roman mit großem Genuss fast am Stück gelesen und empfehle ihn hiermit weiter. :D

    8 von 10 Vartix velkor mannik wissick :headbanger:

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    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von Naut »

    Max Barry lohnt meist. Chefsache und Logoland sind auch gut.
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    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von Teddy »

    Lensman hat geschrieben: Die Jane Rogers hast Du aber sehr wohlwollend besprochen. Ich fand's eher etwas wirr. :mad:
    Ich kann verstehen, dass der Roman nicht jedermanns Sache ist, aber wirr fand ich ihn nicht. Mir haben die Reaktionen der Gesellschaft - also die ganzen Splittergruppen die Radikal werden - nicht so gefallen. Meinst du das mit wirr?

    Max Barry ist bisher völlig an mir vorbeigegangen. Den setz ich gleich mal auf meine Wunschliste.
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    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von Lensman »

    @Teddy:
    Mir war bei Jane Rogers nie ganz klar, was sie schreiben wollte: eine schräge coming-of-age-Story oder eine Gesellschaftskritik. Am Ende hatte ich den Eindruck, sie hat beides versucht, aber weder das eine noch das andere ist wirklich gelungen. :nixwiss:

    @Naut:
    "Logoland" steht schon auf meiner Einkaufsliste. Das war entweder beim Datenscheich oder bei Josefson positiv besprochen. Ich setze "Chefsache" 'mal dazu. :)

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    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von Lensman »

    In zwei Tagen ausgelesen:

    Dave Eggers - "Der Circle"

    Bild

    Ich denke, der Roman sollte den meisten Forumsmitgliedern hinreichend bekannt sein. Ging ja schließlich ziemlich breit durch die Presse.
    Der "Circle" ist die dystopische Weiterprojezierung eines Zusammenschlusses von Facebook, Twitter, Google, Amazon und diverser weiterer Social-Media-Plattformen zu einem gewaltigen allgegenwärtigen Konzern namens "Circle".
    Vorne auf dem Buch steht Roman. In vielen Besprechungen stand häufig das Wort "Thriller". Ist "Der Circle" ein guter Thriller? Nein, ist er nicht. Jenseits der Protagonistin sind alle Personen schablonenhaft. Der Spannungsbogen ist bestenfalls mittelmäßig und der Handlungsverlauf wenig originell. Als Thriller würde dieser Roman bei mir durchfallen. Aber das Buch soll auch gar kein Thriller sein. Dave Eggers verpackt hier die Heilsversprechen der Social-Media-Anhänger und die Befürchtungen der Internet- und Social-Media-Kritiker mit einer Reihe wissenschaftlicher Beobachtungen in einen Roman, der in weiten Teilen auch als kontroverses Sachbuch hätte formuliert werden können. Und das macht er nicht ungeschickt, wobei sehr schnell klar wird, dass seine eigenen Sympathien bei den Kritikern der Allgegenwart von Social-Media und Internet liegen.
    Nichts von dem, was er schreibt, dürfte für den erfahrenen SF-Leser wirklich neu sein. Aspekte hat man bei Cory Doctorow, Thore D. Hansen, Marc Elsberg und Daniel Suarez u. a. schon gelesen. Allerdings schafft Eggers es, die Vielfalt der positiven und negativen Aspekte der Weiterentwicklung und Konzentration von Social-Media-Unternehmen beängstigend gut einzufangen.
    Die Entwicklung der Protagonistin Mae Holland wird durchaus differenziert dargestellt, nur hier und da etwas dick aufgetragen. Die Schablonenhaftigkeit der anderen Personen ist imho gewollt. Insbesondere am Anfang des Roman hat mich deren Verhalten und Sprachduktus stark an Berichte von Sektenmitgliedern erinnert; das typische Arbeiten mit unterschwelligen Botschaften, das Adressieren des schlechten Gewissens und die scheinbare Gemeinschaft aller Sektenmitglieder (hier: Circler). Das hat Eggers gut antizipiert.
    Der zweite Punkt, den er durch den ganzen Roman hinweg klar herausgearbeitet hat, ist folgender: Alles geschieht nur zu unserem besten. Und wir wollen doch alle eine Welt ohne Verbrechen und Gewalt, in der alle Menschen friedlich miteinander leben können, nicht wahr?!! Dieser Impetus, der, wie jeder nachlesen kann, von Marc Zuckerberg, Eric Schmidt, Jeff Bezos und vielen anderen Aushängeschildern der großen Internetunternehmen gerne vertreten wird, wird von Eggers gründlich aufgearbeitet. Insofern ist der Handlungsverlauf konsistent und letztlich auch der Schluß ziemlich konsequent.
    Wer nicht zum Circle gehören will, ist entweder (geistig) krank oder hat etwas Gefährliches zu verbergen, ist also eine Bedrohung.
    Die einzige Möglichkeit, dem Circle und seinen Proselyten zu entkommen, ist Suizid (Mercer, der eigentlich zu Tode gehetzt wird) oder Koma (Annie, am Ende ihrer Karriere).
    Wenn man "Der Circle" nicht als Thriller liest, sondern als gut durchdachte Warnung vor den Verheißungen mancher Internet-Unternehmen, ist es definitiv ein lesenswertes Buch. :prima:

    8 von 10 Kronleuchtern aus Geweih

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    Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

    Ungelesener Beitrag von Dragongirl »

    Ich habe gestern mit Ursula K. LeGuins "Verlorene Paradiese" angefangen. Ein ungewöhnliches Buch. Ich würde es nicht einmal als Roman bezeichnen... eher als eine Sammlung von Vignetten. Auch der Stil hat mich überrascht: mal trocken wie ein Sachbuch, dann wieder fast poetisch. Nicht das was ich erwartet habe aber trotzdem gut.
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