Der "Liest zur Zeit" Thread

[Uschi Zietsch]

Philip Roth, Portnoys Beschwerden

"Das lustigste Buch, das je über Sex geschrieben wurde", sagt der Guardian.

Äh, nein. Das Buch ist weder lustig, noch geht es "über Sex". Das ist das weinerliche Couchgejammer eines Narzissten, der es ach so schwer hat.

Pimmelprobleme eines Vor-, dann Pubertierenden, was sich bis über die Hälfte des Buches zieht, und dann ist er endlich erwachsen - und impotent.
Die Probleme mit der dominanten Mutter, seine Verachtung dem Vater gegenüber, der er nur begegnen kann, indem er sich permanent einen von der Palme wedelt, bis er die Reize des weiblichen Geschlechts entdeckt - du meine Güte, wie "originell."
Vielleicht muss man ein Kerl sein, um das interessant und lustig oder auch "brillant satirisch" zu finden. Ich weiß gar nicht, was da dran satirisch sein soll, denn es ist absolut realistisch, ohne überzogen zu sein.

Im Grunde ist es der 60er "Fänger im Roggen" aus den 50ern, heutzutage genauso verstaubt, nur noch narzisstischer und mit etwas derberer Sprache, was für damals gewiss gewagt war, es sei denn, man war Bukowski. Aber dann sollte man auch Bukowski sein und nicht wie Bukowski sein wollen.

Klar ist der Stil gut, Philip Roth ist ein großer Literat. Trotzdem hab ich mich schon lange nicht mehr so gelangweilt, nach 30 Seiten hab ich in den Schnelldurchgang geschaltet.

[heino]

Ich habe "Die stille Frau" von Christopher Priest nach 170 von 280 Seiten abgebrochen. " The Prestige" fand ich ja großartig, aber dieses Buch hier ist einfach langweilig und nichtssagend.

Und weil Es so langweilig war, habe ich am Wochenende noch "Auf sie mit Gebrüll" von Hasnain Kazim dazwischen geschoben. Es ist die Ergänzung zu seinem Buch "Post von Karl-Heinz", in dem er seine Korrespondenz mit jeder Menge Leuten, die ihn grundlos rassistisch angingen, veröffentlichte. "Auf sie..." ist sein Aufruf, wieder mehr Streit mit diesen Menschen zu wagen und sich Ihnen verbal entgegen zu stellen. Und wie man an den Ereignissen in Berlin sehen kann, tut das auch wirklich Not.

[Tim85]

Ich habe gestern falsche Welt zu Ende gelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Das einzige, was mich gestört hat, war das man anfangs gar nicht wusste wo die Haluter waren und gegen wenn sie gekämpft haben. Ich hätte es schöner gefunden, wenn man eingangs darüber informiert worden wäre. Ansonsten war es eine sehr spannende Geschichte und ich habe mir vorgenommen den Zyklus komplett zu lesen

[Tim85]

Jetzt habe ich begonnen, die Dunkelwelt Trilogie zu lesen. Ich bin jetzt im 9. Kapitel und bisher gefällt es mir noch besser als falsche Welt, da nicht so schwer zu verstehende Dinge wie TT Progenitoren und Strangeness vorkommen

[heino]

Eben habe ich "Jäger des verlorenen Einhorns" von Mike Resnick beendet. Es handelt sich um eine Mischung aus Hard boiled-Krimi und Urban Fantasy und hat mir sehr viel Spass bereitet. Die Hauptfigur John Justin Mallory (Typ abgewrackte Detektiv der Marke Philipp Marlowe) wird an Silvester vom Elfen Murgelström beauftragt, ein verlorenes Einhorn in einem alternativen New York zu finden, in dem es nur so vor Trollen, Goblins, Dämonen und allerhand anderen seltsamen Gestalten wimmelt. Dabei legt er sich mit einem fiesen Leprechaun und einem noch fieseren Dämon an. Das Buch strotzt vor Tempo und irren Ideen und stellt jede Menge Krimi- und Fantasyklischees auf den Kopf und ist dabei auch sehr witzig.

[Scotty]

Puh, ich hab ganz schön geschlampert und nur selten meine gelesenen Bücher kommuniziert.

Heute abend fange ich mit "Das sechste Erwachen" von Mur Lafferty an. Das Thema reizt mich sehr (da es eine Brücke schlägt zwischen meinen beiden Lieblings Genres Krimi und SF) und das Buch liegt schon seit 1,5 Jahren auf meinem virtuellen eBook Stapel. Aber da auf diesem schneller neue Bücher gelegt als weggelassen werden, komme ich jetzt erst dazu.

Hier die offizielle Inhaltsbeschreibung:

Durch die Schwärze des Universums gleitet ein einsames, aber dafür umso gewaltigeres Raumschiff – die Dormire. An Bord befinden sich 2000 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder. Stirbt ein Crewmitglied, wird es umgehend durch seinen eigenen Klon ersetzt. Doch dann erwacht der Klon von Maria Arena vorzeitig und über und über mit Blut befleckt. Marias Erinnerungen wurden gelöscht, sie weiß nur noch, dass sie getötet wurde – ebenso wie der Rest der Crew. Schnell ist den Klonen klar, dass sich an Bord der Dormire ein Mörder aufhält, und wenn sie ihn nicht schnell finden, wird er wieder zuschlagen ...

[Scotty]

Übrigens: Falls jemand ähnliche Vorlieben hat (Krimi und SF im weitesten Sinne), meine für gut befundenen Bücher in den letzten 2 Monaten:

Elan Mastai - Die beste meiner Welten
Stuart Turton - Die 7 Tode der Evelyn Hardcastle

Beide Romane zeichnet außerdem ein feiner Humor aus.

[Uschi Zietsch]

Ich mag jeden Tipp, SF les ich gar nicht so viel ^^

[Scotty]

Beide Werke sind durchaus der SF zuzuordnen, auch wenn sie nicht in der Zukunft spielen.

Im ersten Buch geht es um das Thema Zeitreise und was passiert, wenn die Vergangenheit verändert wurde und man das wieder korrigieren möchte. Das Zeitreise Paradoxon wird mit dabei mit einer eigenen Erläuterung gut umschifft.

Das zweite Buch ist eine sehr originelle Variante von "Und täglich grüßt das Murmeltier". Die auffälligsten Unterschiede sind:
Es ist vom Setting her eher eine Art Agatha Christie Landhauskrimi (Who done it?). Des weiteren erwacht der Protagonist auch hier jeden Tag aufs neue. Allerdings jedesmal in einem anderen Körper und man erlebt den Tag aus einer anderen Perspektive. Dabei muss man gut aufpassen, denn die einzelnen Handlungsstränge sind sehr miteinander verschachtelt.

[Des_Orphan]

Principia von Neal Stephenson

Damit bin ich nun also beim abschließenden 3. Teil dieses Opus Magnum angekommen...
Für mich bleibt es ein Rätsel, wie ein Autor in dieser relativ kurzen Zeit diese schiere Masse an Recherche betreiben, und sie dann auch noch so spielerisch in 3 (eigentlich 8) Romane verpacken kann.
Die Barock-Trilogie von Stephenson bleibt mir als absoluter Meilenstein der geistreichen und humorvollen Unterhaltung in Erinnerung, die in dieser Form und Größe ihres Gleichen sucht.
ca. ein halbes Jahr habe ich nun mit dieser gigantischen Abenteuergeschichte (die bei näherer Betrachtung soviel mehr ist) zugebracht und ich bereue nicht eine Seite.
Zur Zeit befinde ich mich auf Seite 800 des letzten Bandes; kann mir aber nicht vorstellen, dass ich auf den letzten 300 noch enttäuscht werden kann.
Ganz großes Kino

Abschließend einige Pressekommentare zum Thema:

"Was für ein Finale! Geistreich, leidenschaftlich, sarkastisch, tiefgründig: der glorreiche Abschluss eines der ambitioniertesten Romanprojekte dieser Jahre." (Kirkus Reviews)

"Neal Stephensons Barock-Trilogie trotzt jeder Kategorisierung, jedem Genrebegriff, jedem Versuch der Erklärung oder Zuordnung – sie ist schlicht und ergreifend genial." (Time Magazine)

"Kolossal – herrlich – einmalig!" (Publishers Weekly (starred review))

"In dem dreibändigen 'Baroque Cycle' unternimmt Neal Stephenson nichts weniger als den geheimen Krieg des 20. Jahrhunderts um Verschlüsselung und Decodierung, Radarortung und Funkpeilung auf die geopolitischen und nachrichtentechnischen Verhältnisse des Barock rückzuprojizieren."
Frankfurter Rundschau

"Vor dem Hintergrund der Kakophonie des frühen 18. Jahrhunderts ist dieser Abschluss von Stephensons Barock-Trilogie ein herausragendes Meisterwerk."
Library Journal

[Scotty]

Hach, wenn es die 3 Schinken nur als Kindle gäbe.....

[Des_Orphan]

Bis auf Teil 1 liegen sie ja als Ebook vor...
...und Teil 1 gibt's bei AMAZON für 1,82 Euro gebraucht und in gutem Zustand...

[Scotty]

Hab ich gesehen, aber ich bin dermassen unflexibel geworden seit ich mich an eBooks gewöhnt habe. Ich werd erstmal Cryptomanion lesen und dann schaun, ob die Begeisterung mich zu neuer Flexibilität führt....

[Knochenmann]

Ich werd erstmal Cryptomanion lesen...

Vermutlich unnötig zu sagen, aber Stephenson wollte damals eigendlich Cryptonomnicon in die Baroque Bücher integrieren, als zusätzliche Ebene. Zum Glück hat er das nicht gemacht.

Cryptonomnicon ist super, und wenn man den Baroque Zyklus gelesen hat kann man sich über all die goßen und kleinen Querverbindungen freuen, inclusive eines ausgedehlten Besuch auf Outer Qwghlm.

Asoja, und gelesen:

The Invention of Sound von Phalaniuk.

Ds Buch kann man überspringen, altbekannte Elemente auf althergebrachte Weise vermischt, und das ganze so postmodernisiert das man am Ende keinerlei Ahnung hat wer was warum macht.

Wenig schönes dabei.

[FOX]

Den ersten Teil vom Barock-Zyklus habe ich auch noch hier liegen, mich schreckt einfach der Umfang.
Aber DODO habe ich seinerzeit auch gut weggelesen.
Bei solchen umfangreichen Werken bin ich immer gespalten: Kindle ist immer bequem (ich weiß, Teil 1 gibt es noch nicht, habe ich auch billig 2nd Hand gekauft), aber wenn es darum geht auf andere Textstellen (referentiell) zurückzugehen: die finde ich im richtigen Buch immer schneller.
(Muss allerdings zugeben, dass ich beim Kindle auch gerade mal umblättern kann....)