Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Science Fiction in Buchform
Chris79
Neo
Neo
Beiträge: 5
Registriert: 13. März 2019 20:23
Bundesland: Deutschland
Land: Deutschland

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Chris79 »

Hallo allerseits,

nach langer Zeit als Stiller Mitleser in diesem Forum, habe ich mich entschlossen, mich endlich mal zu registrieren - Die Idee mit der Lesechallenge war dann doch zu verlockend.
Und als ersten Post kann ich dann gleich schon mal "Vollzug" melden, nämlich für die Rubrik "Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft":


Bild
Das Arkonadia-Rätsel
Andreas Brandhorst
Ein Bund von mächtigen Völkern, Omni genannt, wacht in der Milchstraße über die Entwicklung von Leben und Zivilisationen. Jasper und seine Tochter Jasmin gehören zu den wenigen Auserwählten, die in den Diensten Omnis stehen. Ihr Auftrag führt sie zu dem fernen Planeten Arkonadia. Seit Jahrtausenden stranden dort immer wieder Raumschiffe unter dem Einfluss einer unerklärlichen Raumzeit-Anomalie. Zudem bewirkt das geheimnisvolle Nerox, das alle 453 Jahre auftritt, technologischen Stillstand und stürzt den ganzen Planeten ins Chaos. Niemand kennt den Ursprung des Phänomens. Jasper und Jasmin sollen das Rätsel von Arkonadia lösen und stoßen dabei auf ein Geheimnis, das eine Milliarde Jahre alt ist und auch Omni betrifft …

Mit Brandhorst habe ich mich lange schwer getan, alles immer etwas zu mystisch angehaucht, zu melancholisch, ständig schwingen Themen wie Verlust, Tod und ähnliches in den Texten mit. Eigentlich hatte ich mir schon fast vorgenommen, das der Autor wohl nix für mich ist - Bis ich dann letztes Jahr doch in der Bücherei zu "Omni" gegriffen habe - Und es kein Stück bereut habe. Wahnsinns Weltenbau, exotische Aliens und Handlungsorte und absolut atemberaubende Ideen, das ist SF wie ich sie liebe.
Und dieses Jahr nun die Fortsetzung, "Das Arkonadia-Rätsel". Im ersten Anlauf habe ich es als Hörbuch versucht, aber das ist nicht unbedingt mein Medium, also habe ich es dann doch noch mal als Taschenbuch gelesen. Die Handlung spielt im 13. Jahrtausend, das Kriterium "1000! Jahre ist also sogar mehrfach übererfüllt. Space Opera, große kosmische Mysterien, ein Hauch Coming of Age, ein bisschen Steampunk - Klingt fast nach einem Rezept für Eintopf (einmal alles rein und kräftig rühren...) ließt sich aber wirklich toll.
Benutzeravatar
Ender
SMOF
SMOF
Beiträge: 2582
Registriert: 10. Januar 2015 21:25
Bundesland: Westfalen
Land: Deutschland
Liest zur Zeit: Neil Sharpson - Ecce Machina. Die Seele der Maschine
Emily St. John Mandel - Das Meer der endlosen Ruhe
Kontaktdaten:

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Ender »

Hallo Chris,
Herzlich willkommen und schön dass du mitmachst! :prima:

Mir hat "Das Arkonadia-Rätsel" auch gut gefallen, sogar fast noch etwas besser als der Vorgänger "Omni". (Hab's allerdings schon im letzten Jahr gelesen, deshalb kann ich es für die Challenge nicht mehr mitzählen ...)
Benutzeravatar
Uschi Zietsch
TBGDOFE
TBGDOFE
Beiträge: 18561
Registriert: 13. März 2004 18:09
Land: Deutschland
Wohnort: Das romantische (Unter-)Allgäu
Kontaktdaten:

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Willkommen, Chris!
:bier:
Uschi
Alles, was ich im Forum schreibe, ist meine private Meinung.
Mein Blog
Uschi Facebook
Fabylon YouTube
Fabylon Shop
Insta: uschizietsch
Benutzeravatar
Mammut
SMOF
SMOF
Beiträge: 2361
Registriert: 16. Januar 2002 00:00
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Mammut »

2.) eine Kurzgeschichten-Sammlung

Carmen Maria Machado -Ihr Körper und andere Teilhaber
Ein grünes Band, das zum Auslöser eines Übergriffs wird. Ein Ballkleid, das mit der Haut seiner Trägerin vernäht wird. Ein weiblicher Körper, der von Tag zu Tag durchsichtiger wird. Carmen Maria Machado erzählt von Frauen, deren Existenzen von Männern gewaltsam überschrieben werden und fragt: Wie können Frauen in einer Welt überleben, die sie – ob durch Ehe, Mutterschaft, Tod oder Ballkleider – zum Verschwinden bringen will? Dabei reißt Machado unbekümmert alle Barrieren ein, die je zwischen psychologischem Realismus und Science Fiction, Komik und Horror, Fantasy und Fabeln bestanden haben. Aus der permanenten inhaltlichen wie stilistischen Grenzüberschreitung gehen Texte von verblüffender Originalität hervor, die die Lebensrealitäten von Frauen und die ihnen innenwohnende Sprengkraft mit großer literarischer Wucht kartografieren.


Die Sammlung gewann den Shirley Jackson Award 2016. Die erste Sammlung der Autorin, deren erste Geschichte auf Deutsch in Zwielicht 11 erschienen ist. Ihr Körper und andere Teilhaber ist erfrischend, aus weiblicher Sicht, aber eine Sammlung, die zwar oft phantastischen Inhalts ist bzw. mit der Welt dahinter spielt, aber der Schwerpunkt der Geschichten liegt woanders. Einfach mal der Besprechung im Spiegel folgen und dann entscheiden, ob das Buch für jemanden interessant ist. Mir hat es gefallen und beim nächsten Buch von ihr bin ich wieder dabei.

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/ ... 51431.html

Ich habe mal meine ursprüngliche Planung und meine bisherige Ausbeute aufgelistet:
http://defms.blogspot.com/2019/01/die-p ... lange.html

[] Roman-Neuerscheinung 2019 |
[x] Kurzgeschichtensammlung | Carmen Maria Machado – Ihr Körper und andere Teilhaber
[x] Preisträger von 1987 | Margaret Atwood – Der Report der Magd
[ ] Buch von Arthur C. Clarke
[ ] im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch
[x] Buch mit dem Wort "Planet" im Titel | H.J. Frey – Asyl auf Planet vier
[x ] Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft |Peter Terrid – Aufstand der Posbis
Benutzeravatar
aquarius
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 258
Registriert: 6. Februar 2019 14:45
Bundesland: Baden-Württemberg
Land: Deutschland
Wohnort: Im Biosphärengebiet

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von aquarius »

Ted Chiang: Das wahre Wesen der Dinge
Bild
Verstehen
Leon Greco wird nach einem schwerem Hirnschaden mit einem neuen Medikament behandelt und wird danach über alle Maßen intelligent. Der Geheimdienst interessiert sich für ihn und er muss untertauchen. Am Ende kommt es zum entscheidenden Showdown.
Geteilt durch null
Die Mathematikerin Renee entdeckt, dass man durch Null teilen kann. Ihr Weltbild bricht zusammen und das hat auch Auswirkungen auf ihre Ehe.
Zweiundsiebzig Buchstaben
Die Geschichte spielt im viktorianischen London. Golems und ähnliche Maschinen werden von Robert Stratton und anderen Wissenschaftlern zum Leben erweckt.
Die Evolution menschlicher Wissenschaft
Ein wissenschaftlicher Artikel über den überlegenen Metamenschen, der normale Mensch kann nie wieder einen wissenschaftlichen Fortschritt erzielen!?
Die Wahrheit vor Augen
Verschiedene Teenager werden einer Behandlung unterzogen, so dass sie nicht mehr unterscheiden können, ob ihre Gegenüber schön oder hässlich sind. Dies soll die Welt verbessern (oder auch nicht).
Was von uns erwartet wird
Ein Beipackzettel zu einem Gerät, bei dem die LED immer eine Sekunde aufleuchtet, bevor man den Knopf drückt. Gibt es keinen freien Willen mehr?
Der Lebenszyklus von Softwareobjekten
Die längste Geschichte des Bandes. Ana Alvarado und ihre Kollegen entwickeln, betreuen und erziehen Digis. Dies sind tamagotchiähnliche Software-Wesen (KIs).
Daceys vollautomatisches Kindermädchen
Was könnte passieren, wenn man die Kindererziehung Automaten oder Maschinen überlässt.

In den Geschichten sich der Autor die Frage nach der Entwicklung der Intelligenz des Menschen. Wie wird das Kind zum denkenden Wesen? Wie geht die Entwicklung der Intelligenz weiter, sowohl beim Menschen als auch als KI?
Das ist jetzt kein Buch zum einfach runterlesen, die Geschichten sind vom Setting her dann auch zu unterschiedlich. Die eine oder andere Geschichte bleibt sicher länger in Erinnerung.

[ ] Roman-Neuerscheinung aus 2019
[x] Kurzgeschichtensammlung | Ted Chiang: Das wahre Wesen der Dinge
[ ] Preisträger von 1987
[x] Buch von Arthur C. Clarke | Fahrstuhl zu den Sternen
[ ] im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch
[ ] Buch mit dem Wort "Planet" im Titel
[ ] Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft
Benutzeravatar
Ender
SMOF
SMOF
Beiträge: 2582
Registriert: 10. Januar 2015 21:25
Bundesland: Westfalen
Land: Deutschland
Liest zur Zeit: Neil Sharpson - Ecce Machina. Die Seele der Maschine
Emily St. John Mandel - Das Meer der endlosen Ruhe
Kontaktdaten:

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Ender »

Ender hat geschrieben: 27. Dezember 2018 13:52 6.) ein Buch mit dem Wort "Planet" im Titel

Christian Cantrell - Der zweite Planet

Bild

Die Geschichte spielt in der ersten menschlichen Kolonie auf der Venus, wo mittlerweile eine zweite Generation herangewachsen ist, die den einstigen Heimatplaneten der Menschheit gar nicht mehr selbst erlebt hat und nur den hochtechnisierten, aber dennoch mühsamen Alltag innerhalb der Station kennt. Optimierung von Nahrungs- und Sauerstoffversorgung sowie die vollständige Unabhängigkeit von der Erde sind die vordringlichsten Forschungsziele.
Doch wie es immer so ist: irgendetwas stimmt hier nicht! Was mag hinter all den Ungereimtheiten und Geheimnissen stecken?
Trotz interessanter Ausgangslage (immerhin geht es mal nicht um Mond oder Mars) bleibt der Roman insgesamt relativ blass, die Erzählweise ist ziemlich trocken. Man wird mit etlichen naturwissenschaftlichen und technischen Informationen versorgt, aber eine plastische und anschauliche Darstellung vom Leben in der Kolonie will nicht so recht gelingen. Das hat beispielsweise Andy Weir in seinem Mondroman "Artemis" besser hinbekommen. Es gibt mehr Erklärungen als Handlung, und wenn doch mal etwas Aufregendes passiert, dann wird es auf eher emotionslose und merkwürdig distanzierte Weise dargestellt. Sämtliche Figuren bleiben irgendwie fremd. Immerhin gibt es noch die eine oder andere überraschende Wendung, aber so richtig packend wird es trotzdem nie.
Mäßig.




( ) Roman-Neuerscheinung aus 2019
( ) Kurzgeschichtensammlung
( ) Preisträger von 1987
( ) Buch von Arthur C. Clarke
(X) im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch
(X) Buch mit dem Wort "Planet" im Titel
( ) Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft
Benutzeravatar
Uschi Zietsch
TBGDOFE
TBGDOFE
Beiträge: 18561
Registriert: 13. März 2004 18:09
Land: Deutschland
Wohnort: Das romantische (Unter-)Allgäu
Kontaktdaten:

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Melde Vollzug! :D

Kategorie Kurzgeschichten. Gut, dass ich nicht den Ted Chiang genommen hatte, der ist ja grad vorgestellt worden. Ich hab aber auch ein - wie immer sehr schön gestaltetes - Buch aus dem Golkonda Verlag.
Und zwar

Robert Silverberg (Hrsg.) - Die besten SF-Storys 1945-1963

Puh, viele Seiten, teils Novellen. Ich muss dazu noch ausführen - als ich so mit ca. 12 Jahren begann, SF zu lesen, habe ich neben Asimov und lem hauptsächlich Kurzgeschichten gelesen, hatte aber irgendwann das Gefühl, dass ich zu dumm dafür bin, außerdem fand ich es irgendwie nicht genügend, ich wollte schon eher epische Geschichten, sprich Romane. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich habe Band 2 gewählt, weil ich denke, dass die noch älteren Geschichten aus Band 1 dem Lauf der Zeit noch weniger standhalten können.

Zusammenfassend muss ich hier sagen, dass die Ideen aller Storys ohne Ausnahme toll sind. Aber an der Ausführung hapert es halt doch. Teilweise bin ich immer noch zu dumm, das zu verstehen. Und das ist mir wiederum zu dumm :beanie:

Also fangen wir an.

Cordwainer Smith, Scanner leben vergebens, von 1948. Uff, gleich zu Beginn Hardcore, sowohl vom Umfang als auch vom Inhalt. Smith scheut sich, die Welt zu zeigen, in der die Menschen, Scanner und Habermänner (auch Menschen, nur halt tot) leben. Insofern tat ich mir ein bisschen schwer, mich hineinzufinden. Ich weiß nicht, wie diese Zukunftswelt aussieht und was denn die Intention in den Weltraum zu fliegen ist (ja klar, Ressourcenabbau, aber wer hat genau was davon?). Aber: Die Innensicht des Protagonisten ist sehr eindringlich und mitreißend geschildert. Die Gemeinschaft der "Scanner" ist wunderbar fremd und daher sehr futuristisch beschrieben, mit all diesen neuen Fachbegriffen, Verhaltensweisen, dem Umgang damit, als Scanner alles scannen zu können, aber mit eigenen Sinnen nichts mehr wahrnehmen zu können. Großartig übersetztes Vokabular zum Weltraum und den Schrecken des Weltraums.
Fazit: SF pur, spannend und tragisch, und gottseidank geht es (wenn auch nicht für alle) gut aus.

Ray Bradbury, Der Himmel auf dem Mars, von 1948. Melodramatische Story over the top mit Mars-Landung. Es wird sehr schnell klar, was Sache ist, und heutzutage würden die Raumfahrer nicht mehr so leicht drauf reinfallen (es sei denn, sie atmen Halluzinogene ein). Außerdem wird zu wenig SF gestaltet, denn es wird gar nicht überprüft, ob die Schwerkraft so ist wie auf dem Mars zu erwarten ist und anderes; solche "Details am Rande" ignoriert Bradbury und das stört mich, weil die "SF" nicht so wirklich stattfindet. Ein Raumschiff irgendwohin zu schicken reicht da nicht aus.
Fazit: Reinrassiger Horror mit SF-Elementen, mir zu kitschig erzählt, aber die Idee an sich gefällt mir (auch wenn sie heutzutage schon allzu bekannt ist). Funktioniert aber und geht wie zu erwarten aus.

Cyril M. Kornbluth, Die kleine schwarze Tasche, von 1950. Ein verkrachter, versoffener, desillusionierter Arzt findet eine Medizintasche aus der Zukunft, die einfach alles kann, macht noch einmal Karriere (zusammen mit einem kleinen erpresserischen Miststück), und dann ...
Fazit: Klasse erzählt, klasse Story mit Horror-Elementen, mit einem bööööösen Ende.

Richard Matheson, Menschenkind, von 1950. Eine echte Short Story von wenigen Seiten über ein "Monster", so ein bisschen Frankenstein.
Fazit: Schön zu lesen aus der Sicht des "Monsters", Gänsehaut bei seinem letzten Versprechen / Schlusssatz der Story.

Fritz Leiber, Schöne Aussichten, von 1950. Die H-Bombe ist gefallen. Frauen verhüllen sich. Autos haben Raketenantriebe. Ein Mafia-Mädel, in das sich der falsche Mann (der Protagonist) verliebt.
Fazit: An sich keine schlechte Idee, aber total belanglos und langweilig erzählt, der Protagonist ist doof, alle anderen sind noch doofer, ohne Pointe.

Anthony Boucher, Die Suche nach dem heiligen Aquin, von 1951. Eine theologische Geschichte mit einem philosophischen Robo-Esel und der Reise eines Mannes zu einem abgelegenen Kloster, auf der Suche nach ... siehe Titel.
Fazit: Eine fremde und doch vertraute Welt, deshalb richtig schöne SF mit Humor und philosophischen Dialogen. Funktioniert auch heute noch!

James Blish, Oberflächenspannung, von 1952. Wieder mal ein langes Teil. Was passiert, wenn Menschen die Perspektive von Ameisen haben?
Fazit: Große Klasse. Geschichten, wie ich sie mag. Archaisch, mit ein bisschen Steampunk und doch SF.

Arthur C. Clarke, Die Neun Milliarden Namen Gottes, von 1953. Der Titel ist der Inhalt, das kriegen wir mit einer SF-Maschine hin, und wir wissen, wie es ausgeht.
Fazit: Gut geschrieben mit konsequentem Ende, das ich trotzdem nicht mag. Ich wurde nicht warm mit der Story, weil mir die Charaktere wurscht waren und es keine wirkliche Spannung gab.

Tom Godwin, Eiskalte Gleichungen, von 1954. Ja. Nee. Sorry. Weil der Focus auf das Drama mit dem zum Tode verurteilten Blinden Passsagier gelegt ist, wird die ganze SF zur Farce. Ich scheitere gleich zu Beginn an der Feststellung (die alles entscheidende, die den Tod des b.P. bedeutet), dass man die Hilfsschiffe mit gerade so viel Treibstoff ausstattet (ohne Reserve, versteht sich), dass sie zu einer Welt fliegen und dort landen können. Nur, sie können dann nie wieder starten, was bedeutet, dass sämtliche besiedelten Planeten voll sind mit diesen Schiffen, weil jedes Mal, wenn man was braucht, ein neues geschickt werden muss. Was für ein Schwachsinn. (Ansonsten beherrscht man Hyperflug und auch Hyperfunk und so.)
Fazit: Nee. Wirklich nee. So geht das nicht. Das mag bei einem Einakter-Theaterstück funktionieren, denn die Grundgeschichte und das Drama finde ich ja gar nicht schlecht. Aber nee, tut mir leid. Ich hab rasch durchgeblättert und nur überflogen, denn leider waren auch die Dialoge flach und langweilig auf viel zu vielen Seiten.

Alfred Bester, Geliebtes Fahrenheit, von 1954. Nein. Bitte nein. Nicht schon wieder. Man beherrscht Überlicht, hat wasweißichwo Planeten besiedelt, aber in Großbritannien fährt man mit dem Benzin-Auto und wird vom Hubschrauber verfolgt, der keine Wärmekameras hat und deshalb nachts die Suche aufgeben muss. Geht gar nicht! Auch die literarische Bearbeitung mit der psychotischen Projektion im Wechsel zwischen "Ich" und "Er", "Er", funktioniert überhaupt nicht. Nichts an der ganzen Geschichte ist nachvollziehbar und alle Beteiligten sind reichlich doof. Worum geht's? Ein psychopathischer Serienkiller überträgt das Killen auf seine Maschinen. Zuerst Android, am Ende Roboter. Nette Idee, tja, das war's.
Fazit: Das war nix, mein Bester.

Damon Knight, Das Land der Sanftmütigen, von 1956.
Fazit: Hä?

Daniel Keyes, Blumen für Algernon, von 1959. Muss ich da was zu erzählen? Ihr kennt sie doch alle, oder? Leute, ich hab diese Geschichte nie vergessen und was hab ich wieder geheult und während ich das hier schreibe, hab ich schon wieder Gänsehaut. Eine so traurige, wunderschöne, bittersüße Geschichte, unglaublich ergreifend aus der Sicht des Protagonisten durch ein Tagebuch erzählt. Der Rasenmähermann hat hier seinen Anfang genommen, aber ein anderes Ende gefunden und ist bei weitem nicht so tragisch. "Bidde legen Sie ab und zu mal ein paar Bluhmen auf Algernons Grab ..." Buuuhuhuhuhu. Heul. DAS ist Romantik. DAS ist Geschichtenerzählen. Nüchtern, pointiert, und doch unglaublich emotional. Kein Wort zu viel, die Länge exakt abgestimmt.
Fazit: Ganz große Literatur und eine der größten SF-Storys aller Zeiten. Allein hierfür lohnt sich der Kauf!!!!!!!!!!!

Roger Zelazny, Dem Prediger die Rose, von 1963. Ich mag Zelazny und er enttäuscht mich auch hier nicht. Wieder mal Mars, könnte aber überall sonst spielen, auch auf der Erde. Wenig SF, mehr ... ach, keine Ahnung.
Fazit: Unterhaltsam und schön, wie bei Zelazny üblich. Eher belanglose Story, aber gut erzählt und ein guter Abschluss der Sammlung. (Positiv.)

( ) Roman-Neuerscheinung aus 2019
(X) Kurzgeschichtensammlung: Silverberg (Hrsg.) Best of SF 1948-1963
( ) Preisträger von 1987
( ) Buch von Arthur C. Clarke
(X) im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch: Cixin Liu Weltenzerstörer
( ) Buch mit dem Wort "Planet" im Titel
( ) Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft
:bier:
Uschi
Alles, was ich im Forum schreibe, ist meine private Meinung.
Mein Blog
Uschi Facebook
Fabylon YouTube
Fabylon Shop
Insta: uschizietsch
Benutzeravatar
Badabumm
SMOF
SMOF
Beiträge: 4929
Registriert: 16. April 2016 18:01
Bundesland: flach
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Schön zusammengefasst, und auch mit Humor! Ähnliche Empfindungen, die du anführst, hatte ich bei diesen Geschichten auch. Viele Kurzgeschichten haben tolle Ideen, aber eine öde Handlung, die um die Idee gewrungen wird, damit was erzählt wird. Obwohl vieles in den frühen Jahrzehnten nicht vorstellbar war, so verzeiht man vielen Autoren nicht, wenigstens drei Minuten länger nachgedacht zu haben. Vielleicht ist das dem Gelddruck geschuldet, solche Storys am Fließband für Magazine rauswerfen zu müssen.

Ich habe die "Eiskalten Gleichungen" so gehasst, dass ich gleich eine neue Geschichte geschrieben habe. Aber letztlich ist sie auch vorhersehbar und doof geworden. Manche Themen lassen sich einfach schwer retten.

https://wortkompass.de/forum/textwerkst ... ilbervogel
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“

Harald Lesch
Benutzeravatar
Teddy
SMOF
SMOF
Beiträge: 2540
Registriert: 9. Juni 2014 20:26
Bundesland: NRW
Land: Deutschland
Liest zur Zeit: Donald A. Wollheim (Hrsg) - World's Best SF 1982 - 1991 (also 9 Bände)
Wohnort: Neuss

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Gert Prokop - Wer stiehlt schon Unterschenkel?

Bild

Bei der parallel zur Lesechallenge laufenden Phantastik-Buchweltmeisterschaft ist mir aufgefallen, dass ich von den Büchern der DDR-Autoren eigentlich nichts kenne. Davon passte Prokops Wer stiehlt schon Unterschenkel? hier rein, da es sich um eine Sammlung von Kurzgeschichten handelt. Hauptfigur ist der kleinwüchsige Privatdetektiv Timothy "Tiny" Truckle, der seine Fälle in einem futuristischem Chicago löst, in dem die meisten Einwohner in mehreren gigantischen Wohntürmen leben. Der Clou der meisten Fälle hat eine SF-Komponente, was aber auch dazu führt, dass die Lösung oft wie ein deus ex machina daherkommt. Ich hatte das Buch schon als so lala abgetan, da kam in den letzten 2 Geschichten ein unerwarteter Twist, der auch viele Andeutungen in den ersten Geschichten in einem neuen Licht zeigte. Jetzt überlege ich sogar, den zweiten Band zu lesen. Kennt den jemand? Geht es da mit den "Großen Bruder" weiter?
Fazit: Lohnt sich, auch wenn man das Buch nicht gelesen haben muss.


( ) Roman-Neuerscheinung aus 2019
(x) Kurzgeschichtensammlung | Gert Prokop - Wer stiehlt schon Unterschenkel?
(x) Preisträger von 1987 | Patrick Süskind - Das Parfum
( ) Buch von Arthur C. Clarke
( ) im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch
( ) Buch mit dem Wort "Planet" im Titel
( ) Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft
Benutzeravatar
Knochenmann
Der Sailor-Mod
Der Sailor-Mod
Beiträge: 13053
Registriert: 26. April 2004 19:03
Land: Österreich!

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Gelesen:

Bild

Ist ein Manga der sich mit der Eroberung des Weltraums in (gefühlt) 50 Jahren beschäftigt. Hauptprotagonisten sind ein Japaner, ein Russe und eine Amerikanierin, die in einem kleinen Raumschiff um die Erde Kreisen um dirt Weltraumschortt einzusammeln. Die Storys sind alle ziemlich emotional aufgeladen, auf der anderen seite Relativ bodenständig: Geredet wird über Weltraumschrott, Espansion, Strahlenkrankheit, Menschen die in niediger Gravitation leben, aber auch Terroristen die gegen die Expansion sind und Terroranschläge verüben.

Der Manga ist jetzt schon mindestens 15 Jahre alt, und einer der wenigen die ich immer noch habe. (ist eine Zweitlesung)


(X) Roman-Neuerscheinung aus 2019 - David Marusek "Upon this Rock 2"
(X) Kurzgeschichtensammlung - Cixin Liu - "Die wandernde Erde"
(X) Preisträger von 1987 - Magareth Adwood - "Der Report der Magdt"
( ) Buch von Arthur C. Clarke
( ) im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch
(X ) Buch mit dem Wort "Planet" im Titel
(X) Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft
Als ich jung war, war der Pluto noch ein Planet

Mod-Hammer flieg und sieg!


Alle Bücher müssen gelesen werden
Benutzeravatar
Uschi Zietsch
TBGDOFE
TBGDOFE
Beiträge: 18561
Registriert: 13. März 2004 18:09
Land: Deutschland
Wohnort: Das romantische (Unter-)Allgäu
Kontaktdaten:

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Waaaas, Comics zählen auch? Da käme ich ja locker durch. ;-) Aber so habe ich immerhin fast die Hälfte des nächsten 500-Seiten-Dingsbums. Und bis jetzt bin ich nicht zu einer Empfehlung in der Lage. Ich hoffe, da tut sich noch was ...
:bier:
Uschi
Alles, was ich im Forum schreibe, ist meine private Meinung.
Mein Blog
Uschi Facebook
Fabylon YouTube
Fabylon Shop
Insta: uschizietsch
Benutzeravatar
Teddy
SMOF
SMOF
Beiträge: 2540
Registriert: 9. Juni 2014 20:26
Bundesland: NRW
Land: Deutschland
Liest zur Zeit: Donald A. Wollheim (Hrsg) - World's Best SF 1982 - 1991 (also 9 Bände)
Wohnort: Neuss

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Teddy »

George R.R. Martin, Gardner Dozois, Daniel Abraham - Planetenjäger

Bild

Da gibt mir die Challenge doch die Gelegenheit, eines der letzten Bücher von George R.R. Martin zu lesen, das ich noch nicht kenne, wobei Martins Anteil an dem Roman wohl eher gering gewesen sein dürfte. Die Autoren machen sich das Leben nicht leicht und wählen als Hauptfigur einen echten Unsympath, einen Mörder, der ins wilde Hinterland eines kolonisierten Planeten flieht, um dort von Aliens gefangen genommen zu werden, die ihn zwingen, einen anderen Menschen in der Wildnis zu Jagen. Obwohl es hin und wieder etwas Action gibt besteht der Roman in erster Linie aus einer Reise ins eigene Ich der Hauptfigur, die durchaus eine Entwicklung durchmacht und am Ende nicht mehr ganz so unsympathisch ist. Der Roman wartet mit ein paar überraschenden Wendungen und einem moralischem Dilemma auf. Insgesamt empfehlenswert, aber kein Must-Read.


( ) Roman-Neuerscheinung aus 2019
(x) Kurzgeschichtensammlung | Gert Prokop - Wer stiehlt schon Unterschenkel?
(x) Preisträger von 1987 | Patrick Süskind - Das Parfum
( ) Buch von Arthur C. Clarke
( ) im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch
(x) Buch mit dem Wort "Planet" im Titel | George R.R. Martin, Gardner Dozois, Daniel Abraham - Planetenjäger
( ) Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft
Fjunch-Klick
SMOF
SMOF
Beiträge: 1823
Registriert: 24. November 2003 18:18
Bundesland: SH

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Fjunch-Klick »

Ich auch: Buch mit Planet im Titel: Check!

Bild

Winterplanet von Ursula K Le Guin.

Ich finds erstaunlich, was erstens in so einem schmalen Buch an Hirnschmalz stecken und zweitens ich als Leser davon über die Jahre seit der letzten Lektüre vergessen kann. Und dabei ist das Buch bei weitem nicht vollgepackt mit philosophischer Betrachtung einer Idee, sondern es erzählt eine Geschichte, mit Intrigen, Liebe, Schmerz; eine Reise durch das Land mit raumgreifenden Landschaftsbeschreibungen. Die Perspektive ist der geniale Kunstgriff, mit dem Le Guin die Betrachtung der Gesellschaft ins Detail gelingt, ohne einen allwissenden Erzähler oder irgendwelche Infodump-Kunstgriffe zu benötigen. Ich liebe ihre Erzählungen.

( ) Roman-Neuerscheinung aus 2019
(X) Kurzgeschichtensammlung (Nova 25)
( ) Preisträger von 1987
( ) Buch von Arthur C. Clarke
( ) im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch
(X) Buch mit dem Wort "Planet" im Titel (U.K. Le Guin: Winterplanet)
(X) Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft (M. Marrak: Der Kanon mechanischer Seelen)
Abzugeben: Booklooker
Benutzeravatar
Knochenmann
Der Sailor-Mod
Der Sailor-Mod
Beiträge: 13053
Registriert: 26. April 2004 19:03
Land: Österreich!

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

So, ich melde das mal an für "nicht deutsch oder englischsprachig:"

Bild

...es spielt aber auch mehr als 1000 Jahre in der Zukunft und es ist in dem Jahr erschienen. Ein Must-Read, sozusagen.


(X) Roman-Neuerscheinung aus 2019 - David Marusek "Upon this Rock 2"
(X) Kurzgeschichtensammlung - Cixin Liu - "Die wandernde Erde"
(X) Preisträger von 1987 - Magareth Adwood - "Der Report der Magdt"
( ) Buch von Arthur C. Clarke
(X) im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch
(X ) Buch mit dem Wort "Planet" im Titel
(X) Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft
Als ich jung war, war der Pluto noch ein Planet

Mod-Hammer flieg und sieg!


Alle Bücher müssen gelesen werden
Benutzeravatar
Teddy
SMOF
SMOF
Beiträge: 2540
Registriert: 9. Juni 2014 20:26
Bundesland: NRW
Land: Deutschland
Liest zur Zeit: Donald A. Wollheim (Hrsg) - World's Best SF 1982 - 1991 (also 9 Bände)
Wohnort: Neuss

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019

Ungelesener Beitrag von Teddy »

@Ender: Für Knochenmann musst du noch ein paar Extra-Kategorien erfinden. Der liest einfach zu schnell.
Antworten