Okay, dann ergänze ich mal mit meinem Leseeindruck. Nach dem CONTRA kommt hier also gewissermaßen nun das PRO
Eine Alternativweltgeschichte, in der das heutige Deutschland so nicht existiert, sondern aufgrund von einigen etwas anders verlaufenen Ereignissen nach dem zweiten Weltkrieg in 6 Einzelstaaten zerfallen ist.
Erzählt wird die Lebensgeschichte eines Bewohners der "Neuen Preußischen Republik", der sich in deren Hauptstadt Berlin durchzuschlagen versucht. Dabei hat er in diesem äußerst rückständigen Land mit Armut, (wechselnden) autoritären Regimen, Korruption, Gewalt, Bürokratie und organisiertem Verbrechen zu kämpfen. Trotz etlicher Rückschläge gibt er seinen Traum von einem besseren Leben nicht auf und versucht nach jeder Niederlage, tapfer wieder aufzustehen. Doch irgendwann hat auch er die Schnauze voll und versucht sein Glück auf andere Weise zu finden.
Was man vielleicht vorab erwähnen sollte, ist die Tatsache, dass die Entstehung der hier beschriebenen Welt in diesem Roman absolut zweitrangig ist - sprich: es wird auf gerade mal 2 bis 3 Seiten nebenbei erwähnt, wie es so ungefähr dazu gekommen ist. Die meisten Fragen, wieso und wie Deutschland und der Rest der Welt hier so wurden wie sie sind, werden überhaupt nicht näher erläutert.
Viele Leser - vor allem eben SF-Fans - dürften genau
das ziemlich enttäuschend finden. Ich nicht. Denn wenn auf diese Hintergründe detailliert eingegangen worden wäre, dann wäre es ein völlig anderer (zweifellos ebenfalls sehr interessanter) Roman geworden. Aber hier soll es eben um etwas ganz anderes gehen - und wer damit ein Problem hat, wird das Buch nicht mögen.
Ich hingegen mochte es sehr, denn es gibt die darin behandelten Verhältnisse sowie die einzelnen Handlungsfäden äußerst glaubwürdig wieder (auch wenn gegen Ende vielleicht 2-3 Haken zu viel geschlagen werden), und zwar in einer sehr authentischen Sprache und aus Sicht eines Protagonisten, dessen Denk- und Handlungsweise man absolut nachvollziehen kann (auch wenn er hier und da manchmal etwas naiv rüberkommt).
Ich würde sogar sagen: Dieser Roman demonstriert eindrucksvoll, was gute SF leisten kann. Nämlich uns anhand einer Welt, die es so nicht gibt, unsere reale Welt vor Augen zu führen!