Die Phantastik - Lesechallenge 2020

[Uschi Zietsch]

Knochi triffts immer, selbst wenn man's manchmal erst mühsam entziffern muss.

[Teddy]

James Tiptree jr. - Liebe ist der Plan



Kategorie 1: Ein Buch aus "Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten"
Die ersten beiden Bände der Tiptree-Gesamtausgabe haben es auf die Liste der besten 100 SF-Bücher geschafft.
Obwohl ich viele der Geschichten schon früher in anderen Bänden gelesen habe, war ich überrascht, dass auffällig viele Geschichten zum Thema Aliens in diesem Band versammelt sind. Beginnend bei der grandiosen Titelgeschichte, die komplett aus der Sicht eines intelligenten, spinnenähnlichen Wesens geschildert wird, dass immer wieder von seinen Instinkten, dem Plan, übernommen wird, was sich letztendlich bei der Paarung als fatal auswirkt.
Faszinierende Außerirdische gibt es in "Am letzten Nachmittag", wo menschliche Siedler verzweifelt gegen gigantische Meereswesen kämpfen, die ihre Kolonie bedrohen, da sie vom Instinkt getrieben ihre Eiablageplätze in Ufernähe aufsuchen. Hilfe könnte ein zweites Alien liefern, eine Kapsel, die an einem Baum hängt und telepathisch mit einem Menschen kommuniziert und in Extremsituationen große Kräfte entfachen kann. Tiptree bringt den sterbenden Menschen in ein Dilemma, in dem er zwischen der eigenen Unsterblichkeit und der Rettung der Kolonie entscheiden muss. Und wie so oft, findet sie die größtmögliche Tragödie.
Viel heiterer geht es in "Angel Fix" zu. Hier sind die Aliens eigentlich auch keine Waisenknaben, aber immerhin werden die "guten Kerle" unter den Menschen belohnt. Die Story hat das rasante Tempo und die skurrilen Figuren der ganz frühen Tiptree-Geschichten. Ähnlich schnell sind "All die ganzen Jas" und "Der nachtblühende Saurier", wobei in letzterer gefälschte Dinosaurierexkremente eine entscheidende Rolle spielen.
Natürlich wird es kaum eine Sammlung von Erzählungen geben, die nur absolute Knüller enthält, und auch hier gibt es die ein oder andere Geschichte, die mir weniger gut gefallen hat. Aber die Dichte an herausragenden und sehr guten Geschichten - "Das eingeschaltete Mädchen" habe ich beispielsweise noch gar nicht erwähnt - ist hier außergewöhnlich hoch. James Tiptree jr. hat es völlig zu recht zweimal in die Top-100 geschafft.


(x) Ein Buch aus "Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten" | James Tiptree jr. - Liebe ist der Plan
( ) Deutschsprachiger Roman einer Frau, erschienen 2019
( ) Locus Award Gewinner
(x) Buch von Brian W. Aldiss - Aufstand der Alten
( ) Letzter Band eines Mehrteilers
( ) Buch mit dem Wort "Zeit" im Titel
( ) Handlung auf dem Mond

[Caroline]

Und das hier war nun die billigste Art, Kategorie 5 zu erfüllen.

Hach ja, die Kategorie 5. Dabei hab ich's ja gar nicht so mit Mehrteilern. Aber endlich der Anreiz, den ich brauche, um den Wüstenplaneten-Zyklus zu beenden.

@Dirk und phantastische Welten: mir hat der letzte Admiral von ihm sehr gefallen (das hab ich andernorts eh schon geschrieben). Allein der Anfang - so viele Ideen auf einmal, so bunt, witzig und pompös - da muss ich fast anfangen, Military SF auch zu mögen.

[Teddy]

Daniel Kehlmann - Mahlers Zeit



Kategorie 6: Ein Buch mit dem Wort "Zeit" im Titel
Ich habe erstmal überlegt, ob Mahlers Zeit überhaupt SF ist, aber da der Roman für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert war, muss es wohl SF sein.
Es geht um den Physiker Mahler, der schon als Kind geniale Fertigkeiten zeigte und sich in seiner Doktorarbeit und danach mit der Zeit, genauer mit dem Zeitpfeil, der über die Entropie bestimmt ist, beschäftigt. Er zeigt teilweise autistische Züge (kann wie der Rainman große Mengen exakt bestimmen, also z.B. 89 Büroklammern, die von Tisch gefallen sind) und ist über Träume mit seiner Schwester verschränkt, die als Kind bei einem bizarren Unfall getötet wurde. Er lebt in Sorge aufzufallen, was sich noch verstärkt, als er seine Theorie der Zeit vervollständigt und in vier Gleichungen formulieren kann. Denn sobald er anderen die Gleichungen erklärt, beginnt sich die Zeit um ihn aufzulösen, sodass er selbst nicht mehr weiß, was er schon erklärt hat und was nicht. Zwei Professoren, die in der Lage sind, ihm zu folgen, sterben kurze Zeit später. Mahler ist immer mehr von der Idee besessen, seine Theorie einem Nobelpreisträger darzulegen, von dem er annimmt, er wäre der einzige, der seine Idee sofort erfassen könnte.
Die Idee, dass die Entdeckung einer Formel Einfluss auf die Wirklichkeit nimmt, ist nun nicht ganz neu, aber hier sehr gut umgesetzt. Die Änderungen der Zeitwahrnehmung, die geheimnisvolle Beziehung zur toten Schwester und die fatalen Konsequenzen des Wissens sind gekonnt umgesetzt.
Was mir weniger gefallen hat, ist der Alltag am physikalische Institut, der oft unstimmig ist, was Sprache und Gepflogenheiten angeht. Das wird wohl den meisten Lesern nicht auffallen, mich hat es aber genervt.
Insgesamt ein interessanter Roman, wobei ich Kehlmanns späterer Romane besser finde. Wer noch nie was von Kehlmann gelesen hat, sollte eher nicht mit Mahlers Zeit anfangen.


(x) Ein Buch aus "Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten" | James Tiptree jr. - Liebe ist der Plan
( ) Deutschsprachiger Roman einer Frau, erschienen 2019
( ) Locus Award Gewinner
(x) Buch von Brian W. Aldiss | Aufstand der Alten
( ) Letzter Band eines Mehrteilers
(x) Buch mit dem Wort "Zeit" im Titel | Daniel Kehlmann - Mahlers Zeit
( ) Handlung auf dem Mond

[Fjunch-Klick]

Stanislaw Lem - Der futurologische Kongreß für die Kategorie 1:



Eins der humoristischen Bände Lems, Ijon Tichy die Hauptfigur. Der Typ sagt mir nichts, denn bisher bin ich Lem zwar aufgeschlossen begegnet, aber der Reiz, seine Bücher zu lesen, war doch eher weniger stark ausgeprägt. Vor allem, nachdem mich Solaris schwer enttäuschte.
Die Prämisse des Romans ist ein Treffen der Futurologen der Erde, jener - ja, Männer, denn Frauen sind hier stets kanpp bekleidete Sekretärinnen - Männer, die sich mit Vorhersagen für die Zukunft beschäftigen. Lem lässt die Handlung aber schnell von theoretischen Abhandlungen fortgleiten, hinein in teils absurde Drogenfantasien, verschachtelt über das verträgliche Maß hinaus, teils in eine Exposition, die zumindest dem Protagonisten glaubwürdig erscheint. Hier weiter ins Detail zu gehen, würde neugierigen Vielleichtlesern die Spannung rauben.
Dies erlaubt dem Autor, seine eigene Prämisse fantasievoll auszuarbeiten. Tichy erlebt Zukünfte in verschiedenen Ebenen, die den Leser an den Befürchtungen des Autors teilhaben lassen.
Sprachlich deutlich anspruchsvoller und gefeilter als der Großteil heutiger Unterhaltungsliteratur, spielt Lem hier auch mit der Sprache, und das nicht nur über seinen Stil, sondern auch über seine Protagonisten. So packt er in dieses dünne Büchlein eine dicke Menge Inhalt in überlappender Form, und auch der Verlag tut natürlich das seinige mithilfe des Layouts.
Trotzdem also einiges zu passen scheint, wurde ich mit der Geschichte nicht wirklich warm. Ich konnte sie recht schnell lesen, muss aber die überwiegende Verwendung von der Gedankenprosa des Icherzählers als trocken und uninteressant anprangern, die viel erzählt, aber wenig erleben lässt.

Insgesamt kam ich hiermit besser zurecht als zuletzt mit Solaris, so dass ich nicht traurig bin, über die Challenge hierzu gekommen zu sein. Aber trotz Zeitgeist und so fällt es mir zunehmend schwerer, die hier verwendeten Geschlechterrollenbilder hinzunehmen. Doch auch das außen vor lassend, hinterlässt das Buch in mir nicht den Wunsch, alsbald erneut nach Lem zu greifen. Vielleicht verstehe ich auch seinen Humor nicht genug.


(x) Ein Buch aus "Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten" | Stanislaw Lem - Der futurologische Kongreß
( ) Deutschsprachiger Roman einer Frau, erschienen 2019
( ) Locus Award Gewinner
( ) Buch von Brian W. Aldiss
( ) Letzter Band eines Mehrteilers
( ) Buch mit dem Wort "Zeit" im Titel
( ) Handlung auf dem Mond

[Fjunch-Klick]

Caroline Hofstätter - Das Ewigkeitsprojekt für die Kategorie 2:



Wer kennt es nicht? Das Ewigkeitsprojekt.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten. VR aus Sicht eines übertragenen "Bewusstseins", das vorerst nichts von seiner Situation weiß. Kurzweilig geschrieben, geringer Umfang und dafür sehr schön begrenzte Anzahl an Protagonisten und Kulissen. Nicht ganz zufrieden war ich mit der Charakterisierung des Antagonisten, auch bietet die Geschichte Potenzial für die ein oder andere Ausweitung. Insgesamt freut es mich aber, dass Caroline sich hier platzmäßig beschränkt und nicht alle vorstellbaren Entwicklungsstränge des Plots verfolgt.


(x) Ein Buch aus "Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten" | Stanislaw Lem - Der futurologische Kongreß
(x) Deutschsprachiger Roman einer Frau, erschienen 2019 | Caroline Hofstätter - Das Ewigkeitsprojekt
( ) Locus Award Gewinner
( ) Buch von Brian W. Aldiss
( ) Letzter Band eines Mehrteilers
( ) Buch mit dem Wort "Zeit" im Titel
( ) Handlung auf dem Mond

[Tristanium]

Hallihallo Leute,

bin neu hier. Knochenmann ist schuld! Bei seinem Namen muss ich immer an den Knochenstuhl aus Banks' "Einsatz der Waffen" denken.

So. Nach stundenlanger Sucherei habe ich mir für die Lesechallenge 2020 folgende Bücher gewählt:

Kategorie 1 (Klassiker): Fahrenheit 451 (Bradbury, Ray)
Der hauptsächliche Grund, warum ich dieses Buch ausgewählt habe ist: Habe es letzte Woche gelesen. Die Unterschiede zum Film haben mich interessiert.

Kategorie 2 (deutsche Autorin): ICE · Wenn die Welt gefriert (Bäumler, Sandra)
Diesen Titel haben ich gewählt ... weil er kürzer ist, als die Werke der anderen Damen.

Kategorie 3 (LOCUS Award): Stadt der Fremden (Miéville, China)
Laut Kurzbeschreibung geht es in dieser Geschichte um Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Menschen und Nichtmenschen. Das Stichwort Sprache hat mein Interesse geweckt.

Kategorie 4 (B. W. Aldiss): Die achtzig Minuten Stunde (Aldiss, Brian W.)
Zuerst wollte ich eine seiner Kurzgeschichten wählen, aber die sind so verstaubt. Hab' mich für diesen Schmöker entschieden. Das deterministische Universum ist es, was mich an ihm reizt.

Kategorie 5 (letzter Band): Die Wasserstoffsonate (Banks, Iain)
Musste mich zwischen "Per Anhalter durch die Galaxis" und dem Kulturzyklus entscheiden. War leicht. Die Kultur an sich und Banks' Sprachstil gefallen mir sehr.

Kategorie 6 ("Zeit" im Titel): Die Zeitmaschine (Wells, H. G.)
Also diesen Film, aus dem Jahre 1965, habe ich 11 mal gesehen, es ist höchste Zeit, den Roman auch mal zu lesen. Was sollen denn die Leute von mir denken.

und last but not least

Kategorie 7 (spielt auf dem Mond): Das Erbe der Sterne (Hogan, James P.)
Hab' doch erst letztens 2001 gelesen. Nicht schon wieder. "Das Erbe der Sterne" konnte ich aus der onleihe saugen, was auch ein erwähnenswerter Grund ist.

[Shock Wave Rider]

@Dirk und phantastische Welten: mir hat der letzte Admiral von ihm sehr gefallen (das hab ich andernorts eh schon geschrieben). Allein der Anfang - so viele Ideen auf einmal, so bunt, witzig und pompös - da muss ich fast anfangen, Military SF auch zu mögen.

Dirks Auftaktbände sind meist großartig und vielversprechend.

meint
Ralf

[Teddy]

Ursula K. Le Guin - Die Erzähler



Kategorie 3: Locus Award Gewinner

Es ist immer schön, wenn man durch die Challange auf ein Buch gestoßen wird, dass man sowieso schon immer mal lesen wollte, insbesondere, wenn es sich um ein Buch einer Lieblingsautorin handelt.
Die Erzähler spielt wie viele von Le Guins großen Romanen im Hainish-Universum. Die junge Erdenbürgerin Sutty wird als Beobachterin zu einem Planeten entsandt, der in die Ökumene aufgenommen werden soll. Als sie nach vielen Jahen Flugzeit dort ankommt, haben sich die Verhältnisse dramatisch verändert. Eine Kulturrevolution hat stattgefunden (bzw. findet eigentlich immer noch statt). Das alte System soll durch Verbot der alten Sitten, Gebräuche und Sprache, sowie die Vernichtung aller Schriftstücke, vollständig ausgetilgt werden. Das neue System verfolgt mit der Parole "Zu den Sternen!" einen möglichst schnellen Fortschritt und die Aufnahme in die Ökumene. Das erinnert stark an die Kulturrevolution in China, zumal auch ständige Propaganda im Alltag und die Erwähnung von Umerziehungslagern das System eher unsympathisch machen.
Sutty ist nun die erste Beobachterin, der erlaubt wird, in die Provinz zu reisen. Dort erfährt sie viel vom alten System, das immer noch stark in der Landbevölkerung erhalten geblieben ist. Die Traditionen werden von Erzählern, sogenannten Maz, weitergegeben. Le Guin gelingt es, eine nicht-religiöse, aber dennoch spirituelle Lebensweise zu entwerfen, die auf den Leser eine große Faszination ausübt. Man erfährt aber auch, wie dieses System teilweise korrumpiert wurde, was letztlich zur Kulturrevolution geführt hat. Das ist alles andere als schwarz-weiß-Malerei.
Wer auf Action, Helden und Bösewichte verzichten kann, ist mit diesem ruhigen, eher philosophischen Roman bestens bedient.


(x) Ein Buch aus "Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten" | James Tiptree jr. - Liebe ist der Plan
( ) Deutschsprachiger Roman einer Frau, erschienen 2019
(x) Locus Award Gewinner | Ursula K. Le Guin - Die Erzähler
(x) Buch von Brian W. Aldiss | Aufstand der Alten
( ) Letzter Band eines Mehrteilers
(x) Buch mit dem Wort "Zeit" im Titel | Daniel Kehlmann - Mahlers Zeit
( ) Handlung auf dem Mond

[Teddy]

Hallihallo Leute,

bin neu hier. Knochenmann ist schuld! Bei seinem Namen muss ich immer an den Knochenstuhl aus Banks' "Einsatz der Waffen" denken.

Hallo Tristanium!
Schön, dass du hier mitmachst und willkommen im Forum.

Wenn du Lust hast, schreib doch noch ein paar Zeilen zu Fahrenheit 451. Ist immer schön zu sehen, wie die Bücher so wegkommen, die hier in der Challange gelesen werden.

[Caroline]

Hallihallo Leute,

bin neu hier. Knochenmann ist schuld! Bei seinem Namen muss ich immer an den Knochenstuhl aus Banks' "Einsatz der Waffen" denken.

Hallo auch von mir! Woran wir bei "Knochenmann" so denken, das wäre fast einen eigenen Thread wert (bei mir ist es Terry Pratchett und ich warte nur darauf, dass er endlich IN GROSSBUCHSTABEN schreibt. Die Fähigkeit, sich außerhalb unserer Zeit zu bewegen, würde dann auch erklären, warum er so verflucht viele Bücher so gründlich lesen kann)

[Knochenmann]

Um das zu klären: Das bezieht sich auf das Buch "Der Knochenmann" von Wolf Haas, das damals (2000?) leben meinem Laptop lag als ich mich damals im Jagged Allience Forum angemeldet habe weil ich probleme mit einem Level hatte.

Der Nick ist irgendwie hängen geblieben.

Das Buch hingegen ist sehr gut, man kann es lesen.

[Fjunch-Klick]

Ian McDonald - Luna für die Kategorie 7:



Artemis kenn ich schon. Im ersten Moment dachte ich noch an Heinleins The moon is a harsh mistress, aber dann verließen sie mich schon. Noch ein bisschen Recherche, und ich hatte mich für Algis Budrys' Projekt Luna entschieden, schon weil ich das Titelbild von einem Wurdack-Buch kannte Im Endeffekt hat die Bibliothek gewonnen, als ich mit meinen Jungs dort war. Die haben nämlich Ian McDonalds Luna, und das wollte ich sowieso mal lesen.

Lunas Prämisse ist die wirtschaftliche Erschließung des Mondes durch Konzerne. Wir verfolgen die Handlung aus Sicht einiger Figuren, die mit einer Heliumfördergesellschaft verbunden sind, und zwar ist das ebenfalls ein Konstrukt des Romans: Die großen Konzerne des Mondes sind allesamt Familienunternehmen, in denen zu allererst die Familie eine Rolle spielt. Aus Sicht der Protagonisten entfaltet Ian das Bild seiner Mondgesellschaft, ein buntes Szenario, und erst nachdem die Figuren platziert sind, verdichtet sich der gesellschaftliche Aspekt und damit die Auseinandersetzung zwischen den Familien, Intrigen, Clan-Ehen, extremes Leben auf einem extremen Himmelskörper. Das ganze wird ein komplexes Geflecht aus Abhängigkeiten und Unterströmungen, so dass bald klar wird, dies kann McDonald nicht in einem Einzelroman auflösen. Eine Trilogie ist es auch - und, oh Wunder, unsere Bibliothek führt alle drei Bände!
Dass die Auseinandersetzung zwischen zwei der großen Familien auf eine Intrige einer dritten zurück geht, verdächtigt der Leser recht früh. Gewissheit darüber erlangt man erst gegen Ende des ersten Buchs. Aber ist es hier eine Geschichte von Intrige, Gewalt und Ausschweifungen? Ich empfinde dies alles nur als spannendes Beiwerk zur Darstellung des Was-Wäre-Wenn man den Mond erschlösse. Gesetzlosigkeit, Macht des Stärkeren, Macht des Geldes, Mafia-ähnliche Strukturen. Ich finde diese Darstellungen äußerst gelungen und realistisch. Die Geschichte selbst eskaliert gegen Ende erwartungsgemäß, und wieder wird gezeigt, dass die Einsicht Einzelner nichts gegen die Menschlichkeit (hier im schlechtesten Sinne als Machtgier, Gewalt, Unmenschlichkeit gemeint) ausrichtet.
Zusammenfassend: Ian McDonald hat mich mit diesem Buch voll erwischt.


(x) Ein Buch aus "Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten" | Stanislaw Lem - Der futurologische Kongreß
(x) Deutschsprachiger Roman einer Frau, erschienen 2019 | Caroline Hofstätter - Das Ewigkeitsprojekt
( ) Locus Award Gewinner
( ) Buch von Brian W. Aldiss
( ) Letzter Band eines Mehrteilers
( ) Buch mit dem Wort "Zeit" im Titel
(x) Handlung auf dem Mond | Ian McDonald - Luna

[Fjunch-Klick]

Ursula K. Le Guin - Die Erzähler

Ah! Das steht auch bei mir noch auf dem Leseplan fürs restliche Leben! Für die Challenge gibts schon einen anderen Kandidaten Letztes Jahr hab ich erst "Winterplanet" wieder gelesen. Jedes Jahr ein Buch von ihr, das ist mein Vorsatz.

[Badabumm]

Herzlich willkommen! Welche Ordnungszahl hat Tristanium?