Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Science Fiction in Buchform
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Knochenmann
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Re: Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Ein Liter Luft wiegt 1,2 Gramm, ein Liter CO2 1,96 Gramm. Druck auf der Erde: 1 bar. Druck auf der Venus: 94 bar.

Bedeutet ja wohl das der Atmospärendruck nicht proportional zur Schwerkraft ist.
Als ich jung war, war der Pluto noch ein Planet

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George Nelson
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Re: Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von George Nelson »

Knochenmann hat geschrieben: 15. Oktober 2020 09:07 Bedeutet ja wohl das der Atmospärendruck nicht proportional zur Schwerkraft ist.
Jedenfalls nicht nur. Der Atmosphärendruck am Boden entsteht durch die gesamte Gassäule, die auf dem Boden lastet. Dies hängt zum einen von der Stärke der Schwerkraft ab und zum anderen von der Masse der Gassäule (p=F/A, F=m*g). Der Druck ist proportional zur Schwerkraft (p~g), und der Druck ist proportional zur Gasmasse (p~m). Die Masse der Venus-Atmosphäre ist offenbar etwa 90 mal größer als die der Erdatmosphäre.

Zum leichten Fliegen benötigt man eine hinreichend dichte Atmosphäre. Dies kann man also durch eine hohe Schwerkraft oder durch eine massereiche Atmosphäre erzielen.

Der Mars hatte wohl mal eine dichtere Atmosphäre. Aufgrund seiner geringen Schwerkraft konnte er sie aber nicht halten.
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Teddy
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Re: Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Teddy »

George Nelson hat geschrieben: 15. Oktober 2020 12:55 Zum leichten Fliegen benötigt man eine hinreichend dichte Atmosphäre. Dies kann man also durch eine hohe Schwerkraft oder durch eine massereiche Atmosphäre erzielen.
Und - um zu dienen Ausgangpost zurückzukommen - darum hat Uschi auch keinen Denkfehler gemacht. Es ging ja nur um eine geringere Schwerkraft, wie auf dem Mars, und nicht um den Mars selbst.
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Naut
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Re: Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Naut »

George Nelson hat geschrieben: 15. Oktober 2020 12:55 Zum leichten Fliegen benötigt man eine hinreichend dichte Atmosphäre. Dies kann man also durch eine hohe Schwerkraft oder durch eine massereiche Atmosphäre erzielen.
Rober A. Heinlein wusste das. In "The Menace from Earth" fliegen die Menschen mit Flügeln und Muskelkraft in Mondkavernen: Dort kann man den Luftdruck auf Erdniveau halten und hat gleichzeitig die geringere Schwerkraft. Auf der Oberfläche würde die Luft ja sofort wegschweben.
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Badabumm
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Re: Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

In "Schwingen der Nacht" von Silverberg sind die Flugmenschen extrem leicht, zart und haben riesige, hauchdünne Insektenflügel. Sie sind eher Segler als motorische Flieger. Dennoch müssen sie Magie (sic!) verwenden, um abheben zu können. Das Problem ist ja auch der fehlende Muskelansatz, um Flügel überhaupt bewegen zu können. Die Spannweite von - schätzungsweise - 5 Metern ließe sich auch nicht platzsparend zusammenfalten und erst recht nicht bewegen. Bleibt noch die Möglichkeit einer zusätzlichen Heliumblase oder so... :) :)
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Re: Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von George Nelson »

Teddy hat geschrieben: 15. Oktober 2020 14:38
George Nelson hat geschrieben: 15. Oktober 2020 12:55 Zum leichten Fliegen benötigt man eine hinreichend dichte Atmosphäre. Dies kann man also durch eine hohe Schwerkraft oder durch eine massereiche Atmosphäre erzielen.
Und - um zu dienen Ausgangpost zurückzukommen - darum hat Uschi auch keinen Denkfehler gemacht. Es ging ja nur um eine geringere Schwerkraft, wie auf dem Mars, und nicht um den Mars selbst.
Die Gasmassen müssen erst mal freigesetzt und gehalten werden. Im Fall der Venus hängt das mit der hohen Temperatur zusammen. Bei 500°C verdampfen z.B. die Meere. Der Sauerstoff des Wassers bindet sich zu CO2. Die Venus ist nicht gerade die Wasserkuppe. Und bei marsgroßen Planeten wird die Atmosphäre weggeblasen. Alternativ kann man ja schwimmen gehen. :)
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Re: Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Ich habe eine Lösung für mein Problem gefunden - ich lasse mir den Roman jetzt vorlesen. Bei Audible bekam ich das Hörbuch Dank einer Aktion für umsonst und so kann ich jetzt bei jeder Fahrt zur und von der Arbeit Matthias Koeberlin lauschen, wie er mir das das Buch vorliest. Und das macht er gut.
Nur: schnell komme ich so nicht voran. Aber muss ja auch nicht, in einen unterhaltsamen Roman kann man auch mal länger eintauchen.
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Re: Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Fjunch-Klick »

Ich habe jetzt um die 900 Seiten gelesen. Die Figuren sind positioniert. Ihre Lebensstrukturen brechen auf. Für das letzte Viertel erwarte ich jetzt entweder eine große Katastrophe - oder, was angesichts des bisherigen Tempos und Stils wahrscheinlicher ist, noch ein wenig Hintergrundgeschichte und Arrangement mit der neuen Situation.
Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass diese Geschichte eigentlich der nächste Jugend-Dreiteiler bei Arena hätte werden sollen. Vielleicht kommt also diesen Sommer der nächste Thriller dreigeteilt ebendort ;)
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Gernot
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Re: Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Gernot »

Ich bin gerade am Lesen (derzeit 311 von 1257, also etwa ein Viertel).

Mein Eindruck bisher ist äußerst positiv.
Schon die Grundidee gefällt mir sehr gut. Es ist eine für die Phantastik so typische "Was-wäre-wenn"-Frage: Was wäre, wenn Menschen fliegen könnten? (Das ist natürlich nicht neu, siehe Ikarus. In der Science Fiction erinnere ich mich etwa den den engelartigen Burschen bei "Barbarella". Aber wirklich Neues kann man heutzutage ohnehin kaum mehr erfinden.)
Auch das Worldbuilding ist exzellent, sehr sorgfältig, plausibel und in sich logisch: Eine vorindustrielle Welt vor einem in ferner Zukunft angesiedelten Science-Fiction-Hintergrund. Ich kann mir das alles sehr gut vorstellen und mich hineinfühlen, wie es bei diesen Vogelmenschen zugeht: die Sozialstruktur, der Alltag, die Nahrungsgrundlage, Arbeit und Vergnügen. Ich tauche gern in diese Welt ein.
Aber, wie wir z. B. von Herberts "Wüstenplanet" ab Teil 2 wissen, ist ein guter Weltentwurf noch keine Garantie für eine gute Story. Andreas Eschbach kriegt aber auch das sehr gut hin: Glaubhafte Charaktere, die man beim Lesen gleich gut kennenlernt und zum Teil auch ins Herz schließt (Schon damals beim "Marsprojekt" habe ich das gute Einfühlungsvermögen in die Denk- und Gefühlswelt jugendlicher Protagonisten sehr geschätzt.), ein sich anbahnender Konflikt und noch immer zahlreiche offene Fragen (der Margor, die Bruderschaft ...), die zum Weiterlesen einladen.
Und das Ganze ist auch sprachlich und stilistisch einwandfrei, aber das muss ich bei Eschbach wohl nicht extra erwähnen.

Ich kann also nach dem bisher Gelesenen in jeder Rubrik die Bestnote geben und empfehle das Buch dringend weiter.

Ich freue mich schon aufs Weiterlesen.
Das Fliegen wird erst möglich, wenn zuvor vom Fliegen geträumt wurde. (Stanislaw Lem)

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Gernot
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Re: Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Gernot »

Ich habe das Buch schon vor einiger Zeit fertig gelesen, jetzt finde ich endlich Zeit, den Rest zu kommentieren.

Kurz: Mein Ersteindruck bestätigt sich, das Buch ist allen, die es noch nicht kennen, uneingeschränkt zu empfehlen. :prima:

Im Nachhinein erinnere ich mich gern an die gemütliche, warmherzige Atmosphäre, von der die dargestellte Kultur geprägt ist. Dieses Grundgefühl hatte ich auch bei "Herr der Ringe", die Hobbits sind einfache Leute mit einfachen Freuden, die aber, wenn es ernst wird, auch viel Mut, Kampfbereitschaft und Findigkeit beweisen können. Da kann ich mich gut hineinversetzen. Das war auch das Hauptvergnügen bei der Lektüre, und das macht es erst wirklich wert, den spannenden weiteren Entwicklungen zu folgen.

Das weitere packe ich in den Spoiler, für die, die das Buch schon gelesen haben. Vielleicht mag ja jemand meine Ansichten dazu kommentieren, vielleicht sogar der Autor selbst (obwohl ich verstehen würde, wenn er es nicht täte, weil es oft nicht konstruktiv ist, wenn ein Autor seine Werke nachträglich noch groß kommentiert und erklärt. Steht eh alles drinnen.).
Wie bei Tolkien bricht in eine relativ harmonische Welt plötzlich das große Böse ein. Natürlich gibt es auch vorher schon Konfliktpotenzial, etwa durch die Bruderschaft mit ihren teils doch unsauberen Methoden, aber das steht vorerst nicht im Zentrum. Erst ist da eine äußerst positive Utopie, eine Welt ohne Kriege und Soldaten, geprägt von Vertrauen, Warmherzigkeit und Gastfreundschaft. Industrialisierung mit allen ihren Folgen (monotone, sinnbefreite Arbeit, Stress, Überbevölkerung, Umweltverschmutzung) gibt es nicht. Es sind Zustände, die gern in die "gute alte Zeit" vor der industriellen Revolution projiziert werden, obwohl diese in Wahrheit gar nicht so idyllisch war. Eschbachs Utopie geht hier einen Schritt weiter. Statt rigider Herrschaftsverhältnisse, spießiger Engstirnigkeit und rigider Sexualmoral gibt es bei den Vogelmenschen ein ausgesprochen vernünftiges demokratisches System und - bei aller Verehrung der Bücher der Ahnen - doch auch einen etwas weiteren Horizont, vor allem in der Sexualmoral. Auch wenn es Ehe ("sich einander versprechen") als hauptsächliche Lebensform gibt, ist doch eine lockerere Lebensweise möglich, zumal die Frauen die Empfängnisbereitschaft selbst steuern können. Auch Homosexualität wird weder tabuisiert noch verflucht ("Kinder Terias"). In diesen Dingen läuft auf dem beschriebenen Planeten sehr vieles so, wie ich es auch hier gern hätte.
Der dramatische Fortgang der Handlung, mit dem Anlocken der Imperiumsraumschiffe und dem folgenden drohenden Weltenbrand, entwickelt sich durchaus plausibel, es erscheint logisch, wenn auch traurig, dass diese schöne Welt am Ende kaputt geht. Die "Rettung" mit einem Neuanfang auf einem anderen Planeten ist dann zwangsläufig eine halbe Sache, auch das Schicksal der Zurückgebliebenen ist war nicht ganz so katastrophal, wie es kurz aussieht, aber in aller Plausiblität doch unbefriedigend. Diese letzten Kapitel, die nach dem großen Showdown spielen, waren mir etwas zu ausführlich, ein kurzer Epilog mit ein paar Streiflichtern vom alten und vom neuen Planeten hätte es meines Erachtens auch getan.
Bei der wissenschaftlichen Plausiblität darf man auch nicht alles auf die Goldwaage legen, das erscheint mir im Interesse der Story aber vertretbar. Es ist beispielsweise unwahrscheinlich, dass die Pflanzen und Tiere auf einem fremden Planeten den Menschen als Nahrung dienen können. (Hier gibt es in der SF-Literatur unterschiedliche Lösungsansätze: Gentechnische Anpassung des menschlichen Stoffwechsels, gentechnische Anpassung der Nahrungsquellen, terrageformte Planeten mit irdischen Lebewesen, biochemischen Nahrungskonverter ...)
Auch die Kombination von Menschenanatomie mit Vogelflügeln ist problematisch, hier sind die Details nur angedeutet, etwa mit den Eihäuten, die erst nach der Geburt aufgehen. Aber bei einem Vogel ist ja das ganze Innenleben anders aufgebaut, mit den hohlen Knochen, den Luftsäcken, dem Blutkreislauf. Science-Fiction-Puristen werden diese Details bemängeln. Ich bin zwar normalerweise auch ein wenig von dieser Sorte, aber in diesem Fall hat mir das nichts ausgemacht. Die Grundidee ("Was wäre, wenn Menschen Flügel hätten und fliegen könnten?") ist eine großzügigere Sichtweise auf alle Fälle wert, es ist nichts, wo man beim Lesen drüberstolpern würde.

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Re: Eines Menschen Flügel - Andreas Eschbach

Ungelesener Beitrag von Ender »

Weil es ja eigentlich hierhin gehört: Meine Meinung zum Buch findet sich im "Lesechallenge"-Thread --> viewtopic.php?p=278234#p278234
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