Science Fiction: Der kommerzielle Graben zwischen Film und Literatur

Science Fiction in Buchform
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jeamy
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Re: Science Fiction: Der kommerzielle Graben zwischen Film und Literatur

Ungelesener Beitrag von jeamy »

Ah, das Label kannte ich hingegen nicht. Mir ist das nur vom dem Begriff 'Gender-Gap' bekannt.
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Badabumm
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Re: Science Fiction: Der kommerzielle Graben zwischen Film und Literatur

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Um Andreas Eschbach zu ergänzen: die meisten klassischen Literaturthemen sind meist eher als Film bekannt als als Buch. Wer hat schon „Ilias“. „Stolz und Vorurteil“, „Frankenstein“, „Jane Eyre“, „Dr. Schiwago“, „Die Elenden“ oder „Die Buddenbrocks“ wirklich gelesen?
Sogar bei „Herr der Ringe“ liegt heute wohl die Filmtrilogie vorne, da sich das Buch doch beim Lesen etwas hinschleppt.

Aber das Argument, dass gewaltige CG-Bilder heute besser für SF geeignet sind, wird wohl der Hauptgrund für das bevorzugte Konsumieren von Filmen sein. Die Altersgruppe im mittleren SF-Alter ist lesefauler geworden.
Da Aktion unbedingt mit sehr viel Aggression und Kampf verbunden sein muss, kann man zwar monströse CG-Filme drehen, in denen nicht gekämpft wird, aber die will keiner sehen. Einige SF-Filme, die zwar spektakuläre Bilder, aber ansonsten wenig handfeste Konflikte enthalten, floppen dann auch an der Mainstream-Kasse. Bei „Avatar“ frage ich mich, ob nicht das ganze, ewig lange Gekämpfe nur darum gedreht wurde, DAMIT die Leute den Film sehen - und sie nicht allein wegen der spektakulären Bäume ins Kino gehen...
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Re: Science Fiction: Der kommerzielle Graben zwischen Film und Literatur

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Badabumm hat geschrieben: 1. Januar 2021 21:21 Um Andreas Eschbach zu ergänzen: die meisten klassischen Literaturthemen sind meist eher als Film bekannt als als Buch. Wer hat schon „Ilias“. „Stolz und Vorurteil“, „Frankenstein“, „Jane Eyre“, „Dr. Schiwago“, „Die Elenden“ oder „Die Buddenbrocks“ wirklich gelesen?
Ich. Und ich kenne gar nicht alle Filme ...

Und ja, das trifft auf 90% aller Literaturverfilmungen zu. Harry Potter ist da eine Ausnahme. Dune und Per Anhalter ebenfalls. Herr der Ringe gehört ebenfalls dazu, denn der - zweite - Erfolg des Buches ist seit 1977 ungebrochen.
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Re: Science Fiction: Der kommerzielle Graben zwischen Film und Literatur

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Wenn unter den erfolgreichsten Filmen so viele davon SF sind, können die Zuschauer nicht nur SF-Fans sein. Die Filme sprechen mit ihren Themen also auch Menschen an, die ansonsten mit SF nicht viel am Hut haben. Ähnlich ist es bei Verfilmungen klassischer Literatur. Wenn dort ein Film ein Erfolg wird, heißt das noch lange nicht, dass alle Zuschauer Austen oder Homer gelesen haben - es ist wichtiger, ob Brad Pitt oder Keira Knightley mitspielen.

So werden natürlich Lesebegeisterte, egal ob Klassik oder SF, die Bücher sowieso gelesen haben. Das ist aber nicht der Hauptanteil der Kinobesucher. Da der Film neue Kunden generieren will, muss er ansprechend auf viele Quereinsteiger wirken, auf die Gefahr hin, dass Fakten verfälscht, aufgehübscht oder neu interpretiert werden (so sind viele Dinge in "Troja" oder "Die unendliche Geschichte" einfach falsch).

In "Harry Potter" und "Game of Thrones" führte es sogar dazu, dass zwei Geschichten existieren, die nur in Eckpunkten übereinstimmen. Das ist so, als ob man im Theater nicht nur die Inszenierung, sondern auch den Text und die Rollen ändert...
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Re: Science Fiction: Der kommerzielle Graben zwischen Film und Literatur

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Bei Harry Potter empfinde ich das gar nicht so, die sehe ich eher ziemlich nah an den Büchern. Bei GoT bestand ja keine Möglichkeit mehr, an der Literatur zu sein ;-)
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Re: Science Fiction: Der kommerzielle Graben zwischen Film und Literatur

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Offenbar wird es sehr unterschiedlich empfunden. In Fan-Kreisen ist es empfehlenswert, sich auf den Film oder auf das Buch zu berufen. Da ich die Bücher nicht kenne, weiß ich auch nicht, was davon übliche Filmfreiheiten sind und was davon tatsächliche Verfälschungen. Das betrifft aber im Grunde fast sämtliche Literaturverfilmungen. Ich kenne kaum eine, die sich wirklich an das Buch hält. Die Ausrede, Film erfordere eine andere Sprache, lasse ich nicht in jedem Fall gelten. Es ist eher die Geltungssucht der Regisseure, die dem Werk unbedingt ihren eigenen Stempel aufdrücken wollen. Das haben sie mit Architekten gemeinsam...
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Re: Science Fiction: Der kommerzielle Graben zwischen Film und Literatur

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Nein, das stimmt so nicht. Die bildliche Sprache ist eine andere als die geschriebene. Da gelten andere Regeln, und man kann es nicht 1:1 umsetzen. Das soll man auch nicht. Aber es ist wichtig, dass der Grundcharakter und die Grundgeschichte des Werkes erhalten bleiben, und wenigstens auch der Ablauf. Es ist nicht so, wie Jodorowsky meint, dass man ein Buch "vergewaltigen muss" wie eine Frau (sic!) und sich wild und frei austoben darf, wie es einem passt. Der nötige Respekt vor dem Werk eines anderen ist erforderlich, aber man muss auch Freiheit bei der Umsetzung haben, dass man Bildgewalt dort einsetzt, wo sie im Buch nicht gegeben ist.

Und in Fan-Kreisen bewege ich mich nicht.
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Re: Science Fiction: Der kommerzielle Graben zwischen Film und Literatur

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Die Sprachen mögen andere sein, aber das heißt ja nicht, dass ungefragt alles umgekrempelt werden muss, nur weil es dem Regisseur gefällt. Wenn Figur A im Roman stirbt, muss sie auch im Film sterben. Und zwar in derselben Situation, unter gleichen Umständen und mit denselben Worten. Das lässt sich sowohl in Bild als auch Wort adäquat umsetzen. Das Hauptproblem ist, dass das Buch länger und komplizierter ist. Es gibt mehr verwickelte Stränge, mehr Personen, mehr Orte. Da man im Buch jederzeit zurückgehen kann, um zu schauen: wer war das denn jetzt noch gleich?, im Film jedoch nicht, müssen ganze Nebenhandlungen gestrichen werden. Der Zuschauer kann nur das "Jetzt" aufnehmen, der Leser kann schweifen. Die Kunst besteht darin, das Werk dadurch nicht zu verfälschen, aber das ist immer Interpretation des Regisseurs. Ich finde, dass diese "zwei Sprachen" allzu oft als Ausrede herhalten müssen, um beliebige Änderungen zu rechtfertigen. Vor allem in den Szenen, die auch filmisch so sein könnten wie im Buch, da die Szene das hergibt - dann aber doch "ganz anders" sein muss. Wenn im Buch steht, dass der Turm schwarz ist und links steht, muss er aucb schwarz bleiben und links stehen. Fängt man da erst mit den Verfälschungen an, kann ich auch ein blaues Klohäuschen hinstellen und behaupten, der Autor habe gar keinen Turm gemeint...
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