Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Science Fiction in Buchform
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aquarius
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von aquarius »

Alan Dean Foster: Die Eissegler von Tran-Ky-Ky
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Kategorie 6.) ein Buch, dessen Titel aus genau VIER Wörtern besteht
Eine geplante Entführung läuft schief und eine kleine Gruppe Menschen muss auf einem Eisplaneten notlanden. Dort werden sie von einer Patrouille Einheimischer aufgelesen und freunden sich mit diesen an. Zusammen mit diesen Einheimischen, deren Technikstand mit dem irdischen Mittelalter vergleichbar ist, haben sie zahlreiche Abenteuer zu bestehen. Sie kämpfen gegen böse Piraten und religiöse Eiferer, bauen ein Schiff, mit dem sie auf Kufen schließlich zu einer menschlichen Forschungsstation segeln wollen.

Ein Abenteuerroman aus der guten alten Zeit ("Icerigger" wurde 1974 veröffentlicht), als noch in jedem Sonnensystem ein erdähnlicher Planet mit irgendwie menschenähnlichen Bewohnern war und die Menschen sich ohne Raumanzug auf dem Planeten aufhalten sowie ohne größere Probleme mit den Eingeborenen kommunizieren konnten.

Das Buch ist recht kurzweilig und auch nicht allzu lang, ich kann ein recht positives Fazit ziehen.

[ ] 1. 100 beste Science-Fiction-Bücher aller Zeiten
[ ] 2. Verlag Arctis, Golkonda, Memoranda, Cross Cult
[ ] 3. Gewinner World Fantasy Award
[ ] 4. Alastair Reynolds
[ ] 5. Mike Resnick, Gudrun Pausewang, Thomas R.P. Mielke, Ben Bova, James Gunn
[x] 6. Titel mit vier Wörtern | Alan Dean Foster: Die Eissegler von Tran-Ky-Ky
[ ] 7. mindestens 700 Seiten
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Fjunch-Klick »

Teddy hat geschrieben: 8. Februar 2021 22:51 Ich habe die vier auf deutsch erschienenen Bücher von Claire North gelesen und fand alle großartig.
Ich vermute mal, bei mir wirds auch nicht bei diesem einen Titel bleiben :popcorn:
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Teddy
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Fjunch-Klick hat geschrieben: 9. Februar 2021 20:34
Teddy hat geschrieben: 8. Februar 2021 22:51 Ich habe die vier auf deutsch erschienenen Bücher von Claire North gelesen und fand alle großartig.
Ich vermute mal, bei mir wirds auch nicht bei diesem einen Titel bleiben :popcorn:
Und falls du beim Hörbuch bleiben möchtest: Die anderen drei Bücher werden von Stefan Kaminski gelesen, einem der ganz großen seines Faches.
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Uschi Zietsch
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Ich melde auch den ersten Vollzug! :freude:

Juli Zeh, Corpus Delicti: Ein Prozess

Das erste Mal 2009 erschienen, ist es heutzutage von erstaunlicher Aktualität. Juli Zeh (muss ich nicht extra vorstellen, oder?) beschreibt eine Gesundheits-Diktatur, und man fühlt sich ganz wie bei 1984 und anderen Büchern und TV-Serien dieser Art. Wer sich gegen die unfehlbare "Methode" auflehnt, sei es beabsichtigt oder nicht, wird aus dem Verkehr gezogen. Todesstrafe gibt es natürlich nicht mehr, dafür wird man eingefroren, um vielleicht irgendwann rehabilitiert zu werden.

Klingt alles nicht neu vom Thema, und ist es auch nicht, doch Juli Zeh trägt ihre eigene Geschichte dazu bei, schnörkellos und ungeschönt und pointiert, weswegen es auch angenehme 272 Seiten hat, manchmal ein bisschen mit dem deutschen Zeigefinger gewedelt, aber auch mit ironisch-humorvollen Seitenhieben. Bewusst wählt sie die auktorielle und sogar vorausschauende Sichtweise, sodass sie beliebig in den Perspektiven wechseln kann. Überraschungen gibt es daher nicht, dennoch wird ein Spannungsbogen aufgebaut, der mit dem ersten (und einzigen) Wendepunkt beginnt. (Das Lektorat hätte an ein paar Stellen ruhig noch ein bisschen mehr tun können (beispielsweise bei der Verwechslung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale), dann wäre es perfekt gewesen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.)

Die Geschichte von Mia, deren - renitenter - Bruder unschuldig verurteilt wird und deshalb Selbstmord begeht und sie dadurch aus der Bahn wirft, gleichzeitig ihre absolute Chancenlosigkeit, wird authentisch aufgezeigt. Wie sie anfängt, Individualität zu verlangen und zB nicht mehr das tägliche Pflicht-Soll an Fitness absolvieren will, wie sie selbst schließlich renitent wird, ironischerweise bewusst vom Staat in diese Rolle gezwungen. Mia hat ab dem ersten Moment verloren, als sie verhaltensauffällig wird und zur Ermahnung vor Gericht muss. Sie könnte sich wieder brav einordnen, aber sie ist zu labil, der Widerstandsfunke entzündet sich gleichzeitig, und so wird sie zum Spielball der Mächte und dazu benutzt, einen Schauprozess zu erwirken, der den Bürgern aufzeigen soll, dass die "Methode" unfehlbar ist und bleibt.
Gezeigt wird es wie ein Kammerstück, nur wenige Personen treten auf, alles andere verschwimmt. Auch der Hintergrund wird nicht weiter erklärt, und tatsächlich ist das auch nicht erforderlich. Minimalistisch, auf den Punkt gebracht.

Hat mir sehr gefallen.

[ ] 1. 100 beste Science-Fiction-Bücher aller Zeiten
[ ] 2. Verlag Arctis, Golkonda, Memoranda, Cross Cult
[ ] 3. Gewinner World Fantasy Award
[ ] 4. Alastair Reynolds
[ ] 5. Mike Resnick, Gudrun Pausewang, Thomas R.P. Mielke, Ben Bova, James Gunn
[X] 6. Titel mit vier Wörtern: Juli Zeh, Corpus Delicti: Ein Prozess
[ ] 7. mindestens 700 Seiten
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Fjunch-Klick »

Uschi Zietsch hat geschrieben: 10. Februar 2021 08:37
Juli Zeh, Corpus Delicti: Ein Prozess

Minimalistisch, auf den Punkt gebracht.

Hat mir sehr gefallen.
Ja, hört sich gut an. Juli wollte ich auch schon mal lesen. Hach!!
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Kategorie 3: World Fantasy Award Gewinner

Gene Wolfe - Der Schatten des Folterers

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Erster Band von Gene Wolfes berühmtem Zyklus Das Buch der neuen Sonne, der 1981 den World Fantasy Award gewonnen hat. Der Zyklus spielt laut Klappentext Millionen Jahre in der Zukunft, als die Sonne schon schwächer wird (wobei letzteres erst in Milliarden Jahren eintreten wird). Der erste Band beschreibt Severians Aufwachsen in der Gilde der Folterer, aus der er verstoßen wird, als er als Geselle einer Gefangenen, in die er sich verliebt hat, den Selbstmord ermöglichst. Er wird aus der Hauptstadt Nessus verbannt, um in eine andere Stadt als Henker zu arbeiten.
Für viele Leser gilt der Zyklus als eines der besten Fantasy-Werke aller Zeiten. Aber ebenso häufig trifft man auf Leser, die mit dem Buch (kaum ein Negativ-Rezensent kommt über den ersten Band hinaus) nicht viel anfangen können. Letztere kann man leicht verstehen: Gene Wolfe, der sich im Nachwort nur als Übersetzer des Werkes bezeichnet, macht es einem nicht ganz leicht. Der Roman strotzt nur so vor Fremdwörtern und Namen, die aus dem Lateinischen und Griechischen entlehnt sind. Das führt dazu, dass man häufig das Gefühl hat, etwas nicht ganz mitbekommen zu haben (was wohl oft auch zutrifft). Auch die etwas sprunghafte Handlung, die immer wieder von philosophischen Gedanken oder Träumen unterbrochen wird, macht den Roman nicht gerade zum Pageturner.
Auf der anderen Seite ist Wolfe ein Meister der Andeutung. Offenbar gab es schon Außerirdische auf der Erde und die Menschen sind auch selber zu den Sternen geflogen und haben außerirdische Lebensformen mit zurückgebracht. Da gibt es Doppelgängern von Adligen, die vielleicht Klone sind. Die Zunft der Folterer lebt in einer gigantischen Zitadelle, die komplett aus Metall besteht. Zweimal ertrinkt Severian fast, aber ist das Zufall oder steckt da eine mysteriöse Macht dahinter? Und wo kommt die junge Frau plötzlich her, die ihn rettet? Wolfe setzt den Zyklus aus vielen Details zusammen die sich im Laufe der Handlung immer mehr verdichten und am Ende des Zyklusses - glaubt man den Lesern die es soweit geschafft haben - ein kolossales Gesamtbild schaffen.
Ich werde gleich mal den zweiten Teil beginnen.


( ) Buch aus "Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten"
( ) Roman von Arctis, Golkonda, Memoranda, Cross Cult
(X) World Fantasy Award Gewinner | Gene Wolfe - Der Schatten des Folterers
( ) Buch von Alastair Reynolds
( ) Roman von Resnick, Pausewang, Mielke, Bova, Gunn
(X) Buch dessen Titel aus genau VIER Wörtern besteht | Donald A. Wollheim (Hrsg) - World's Best SF 1982
( ) Buch mit mindestens 700 Seiten
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

So, Buch aus Katerorie 2, "Verlage":

Der Aufstieg von Kyoshi

Kurz gesagt: es ist ein YA Roman, der sich entlang eines bestimmten Musters entwicken muss (Das wird auf im vorwort explizit angesprochen).

Da war es erstaunlich das das Buch im Storytelling viel anders gemacht hat als man das aus weltlicher Fantasy gewohnt ist, und besonders im YA Bereich. Oder auch nicht, je nachdem wie man das Thema "Rebellion" begreift.

Es it nur auffallend: Die Struktur des romans scheint durch. Man kann richtig erkennen wie im Hintergrund ein Expose der Geschichte herumliegt: hier muss das passieren, hier das, und das so... Und dieses Story Gerüst ist interresanter als die Figuren die es bevölkern. Bzw: das Phasing ist hölzern, die Betonung von bestimmen Aspekten ist aufgesetzt, die Motivation ist undruchsichtig usw.

Alles in allem nur ein mittelguter Roman, der aber ein richtig guter Roman hätte sein können wenn sich der Autor etwas mehr getraut hätte.

Auch, und diese Atavar-Tier-Chimären nerven ("Kuhsau"). Da ist ok wenn mans zeigen kann, aber im Buch ists lächerlich.


( ) Buch aus der Tor Top 100 Liste
(X) Buch von Arctis, Golkonda, Memoranda oder Cross Cult / "Der Aufstieg von Kyoshi" - F.C.Yee
( ) Buch das den World Fantasy Award gewonnen hat
(X) Buch von Alastair Reynolds / "Permafrost" von Alastair Reynolds
( ) Buch von M. Resnick, G. Pausewang, T. R.P. Mielke, B. Bova oder James Gunn
( ) Buch dessen Titel aus genau VIER Wörtern besteht
( ) Buch mit mindestens 700 Seiten
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Klingt absolut uninteressant für mich. Erst recht, wenn man das Gerüst durchschimmern sieht - also das ist das letzte, was ich bei einem Roman will.
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Aber das Gerüst ist das gute an dem Buch. Die Story ist durchaus ansprechend, es hätte nur mehr Fleisch auf die Rippen gemusst. Das traurige ist, das das Buch nicht schlecht ist weil schlecht ist sondern das es schlecht ist weil mman genau die Stellen erkennen kann wo mans hätte verbessen können.
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von aquarius »

Alastair Reynolds: Rache
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Ein sehr eigenwilliges Universum wird hier beschrieben. Tausende bewohnte Habitate umkreisen die Alte Sonne, Raumschiffe verwenden Ionentriebwerke und hauptsächlich Sonnensegel. Millionen von Stationen sind hinter Energieschirmen verborgen, diese öffnen sich hin und wieder für kurze Zeit und die Stationen können nur dann von den Schatzsuchern betreten werden. Hier gibt es Relikte aus alten Zeiten, als die Technik noch auf einem höheren Stand war.
Die Schwestern Adrana und Fura heuern auf dem Schatzsucherschiff von Captain Rackamore an. Doch schon bei der ersten Station werden sie von Piraten überfallen, Adrana entführt und fast die ganze Mannschaft gemeuchelt. Fura kann sich verstecken und wird später mit einer anderen Überlebenden gerettet.
Im weiteren Verlauf des Romans wird beschrieben, wie Fura die Rache an der Piratenkapitänin Bosa Sennen plant und ihre Schwester befreien will.
Der Roman bietet wesentlich mehr Action als zuletzt die "Poseidon's Children"-Trilogie. Allerdings ist es nur der erste Band einer Trilogie, die Fortsetzungen "Shadow Captain" und "Bone Silence" sind noch nicht ins Deutsche übersetzt. Das Revenger-Universum bietet noch genügend ungelöste Geheimnisse, von denen hoffentlich einige in den Folgebänden aufgeklärt werden.
[ ] 1. 100 beste Science-Fiction-Bücher aller Zeiten
[ ] 2. Verlag Arctis, Golkonda, Memoranda, Cross Cult
[ ] 3. Gewinner World Fantasy Award
[x] 4. Alastair Reynolds: Rache
[ ] 5. Mike Resnick, Gudrun Pausewang, Thomas R.P. Mielke, Ben Bova, James Gunn
[x] 6. Titel mit vier Wörtern | Alan Dean Foster: Die Eissegler von Tran-Ky-Ky
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Knochenmann hat geschrieben: 14. Februar 2021 13:51 [...]weltlicher Fantasy[...]
Kannst du mir ein paar Top-Werke der geistlichen Fantasy nennen?

fragt ganz unweltlich
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Denn er tut sich verbitten
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Naja, die Bibel?

hätte westlich heißen sollen, selbstredent.
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Melde Vollzug in der Kategorie 1 - witzigerweise eine Cross-Cult-Ausgabe und übersetzt von Claudia Kern. Das wird ein Crossover geben zu Kategorie 2 :-D Hatte aber nicht darauf geachtet, mir ging es eigentlich um afrikanische Literatur. Deshalb hab ich gelesen als 100 bestes SF-Buch:

Nnedi Okorafor, Wer fürchtet den Tod

Hm. Wie das in die Kategorie SF kommt, erschließt sich mir nicht. Wir haben unsere Gegenwart in einer "Parallelwelt" mit Fantasy. Denn die Technik, die es gibt, ist ziemlich veraltet. Also unsere halt, teils aber aus den 80ern. Ich konnte beim besten Willen nichts SF-mäßiges entdecken, auch nicht hinsichtlich Utopie/Dystopie. Okorafor beschreibt die Welt (des Sudan, das wird am Schluss erwähnt, warum weiß ich nicht) genau so, wie sie seit Jahrhunderten ist und heute noch ist. Wenn sie also in der Zukunft unverändert ist, ist das dann SF?

Jedenfalls: Die Männer sind rassistisch gegen die Frauen. Die Weißen sind rassistisch gegen die Schwarzen. Die Schwarzen sind rassistisch gegen die Mischlinge.
Und dann gibt es noch die Zauberer aus allen drei Kategorien als vierte dazu, die überhaupt keiner leiden kann.

Protagonistin Onyesonwu (Wer-fürchtet-den-Tod) ist Mischling, Frau und Zauberin, erfüllt also gleich drei Kategorien auf einmal. 500 Seiten lang stampft sie wütend und rücksichtslos durch die Gegend, setzt ihren Zauber blindwütig und bis auf ganz wenige Ausnahmen zerstörerisch ein. Irgendwie ist sie die Erlöserin, weil sie "Das Große Buch" einer Prophezeiung nach umschreiben und die schwarzen Okeke aus der Sklaverei befreien soll. Da sie aber Mischling ist, wollen die Okeke von ihr ganz gewiss nicht befreit werden, denn sie ist unberührbar und gehört gesteinigt. Onye selbst geht zwar ihren Weg dorthin, aber nicht, weil sie helfen will, sondern weil sie ihren bösen, mächtigen Papa umbringen will, den weißen Nuru, der die schwarze Okeke-Mutter vergewaltigt hat, woraus Onye entstanden ist. Praktisch ab dem Moment, da die Mutter mit dem Kind nach Jahren der Einsamkeit aus der Wüste in die Stadt zieht, ist die Kleine ständig wütend, unbeherrscht und ein echtes Ekelpaket. Kein Wunder, denn jeder beschimpft sie, weil sie Mischling ist und magisch.

Das Thema des Buches, wen überrascht es, ist Rassismus. Den bekommen wir 510 Seiten lang auf jeder Seite präsentiert, auf immer dieselbe Weise.

Am Ende ist das Buch zwar umgeschrieben und die Okeke sind keine Sklaven mehr, geändert hat sich aber nichts. Jeder ist so rassistisch geblieben wie er war und gleich mit der Steinigung dabei, sobald jemand anders ist, und Onye ist körperlich tot, ihr Geist nicht. Das Ende ist ziemlich wirr.

Jedenfalls: Keinerlei Weiterentwicklung, keine Änderung. Die Okeke sind genau dieselben Rassisten wie die Weißen, ob nun mit dem Sklavenstempel oder nicht. Das einzig Positive ist das friedliche "Rote Volk", das sich im Sandsturm versteckt (und sich offenbar durch Inzucht am Leben erhält, was jetzt auch nicht sonderlich positiv ist - ganz abgesehen von der Isolation).

Ich hab mir ehrlich gesagt mehr erwartet. Die dünne Story ist enorm aufgeblasen mit permanenten Wiederholungen. Es gibt ein paar nette Fantasy-Szenen, die fantasievoll sind, aber die afrikanischen Mythen haben eigentlich mehr zu bieten, finde ich. Das war mir auch zu oberflächlich. Und ehrlich gesagt ist diese Welt enorm primitiv und gewalttätig - auf Seite 1 ebenso wie auf Seite 510.

Spannung kommt keine auf, da man schon sehr früh erfährt, dass und wie Onye zu Tode kommen wird. Und ob sie damit nun die Schwarzen befreit, spielt eigentlich keine Rolle, da ihr die schnurz sind, ihr geht es ja nur um Rache. Also interessiert es uns auch nicht. Vor allem, nicht, weil die Okeke eben um keinen Deut besser sind als ihre Unterdrücker.

Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht. In die Hall of Fame ist das Buch wegen des Themas gekommen, literarisch und inhaltlich haben andere sehr viel mehr zu bieten.

[X] 1. 100 beste Science-Fiction-Bücher aller Zeiten: Nnedi Okorafor, Wer fürchtet den Tod
[ ] 2. Verlag Arctis, Golkonda, Memoranda, Cross Cult
[ ] 3. Gewinner World Fantasy Award
[ ] 4. Alastair Reynolds
[ ] 5. Mike Resnick, Gudrun Pausewang, Thomas R.P. Mielke, Ben Bova, James Gunn
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Ender »

Das Buch hatte ich mir auch vorgenommen, deshalb lese ich deine Beurteilung jetzt erstmal noch nicht.
Mal sehen, ob ich es dann für Kategorie 1, 2, 3 oder 6 verwende :)
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2021

Ungelesener Beitrag von Mammut »

Mir hatte das Buch auch nichts gegeben. Ein Fantasyliebesroman mit Horrorelementen:
http://www.scifinet.org/scifinetboard/i ... ntry366883

Kam im Lesezirkel auch nicht sonderlich gut weg.
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