Walter Ernsting gestorben!
Verfasst: 15. Januar 2005 17:42
Walter Ernsting alias Clark Darlton ist heute verstorben (
Ich habe Walter Ernsting leider nie persönlich kennengelernt.Perry-Rhodan-Infotransmitter hat geschrieben:Nachruf
Walter Ernsting / Clark Darlton 13. Juni 1920 - 15. Januar 2005
Es ist keine Untertreibung, wenn Walter Ernsting als der »Vater der
deutschen Science Fiction« bezeichnet wird, als wichtigster Protagonist
dieser Literaturgattung für den deutschsprachigen Raum überhaupt. Am
Morgen des 15. Januar 2005 verstarb Walter Ernsting, den die meisten
seiner Leser unter dem Pseudonym Clark Darlton schätzen und lieben
lernten, in einem Krankenhaus in Salzburg.
Seine Kindheit und Jugend verbrachte Walter Ernsting, der am 13. Juni
1920 in Koblenz geboren wurde, in Koblenz, Lüdenscheid, Essen und Bonn.
Reichsarbeitsdienst und der Dienst in der Wehrmacht schlossen sich an.
Zuerst war er in Norwegen stationiert, dann in Russland. Der
selbstbewusste junge Mann, der mit der Ideologie des Dritten Reiches
nichts zu tun hatte, geriet mehrfach in Schwierigkeiten, kam vors
Kriegsgericht oder wurde inhaftiert.
Beim Zusammenbruch der Ostfront geriet Walter Ernsting in sowjetische
Gefangenschaft, die er zuletzt in Karaganda in Sibirien verbrachte -
die wohl einschneidendste Erfahrung seines Lebens. Im
Kriegsgefangenenlager, wo Ernsting schwer erkrankte, träumte er vom
Flug zu den Sternen, erfand eigene Geschichten.
1950 kam Ernsting nach Hause, arbeitete nach einiger Zeit als
Übersetzer, geriet dann in Berührung mit der Science-Fiction-Literatur.
Für den Erich Pabel Verlag in Rastatt gab er kurz darauf als Redakteur
die Reihe »UTOPIA-Großband« heraus, die damals beste
Science-Fiction-Reihe in deutscher Sprache.
Als sich immer mehr Leser meldeten, richtete Ernsting eine erste
Leserbriefseite ein - und 1955 entstand aus diesen Bemühungen der
Science Fiction Club Deutschland e.V., die erste Organisation der
Freunde dieser noch sehr neuen Literaturgattung. Walter Ernsting war
zudem Redakteur der ersten deutschen Fan-Zeitschrift, die den Namen
»Andromeda« erhielt.
Eigene Romane publizierte Ernsting ab 1955 unter seinem Pseudonym Clark
Darlton. Unter diesem Namen wurde er ab 1961 zu einem der zwei
Chefautoren von PERRY RHODAN, der bis heute erfolgreichsten
Science-Fiction-Serie überhaupt. Seine Figur Gucky, ein
gedankenlesender »Mausbiber«, entwickelte sich zu einem der
beliebtesten Außerirdischen der SF-Literatur.
Clark Darltons Romane zeichneten sich stets durch eine überschäumende
Phantasie, eine überzeugende Menschlichkeit und einen positiven Blick
in die Zukunft aus. Er schilderte eine Menschheit ohne Grenzen von
Nation und Religion, und er träumte von einem Miteinander von Menschen
und Außerirdischen. Über die Jahrzehnte hinweg blieben ihm seine Leser
treu - ihm und seinen Werken.
Das lag nicht nur an der Arbeit des Schriftstellers allein. Durch seine
herzliche Art, durch sein offenes Zugehen auf andere Menschen und durch
seinen Humor überzeugte Walter Ernsting alias Clark Darlton nicht nur
die Science-Fiction-Freunde. Seine Auftritte in der Öffentlichkeit
lösten stets Begeisterung aus.
In den 80er Jahren zog sich Ernsting langsam zurück; er siedelte nach
Irland um. In den 90er Jahren beendete er seine aktive Laufbahn als
Schriftsteller und zog aus gesundheitlichen Gründen zu seiner Familie
nach Salzburg. Umjubelt wurde er ein letztes Mal auf dem PERRY
RHODAN-Weltcon 1991 in Karlsruhe, aber bis kurz vor seinem Tod hielt er
den Kontakt zu Lesern, schrieb Briefe und E-Mails, empfing Besuche von
Lesern und Kollegen.
Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich im Lauf der Jahre,
Spätfolgen unter anderem von Krieg und Gefangenschaft. Seine positive
Grundstimmung behielt Walter Ernsting bis zuletzt; er blieb stets »der
Alte«. Wenn er sprach, funkelten seine Augen vor Humor und
Unternehmungsgeist, allen Beschwerden zum Trotz. Und als diesen
positiven Menschen werden wir ihn - bei aller Trauer und Betroffenheit
- in Erinnerung behalten.
Die PERRY RHODAN-Redaktion