[Literatur] Eschbach, Der Nobelpreis

Science Fiction in Buchform
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Pogopuschel
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Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Gast 09 hat geschrieben:Während der neue Follett (my next approach) aus sich heraus lebt,
muss sich Der Nobelpreis noch hinter Das Jesus-Video verstecken, weil man Sie sonst vielleicht nicht kennt.
Das Ziel Ihres nächsten Thrillers muss es sein, dies zu ändern.
Spätestens im übernächsten Weltbild-Katalog sind Sie bitte auf Seite 1!
Ich kann ja verstehen das einem die Wendung auf Seite 515 nicht gefällt, obwohl sie aufgrund viele Andeutungen schon zu erahnen war, aber was Gast 09 hier schreibt ist schon ziemlich anmaßend. Es ist schon ziemlich arrogant von Mitleid gegenüber dem Autor zu reden. Aber ich bin guter Dinge das sich Andreas Eschbach nicht erzählen lässt, wie sein nächster Roman zu sein hat.
Es gibt übrigens auch sehr gute und spannende nicht lineare Thriller. Da kann ich Gast 09 nur "Shutter Island" von Dennis Lehane empfehlen.

Mir hat "Der Nobelpreis" gut gefallen, auch wenn es kein rasanter hochspannungs Thriller war, sondern ein gemächlich erzählter Roman über jemanden der sechs Jahre Fortschritt verpasst hat.

Gruß Markus
Meine Internetseite (mit Buchbesprechungen): http://lesenswelt.de/
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Frank Böhmert

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

... da schlage ich gerade das neue BÜCHER auf, und was sehe ich? Platz 4 auf der Empfehlungsliste der Redaktion und gar Platz 1 auf der Krimi-Empfehlungsliste.

:bier:
ANUBIS
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Ungelesener Beitrag von ANUBIS »

Nobelpreis von der Stange

Was ist das Problem wenn man sich einen Anzug von der Stange kauft??
Er sitzt nicht perfekt und man sieht ihm an dass es Massenware ist.
Außerdem besteht die Möglichkeit ihn tausendfach anzutreffen!Einziger Vorteil;man weiß im vorhinein welche Qualität man kauft und für den Verkäufer; er ist Massenkompatibel!
So ist es auch mit dem neuen Roman von Andreas Eschbach!
Ich bin kein Literaturkritiker und deshalb würde ich niemals eine Rezi zu einem Roman vom Stapel lassen. Alles was ich machen kann ist meine Meinung darüber zu schreiben!
Der Roman ist stilistisch einwandfrei, schließlich versteht Andreas sein Handwerk.Er bietet solide kurzweilige Unterhaltung, hebt sich aber in keinsterweise von der Buchmassenware ab.Leider, oder Gottseidank für den Verlag:-)
Die handelnden Personen bleiben schablonenhaft,; der etwas weltfremde schusselige Professor, der Ex-Knacki der nach sechsjähriger Haftstrafe sich in unserer Gesellschaft nicht mehr zurechtfindet und hinter jeder Ecke eine Verschwörung gegen seine Person wittert und schließlich dürfen auch ein religöser Verschwörungstheoretiker und das typische (russische) Computergenie nicht fehlen; dass zwar die neuesten High-Tech Programme besitzt aber seine Körperpflege sträflich vernachlässigt!
Ach ja nicht zu vergessen die süße naive Lehrerin(ist die blond, kann mich jetzt nicht erinnern*g*)die in einer Friede-Freude-Eierkuchen - Welt lebt und mit Scheuklappen durch selbige läuft um alles böse auszusperren!
Sozusagen die niedliche Variante der berühmten drei Affen(nix sehen,nix hören und nix sprechen)!
Einzig der vermeintliche Wechsel der Erzählperspektive nach knapp 70 Seiten ist mir sehr positiv aufgefallen(ich mag solche "Stilbrüche "*gg*)!
Ansonsten ist der Plot vorhersehbar(ja ich wußte schon nach dem Einbruch in das High-Tech Gebäude wer hinter dem ganzen steckt)!
Natürlich wusste ich nicht das Motiv(ich dachte an etwas deftigeres)aber die endgültige Auflösung wirkte auf mich auch arg konstruiert und würde im realen Leben so niemals funktionieren!
Was mich ebenfalls gestört hat (auch wenn ich die Meinung des Autors teile), waren die mit erhobenen Zeigefinger ausgeführten Seitenhiebe auf die schlechtigkeit unserer Gesellschaft!
Positiv wiederrum fand ich die ausgezeichnete Recherchearbeit des Autors!
Ich habe eine Menge über die vergabe des Nobelpreises gelernt, weiß jetzt wie die Gewinner ausgewählt werden und wie die Zeremonie abläuft!
Ich habe auch einiges überIndustriespionage und Einbruchstaktiken gelernt(inklusive über die Vertrauenswürdigkeit gewisser Sicherheitsfirmen und deren Praktiken beim Einbau von teuren Sicherheitssystemen)!
Wie gesagt ich hab mich ganz gut unterhalten aber ich würde(und werde) mir Andreas Eschbach nicht mehr im Hardcover kaufen; die Anschaffung als Taschenbuch reicht vollkommen!

Viele vergleichen Eschbach mit Crichton...das stimmt nur teilweise!
Beide schreiben Romane die massenkompatibel sind und keine Literarischen Experimente zulassen!
Einzig Crichton behandelt in seinen Romanen die besseren und spannenderen Themen!

Eschbach ist im Moment erst bei dem Level "Pilcher für Einbrecher und Verschwörungstheoretiker"angelangt:-)
Was man nicht alles macht um als Autor genügend Geld zu verdienen!

Ich hoffe nur das selbiges nicht mit Michael Marrak passiert der ja ebenfalls bei Lübbe unter Vertrag steht( obwohl ich mir das eigentlich gar nicht vorstellen kann)!

Greetz
Geöffnet ist dir das Verborgene, mit geheimen Gestalten, aufgetan sind dir die Türflügel der Grössten Stadt!
Erleuchtet ist dir das Verfinsterte, dass du atmen lassest die Vernichtungsstätte,
dass du dich näherst in deinem Namen «Re» dem Ort, an dem Osiris-Chontamenti ist
AMDUAT..1.STUNDE
Ramihyn
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Ungelesener Beitrag von Ramihyn »

wie Jerry Cotton der Nobelpreis
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saturn
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Ungelesener Beitrag von saturn »

Wenn ich die Bücher so sortieren sollte, wie sie mir gefallen haben, dann wäre das in absteigender Reihenfolge: "Eine Billion Dollar", "Der Nobelpreis", "Der Letzte seiner Art".

Das Übelste an "Der Nobelpreis" war der ins Buch gefaltete Klappentext. Ich weiss, dass bei der bereits erwähnten Wendung ein spoilerfreier Klappentext schwierig ist, aber es wäre sicher besser gegangen. Was mich immer wieder nervt, sind auch Sprüche wie "Dass er sich auch noch in die Klassenlehrerin seiner Nichte verliebt..." Das klingt immer wie auf dem Markt, wo irgendwie noch ein Fisch mehr in die Zeitung muss. :)

Aber das Buch hat mir sehr gut gefallen, es war spannend, es war kurzweilig und ich konnte es bis zum Schluss nicht wieder weglegen. Wie Andreas hier in der Stadt mal bei einer Lesung sagte, ist das genau der Grund, weshalb er schreibt.

Also: Danke für die Unterhaltung!
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Ich habe den Roman nun auch innerhalb von drei Tagen (obwohl ich eigentlich gar keine Zeit dafür hatte...) gelesen und er hat mir sehr gefallen, was an ein paar Punkten liegt, die ich so nicht erwartet hatte.

Leider ist es aber auch sehr schwer über den Roman zu sprechen, ohne auf die Wendungen der Geschichte und die Tricks des Erzählers einzugehen, weshalb das folgende alles als SPOILER zu betrachten ist.
Zum einen - ich fand es wirklich stilistisch wunderbar, wie sich die Geschichte selbst zum Musterbeispiel für die Forschungsergebnisse der Nobelpreisträgerin wandelt. Gunnar wird manipuliert, aber nicht nur durch die Entführungsgeschichte von Hans-Olof, sondern viel subtiler auch durch die damit aufgebaute Paranoia und die Reaktionen seiner Umwelt. Denn plötzlich nimmt er tatsächlich alles als Bedrohung war und erkennt Verschwörer dort, wo keine sind. Plötzlich ist die ganze Welt schlecht und auch als Leser kann man sich dieser düsteren Stimmung nicht entziehen. Und dann: der Wandel - es mußte etwas passieren und statt durchzudrehen oder wahllos Menschen zu töten, erkennt Gunnar das Lügengebäude und die wahre Welt, die auch Liebe bereithält. Wunderbar!

Was mir sonst auffiel: Gunnar spricht einmal von »Wasseratomen« und wenn man bedenkt, daß er eigentlich als Industriespion, der auch Pharmafirmen als Kunden oder Opfer hatte, zumindest ein wenig Ahnung von Chemie haben sollte, dann hatte er da wohl einen geistigen Aussetzer, weil sich alles Blut statt im Gehirn plötzlich in den Lenden befand...

Gunnars Fähigkeit elf Sprachen zumindest lesen zu können, ja das erinnert mich an eine Person, die auch Andreas gut kennt. :wink:


Ach ja: letzten November (da war der Roman schon fertig geschrieben) hatte ich Andreas und seine Frau hier im Deutschen Museum zu Gast und dabei habe ich ihnen auch eine Nobelpreisurkunde, die ich persönlich durch München transportiert hatte, gezeigt (und die dazugehörige Medaille). Ein Urkunde für einen Medizin-Nobelpreis wohlgemerkt, ausgestellt vom Karolinska-Institut. Zufälle gibt's... :smokin
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Andreas Simon
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Ungelesener Beitrag von Andreas Simon »

Bin jetzt auch durch. Ich fand ihn sehr spannend, die Hauptfiguren plausibel, die Überraschungen nachvollziehbar und sogar den Schluss gut. Dass das Buch ein großes Publikum finden sollte, war kein Geheimnis... und daher war die Geschichte von vornherein als (im positiven Sinne) "gute Unterhaltung" einzustufen.

Kudos, Andreas Eschbach! Den nächsten kaufe ich mir auch (kann auch gerne wieder ein SF sein, muss aber nicht)...
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HectorSamuel
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Ungelesener Beitrag von HectorSamuel »

Sodele...

dann will auch ich mal meine Meinung kundtun, und ein wenig dazu schreiben.

Nachdem ich hier "vorgewarnt" war, habe ich mir den Klappentext nicht angeschaut, und einfach nur angefangen zu lesen.

Pageturner ist wohl die richtige Kategorie für diesen Roman. Ich konnte das Buch teilweise so schwer zur Seite legen, dass dies einige bissige Bemerkungen seitens meiner Verlobten gab.

Die Figuren waren zum größten Teil glaubhaft dargestellt, wenngleich auch oft sehr klischehaft.
Insbesondere die Lehrerin mit ihrer naiven Art in einer "besseren Welt" lebend, sowie das erste Treffen mit Gunnar erschienen mir sehr unglaubwürdig. ("Boah, was für eine Ladung..." <--- Na klar.... sicher.... )
Auch die Handlung ist für mich glaubhaft rübergebracht... ABER...
Dass Gunnar von seinem Schwager gelinkt werden soll, war für mich ALLERSPÄTESTENS klar, als der zweite Einbruch schief ging. Na gut... für Außenstehende ist sowas immer einfacher zu erkennen... Gunnar war nunmal aus der Übung und emotional beeinträchtigt.
Das Ende war allerdings extrem übel...
Gunnar wird also Sicherheitsberater für zahlungskräftige Kundschaft. Das war klar, als er das Büro mitgemietet hat.

Meiner Meinung nach hätte das ganze Kapitel 52 weggelassen werden können. Außerdem das Kapitel 51 auf Seite 549 mit dem Satz "Und zwar zu viel mehr Geld, als Ihre riskanten Jobs Ihnen in der Vergangenheit eingebracht haben?" beenden, und den ganzen Rest der Fantasie des Lesers überlassen.

Damit hätte das Buch erheblich gewonnen, finde natürlich erstmal nur ich...
Den Anfang fand ich dagegen regelrecht perfekt, und ebenso gefiel mir der erzählerische Personenwechsel richtig gut. Ich glaube gerade das war einer der Gründe, warum das Buch, trotz teilweise vorauszusehender Handlung, meistens spannend blieb.

Gruß Markus
habe gerade fertig gelesen: KJA - Saga d. sieben Sonnen Bd.4
lese gerade: A.Bradhorst - Diamant (Kantaki 1)
habe unterbrochen: F.Schätzing - Nachrichten aus einem unbekannten Universum
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ChristianW
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Ungelesener Beitrag von ChristianW »

Mir hat das Buch gut gefallen, vor allem, weil es mich gut unterhalten hat.
Die Perspektivenwechsel fand ich okay, und die besagte Enthüllung auf Seite 515 mit der direkten Ansprache an den Leser nach einigem Überlegen ebenfalls, da die von Andreas Eschbach beabsichtigte Reaktion (sich "betrogen fühlen" wie Gunnar) in meinen Augen auf diese Weise wirkungsvoll und plastisch dargestellt wird.
Zu einem "sehr gut" reicht es bei mir nicht, weil die Spannung durch viele sehr detaillierte, manchmal in meinen Augen ein wenig ausufernde Beschreibungen leider etwas zerdehnt wird. Die Details waren zwar meist interessant, und man sieht wie viel Recherchearbeit dahintersteckt - aber mir war’s manchmal einfach zuviel. So fand ich z.B. den Einstieg zu lang, die Beschreibungen rund um die Nobelpreisverleihung zu ausführlich. Dadurch dauert es doch recht lang, bis der Roman in Fahrt kommt. Bei "Eine Billion Dollar" hat Andreas Eschbach auf Anraten von Testlesern die ersten Kapitel für die Endfassung gestrichen bzw. radikal gekürzt, wie dort im Anhang zu lesen ist. Diesen Rat hätte man ihm hier auch geben können, zumal
es nach der besagten Enthüllung auf Seite 515 nicht ganz nachvollziehbar erscheint, dass Hans-Olof im Gefängnis seinem Schwager derart ausschweifend über die Historie und das Prozedere der Nobelpreisverleihung erzählt, wo doch wenige Sätze hierzu ausreichend gewesen wären.

Auch an den Stellen, an denen es spannend zu werden versprach, z.B. beim ersten Einbruch, kamen erst einmal seitenlange, sehr ausführliche Beschreibungen über Industriespionage im Allgemeinen, die Kunst des Schlossknackens, Verkleidens usw. Auch Gunnars Erkenntnisse nach sechs Jahren Knast hinsichtlich des technischen Fortschritts im Bereich Handys, PCs usw. waren nicht uninteressant, für mich jedoch wieder zu sehr breitgetreten.

Hier wäre weniger manchmal einfach mehr gewesen, auch wenn ich verstehen kann, dass die sicherlich sehr umfangreichen Recherchearbeiten nicht umsonst gewesen sein sollen. ;-)

Das Ende des Romans las ich mit gemischte Gefühlen. "Alles wird gut" (oder fast alles) war für mich nach Themen wie Kindesmissbrauch ein bisschen zu sehr "rosarot".
Insgesamt fand ich den Roman recht unterhaltsam, wenn er mich auch nicht so gefesselt hat, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Ich würde ihn in etwa bei "Eine Billion Dollar" einordnen. "Das Jesus-Video" fand ich besser weil spannender.
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Tiberius

Ungelesener Beitrag von Tiberius »

Nach mehreren angefangenen und nicht zu Ende gelesenen Büchern, war der Nobelpreis nun das erste Buch was mich bis zum Schluss gefesselt hat. Den Vorwurf dass das Buch an manchen Stellen zu ausführlich war, teile ich nicht, das liegt aber daran, dass mich die Thematik der Industriespionage sehr interessiert.

Einige Charaktere mögen auf den ersten Blick in der Tat etwas klischeehaft erscheinen. Aber wenn man am Ende versteht, warum diese oder jene Person, dieses oder jenes getan hat, bekommen sie doch noch eine gewisse Tiefe und Glaubwürdigkeit.

Alles in allem ist Andreas Eschbach ein wirklich guter Krimi gelungen. Mit einem Ende, das ich so nicht erwartet hätte, obwohl mein erster Verdacht schon in die richtige Richtung ging.
Als ob das ganze aber nicht schon genug wär, gibt´s auch noch ein paar philosophische/weltanschauliche Denkansätze dazu.
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