Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Science Fiction in Buchform
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Rusch
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Ist der Kurd-Laßwitz-Preis reformierbar?

Ungelesener Beitrag von Rusch »

frankh hat geschrieben:Ich halte nicht nur die Nominierungen, sondern das gesamte Konstrukt für fragwürdig und überflüssig. Es gibt einen Jury-Preis (DSFP) und einen Publikumspreis (DPP) und es gibt keinen Grund anzunehmen, daß "SF-Schaffende", die ja zumeist auch eigene Interessen oder die ihres Verlags zu vertreten haben, in irgend einer Weise als Jury oder "Vorauswahlgremium" geeignet sind.

Was dabei herauskommt, ist Lobbyismus pur, bei dem Außenseiter (zumal kritische) stets auf der Strecke bleiben. Ich behaupte das durchaus aus eigener Erfahrung, denn es ist gewiß kein Zufall, daß ich seit 2000 fünf Nominierungen beim DSFP (und noch ein paar beim DPP) erhalten habe, niemals aber eine für den KLP.

Ich habe dennoch zwei Jahre lang brav (als Vorschlagsberechtigter) mitgespielt, um mich nicht dem Vorwurf auszusetzen, über etwas zu meckern, an dem ich mich nicht beteilige. Gestern habe ich Udo Klotz dann gebeten, mich aus allen Verteilern zu streichen, da ich den KLP für nicht reformierbar halte.
Ich habe diese Wort von Frankh mal ein einem separaten Thread gepostet.

Der Grund hierfür ist folgender: Viele lächeln und ziehen über den Preis her - ich selbst auch - doch warum nicht mal den Versuch starten, den verantwortlichen einen anderen Weg zu zeigen, denn es ist doch so: Wenn man einen Preis aus Lobbyismus heraus verliehen bekommt und dieser von der Leserschaft nur belächelt wird, was ist er dann wert? Sicher, es gibt viele, die solche Diskussionen wie hier laufen nicht mitbekommen, aber wer sagt denn, dass die Verantwortlichen mit diesem Zustand zufrieden sind? Ich wäre es jedenfalls nicht.
Ramihyn
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Ungelesener Beitrag von Ramihyn »

Der DSFP wird von einem Club verliehen, den ich nicht als maßgeblich ansehe. Schön und gut, dass der Preis bekannt und oft anerkannt wird. Aber es halt m.E. keine repräsentative Jury. Ganz schön abgehoben von einem Deutschen# Science Fiction Preis zu sprechen. Es ist immer schön und gut, wenn Preise von renommierten Institutionen vergeben werden. Aber der SFCD tut in der Richtung nicht viel (vgl. z.B. einen Bericht in einem der letzten FandomObserver).
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Michael Iwoleit

Ungelesener Beitrag von Michael Iwoleit »

Hallo Leute,

ich kann mir einige kleine Anmerkungen zu dieser Diskussion dann doch nicht
verkneifen. Als Mitnominierter mag man mir Eigennutz unterstellen, aber sei's drum.

Es ist in der Tat jedes Jahr dasselbe. Udo Klotz wird es sicher freuen, daß er auch in
dieser Saison für die saumäßige Arbeit, die er sich unbezahlt für den KLP macht, mal
wieder einen wohlverdienten Tritt in den Hintern bekommt. Insbesondere, könnte ich mir
vorstellen, wird er herzlich darüber lachen, daß mal wieder von Lobbytum und
Seilschaften die Rede ist, nachdem er - nicht zum ersten Mal - größte Mühe hatte,
genug deutsche SF-Schaffende zur Nominierung zu bewegen. Mich persönlich
erstaunt es, daß ich, mit je zwei Nominierungen zum KLP und zum DSFP, nun
offensichtlich auch von einer Seilschaft protegiert werde, von der ich nicht einmal
etwas weiß. Dabei habe ich nicht einen Cent Schmiergelder rüberwachsen lassen;
sowas aber auch.

Ich kann nicht einsehen, was am Konzept der KLPs so grundsätzlich fragwürdig ist.
Es gibt auf der Welt Dutzende nationale SF-Literaturpreise, die analog dem Nebula
Award von den einheimischen SF-Schaffenden in geheimer Abstimmung vergeben
werden. In Deutschland hat sich die Zahl der ausschließlichen SF-Profis seit den
Achtzigern deutlich verringert, deshalb ist es vielleicht etwas problematisch, aber
nicht ganz unverständlich, daß heute z.B. Fanzine-Redakteure oder Webmaster für
die Abstimmung zugelassen sind, die kein Geld mit der SF verdienen, aber ander-
weitig für die Szene von Bedeutung sind. Die einzige Alternative bestünde darin,
den KLP in einen Jurypreis umzuwandeln - was teilweise ja auch geschehen ist.
Der Hörspiel- und der Übersetzerpreis werden bereits von einer Jury vergeben.
Beim Übersetzerpreis würde ich persönlich dafür plädieren, daß demnächst auch
die Nominierungen von der Jury vorgenommen werden.

Gewisse Ungerechtigkeiten und Bevorzugungen sind bei Literaturpreisen eine
ganz normale Sache, weil die Geschmäcker verschieden und die Maßstäbe
nicht objektivierbar sind und bei Gruppenentscheidungen, ob durch eine Jury
oder einen Kreis von Abstimmungsberechtigkeiten, ganz unvermeidlich Tendenzen
hineinspielen, die nichts mehr der Qualität der Werke zu tun haben. Mit der Klage
könnte man schon beim höchsten Literaturpreis der Welt anfangen. Weder Thomas
Pynchon noch John Updike noch Salman Rushdie haben den Literatur-Nobelpreis
gewonnen, dafür aber Heinrich Böll. Aber ausgereichnet beim KLP, den ein einziger
ehrenamtlicher Treuhändler einer, mit Verlaub, ziemlich trägen und lustlosen Szene
abringt, soll alles mit salomonischer Weisheit zugehen? Na ja...

Wenn ich mir die Preisträger der letzten Jahre anschaue, kann ich auch nicht
feststellen, daß eine himmelschreiende Ungerechtigkeit herrscht. Die deutschen
SF-Preise wurden in den letzten zehn Jahren, summa sumarum, von drei Namen
dominiert, nämlich Marcus Hammerschmitt, Michael Marrak und Andreas Eschbach,
und wer wollte bestreiten, daß dies die führenden deutschen SF-Autoren sind? Soll
ich mich darüber aufregen, daß Marcus schon mehrere KLPs gewonnen hat und
ich noch keinen? Der Mann ist besser als ich und hat mehr geleistet. Andererseits
ich will auch gar nicht bestreiten, daß es Autoren gibt, die bei den Preisvergaben,
aus welchen Gründen auch immer, bisher sträflich vernachlässigt wurden, etwa
Thorsten Küper oder Frank Haubold.

Wer in diesem Forum über die Nominierungsliste ablästert, sollte sich vielleicht
aufraffen, eine Alternative anzubieten. Statt immer nur druff, einfach mal konkret
werden (das hat Florian fast als einziger getan): Welcher der nominierten Romane
hätte auf keinen Fall nominiert werden sollen und warum? Welche Story hätte
unbedingt auf die Nominierungsliste gehört und welche nicht? Vielleicht würde
der eine oder andere dabei die eigenen Maßstäbe überprüfen.

Um zur Titelfrage dieses Threads zurückzukommen: Es ist nicht die Frage, ob
der KLP reformierbar ist. Tatsache ist, daß der KLP in den letzten Jahren, wenn
auch in kleinen und meinetwegen inkonsequenten Schritten, reformiert worden
ist (was ich ein wenig beurteilen kann, weil ich seit einigen Jahren der Nominierungs-
jury angehöre). Angesichts der Veränderungen in der Szene mag es wirklich
angebracht sein, über eine grundsätzlich Neugestaltung eines deutschen
Profi-SF-Preises nachzudenken. Aber dazu müßten konkrete Konzepte auf
den Tisch, kein pauschales Getöse über angebliche Kungeleien.

Gruß
Michael Iwoleit
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Olaf
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Ungelesener Beitrag von Olaf »

Na, von was sollen wir sonst reden?
wir nominieren nun mal nur deutsche SF-Werke, also ist der Name auch richtig so.
und nicht repräsentativ, die Jury besteht aus interessierten SF-Lesern, keinen sogenannten Profis. natürlich sind wir nicht repräsentativ für die gesamte deutsche Leserschaft, aber welcher Preis ist das schon? Der KLP sicher nicht.
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Mammut
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Ungelesener Beitrag von Mammut »

Michael Iwoleit hat geschrieben:Es ist in der Tat jedes Jahr dasselbe. Udo Klotz wird es sicher freuen, daß er auch in
dieser Saison für die saumäßige Arbeit, die er sich unbezahlt für den KLP macht, mal
wieder einen wohlverdienten Tritt in den Hintern bekommt.
Nö. Wo bekomt denn Udo Klotz einen Tritt bei dieser Diskussion? Es werden die Nominierungen kritisiert bzw. die Nichtnominierungen (also beides, was generell auch in Ordnung ist), also die Abstimmungsberchtigten, nicht der Treuhänder.
Selbst dadurch dass das generelle Prozedere in Frage gestellt wird, bezieht sich die Kritik immer noch nicht auf den Treuhänder, schließlich verwaltet dieser nur die Idee.

Unter Beschuss sind einzig und allein diejenigen, die abstimmen.
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Rusch
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Ungelesener Beitrag von Rusch »

Das Problem ist auch, dass wohl einige derjenigen, die Abstimmen könnten, dies nicht tun. Gelinde gesagt kommt mir das so vor als ob sich Leute über ein Wahlergebnis beschweren, aber nicht selbst zur Wahl gegangen sind.

Die Sache mit dem Kurd Laßwitz Preis hat natürlich auch ein gewisse unschöne Eigenedynamik. Dagegen könnte man arbeiten, wenn man das Gespräch sucht.

Grundsätzlich finde ich den Preis eine gute Sache. Das ist ählich wie in USA, wo der Nebula Award eine ähnliche Rolle einnimmt und ebenfalls auch nicht unumstritten ist. Es wäre vielleicht auch mal interessant zu sehen, wie dies dort gemacht wird. Grundsätzlich finde ich es gut, dass es zwei Preis gibt, die vergeben werden: Der eine von Proifs, der andere von Laien.
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gaby

Ungelesener Beitrag von gaby »

Ich habe letztes Jahr in Leipzig bei der Verleihung des KLP mitbekommen, wie "nur" verwaltet wird. Entschuldige bitte Michael, aber das "nur" stört mich an dieser Stelle, denn das wird nicht im Geringsten der Arbeit gerecht, welche Udo leistet.
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Guido Latz

Ungelesener Beitrag von Guido Latz »

Michael Iwoleit hat geschrieben: In Deutschland hat sich die Zahl der ausschließlichen SF-Profis seit den
Achtzigern deutlich verringert, deshalb ist es vielleicht etwas problematisch, aber nicht ganz unverständlich, daß heute z.B. Fanzine-Redakteure oder Webmaster für die Abstimmung zugelassen sind, die kein Geld mit der SF verdienen, aber anderweitig für die Szene von Bedeutung sind.
Aha. Wir kommen der Sache näher. Ich hätte vermutlich dann keine Probleme mit dem KLP (wobei ich gar keine habe, mir ist es wurscht - mir fällt halt nur die Fallhöhe zwischen Anspruch und Wikrlichkeit auf), wenn dies nicht der Fall wäre. Entweder bitte ein SF-Preis von SF-Profis, die damit auch ihren Lebensunterhalt sichern (von mir aus auch nur z.T., aber bitte nennenswert) - und dann mit der Konsequenz, dass es eine Jury macht, das gerne. Aber bitte nicht den Eindruck erwecken, als wenn dem so ist und es still und heimlich zu einem Fan-/Sammler-/Leser-Möchtegern-Profi-Award umwandeln. Dann muss man halt auf den Großteil derer, die sich beteiligen verzichten - oder aber auch in den Statuten klipp und klar sagen: Leute, das mit den "Profis" ist Verarsche, nehmt uns nicht Ernst.
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Helmuth W. Mommers
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Ungelesener Beitrag von Helmuth W. Mommers »

Michael Iwoleit hat geschrieben:Wenn ich mir die Preisträger der letzten Jahre anschaue, kann ich auch nicht feststellen, daß eine himmelschreiende Ungerechtigkeit herrscht.
Das ist richtig. Qualität setzt sich (fast) immer durch. Lobbyisten haben ihren unsäglichen Einfluss auf die Nominierungen, spätestens bei der Wahl reduziert sich dieser. Darum meine ich, man solle sich nicht durch die Nominierungen täuschen lassen (da sind manche hineingehievt worden); was zählt, sind die ersten paar Plätze, die haben es in jedem Fall verdient.

Udo hat das war nicht nötig, aber über all die Debatten, zu denen ich selbst gehörig beitrage, um den KLP etwas zu reformieren (danke Udo dafür, dass Du für meine Anregungen immer ein offenes Ohr hattest), mag es ihn ein Trost sein: Du machst einen tollen Job, und ich wünsche Dir mehr Anerkennung durch eine sukzessive Aufwertung des KLP. Daran arbeiten wir gerade in diesem Thread, nicht an einer Demontage.
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Diboo
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Ungelesener Beitrag von Diboo »

Ja, auch ich gehöre zum Kreis der Nominierungs- und Abstimmungsberechtigten und habe von diesem Recht bisher nie Gebrauch gemacht. Die Erklärung dafür ist einfach: nominieren kann ich nur, was ich auch gelesen habe. Und das ist dann entweder deutsche SF, die beim KLP niemals eine Chance hätte (da mag man mir vorwerfen, dass ich eine Schere im Kopf habe) oder eben nichts. Von den aktuellen Nominierungen habe ich exakt einen Roman gelesen: Zeitkrieg von Andreas Brandhorst. Den Rest habe ich nie gelesen und ich werde ihn nie lesen. Wozu also abstimmen?
Es dürfte eine irrige Annahme sein, dass Autor sein und - bescheiden - Geld damit zu verdienen, automatisch auch dazu führt, dass einen wirklich interessiert, was sonst noch zu publiziert wird, wenn es nicht zufällig mehr oder weniger genau dem eigenen Geschmack entspricht (wie es beim Kantaki-Zyklus der Fall gewesen ist).
Also auch dieses Jahr: Dirk van den Boom, no vote.
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Mammut
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Ungelesener Beitrag von Mammut »

gaby hat geschrieben:Ich habe letztes Jahr in Leipzig bei der Verleihung des KLP mitbekommen, wie "nur" verwaltet wird. Entschuldige bitte Michael, aber das "nur" stört mich an dieser Stelle, denn das wird nicht im Geringsten der Arbeit gerecht, welche Udo leistet.
Na, er ist auf jeden Fall nicht für die Nominierungen verantwortlich, außer für seine eigenen.
Ansonsten sehe ich die Reformierbarkeit des KLP nicht. Aber das liegt nicht an Regularien, sondern an der Natur der Sache. In der Leselupe haben wir auch ein oftmals reformiertes Bewertungssystem, aber die Abstimmenden sorgen in der Regel immer dafür, dass die Lücken des Systems ausgelotet werden. Solange die Abstimmenden Interessen abseits der Qualität haben, wird das Ergebnis sein wie es ist.

Aber die Reduzierung der KG´s auf 21 statt 13 ist zumindest zahlenmäßig ein Quantensprung.
Schade nur, dass ich den Romanjahrgang verpasst habe. Zehn herausragende Werke zeigt ja, welche Qualität die deutsche SF mittlerweile wieder erlangt hat.
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frankh
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Ungelesener Beitrag von frankh »

Michael Iwoleit hat geschrieben:Ich kann nicht einsehen, was am Konzept der KLPs so grundsätzlich fragwürdig ist.
Es gibt auf der Welt Dutzende nationale SF-Literaturpreise, die analog dem Nebula
Award von den einheimischen SF-Schaffenden in geheimer Abstimmung vergeben
werden. In Deutschland hat sich die Zahl der ausschließlichen SF-Profis seit den
Achtzigern deutlich verringert, deshalb ist es vielleicht etwas problematisch, aber
nicht ganz unverständlich, daß heute z.B. Fanzine-Redakteure oder Webmaster für
die Abstimmung zugelassen sind, die kein Geld mit der SF verdienen, aber ander-
weitig für die Szene von Bedeutung sind. Die einzige Alternative bestünde darin,
den KLP in einen Jurypreis umzuwandeln - was teilweise ja auch geschehen ist.
Ich bin leider nicht Deiner Auffassung. Man kann die Autoren- und Verlegerschaft in den USA nicht mit der in Deutschland vergleichen, die zahlenmäßig mehr als überschaubar ist. Jeder kennt jeden, und natürlich vermeidet man es tunlichst , dem anderen auf die Zehen zu treten.

Daß unter diesen Umständen die Bewertung hier und da eher nach dem Bekanntheitsgrad und der Fandomskompatibilität des einzelnen Autors stattfindet, hat nichts mit "Seilschaften" oder "mafiösen Strukturen" zu tun, sondern ist menschlich nachvollziehbar. Aber was dabei herauskommt, ist dann eben auch bei großzügigster Auslegung nicht als objektiv zu bezeichnen.

Und, da Du ja Beispiele ansprachst: Hältst Du die inflationären Nominierungen und Preisvergaben an Wolfgang Jeschke tatsächlich in jedem Fall für fachlich begründet (zum Beispiel 2002 für die "beste Kurzgeschichte") , oder handelt es sich dabei doch eher um Ergebenheits- und Dankbarkeitsrituale?

Ich bleibe dabei: Der KLP kann nur durch Umwandlung in einen Jury- oder Kritikerpreis reformiert werden, alles andere ist Augenauswischerei.

Falls es Dich tröstet: Das war mein abschließendes Statement in dieser Angelegenheit. Und um den naheliegenden Vorwurf der persönlichen Betroffenheit gleich aufzunehmen: Da ist natürlich was dran ... :evil:

Gruß
Frank
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lowcut
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Ungelesener Beitrag von lowcut »

Bis jetzt und auch in der Zukunft wird der Preis keinen Einfluß auf mein Kauf- bzw. Leseverhalten haben. :roll:
natura non facit saltus

Zur Zeit lese ich:
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Uschi Zietsch
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Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Ich nehme schon seit 1994 oder so nicht mehr daran teil, weil ich das Problem habe, dass ich nicht alles lesen, hören oder sehen kann, was im Bereich SF erscheint. Offen gestanden, habe ich so gut wie nie Zeit, überhaupt einmal die Nase ganz privat in ein Buch zu stecken, also wähle ich sehr sorgfältig aus, was auf meinen Nachttisch kommt, und da macht SF nur einen Anteil von vielleicht 10% aus. Dadurch, das habe ich Udo damals gesagt, bin ich nicht in der Lage, objektiv zu urteilen und eine "gerechte" Stimme abzugeben.

Ich weiß auch nicht, ob solche Preise - jetzt nicht nur KLP - überhaupt irgend etwas bringen oder einen Sinn haben. Die müde Szene bringt das bestimmt nicht auf Trab, das sehe ich schon seit über 20 Jahren so, und inzwischen entschlummert die SF sehr selig und freut sich auf ihre Rente.

Vor allem sehe ich auch das Problem der persönlichen Wertung. Jeder hat seine Vorlieben, und die wird er jedes Jahr aufs Neue benennen. Da gibt's dann eigentlich nur wenig Abwechslung, oder? Oder ist der Unterschied der Buchausgaben zwischen "führendem SF-Autor" und "eher unbekanntem SF-Autor" wirklich so groß? Und was wird nun mehr gewertet, Stil oder Inhalt? Oder: Was wird überhaupt gewertet?

Ja, genau, wenn ich mir so viele Fragen stellen muss - halte ich mich da lieber aus allem vollständig raus (ich weiß nicht mal, wo man überhaupt Nominierungen im Netz einsehen kann, und ich will es auch nicht wissen), weil ich nicht weiß, wie man ein vernünftiges, einigermaßen klar abgegrenztes System hinbekommen kann, um eine gerechte Wertung abzugeben, die nicht nur auf den persönlichen Geschmack abzielt. :smokin

Was Udo betrifft, so kann ich nur sagen, Hut ab, dass er diesen ehrwürdigen alten Preis immer noch am Laufen hält! (Hab ich dir das nicht auch auf der letzten Buchmesse gesagt, Udo? Ähm ... :wink: )
:bier:
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Gast mit Grausen

Ungelesener Beitrag von Gast mit Grausen »

Na ja, so richtig will sich wohl niemand den Mund verbrennen ...
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