Nebula-Award-Entwicklung
Nebula-Award-Entwicklung
Hallo Leute,
ich habe mir überlegt, dass ich mal die Entwicklung der Science-Fiction-Literatur anhand der Nebula Awards für Romane untersuchen wollte. Denkt ihr, dass die Awards da halbwegs repräsentativ sind, was so die aktuellen Strömungen angeht? Dafür spricht m.E. zum Beispiel, dass Neuromancer gewonnen hat, was zwar nicht der erste und meinetwegen auch nicht der beste Cyberpunk-Roman ist, doch jedenfalls ein sehr bekannter/einflussreicher.
(Liste der Preisträger hier: http://www.fictionfantasy.de/load.php?n ... e&sid=2311 )
Bevro ich mich jetzt hineinstürze, habe ich mir grob ein paar Kriterien überlegt, damit ich die Romane auch vergleichen kann.
Was haltet ihr von meinen Kriterien, habt ihr evtl. Ergänzungsvorschläge? Dabei soll es nur um grobe Kriterien gehen, also nicht um Schubladenschaffung nach Punktesystem oder sowas.
Hier meine Kriterien:
1. Technik
- wird sie "wissenschaftlich" erklärt oder mehr staunend hingenommen
- ist die Technik innovativ oder nur eine Weiterentwicklung des Bekannten
- welche Bedeutung spielt die Technik für die Geschichte
2. Probleme: welche Probleme werden in der Geschichte aufgeworfen, also eher naturgegeben (Besiedelung eines lebensfeindlichen Planeten), von Menschen her (zwischenmenschliche Konflikte während einer Mission) oder gehen sie von Aliens aus (feindlicher Erstkontakt)
3. Aliens:
- wie werden diese dargestellt, positiv, negativ, als Vorbild
- welche Rolle spielen sie in der Geschichte (bloß Beiwerk oder Hauptperson)
4. Ort der Handlung: auf der Erde, im Sonnensystem, im Universum
Viele Grüße!
ich habe mir überlegt, dass ich mal die Entwicklung der Science-Fiction-Literatur anhand der Nebula Awards für Romane untersuchen wollte. Denkt ihr, dass die Awards da halbwegs repräsentativ sind, was so die aktuellen Strömungen angeht? Dafür spricht m.E. zum Beispiel, dass Neuromancer gewonnen hat, was zwar nicht der erste und meinetwegen auch nicht der beste Cyberpunk-Roman ist, doch jedenfalls ein sehr bekannter/einflussreicher.
(Liste der Preisträger hier: http://www.fictionfantasy.de/load.php?n ... e&sid=2311 )
Bevro ich mich jetzt hineinstürze, habe ich mir grob ein paar Kriterien überlegt, damit ich die Romane auch vergleichen kann.
Was haltet ihr von meinen Kriterien, habt ihr evtl. Ergänzungsvorschläge? Dabei soll es nur um grobe Kriterien gehen, also nicht um Schubladenschaffung nach Punktesystem oder sowas.
Hier meine Kriterien:
1. Technik
- wird sie "wissenschaftlich" erklärt oder mehr staunend hingenommen
- ist die Technik innovativ oder nur eine Weiterentwicklung des Bekannten
- welche Bedeutung spielt die Technik für die Geschichte
2. Probleme: welche Probleme werden in der Geschichte aufgeworfen, also eher naturgegeben (Besiedelung eines lebensfeindlichen Planeten), von Menschen her (zwischenmenschliche Konflikte während einer Mission) oder gehen sie von Aliens aus (feindlicher Erstkontakt)
3. Aliens:
- wie werden diese dargestellt, positiv, negativ, als Vorbild
- welche Rolle spielen sie in der Geschichte (bloß Beiwerk oder Hauptperson)
4. Ort der Handlung: auf der Erde, im Sonnensystem, im Universum
Viele Grüße!
- breitsameter
- Ghu
- Beiträge: 12229
- Registriert: 25. Dezember 2001 00:00
- Bundesland: Bayern
- Land: Deutschland
- Wohnort: München
- Kontaktdaten:
Re: Nebula-Award-Entwicklung
Ein löbliches Unterfangen. Aber zuerst und vor allem spiegeln ale Preise die Entwicklung des Geschmacks der Abstimmenden wieder, und erst von dem kann man dann auf die SF-Literatur schließen...RealS hat geschrieben:ich habe mir überlegt, dass ich mal die Entwicklung der Science-Fiction-Literatur anhand der Nebula Awards für Romane untersuchen wollte.
BTW: Wofür wills Du das schreiben?
Die Frage ist, ob man nicht auch die HUGO-Awards mit berücksichtigen sollte, da diese eben den Publikumsgeschmack wiederspiegeln.RealS hat geschrieben:Denkt ihr, dass die Awards da halbwegs repräsentativ sind, was so die aktuellen Strömungen angeht? Dafür spricht m.E. zum Beispiel, dass Neuromancer gewonnen hat, was zwar nicht der erste und meinetwegen auch nicht der beste Cyberpunk-Roman ist, doch jedenfalls ein sehr bekannter/einflussreicher.
Natürlich könnte man auch berücksichtigen, ob neben technischen Entwicklungen auch soziale Veränderungen oder Gegebenheiten eine wichtige Rolle spielen. Gerade bei der SF der 60er und 70er Jahre bleiben sonst viele wichtige Aspekte außen vor.RealS hat geschrieben:Was haltet ihr von meinen Kriterien, habt ihr evtl. Ergänzungsvorschläge?
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
- Shock Wave Rider
- Statistiker des Forums!
- Beiträge: 10731
- Registriert: 20. Juli 2003 21:28
- Bundesland: Bayern
- Land: Deutschland
- Liest zur Zeit: C. Kellermann "Adam und Ada"
- Wohnort: München
@RealS: Ein löbliches Unterfangen!
Aber wenn Du das fundiert machen willst, entspricht das mindestens dem Umfang einer Doktorarbeit.
Deshalb interessiert auch mich, zu welchem Zweck Du diese Untersuchung anstellen willst bzw. wo Du sie veröffentlichen willst.
Ansonsten: Ob Themeneingrenzung und Kriterien vernünftig sind, entscheidest vor allem Du selbst. Und zwar nach Deinem Interesse und Deinen (auch zeitlichen) Möglichkeiten.
Viel Erfolg
wünscht
Ralf
Aber wenn Du das fundiert machen willst, entspricht das mindestens dem Umfang einer Doktorarbeit.
Deshalb interessiert auch mich, zu welchem Zweck Du diese Untersuchung anstellen willst bzw. wo Du sie veröffentlichen willst.
Ansonsten: Ob Themeneingrenzung und Kriterien vernünftig sind, entscheidest vor allem Du selbst. Und zwar nach Deinem Interesse und Deinen (auch zeitlichen) Möglichkeiten.
Viel Erfolg
wünscht
Ralf
Shock Wave Riders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
- Doop
- SMOF
- Beiträge: 8947
- Registriert: 20. August 2002 18:31
- Land: Deutschland
- Wohnort: Berlin
- Kontaktdaten:
Das Problem des Nebula ist, dass er über lange Jahre Werke ausgezeichnet hat, die nicht unbedingt repräsentativ für das Genre waren bzw. die nicht erfolgreich waren.
Dem Nebula wurde schon ab und zu vorgeworfen, dass er quasi an die besten Freunde der Jury vergeben wurde.
Oder erinnert sich jemand an Romane wie The Healer's War von Elizabeth Ann Scarborough, The Falling Woman von Pat Murphy oder Parable of The Talents von Octavia Butler.
Im Durchschnitt scheinen die Hugogewinner den Zeittest besser bestanden zu haben...
Außerdem ist beim Hugo der Untersuchungszeitraum länger. Was aber auch deutlich mehr Arbeit machen dürfte...
Dem Nebula wurde schon ab und zu vorgeworfen, dass er quasi an die besten Freunde der Jury vergeben wurde.
Oder erinnert sich jemand an Romane wie The Healer's War von Elizabeth Ann Scarborough, The Falling Woman von Pat Murphy oder Parable of The Talents von Octavia Butler.
Im Durchschnitt scheinen die Hugogewinner den Zeittest besser bestanden zu haben...
Außerdem ist beim Hugo der Untersuchungszeitraum länger. Was aber auch deutlich mehr Arbeit machen dürfte...
danke für eure Kommentare.
Ich habe natürlich zwischen Hugo und Nebula geschwankt und mich dann zunächst für den Nebula entschieden, weil ich dort mehr Sachverstand vermutete als beim Hugo. Ich habe mir jetzt noch mal die Gewinnerlisten angesehen (die ja ziemlich viele Übereinstimmungen enthalten) und muss sagen, dass bei beiden doch meistens (mir :-) bekannte Autoren gewonnen haben. Der Geschmack scheint also nicht so deutlich voneinander abzuweichen. Die längere Zeitspanne der Hugos ist natürlich ein Pluspunkt, aber der Sieg für Harry Potter ein Nachteil (d.h. dass der Hugo ja offiziell auch Fantasy bewertet).
Eigentlich spricht nichts dagegen, mal mit dem Jahr 1965 mit beiden Awards anzufangen, vielleicht gibt es dann auch interessante Erkenntnisse Hugo vs. Nebula.
Dass ich dadurch nicht _die_ Science-Fiction-Literatur erfassen kann, ist klar, dafür müsste man noch deutlich mehr lesen, dann wäre es aber ein Lebenswerk. Ich fange lieber erst mal "klein" an.
Warum ich das mache? Reines Privatvergnügen. Ich will gute Science Fiction lesen, aber auch gerne etwas darüber nachdenken, auch über eine normale Internet-Rezension hinaus. Deswegen besteht auch kein Zeitdruck.
Veröffentlichung? Nicht geplant, allenfalls im Netz. Wenn es was aus meinen Augen Druckenswertes geben sollte, werde ich mal schauen, ob sich jemand dafür interessiert. Aber schon Science-Fiction-Primärliteratur steht ja in einer engen Nische... :-)
@breitsameter: "Soziales"/"Gesellschaftliches" darf in der Tat nicht fehlen. Ich sehe, mein Ansatz war bislang etwas eng, ich sollte mich nicht nur damit begnügen, eine Entwicklung der Science Fiction festzustellen, sondern sollte auch schauen, wie diese jeweils zustande kommt. Allerdings ohne eine geschichtliche Abhandlung daraus zu machen. Vielleicht finde ich ja ein gutes knappes Geschichtsbuch.
Science Fiction wird ja nicht wirklich in der Wissenschaft behandelt, hat jemand von euch trotzdem einen Tipp für interessante Materialien? (Habe selbst noch nicht geschaut, stehe ja erst am Anfang der Planung.)
So, mal einen Ordner dazu anlegen, das kann ja was werden.. :-)
Ich habe natürlich zwischen Hugo und Nebula geschwankt und mich dann zunächst für den Nebula entschieden, weil ich dort mehr Sachverstand vermutete als beim Hugo. Ich habe mir jetzt noch mal die Gewinnerlisten angesehen (die ja ziemlich viele Übereinstimmungen enthalten) und muss sagen, dass bei beiden doch meistens (mir :-) bekannte Autoren gewonnen haben. Der Geschmack scheint also nicht so deutlich voneinander abzuweichen. Die längere Zeitspanne der Hugos ist natürlich ein Pluspunkt, aber der Sieg für Harry Potter ein Nachteil (d.h. dass der Hugo ja offiziell auch Fantasy bewertet).
Eigentlich spricht nichts dagegen, mal mit dem Jahr 1965 mit beiden Awards anzufangen, vielleicht gibt es dann auch interessante Erkenntnisse Hugo vs. Nebula.
Dass ich dadurch nicht _die_ Science-Fiction-Literatur erfassen kann, ist klar, dafür müsste man noch deutlich mehr lesen, dann wäre es aber ein Lebenswerk. Ich fange lieber erst mal "klein" an.
Warum ich das mache? Reines Privatvergnügen. Ich will gute Science Fiction lesen, aber auch gerne etwas darüber nachdenken, auch über eine normale Internet-Rezension hinaus. Deswegen besteht auch kein Zeitdruck.
Veröffentlichung? Nicht geplant, allenfalls im Netz. Wenn es was aus meinen Augen Druckenswertes geben sollte, werde ich mal schauen, ob sich jemand dafür interessiert. Aber schon Science-Fiction-Primärliteratur steht ja in einer engen Nische... :-)
@breitsameter: "Soziales"/"Gesellschaftliches" darf in der Tat nicht fehlen. Ich sehe, mein Ansatz war bislang etwas eng, ich sollte mich nicht nur damit begnügen, eine Entwicklung der Science Fiction festzustellen, sondern sollte auch schauen, wie diese jeweils zustande kommt. Allerdings ohne eine geschichtliche Abhandlung daraus zu machen. Vielleicht finde ich ja ein gutes knappes Geschichtsbuch.
Science Fiction wird ja nicht wirklich in der Wissenschaft behandelt, hat jemand von euch trotzdem einen Tipp für interessante Materialien? (Habe selbst noch nicht geschaut, stehe ja erst am Anfang der Planung.)
So, mal einen Ordner dazu anlegen, das kann ja was werden.. :-)
- Doop
- SMOF
- Beiträge: 8947
- Registriert: 20. August 2002 18:31
- Land: Deutschland
- Wohnort: Berlin
- Kontaktdaten:
Fantasyromane können durchaus auch den Nebula gewinnen. Zum Beispiel "Paladin Of Souls" von Lois Macmaster Bujold (2005), "American Gods" von Neil Gaiman (2003), und "Tehanu" von Ursula LeGuin (1991) sind klassische Fantasyromane, fantasymäßiger geht es gar nicht. Und bei einigen Romanen wie z.B. McIntyres "The Moon And The Sun" kann man über die Zuordnung durchaus streiten.RealS hat geschrieben:Die längere Zeitspanne der Hugos ist natürlich ein Pluspunkt, aber der Sieg für Harry Potter ein Nachteil (d.h. dass der Hugo ja offiziell auch Fantasy bewertet).
Beim Hugo gab es bislang vier Fantasy-Romane als Gewinner (Die o.g. Romane von Gaiman und Bujold, sowie "Jonathan Strange & Mr. Norrell" von Susanna Clarke (2005) und der von Dir genannte "Harry Potter und der Feuerkelch" (2001).
Der Vorteil des Hugo liegt darin, dass bis zum heutigen Tag alle Hugogewinner der Romankategorie auch auf deutsch erschienen sind; beim Nebula ist das leider nicht der Fall... Falls das für Dich ein Vorteil ist. Die Hugo-Romane sind also (zu großen Teilen natürlich nur noch antiquarisch und machmal recht teuer, wie beim "Entwicklungskrieg") alle auf deutsch erhältlich. Weiß ich, weil ich alle habe...
Wenn Du Dich nur auf SF beschränken willst, dann kannst Du auch den Locus Award zu Grunde legen. Da Locus den Preis in Kategorien "Best SF Novel" und "Best Fantasy Novel" getrennt vergibt, gibt es keine Überschneidungen. Den Locus Award gibt es auch schon seit 1970, was natürlich nicht so lang ist wie Hugo und Nebula
Wenn Du interessante Sekundärliteratur zur SF suchst, da gibt auch die Hugoliste (Best Related Book) gute Anhaltspunkte. Die Encyclopedia of SF und die Encyclopedia of Fantasy von John Clute sind z.B. SEHR ausführliche Standardwerke. Informativ UND Schön ist die auch auf deutsch erschienene "Illustrated Encyclopedia of SF" (auch von John Clute) oder auch Der Milliarden-Jahre-Traum von Brian Aldiss und David Wingrove.
Sekundärliteratur zur SFRealS hat geschrieben:Science Fiction wird ja nicht wirklich in der Wissenschaft behandelt, hat jemand von euch trotzdem einen Tipp für interessante Materialien? (Habe selbst noch nicht geschaut, stehe ja erst am Anfang der Planung.)
So, mal einen Ordner dazu anlegen, das kann ja was werden..
http://www.literaturschock.de/literatur ... ic=3874.15
http://www.literaturschock.de/literatur ... pic=9988.0