Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Science Fiction in Buchform
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Valerie J. Long
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Valerie J. Long »

Ich lerne Vietnamesisch. Hanoi, so isch des!
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Gast09
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Im Schwabenland musst du auch immer barfuß Auto fahren, denn:
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Teddy
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Hier wieder ein richtiger Schnitzer. In Max Brooks "Operation Zombie" in der Übersetzung von Joachim Körber sucht der Erzähler nach einer Waffe und man liest:
Ich meinte ein Werkzeug, einen Hammer, eine Brechstange...
Welcher höhere Angestellte erledigt seine Reparaturen selbst? Ich dachte an einen Golfclub - davon gab es viele -, doch dann fiel mir ein, wie es dem Mann gegenüber ergangen war. Ich fand einen Baseballschläger aus Aluminium, aber...
Er sucht eine Waffe, findet weder Hammer noch Brechstange und denkt an einen Golfclub? Doch wohl eher an einen golf club = Golfschläger. Damit könnte man zumindest einem Zombie eins über den Schädel ziehen...
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Gernot
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Gernot »

Zu "realisieren":
Ich hielt es bislang für einen typischen Übersetzungsfehler (false friend), das englische realize mit realisieren zu übersetzen. realize heißt ja bemerken oder wahrnehmen, das deutsche realisieren soviel wie verwirklichen. Zumindest dachte ich das immer. Ich habe jetzt aber das Wort "realisieren" hier im Forum gesucht, um nicht ein eventuell schon diskutiertes Thema neu aufzuwärmen. Hier im Thread gibt es nichts dazu, aber anderswo im Forum haben viele Poster auch realisieren im Sinne von bemerken verwendet. Mich stört das, ich halte das, wenn es nicht in einer Übersetzung auftaucht, für einen unnötigen und stilistisch holprigen Anglizismus. Anscheinend sehen das nicht alle so. Was meint ihr?
Das Fliegen wird erst möglich, wenn zuvor vom Fliegen geträumt wurde. (Stanislaw Lem)

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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Jochen »

Mir ist der Begriff als Synonym für verstehen, gewahr werden usw. durchaus geläufig.
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Teddy
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Der Duden kennt's auch:
(in einem Prozess der Bewusstmachung) erkennen, einsehen, begreifen

Ist jetzt aber kein Wort, auf das man dauernd stößt. Hab gerade mal ein paar Ebooks durchsucht und nur einmal wurde etwas "realisiert". (Und zwar im Sinne von begreifen, von einer deutschen Autorin.)
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Ja, die eigentliche deutsche Bedeutung "verwirklichen" wird nicht verwendet.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Blöd, ich habe das immer so verwendet, wenn ich auf Englisch geschrieben hab (mein Englisch ist la-la, aber man muss es ja im Netz andauernd anwenden...). Was wählt man dann statt dessen für "verwirklichen"?
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Harald Lesch
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

realize. Hi. hi.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

:kopfkratz: :kopfkratz: :kopfkratz: :kopfkratz: :kopfkratz: :kopfkratz: :kopfkratz: :kopfkratz:
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Badabumm hat geschrieben: 5. Mai 2018 15:39 Blöd, ich habe das immer so verwendet, wenn ich auf Englisch geschrieben hab (mein Englisch ist la-la, aber man muss es ja im Netz andauernd anwenden...). Was wählt man dann statt dessen für "verwirklichen"?
Das hängt vom Kontext ab.

Wenn etwas Bestehendes verwirklicht murde, ist es materialized. Wenn es etwas Zukünftiges erreicht werden soll, wird es achieved.

Man kann etwas auch manifest. Oder simpel make something happen.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Danke. Puh, wie peinlich ...
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Harald Lesch
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Naut »

Ich habe mich ja kürzlich durch Sandersons "Kinder des Nebels" (Original: Mistborn: The Final Empire) geschleppt. Von Anfang an fiel mir unter den allomantischen Metallen eines namens "Weißblech" auf. Ich wusste, dass Weißblech (anders als die anderen erwähnten Metalle) weder elementar noch eine richtige Legierung ist, sondern schlicht beschichtetes Stahlblech, daher stach das Wort etwas heraus.

Ein kurzer Check im Original ergibt, dass das Material "Pewter" gemeint ist, was wohl dem deutschen "Hartzinn" entspricht. Meiner Meinung nach, wäre das eine bessere - wenn auch nicht ideale - Übersetzung gewesen.

Ich habe nicht vor, die Serie weiterzulesen, aber mich würde schon interessieren, wie der Übersetzer das später vorkommende "Bendalloy" (deutsch: Woodsches Metall) übersetzt hat.
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Teddy
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Wobei "Pewter" auch "Weißmetall" bedeutet, was ja ganz gut gepasst hätte. Ich vermute mal, das der Übersetzer das falsch im Kopf hatte (also Weißblech statt Weißmetall) und es sonst keinem aufgefallen ist.
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Naut
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Naut »

Teddy hat geschrieben: 30. Mai 2018 11:45 Wobei "Pewter" auch "Weißmetall" bedeutet, was ja ganz gut gepasst hätte. Ich vermute mal, das der Übersetzer das falsch im Kopf hatte (also Weißblech statt Weißmetall) und es sonst keinem aufgefallen ist.
Vermute ich auch.
Wobei "Weißmetall" ein schönes Wort ist, aber auch der Sammelbegriff für eine ganze Reihe von Blei- und Zinnlegierungen. So sind Pewter und Bendalloy beide White Metal.
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