Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Science Fiction in Buchform
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Teddy
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Ich glaube, jetzt übertreibst du. Die kleinen Fehler, die wir hier belächeln, sind doch weder für die Übersetzung und schon gar nicht für die eigentliche Erzählung von größerer Bedeutung. Oder um in deinem Bild zu bleiben: Hier geht es nicht um Flugzeugabstürze, sondern um ein kaputtes Birnchen in der Kabinenbeleuchtung.
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Uschi Zietsch
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Valerie J. Long hat geschrieben: 27. Oktober 2018 16:26
Uschi Zietsch hat geschrieben: 26. Oktober 2018 21:52 Also für mich war der Tränentretsatz ebenfalls völlig normal und korrekt. Man kann ihn als Witz werten, wenn da irgendwie was im Kontext dabei gewesen wäre. Aber so habe ich den Witz auch nicht als solchen erkannt.
Der Satz ist normal und korrekt. Der "Witz", falls es einen gibt, liegt darin, die Frage beantworten zu können, ohne den Spoiler aufzuklappen. Aber ihr seid alle so schlau, ihr wusstet natürlich sofort, wer wem wohin trat. 8-)
Nee, denn ich hab sofort den Spoiler aufgeklappt, ich bin neugierig, wie es ein Autor sein muss :xmas: :beanie:
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Hier gehts nicht mehr um den einen Satz, sondern um "Fehler" oder Unstimmigkeiten in Übersetzungen. Wenn der Übersetzer schreibt, was er meint, für richtig zu halten, ist seine Übersetzung mit Vorsicht zu genießen. Findet man drei Fehler, die man sich nicht erklären kann (oder nur mit der Willkür des Übersetzers annähernd erklärbar sind), können auch hundert Fehler drin sein. Weil es dem Übersetzer gerade so in den Kram passte. Ich als Laie, der das Original nicht lesen kann, muss mich darauf verlassen können, dass ich einen Tolstoi oder Twain lese.

Deswegen sind Wortänderungen, die darauf schließen lassen, dass es vielleicht gut gemeint war, aber die Geschichte verfälschen, definitiv unakzeptabel.

Klar sind viele Wortspielerein unübersetzbar und müssen angeglichen werden - dann wäre aber eine Fußnote dazu das mindeste, war er dem Leser schuldig ist. Wenn Heinlein plötzlich von "Wehrdienst" schreibt, obwohl dort nur "versteckte Steuern" steht, dann ist das ein respektloser Eingriff in den Inhalt. Ebensogut könnte aus Faust eine 10-jährige Faustine und aus Mephisto ein Kaninchen mit Taschenuhr werden, weil der Übersetzer oder der Verlag das ganz toll finden. Ich kanns nicht überprüfen; allerhöchstens durch andere, abweichende Übersetzungen. Dann haben wir Borges "Bibliothek von Babel", in der alle Werke mit nur einem, mit zweien oder tausend Abänderungen auftauchen. Welches davon ist das Richtige?

Dasselbe gilt auch für Buchverfilmungen - darüber haben wir bereits heiß und uneinsichtig diskutiert. ;)
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Konrad »

Teddy hat geschrieben: 27. Oktober 2018 15:07 Ich glaube, dass Sturgeon den Satz "let it be itself" mit voller Absicht schreibt. Zuvor macht der Mann sich Gedanken, wie man mit einem Bonsai umzugehen hat, und lässt den Baum antworten "Very well, I shall do what you want, but I will do it - my way." Sturgeon zeigt hier, dass die Frau und der Mann absolut die gleiche Einstellung zum Wachstum von Bosais und damit zum Menschen haben.
Ich glaube auch, daß Sturgeon den Satz mit voller Absicht schreibt, daher meine Frage.
Westermayr hat offenbar eine andere Meinung zum Wesen des Bonsai, sonst hätte er den Satz nicht verändert.
Ich denke da wohl ähnlich wie er, daher verstehe ich, warum er den Satz verändert hat.
Die Frage ist nur, darf man das als Übersetzer?
Wenn ein Autor der Selbsttäuschung unterliegt, ein durch massive Beschneidung zum Kleinwuchs getriebener Baum wäre "itself", dann kann man das für einen Fehler halten, es ist aber die Meinung des Autors, die zu respektieren ist.

@Badabumm:
Ich kenne dieses Gefühl der Verunsicherung, wenn man zum ersten Mal wahrnimmt, daß es da eine interpretierende Instanz gibt, die man bisher nicht auf dem Schirm hatte.
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Badabumm
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

"Interpretierende Instanz" ist schön und treffend formuliert. Gefällt mir.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Konrad hat geschrieben: 27. Oktober 2018 18:48
Teddy hat geschrieben: 27. Oktober 2018 15:07 Ich glaube, dass Sturgeon den Satz "let it be itself" mit voller Absicht schreibt. Zuvor macht der Mann sich Gedanken, wie man mit einem Bonsai umzugehen hat, und lässt den Baum antworten "Very well, I shall do what you want, but I will do it - my way." Sturgeon zeigt hier, dass die Frau und der Mann absolut die gleiche Einstellung zum Wachstum von Bosais und damit zum Menschen haben.
Ich glaube auch, daß Sturgeon den Satz mit voller Absicht schreibt, daher meine Frage.
Westermayr hat offenbar eine andere Meinung zum Wesen des Bonsai, sonst hätte er den Satz nicht verändert.
Ich denke da wohl ähnlich wie er, daher verstehe ich, warum er den Satz verändert hat.
Die Frage ist nur, darf man das als Übersetzer?
Wie Pogo schon schrieb, da sollte der Übersetzer beim Autor nachfragen. Sollte das nicht gehen: Klares Nein.

Ich habe schon mehrmals gehört, dass die alten Sturgeon-Übersetzungen nicht so dolle waren. Bei "Slow Sculpture" stimme ich dem zu.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Badabumm hat geschrieben: 27. Oktober 2018 18:00 Hier gehts nicht mehr um den einen Satz, sondern um "Fehler" oder Unstimmigkeiten in Übersetzungen. Wenn der Übersetzer schreibt, was er meint, für richtig zu halten, ist seine Übersetzung mit Vorsicht zu genießen. Findet man drei Fehler, die man sich nicht erklären kann (oder nur mit der Willkür des Übersetzers annähernd erklärbar sind), können auch hundert Fehler drin sein.
Ich bin mal in Kuhscheisse getreten. Seitdem habe ich bei jedem Schritt Angst, dass das wieder passiert. Ich erkläre mir das mit der Willkür der Kühe. Dass ich paranoid und hyperfundamentalistisch bin, ist ausgeschlossen.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Habe ich ihn wieder vorgelockt. Na, klappt doch.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Konrad »

L.N. Muhr hat geschrieben: 28. Oktober 2018 01:52
Badabumm hat geschrieben: 27. Oktober 2018 18:00 Hier gehts nicht mehr um den einen Satz, sondern um "Fehler" oder Unstimmigkeiten in Übersetzungen. Wenn der Übersetzer schreibt, was er meint, für richtig zu halten, ist seine Übersetzung mit Vorsicht zu genießen. Findet man drei Fehler, die man sich nicht erklären kann (oder nur mit der Willkür des Übersetzers annähernd erklärbar sind), können auch hundert Fehler drin sein.
Ich bin mal in Kuhscheisse getreten. Seitdem habe ich bei jedem Schritt Angst, dass das wieder passiert. Ich erkläre mir das mit der Willkür der Kühe. Dass ich paranoid und hyperfundamentalistisch bin, ist ausgeschlossen.
Tja, wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht die Bauern ihre Kühe mit Dünnschiss permanent durch die Stadt treiben und dabei rufen würden "Dat macht doch gar nichts". :lol:
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Konrad »

Teddy hat geschrieben: 27. Oktober 2018 19:16 Ich habe schon mehrmals gehört, dass die alten Sturgeon-Übersetzungen nicht so dolle waren. Bei "Slow Sculpture" stimme ich dem zu.
Ich vermisse Alfred, der spätestens jetzt sich eingeschaltet hätte.
Er hätte die alten Übersetzungen verteidigt und auf Shayols-Leseprobe der Neuübersetzung von "Thunder and Roses" gewettert, wenn jemand noch nicht mal weiß, daß es "*die* Duse" heißt, sollte als Übersetzer lieber zu Hause bleiben. :wink:
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Konrad hat geschrieben: 28. Oktober 2018 10:42 Tja, wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht die Bauern ihre Kühe mit Dünnschiss permanent durch die Stadt treiben und dabei rufen würden "Dat macht doch gar nichts". :lol:
Tun sie nicht.

@Badabumm: Falls du das hier als eine Art Arena oder Kräftemessen ansehen solltest - lass es bitte. Das ist die falsche Sicht auf das Internet oder Teile davon.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Das nicht. Aber ich will auch nicht von respektlosen Menschen verarscht werden. Und genauso war es gemeint. Wenn du alles ins Lächerliche ziehst, weil dir die Argumente ausgehen, tut es mir für dich Leid. Ich überfliege deine Beiträge ohnehin nur noch, weil sie nichts Produktives bringen.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

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L.N. Muhr hat geschrieben: 28. Oktober 2018 14:59 Tun sie nicht.
Na, dann war deine Analogie wohl doch nicht ganz passend. :wink:
Ich muß bei dem Thema immer an Heidrun Jänchen denken, die mal bei einer Jonathan-Carroll-Empfehlung sagte:
"Nach meinen aktuell trostlosen Erfahrungen denke ich nicht dran, Übersetzungen zu lesen. Nicht, wenn ich das Original lesen kann."
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Das ist leider keine Alternative für die meisten Menschen. Man muss dazu nicht nur die Sprache einigermaßen können, sondern auch die Gedankengänge und den Wortwitz anderer Länder verstehen. Ich kann meist jedes Wort übersetzen, verstehe aber oft den Inhalt im Zusammenhang nicht. Das gelingt nur, wenn man sich längere Zeit dort aufgehalten hat und gezwungen wird, sich z.B. mit der englischen Mentalität und ihrer Kultur auseinanderzusetzen. Deswegen bleiben Übersetzer wohl unabdingbar.

PS Es geht ja nicht nur um EINE Sprache. Wir haben auch schwedische, französische, spanische, japanische ... usw. ...Bücher. Ich kann natürlich darauf verzichten und nur deutschsprachige Autoren lesen...
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Badabumm hat geschrieben: 28. Oktober 2018 15:51 Das nicht. Aber ich will auch nicht von respektlosen Menschen verarscht werden. Und genauso war es gemeint. Wenn du alles ins Lächerliche ziehst, weil dir die Argumente ausgehen, tut es mir für dich Leid. Ich überfliege deine Beiträge ohnehin nur noch, weil sie nichts Produktives bringen.
Kam nicht so rüber. Ich habe eine Metapher gebracht, weil mir deine Einstellung zu diesem Thema hier nach allen Maßstäben von Ratio, Vernunft und gesundem Menschenverstand nicht haltbar scheint und an der Grenze zum Fanatismus siedelt. Nein, Fanatismus ist das falsche Wort ... eher eine Art Hyperverallgemeinerung, die aus einem Einzelfall oder wenigen Fällen tatsächlich global umfassende Schlüsse ziehen will bzw. glaubt, das zu können (und zu müssen).

Ich halte das für falsch, weil es implizit einen Perfektionismus fordert, den kein Mensch liefern kann, und weil es empirisch nicht haltbar ist.

Das hat mit Respektlosigkeit nichts zu tun, da es hier um die Sache geht. Das Argument war in Form eines Vergleichs offen da. Und ja, es war spöttisch, aber es bezog sich auf die Sache, nicht auf die Person. Hier zeigt sich, dass das Überfliegen eines Postings oft zu Mißverständnissen führen kann.
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