Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

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Uschi Zietsch
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Kringel hat geschrieben: 31. Oktober 2018 07:19 Womit bewiesen ist, dass Positroniken usw. weiblich sind, sonst würde das Licht nämlich automatisch ausgehen. Bekanntlich lassen Frauen IMMER das Licht an.
Nein. Ehemänner. Ich hab hier so einen.
:bier:
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Interessantes Phänomen, dass ein Parallelenglisch entsteht. Woran das wohl liegt? Und - ist es in anderen Ländern auch so?
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Helge
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Helge »

Noch ein Beispiel: In Deutschland gibts Hausverwaltungen, die sich als "Facility Management" bezeichnen. Im englischen Sprachraum käme kein Mensch auf die Idee, ein Wohnhaus als Facility zu bezeichnen, da hieße das z.B. Property Management.
Und dann gibts natürlich noch die in Werbung und Business gepflegte Betrügersprache, die fast durchgehend aus verworrenem Germish besteht und von vornherein so gedacht ist, dass möglichst viele Menschen möglichst wenig davon verstehen sollen.
Ausreichend hochentwickelte Magie ist nicht von Technologie zu unterscheiden.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Flossensauger »

Teddy hat geschrieben: 31. Oktober 2018 17:16
Flossensauger hat geschrieben: 31. Oktober 2018 00:51 Was hat denn Ronald Hahn in seiner früheren Übersetzung geschrieben?
Ronald Hahn hat die Romanfassung von "Missing Man" (dt. Der Esper und die Stadt) übersetzt. Die ist aber erst 1975 erschienen. Er übersetzt "maintenance errors" mit "Wartungsfehler" und "maintenance prediction" mit "Störungsvoraussage", also durchaus verständlich.
Danke!
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L.N. Muhr
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Badabumm hat geschrieben: 1. November 2018 14:25 Interessantes Phänomen, dass ein Parallelenglisch entsteht. Woran das wohl liegt? Und - ist es in anderen Ländern auch so?
Ernstgemeinte Frage? Weil, ich denke nicht.

Aber falls doch (was ich mal nicht hoffen will): allein jedes englischsprachige Land hat sein eigenes Englisch. Das sind alles Parallelenglische, oder wie auch immer man da den Plural bildet.
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L.N. Muhr
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Nicht SF, aber ein Zeichen, dass Übersetzer überall gebraucht werden wegen der Spezifika lokaler Sprachen bzw. der Verquickung von Sprache und politischer Debatte. Es geht um den Synagogen-Attentäter:

Die FAZ liefert eine besonders ahnungslose Übersetzung von "screw your optics, I'm going in": "Dreh deinen Blick gerade, ich geh da rein." Merke: selbst sanfte Kraftausdrücke sind der FAZ unbekannt, was ja irgendwie auch sympathisch ist. Korrekt wäre: "Scheiß aufs Image, ich gehe rein." "optics" bezieht sich hier auf die Debatte der alt.right (wie in Deutschland bei den Identitären), sich ein bürgerfreundliches Image über die rassistischen Hassfratze zu legen.

Der Begriff der optics als Ersatz für image stammt aus der Werbewirtschaft und hat sich von da in die Politik gefressen. Auch andere Blätter haben das nur eher ungefähr übersetzt, weil ihnen der Subtext (aktuelle Debatten innerhalb der alt.right) nicht bekannt war.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Was mal wieder zeigt, dass man ohne entsprechende Vorkenntnisse selbst die einfachsten Konstruktionen missverstehen kann. Ich z.B. würde "Scheiß aufs Image, ..." auf jeden Fall so interpretieren: "Egal, was die anderen von mir halten - ich gehe da rein", weil ich "Image" als das Selbstbild verstehe, das ich der Öffentlichkeit darbiete, quasi der gute Leumund. Die Formulierung "Screw your optics" würde ich - z.B. in einem OT-Film - auch genauso verstehen wie die FAZ, weil ich die Phrase auch nicht kenne und sie Wort für Wort zusammenklebe.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

L.N. Muhr hat geschrieben: 1. November 2018 17:14
Ernstgemeinte Frage? Weil, ich denke nicht.
Ja, ernstgemeint. Ich bin gerade am Grübeln, warum Deutschland (fast) als einziges Land eine so teure (und gute) Filmsynchronisation hat. Man behauptet nun, dass u.a. deshalb hier schlechteres Englisch gesprochen wird. Ich kann das nur zum Teil nachvollziehen, denn die Popmusik war ja seit 1945 grundsätzlich auf Englisch und hat die Jugend mindestens genauso geprägt. Wenn also die Bequemlichkeit der deutschen Zuschauer daran schuld sein soll (aliierte OT wurden nicht angenommen), dann frage ich mich, warum das in anderen Ländern nicht so war. Denn bequem sind die anderen Völker auch. Der Hauptgrund sollen die Kosten für Synchronisation sein - für ein kleines Dänemark oder Holland lohnt sich das nicht. Heißt das, dass andere Länder heute nur deshalb OmU schauen, weil das Geld fehlte? :kopfkratz:
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Badabumm hat geschrieben: 1. November 2018 19:49 Was mal wieder zeigt, dass man ohne entsprechende Vorkenntnisse selbst die einfachsten Konstruktionen missverstehen kann. Ich z.B. würde "Scheiß aufs Image, ..." auf jeden Fall so interpretieren: "Egal, was die anderen von mir halten - ich gehe da rein", weil ich "Image" als das Selbstbild verstehe, das ich der Öffentlichkeit darbiete, quasi der gute Leumund. Die Formulierung "Screw your optics" würde ich - z.B. in einem OT-Film - auch genauso verstehen wie die FAZ, weil ich die Phrase auch nicht kenne und sie Wort für Wort zusammenklebe.
Darum braucht man Übersetzer. Die auch interpretieren, alles andere ist Babelfisch.

Und DARUM klappt das mit dem möglichst nah am original kleben halt nicht. Weil, wenn man das hier täte, jeder Sinn verloren gönge: Schraub deine Optiken, also wirklich.

"Screw [xxx]" ist ja ein wirklich gängiger Fluck, fick die Wand an.

Du musst eben nicht nur die Sprache kennen. Du musst den KONTEXT der Sprache kennen, und Kontext von Sprache ist dummerweise alles, wo Menschen auch nur ein Wort wechseln.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Badabumm hat geschrieben: 1. November 2018 20:27
L.N. Muhr hat geschrieben: 1. November 2018 17:14
Ernstgemeinte Frage? Weil, ich denke nicht.
Ja, ernstgemeint. Ich bin gerade am Grübeln, warum Deutschland (fast) als einziges Land eine so teure (und gute) Filmsynchronisation hat.
Du könntest die Antwort auch einfach googeln, aber manchmal denke ich, solche Antworten sind ZU leicht. Lieber schlecht selbst eine These erfinden, als sich die Fakten draufschaffen. Offenbar lieben andere Menschen Zeitvergeudung ohne Erkenntnisgewinn, dafür aber mit dem Gefühl, das Rad neu erfunden zu haben.

Popmusik war in Deutschland seit 1945 NICHT grundsätzlich auf englisch, alle Hitparaden belegen das. Insbesondere in den Jahren bis 1960 dominierte der deutsche Schlager. Auch danach war ein Mike Krüger oft erfolgreicher als die Rolling Stones. Denkst du dir solche Sachen genauso aus wie das mit der Filmsynchro? Warum nicht mal auf Faktenbasis debattieren, da hätten alle mehr von?

Hier mal die #1-Hits ab 1953:
http://www.wolfgangroehl.de/no1-53-70.htm

Hier die Top-5-Hits ab 1930:
http://www.wolfgangroehl.de/topcharts-1930-1959.htm

Da ist nach 1947 deutsch, wohin man blickt, nur die Jahre 45 und 46 bilden eine Ausnahme.

Was bringt dir das, kontrafaktisch zu argumentieren? Wenn man was nicht weiß, ist das keine Schande. Man muss die Leerstelle nicht mit Ausgedachtem füllen.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

L.N. Muhr hat geschrieben: 1. November 2018 20:50 Du musst eben nicht nur die Sprache kennen. Du musst den KONTEXT der Sprache kennen, und Kontext von Sprache ist dummerweise alles, wo Menschen auch nur ein Wort wechseln.
Danke, dass du mich darin bestätigst. Dieser Auffassung war ich schon immer. Eigentlich geht es sogar noch weiter: Sprache und Denkweise beeinflussen sich gegenseitig. Wir "reden" in unseren Gedanken, wenn wir lesen, wenn wir träumen. Wir sind unsere Sprache. Und was wir sozusagen automatisch als Kleinkind aufsaugen, fällt uns im Jugend- oder Erwachsenenalter unerträglich schwer. Ich bin versucht, zu behaupten, dass die Kindheitssprache auch die frühen neuronalen Netze bildet, die uns später bei Fremdsprachen im Wege stehen. Umso erstaunlicher ist das Umschalten von mehrsprachig aufwachsenden Kindern auf die Wortlaute und Grammatiken von Mutter oder Vater, die jeweils eine andere Sprache sprechen.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Gibt auch Menschen, die visuell denken. Ich gehöre nicht dazu, aber es gibt sie.

Unerträglich schwer? Eher eine Frage von Talent und Veranlagung. Russisch als Kind zu lernen fiel mir schwerer als mir Englisch als Erwachsener autodidaktisch (!) so weit beizubringen, dass ich heute damit arbeite.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Guido Marc Pruys: "Die Rhetorik der Filmsynchronisation", Gunter Narr Verlag Tübingen, 1997.

Darin geht es allerdings nicht um Popmusik, aber um die anderen Thesen. Leider stellt er nur Tatsachen fest, aber keinen möglichen Grund.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

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L.N. Muhr hat geschrieben: 1. November 2018 21:00
Da ist nach 1947 deutsch, wohin man blickt, nur die Jahre 45 und 46 bilden eine Ausnahme.
Da steht aber nichts von Altersgruppe, die diese Charts bedienen. Ich habe von Jugend gesprochen. Wenn z.B. Englisch als Pflichtfach in der Schule nichts zum besseren Verständnis beigetragen hat, dann wären deutsche Filmsynchronisationen auch nicht schuld an schlechten Englischkenntnissen.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Auch die Jugend hörte Peter Kraus.

Es waren nicht Senioren, die sich Singles (als Bemeßungsgrundlage der Charts) in so hoher Zahl gekauft haben. Allerdings ist das Beweislastumkehr: DU musst DEINE Behauptung belegen, nicht ich deine widerlegen (was ich dennoch getan habe: "die Popmusik war ja seit 1945 grundsätzlich auf Englisch" - WRONG WRONG WRONG!). Diesen Beleg sehe ich nirgends.
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