Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

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Shock Wave Rider
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Badabumm hat geschrieben: 29. September 2020 02:09 Dann wäre die Übersetzung aber wirklich fundiert -
Nein. Weil es mW im Deutschen diesen 10er-Code beim Funken nicht gibt.

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Naut
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Naut »

Shock Wave Rider hat geschrieben: 29. September 2020 08:01
Badabumm hat geschrieben: 29. September 2020 02:09 Dann wäre die Übersetzung aber wirklich fundiert -
Nein. Weil es mW im Deutschen diesen 10er-Code beim Funken nicht gibt.

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Badabumm
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Wenn man so argumentiert, müssen alle Dinge, die es in einem übersetzten Deutschland nicht gibt, umgewandelt werden. Dieser Streit ist so alt wie Übersetzungen selbst. Wo ist die Grenze? Und es sind ja nicht nur Dinge oder Verfahren, die es nicht gibt, es gibt Gepflogenheiten, Rituale und Weltanschauungen. Also müsste man auch die Briefkästen umfärben, Telefonate anders ablaufen lassen und Brötchen statt Donuts esssen. Nein, die Übersetzung war korrekt. Alles andere wäre Interpretation.

Denn verfolgte man dieses Prinzip bis ins Äußerste, müssten Namen, Orte, Situationen geändert werden - ja, man muss sozusagen alles in Deutschland spielen lassen. Es könnte keine deutsche Übersetzung einer Geschichte aus San Francisco oder Hawaii geben...

Wenn ein amerikanisches Werk auf Deutsch ist, werden die Protagonisten damit nicht zu Deutschen. Manchmal liest man "sie sprechen deutsch", obwohl sie das nicht tun. Es ist ein Dilemma. Da ein Muttersprachler in seiner Muttersprache denkt und lebt, würde eine solche Konvertierung gewissermaßen irritieren. Deshalb ist Übersetzung immer eine Absprache, ein Kunstprodukt, auf das man sich eben einlassen muss.
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Teddy
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Badabumm hat geschrieben: 29. September 2020 14:40 Wo ist die Grenze?
Genau hier.
"Pickup", was in Deutschland viele kennen, als Pritschenwagen zu übersetzen und "10-04", was kaum jemand kennt, stehen zu lassen ist schon unglücklich.
Das ist halt eine der Aufgaben des Übersetzers, solche Grenzen auszuloten.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Ich würde Funkerdeutsch als "Technik-Gebabbel" einstufen. Man muss es nicht übertragen, wenn es für die Handlung nicht wichtig ist. Ist es wichtig für das Verständnis, das heißt, muss der Leser wissen, was der Spruch bedeutet, um weiter der Geschichte folgen zu können? Oder macht es die Sache bloß "authentisch"? Man muss auch Pilotensprache nicht übertragen, wenn man ansonsten weiß, welche Situation gerade herrscht. Und Pilotendeutsch ist generell auf Englisch - soll man das gekünstelt ins reale Deutsche quetschen?
Allerdings müssten die Protas dann diese Worte unübersetzt englisch belassen - was wiederum ein Bruch zur Muttersprache wäre. Es würde z.B. auch assoziieren, dass dieser Funkerdialekt international wäre wie Pilotensprache. Das Problem ist nicht lösbar - eine Seite meckert immer.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Es geht mMn darum, dass der Leser der Übersetzung ungefähr den selben Eindruck erhält, wie der des Originals. Ein Amerikaner liest "10-04" und weiß, die Meldung wurde bestätigt. Der Deutschen liest "zehn-vier" und stockt, weil er nicht weiß, was das soll. Hier würde ein "Verstanden" oder "Roger" dem deutschen Leser den selben Eindruck vermitteln, wie dem Amerikaner das "10-04".
Ich bin auch sehr sicher, dass der Übersetzer das so übersetzt hätte, wenn er gewusst hätte, dass es einen solchen Funker-Code gibt. Er war wohl nur zu faul, das nachzuschlagen.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Das stimmt natürlich, wenn man annimmt, dass "10-4" allen Amerikanern bekannt ist. Da die Protas deutsch reden, was eigentlich Englisch sein soll, könnte man natürlich ein deutsches Äquivalent benutzen, wenn es wirklich dasselbe aussagt. Ich kenne VW-Pritschenwagen, die kein "Pickup" sind. Wenn allerdings hinter jedem Spruch immer das "10-4" folgt, würde es der Leser unwillkürlich als irgendeine Fachjargonfloskel einstufen, ohne dass er wüsste, was es bedeutet. Ebenso wäre es unmöglich, z.B. seemännische Begriffe "zwangseinzudeutschen", denn wenn jemand eine Bramrah fiert, lässt er natürlich die dritte (bzw. vierte) Querstange von unten, an der ein Segel befestigt wird, herunter. So redet bloß keiner.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Ich finde, dass Technobabble immer in Ordnung geht. Das ist bei deinem Segelvergleich so, und bei dem 10-4 kann man ja noch einmal ein "verstanden" dazusetzen, und der deutsche Leser weiß Bescheid. Ich kenn das Funkersprech überhaupt nicht und akzeptiere das einfach so.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Valerie J. Long »

Wenn man "Okay" und "Roger" nicht übersetzen muss, dann geht auch ein "Ten-Four" in Ordnung.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Bei Pritsche und Pritschenwagen denke ich an Holz und Oldtimer. Bei Pickup an Ford und Lee Majors. Das sind schon recht unterschiedlich gebrauchte Wörter.
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Badabumm
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Bei „Pickup“ denke ich an den letzten Bus, der die besoffenen Spätkneipengänger heim zu Mama aufsammelt...
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Harald Lesch
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Und ich denke an Männer, die sich einen Sport daraus machen, Frauen aufzureißen.

Gruß
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Ich denke an ein Essen in freier Natur auf einer Decke, weil ich das immer falsch lese.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Naut »

Ich denke an Schoko-Keks-Riegel.
Außerdem habe ich noch keinen US-Amerikaner "Pickup" sagen hören - das Ding wird "Truck" oder bestenfalls "Pickup Truck" genannt - ist das vielleicht ein lokal beschränkter, ein veralteter Begriff, oder gar ein pseudo-englisches Wort?
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Naut hat geschrieben: 30. September 2020 09:31 Ich denke an Schoko-Keks-Riegel.
Außerdem habe ich noch keinen US-Amerikaner "Pickup" sagen hören - das Ding wird "Truck" oder bestenfalls "Pickup Truck" genannt - ist das vielleicht ein lokal beschränkter, ein veralteter Begriff, oder gar ein pseudo-englisches Wort?
Wunderte mich immer, wenn es in Ami-Filmen um Trucks ging und Pickups gezeigt wurde. Etwa im Video von Huey Lewis, wo er einen neuen Truck will.
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