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John Scalzi

Verfasst: 26. Dezember 2008 21:17
von breitsameter
Ich lese gerade »Old Man's War« (okay, über die Feiertage bin ich jetzt nicht zum Lesen gekommen...). Süffig geschrieben und zu Recht wird der Vergleich mit Robert A. Heinlein gezogen.

Eigentlich wollte ich aber was anderes erzählen: der Roman ist nicht meine erste Begegnung mit dem Autor John Scalzi.

1999 bot John Scalzi seinen damals ersten Roman »Agent to the Stars« als kostenlosen Download an. Ich hatte das Angebot entdeckt und bei SF-Fan.de darauf verwiesen. Kurze Zeit später traf dann eine E-Mail von John Scalzi ein:
Viele Danke fur meine novel "Agent to the Stars" anderen Erklaren. Viele Leute haben aus Deutschland besucht, und haben den Roman gedownloadet. Die meisten sind gekommen, nachdem sie Ihre Site besucht hatten. Ich bin auch Sie genoß es froh, und das zu lesen ist einfach, für Leute, die Englisch nicht als ihre erste Sprache sprechen. Ich bin es bin so einfach zu verstehen froh.
Tja, so klang das 1999, wenn man eine Übersetzungssoftware benutzte...

Seine zweite E-Mail war dann zum Glück auf Englisch:
There has been about a hundred people visiting from Germany (and German-speaking countries) so far, many of whom come from your site -- which means that you have sent more people there than any other one person. So my thanks to you.
Und jetzt lese ich eben »Old Man's War«. :beanie:

Re: John Scalzi

Verfasst: 27. Dezember 2008 11:30
von Rusch
In seinem Blog, das übrigens sehr unterhaltsam ist, hat John sich erst vor ein paar Tagen über die unsinnigen Deutschen Titel seiner Romane ausgelassen. Er meinte, seine High School Kenntnisse wären ausreichend, um den Titel zu verstehen. Es kann also durchaus sein, dass er sich die Mühe gemacht hatte, dass selbst auf Deutsch zu schreiben.

Re: John Scalzi

Verfasst: 27. Dezember 2008 13:00
von breitsameter
Rusch hat geschrieben:Es kann also durchaus sein, dass er sich die Mühe gemacht hatte, dass selbst auf Deutsch zu schreiben.
Nein. Denn er schrieb auch:
John Scalzi hat geschrieben:Okay -- it's the last time I pretend to know a language I don't.
Yes, the translation software is terrible. I will occassionally translate something into another language and then translate it back just to see how bad the translation is. It's actually pretty funny.

Re: John Scalzi

Verfasst: 30. Dezember 2008 13:20
von Ulrich
Rusch hat geschrieben:In seinem Blog, das übrigens sehr unterhaltsam ist, hat John sich erst vor ein paar Tagen über die unsinnigen Deutschen Titel seiner Romane ausgelassen. Er meinte, seine High School Kenntnisse wären ausreichend, um den Titel zu verstehen. Es kann also durchaus sein, dass er sich die Mühe gemacht hatte, dass selbst auf Deutsch zu schreiben.
"Krieg der alten Männer" als deutsche Übersetzung von "Old Man's War" würde als Titel vielleicht weniger Leser interessieren.

Re: John Scalzi

Verfasst: 1. Januar 2009 22:43
von breitsameter
Ulrich hat geschrieben:
Rusch hat geschrieben:In seinem Blog, das übrigens sehr unterhaltsam ist, hat John sich erst vor ein paar Tagen über die unsinnigen Deutschen Titel seiner Romane ausgelassen. Er meinte, seine High School Kenntnisse wären ausreichend, um den Titel zu verstehen. Es kann also durchaus sein, dass er sich die Mühe gemacht hatte, dass selbst auf Deutsch zu schreiben.
"Krieg der alten Männer" als deutsche Übersetzung von "Old Man's War" würde als Titel vielleicht weniger Leser interessieren.
Andererseits ist der deutsche Titel »Krieg der Klone« blöd gewählt, denn das mit den Klonen ist eine der Überraschungen des Romans.

Rupert spricht ja John Scalzis Weblog-Beitrag zu seinen deutschen Beiträgen an:
http://whatever.scalzi.com/2008/12/10/b ... w-i-wrote/
Da versammeln sich bei den Kommentaren aber auch jede Menge Knallköppe, sogar die uralte Maggi-Suppen-Geschichte wird da wieder aufgewärmt.

Re: John Scalzi

Verfasst: 1. Januar 2009 23:39
von Rusch
Wieso? Das kommt doch schon recht bald raus. Die alten gehen in die Armee, dann wird in kürze ein Klonkörper, modifiert mit Alien DNA gezüchtet und dann wird das Bewusstsein transferiert. Das geschieht alles im ersten Viertel des Romans.

Re: John Scalzi

Verfasst: 2. Januar 2009 07:59
von breitsameter
Rusch hat geschrieben:Wieso? Das kommt doch schon recht bald raus. Die alten gehen in die Armee, dann wird in kürze ein Klonkörper, modifiert mit Alien DNA gezüchtet und dann wird das Bewusstsein transferiert. Das geschieht alles im ersten Viertel des Romans.
Im ersten Viertel, ja. Aber es ist nichtsdestotrotz, wenn Du Dich nochmal an den Roman erinnerst, eines der ungeklärten Fragen für die Protagonisten, WIE sie die CDF wieder jung bekommen will. Genau das, worüber sich die Protagonisten des Roman solange im Unklaren sind, aber bereits im Titel zu verraten, ist schlicht doof. Wenn der Autor das als erste Überraschung inszeniert, dann sollte man das nicht ohne Not verraten.

Re: John Scalzi

Verfasst: 2. Januar 2009 16:01
von Rusch
breitsameter hat geschrieben:
Rusch hat geschrieben:Wieso? Das kommt doch schon recht bald raus. Die alten gehen in die Armee, dann wird in kürze ein Klonkörper, modifiert mit Alien DNA gezüchtet und dann wird das Bewusstsein transferiert. Das geschieht alles im ersten Viertel des Romans.
Im ersten Viertel, ja. Aber es ist nichtsdestotrotz, wenn Du Dich nochmal an den Roman erinnerst, eines der ungeklärten Fragen für die Protagonisten, WIE sie die CDF wieder jung bekommen will. Genau das, worüber sich die Protagonisten des Roman solange im Unklaren sind, aber bereits im Titel zu verraten, ist schlicht doof. Wenn der Autor das als erste Überraschung inszeniert, dann sollte man das nicht ohne Not verraten.
Mich hatte es nicht gestört, weil dies ja die naheliegenste Lösung war, aber klar, ein wenig wird vorweggenommen, aber sich nicht der Clue des Romans. Liest Du das Buch gerade?

Re: John Scalzi

Verfasst: 2. Januar 2009 16:54
von breitsameter
Rusch hat geschrieben:Liest Du das Buch gerade?
Ich zitiere mich mal selbst:
breitsameter hat geschrieben:Ich lese gerade »Old Man's War« (okay, über die Feiertage bin ich jetzt nicht zum Lesen gekommen...).
(...)
Und jetzt lese ich eben »Old Man's War«. :beanie:
Frage beantwortet? :wink:

Re: John Scalzi

Verfasst: 3. Januar 2009 13:12
von Rusch
Was interessiert mich, was Du vor ein paar Tagen geschrieben hast. Ich bin alt und vergesslich. :bier:

Re: John Scalzi

Verfasst: 3. Februar 2009 21:13
von breitsameter
Angregt durch einen Beitrag von Scotty über den »Krieg der Klone« wurde ich gerade schmerzlich daran erinnert, daß ich mein Fazit nach der beendeten Lektüre von »Old Man's War« bislang noch gar nicht gepostet habe...

Ich hoffe, daß John Scalzi Tantiemen an Heinleins Erbengemeinschaft und Joe Haldeman abführt – verdient hätten es nämlich beide. John Scalzi hat nur einen Vorteil – er schreibt tatsächlich noch »süffiger« als seine beiden Vorbilder. Das war auch schon bei seinem Erstling so (»Agent to the Stars«), aber das ist jetzt wirklich sein großes Plus. Seine Figuren agieren andererseits mit einer solchen Eifrigkeit und mit so wenigen Selbstzweifeln, daß man als Leser aufpassen muß, daß man hier nicht die Mängel übersieht. Sein Militär ist brutal (wenn auch nicht so sehr wie Heinleins), und bewußt auf Eroberung um jeden Preis ausgelegt. Die eine Episode, in der das selbst dem Helden des Romans zuviel wird, ist allerdings so übertrieben, damit das auch jeder kapiert. Unnötig zu sagen, daß natürlich der Einzige, der das Wort »Diplomatie« in den Mund nimmt, erstens sofort als Dummkopf präsentiert wird und außerdem natürlich ein schnelles und blutiges Ende nimmt.

Trotzdem – die Mängel sind da, aber die Qualitäten eben auch. Ich habe mir also »The Ghost Brigades« schon gekauft und als Bonus auch »The Sagan Diary« gegönnt.

Re: John Scalzi

Verfasst: 4. Februar 2009 19:37
von deval
The Sagan Diary ist auch in Die letzte Kolonie enthalten. Quasi als Bonus.

Re: John Scalzi

Verfasst: 15. April 2009 21:32
von breitsameter
Mittlerweile habe ich »The Ghost Brigades« (dt. »Geisterbrigaden«, Heyne) gelesen.
John Scalzi wagt in seinem zweiten Roman einen mutigen Schritt, denn er schreibt nicht einfach die Abenteuer seiner Hauptfigur John Perry aus dem ersten Band (»Old Man's War«) weiter. Statt dessen erzählt er die Geschichte des Krieges weiter und läßt die Nebenfigur Jane Sagan wieder auftreten, um zumindest eine gewisse Verbindung zum ersten Roman zu schaffen.

Worum geht's? Die Kolonien der Menschheit sind durch eine Allianz dreier Alienvölker bedroht, die die Menschheit komplett besiegen möchten und sich alle ihre Welten unter den Nagel reißen wollen. Das wäre noch nicht so schlimm, wenn nicht ein Mensch die Seiten gewechselt hätte und als Verräter den Gegnern der Menschheit helfen würde. Der einzige Weg, um hinter die wahren Beweggründe des Verräters zu kommen, scheint der Versuch zu sein, aus seiner DNS einen Special Forces-Soldaten zu klonen und diesem eine experimentellen Aufzeichnung des Geistes des Verräters aufzuspielen...

Der Roman hackt an einigen Stellen etwas und auch die Logik bleibt manchmal etwas auf der Strecke. John Scalzi will die Geschichte des Verräter-Klons erzählen, und diesem Wunsch muß sich die Logik an der einen oder anderen Stelle des Romans eben unterwerfen. Das ist allerdings weniger problematisch, als man vermuten könnte, denn die Geschichte von Jared Dirac, so der Name des Special Forces-Soldaten, ist tatsächlich so spannend, daß man als Leser eigentlich meist atemlos dem Geschehen folgt. Aber wie gesagt: an einigen Stellen knirscht es dann doch gewaltig oder es zieht sich alles ein wenig.
Gerade aber weil sich John Scalzi diesmal so sehr auf einen Außenseiter der Gesellschaft, einen Klon eines Verräters, konzentriert, funktioniert der Roman dann letztlich dann doch ganz gut.

Außerdem habe ich nebenbei die »The Sagan Diary« gelesen. Ein wunderbares Buch, denn John Scalzi erfindet sich neu und bringt uns etwas ganz anderes als schnöde Military-SF-Kost. Statt dessen geht es hier wirklich ganz und gar nur um Jane Sagan, genauer gesagt um ihr Tagebuch und ihr Seelenleben. Als Einzelroman wäre dies ein Flop, als Ergänzung zu den Romanen ist diese Novelle aber ein echter Gewinn!

Re: John Scalzi

Verfasst: 15. April 2009 22:41
von Torsten
Als positiv empfand ich es auch, dass dieser Band ebenso wie sein Nachfolger "Die letzte Kolonie" meine anfänglichen Vorbehalte gegenüber Scalzis Einstellung zum Militär ausräumen konnte.

Re: John Scalzi

Verfasst: 28. April 2009 16:05
von Bungle
"Krieg der Klone" schlug manchmal in Richtung "Sternenkrieger" von Heinlein, dann wieder "Der ewige Krieg". Letztendlich von der Einstellung zum Militär eher "Sternenkrieger", wenngleich es im Buch darum geht, auch in posthumanen Zeitalter (Körper und Geist als technische Einheiten, künstliche Identitäten bei der Geisterbrigade) menschlich zu bleiben, was den Roman doch wieder näher an "Der ewige Krieg" heranrückt.
Eine andere Inspirationsquelle scheint auch Dick zu sein. In "Android's Dream" scheint es ja einen Schafsliebhaber zu geben. Das erinnerte mich an den Titel "Do Android dream of electric sheap?", auch bekannt als "Blade Runner". Da geht es doch auch um künstliche Identitäten.
Und im Phantastisch Interview nannte er den Arbeitstitel seines jüngsten Romanes "The High Castle", was mich wieder an "The Man in the High Castle" erinnerte, auch als "Das Orakel vom Berge" gekannt.

MB