Das Internet hat den Vorteil, dass ein Händler keine Auslagen benötigt und eine große Angebotsvielfalt günstig anbieten kann. Allerdings bin ich ein Verfechter des Buchladens. Das hat einen simplen Grund. Ich lese vor dem Kauf gerne quer, um mir einen persönlichen Eindruck vom Inhalt des Buches und dem Stil des Autors zu machen. Bewertungen und Rezensionen mögen hilfreich sein, ich stütze mich jedoch lieber auf mein eigens Gefühl. Unbekannte Autoren haben schon Highlights geliefert und bekannte Autoren Schrott. So bequem das Internet auch ist, ich bevorzuge es, ein buch in augenschein zu nehmen, bevor ich es kaufe.
Aber wir waren, streng genommen, beim Thema "rettet die SF in den Buchläden".
Ich denke, ein Problem für jeden Buchhändler ist die Vielfalt, die sich in der Literatur entwickelt hat. Ich weiß nicht, wie viele unterschiedliche Sparten es in der SF und der Fantasy gibt. Aber proportional zu unserer Weltbevölkerung nimmt die "Leserschaft" nicht auf gleiche Weise zu. Lesen ist nicht zwangsläufig die Lieblingsbeschäftigung der heutigen Zeit. Was bedeutet, dass immer mehr Lesestoff auf dem Markt erscheint, immer weiter in verschiedenste Interessensphären gesplittet wird und nach Kunden giert. Die Grenzen zwischen SciFi, Fantasy, Mystery und Horror sind teilweise sehr verschwommen. Früher (ich gehöre schon zur Generation "alter Sack") war jeder SciFi-Film und jeder neue SciFi-Roman ein Ereignis und ich bin jeden Monat mit meinem Taschengeld in die Buchhandlung oder an den Kiosk geflitzt und habe mir ein neues Stück Universum erworben.
Heute werden wir mit Produkten überschwemmmt, zumal der internationale Markt und die internationale Verbindung von Verlagen, uns mit dem Angebot förmlich erschlagen. Vor allem die Großverlage operieren oft nach dem Prinzip "Gewinn" und stützen sich dann auf den (angeblichen) Geschmack der Massen. Diese Interpretation kann sehr unterschiedlich sein. Eigene Erfahrung bei einem Manuskript: Verlag 1 "Das erinnert viel zu sehr an Herr-der-Ringe"; Verlag 2 "Das erinnert viel zu wenig an Herr-der-Ringe".
Verlage wollen Gewinn machen und ebenso die Buchhandlungen. Man stützt sich also auf Produkte, welche möglicherweise die mehrheitliche Zustimmung des Marktes finden. So entdecken wir zahlreiche Nachläufer und Nebenprodukten von Filmhighlights und dito für Computerspiele. Die Vielfalt, welche die SF (und Fantasy!, man möge mir das verzeihen) immer ausmacht, besteht noch immer. Sie ist vielleicht noch umfangreicher geworden. Aber viele Händler bieten lieber Ware an, von der sie glauben, dass sie Umsatz bringt und das Überleben sichert. Einzelne Autoren und Romane, die eher unbekannt sind, haben dann eher das Nachsehen.
Eigentlich findet man SF in jeder Buchhandlung - je nach Interpretationsfähigkeit. Vielfalt ist dabei ein ganz anderes Kapitel. Die SF in den Buchhandlungen zu retten hieße, die breite Masse zu aktivieren. Denkt an den Fantasy-Hype, den "Herr der Ringe" ausgelöst hat - erstmals haben tatäschlich viele Menschen die Romane GELESEN, nachdem die Trilogie Appetit machte (und waren oft enttäuscht über den antiquierten Schreibstil und die umständliche Schilderung, die mit den Filmen wenig gemein hat).
Wie man die SF in den Buchhandlungen retten kann? Drei Punkte habe ich dazu bereits angeführt. Ich will noch einen weiteren anführen.
4. LESEN!
Wir leben in der Zeit des Leichtkonsums. Damit meine ich den Berieselungsschau(d)er, der uns vornehmlich über das bequeme TV erreicht. Die flut von Bilder und Tönen kann uns berauschen. Was hingegen ist da das Aufschlagen eines Buches? Man muss LESEN, man muss das eigene Gehinr zwecks Interpretation EINSCHALTEN! Leute, das ist Stress in Reinkultur. Aber wenn man die Leute erst einmal zum Lesen gebracht hat, dann bemerkt auch die junge generation häufig die Faszination des Buches. Nichts animeirt unsere eigene Phantasie so intensiv, wie das geschriebene Wort. Okay, vielleicht eine gewagte These, doch auch wenn ich Filme und Computer sehr schätze, so bin ich doch noch immer der Faszination des Buches erlegen.
Wenn mehr Leute lesen, lesen auch mehr Leute SF. Lesen mehr Leute SF, steigt die Nachfrage. Steigt die Nachfrage, bietet der Handel mehr an. Bietet der Handel mehr an, greift mehr Laufkundschaft in die regale. Greift mehr Laufkundschaft in die Regale, steigt der Bedarf. Steigt der Bedarf...
Ach, vielleicht habe ich einfach eine zu simple Betrachtungsweise der Dinge. Ich mache jetzt Kaffeepause. Wie heißt das bei Rhodan? Zellaktivator? Da brauche ich nicht nach Wanderer, mir reicht die Küche
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