Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Science Fiction in Buchform
Torsten
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Torsten »

hund, katze, maus hat geschrieben:Der einzige an den ich mich erinnern kann ist einer aus einem NON-SF Buch und von Charles Dickens.
Ich vermute, Du meinst "Eine Geschichte zweier Städte" - ein Anfang, von dem sich Alfred Bester in "Tiger! Tiger!" zumindest hat inspirieren lassen...
Würde gerne lesen: Einen neuen Roman von Caroline Janice Cherryh
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hund, katze, maus

Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von hund, katze, maus »

Genau. :D
heino
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von heino »

Oliver hat geschrieben: Die Länge ist doch kein Argument?! :kopfkratz:
Doch, ist sie. Zumidest bei Leuten wie John Le Carre oder Günter Grass, die auch schon mal 3 Seiten mit nur einem Satz füllen.
Lese zur Zeit:

Edward Lee - Inferno
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agro
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Barbara Slawig "Flugverbot"

Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von agro »

heino hat geschrieben:[quote="Oliver" Die Länge ist doch kein Argument?! :kopfkratz:
...behaupten manche steif und fest... Sorry OT :D
Lies das!
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Pogopuschel
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

An dem Abend, als sie ausgeraubt wurden, speisten Roxy Palmer und ihr Mann Joe mit einem afrikanischen Kannibalen und einer ukrainischen Hure.
So beginnt "Blutiges Erwachen" von Roger Smith, das Buch, das ich gerade begonnen habe. Wie ich finde, ein sehr stimmungsvoller Beginn, der schon einmal die Tonart für die restliche Lektüre vorgibt. Ich bin gespannt.
Meine Internetseite (mit Buchbesprechungen): http://lesenswelt.de/
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breitsameter
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Hellmuth Karasek über den ersten Satz in der heutigen SZ:

SZ: Herr Karasek, wie wichtig ist der erste Satz für eine Geschichte?

Karasek: Das kommt darauf an. Für mich persönlich fangen wichtige Romane mit spannenden Sätzen an. So wie bei meinem Lieblingsroman "Anna Karenina": "Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie dagegen ist unglücklich auf ihre besondere Art." Das baut eine ungeheure Spannung auf. Oder nehmen wir Kafkas "Prozess": "Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet." Da denkt man: unbedingt weiterlesen! Wie ein Krimi. Dass ein Albtraum folgen wird, das weiß man gleich beim ersten Satz.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/ein-a ... -1.1250085
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breitsameter
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Christof hat geschrieben:
Heute abend zeigen wir Ihnen acht Methoden des lautlosen Tötens.
Joe Haldeman mit der ewige Krieg. Dieser unübliche SF Anfang hat mich durchaus gelockt.
Mich auch.
Und endlich ist jetzt auch ein neuer Beitrag zur Reihe »Der erste Satz« bei SF-Fan.de online. Natürlich mit Joe Haldemans »Forever War«:
http://www.sf-fan.de/artikel-und-news/f ... -satz.html
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Andreas Simon
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Andreas Simon »

Mir fallen zwei Lieblings-Erste-Sätze ein:
  • "Ich hatte die Katze nicht erschießen wollen" (aus Spider Robinsons "Die Telepathen")
  • und "If she's dead, I thought, I'll never find her in this white flood of moonlight on the white sea, with the surf seething in and over the pale, pale sand like a great shampoo" (Sturgeons "Saucer Of Loneliness"; da gibt's keine deutsche Übersetzung, die dem gerecht wird).
Generell würde ich sagen, dass der erste Satz nur dann wichtig ist, wenn man als Autor damit rechnet, dass ein potenzieller Leser die ersten Seiten aufblättert und neugierig werden soll.
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Knochenmann
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Auf gut Glück 10 zufällig ausgewählte erste Sätze aus 10 Büchern die ich hier so rumliegen habe:

Deamon:"Was zum Teufel ist das?", das war alles, was Joseph Pavlos denken konnte, während er mit der behandschuhten Rechten seine Kehle umklmmerte.
Das Wörterbuch des Viktor Vau: "Die Welt ist eine Glaskugel"
Bonsai: Beginnt hier erste Bericht von Agent Ich, Spion Nummer 67, nach Ankuft Flughafen amerikanischer Mittelwesten Grosraum -----.
Dr. Impossible schlägt zurück: An diesem Morgen befinden sich eintausendsechshundertsechundachzig ungewöhnlich starke, begabte oder sonst wie mit Superkräften ausgestattete Menschen auf der Erde
Entsorgt: Eine junge Frau. Sie stand inmitten der Früchte seines Gartens, die auf Stängeln, in töpfen und auf den Boden schlummerten, deren Oberflöchen leuchtend grau schimmerten und deren samtene Schatten noch schwäzer waren als die ohnehin pechschwarze Erde.
Krieg der Seelen: "Diese Frau könnte ein Problem werden" Sie hörte einen von ihnen dies sagen, nur etwa 10 Meter entfernt in der Dunkelheit.
Die Pforte: Helles Sonnenlicht strömte an den Jalosien vorbei ins Zimmer, als bei Travis Chase am ersten Jahrestag seiner Entlassung aus dem Gefängnis um vier Hur morgend der Wecker klingelte.
Eis und Feuer 1: "Wir sollten umkehren", drängte Gared, als es im Wald um sie zu dunkeln begann, "Die Wildlinge sind tot".
Die dritte Klaue Gottes: Später, viel später, nachdem is starb, versuchte ich, mich zu erinnern, warum.
Plasmawelt: Da ist dieses Leuchten.


Ich sage:
Schechtester Satz: Viktor Vau (zuviel Klischee)
Bester Staz: Impossible würde ich sagen, aber so rihtig vom Hocker reißt mich keiner.
Als ich jung war, war der Pluto noch ein Planet

Mod-Hammer flieg und sieg!


Alle Bücher müssen gelesen werden
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Angus Thermopyle »

Iain Banks - The Crow Road (dt. Straße der Krähen)

"It was the day my grandmother exploded."

"Es war der Tag, an dem meine Großmutter explodierte."


Schöne Grüße von einem Alt-Forumisten! :)
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Tanner Mirabel »

Ich denke, dass der erse Satz nicht unebdingt so wichtig ist. Viel wichtiger ist in meinen Augen das erste Kapitel. Aber ein schöner, erster Satz kann natürlich auch zum weiterlesen animieren.

Wie andere hier halte ich ebenfalls Dan Simmons Einleitungssatz zu Hyperion für einen sehr schönen ersten Satz:
"Der Hegemoniekonsul saß auf dem Balkon seines Ebenholzraumschiffs und spielte Rachmaninoffs Prelude in cis-Moll auf einem uralten, aber gut erhaltenen Steinway, während sich große grüne Saurierwesen unten in den Sümpfen drängten und heulten."

Weitere schöne erste Sätze, die mir zuletzt aufgefallen sind, waren u.a.:

Andreas Brandhorst - Feuerträume
"Der Mann, den alle nur den "Weisen" nannten, trat aus seinem mobilen Haus in den Schein von zwei aufgehenden Sonnen, die eine rot, die andere blauweiß."

Alastair Reynolds - Die Arche
"Das tote Schiff war von einer abartigen Schönheit."
Mein persönliches Buchhighlight 2019: Becky Chambers - Unter uns die Nacht
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von deval »

Angus Thermopyle hat geschrieben:Schöne Grüße von einem Alt-Forumisten! :)
:jump:



Ich habe aktuell Gestrandet von Colin Harvey beendet und der erste Satz ging so:

Karl träumte gerade von seiner Klon-Frau auf dem fernen Avalon, als der Plasmastrahl die
Maschinen des Schiffes traf.


Tja, und damit ist das auch schon die aufregenste Stelle im Buch. :(
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Fisher
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Fisher »

Ich persönlich halte den ersten Satz eines Buches für nicht soo wichtig. ABER: Der erste Satz kann, wenn er durchdacht ist, eine enorme Spannung aufbauen und die Stimmungsfarbe für den Rest des Buches wegweisend beeinflussen.
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breitsameter
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Der Autorin Mary Robinette Kowal ist das undenkbare passiert - durch einen nicht nachvollziehbaren Satzfehler fehlt in ihrem neuen Roman der erste Satz. Sie schreibt dazu:
We talk a lot about how important the first line in a novel is. Everyone knows the famous ones, like “Call me Ishmael.”
Imagine what would happen if the unthinkable occurred. What if the first line were accidentally omitted by the typesetter? Would Moby Dick have been the same if it started, ”Some years ago – never mind how long precisely – having little or no money in my purse, and nothing particular to interest me on shore, I thought I would sail about a little and see the watery part of the world.” Curious, huh?

It turns out, that in most cases, it’s not always as devastating as one would think. The books are still recognizable and the story is intact. That’s good. That’s very reassuring.
Because that’s what has happened to Glamour in Glass.
When my novel comes out tomorrow, it will be missing the first line.
http://www.maryrobinettekowal.com/journ ... -sentence/

Was macht man da als Autorin?
Sie hat ein Quiz mit 2. Sätzen in ihrem Blog online gestellt!
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Andreas Eschbach
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Andreas Eschbach »

Pfiffig, wie sie damit umgeht!
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