Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Science Fiction in Buchform
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breitsameter
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Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Viele Klassiker der Science Fiction beginnen bereits mit einem ersten Satz, der einen staunen, nachdenken und vor allem neugierig werden lässt. Egal ob Dystopie, Space Opera oder Social Fiction: die Science Fiction wartet mit vielen einzigartigen und spannenden ersten Sätzen auf. In einer neuen Rubrik bei SF-Fan.de stelle ich bekannte und vielleicht weniger bekannte erste Sätze und Romananfänge vor, die für mich diese Faszination ausstrahlen.

Hier das aktuelle Beispiel, das ich heute online gestellt habe:
http://www.sf-fan.de/erste_saetze/distr ... -satz.html

1995 veröffentlichte der australische Autor Greg Egan (geb. 1961) seinen Roman »Distress« (1999 bei Heyne unter dem dt. Titel »Qual« erschienen). Hier der erste Satz:

»Gut. Er ist tot. Sie können jetzt mit ihm reden.«
Übersetzung von Bernhard Kempen

Und im Original:
»All right. He’s dead. Go ahead and talk to him.«

Hier die Links zu den beiden anderen bislang erschienenen »Romananfängen«:
http://www.sf-fan.de/erste_saetze/the-s ... -satz.html
http://www.sf-fan.de/erste_saetze/1984- ... -satz.html

Welche Romananfänge haben Euch fasziniert und sofort in den Roman gezogen? Seid Ihr Buchkäufer, die erst einmal in ein Buch hineinlesen, bevor sie es kaufen?
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Christof

Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Christof »

Heute abend zeigen wir Ihnen acht Methoden des lautlosen Tötens.
Joe Haldeman mit der ewige Krieg. Dieser unübliche SF Anfang hat mich durchaus gelockt.

Und ja, ich lese mittlerweile fast in jedes Buch hinein. Den Anfang, ein bisschen quer und eigentlich immer die letzten 1-2 Seiten. Etwas anderes bleibt einem in Zeiten mieser Klappentexte, verschiedenen Einbänden (siehe All Age Thread) gar nicht mehr übrig.

Btw. eigentlich sollte man noch Terry Pratchett erwähnen.
Es heißt, die Welt sei flach und werde von vier Elefanten getragen, die auf dem Panzer einer riesigen Schildkröte stehen.


Das war so unorthodox das es mich sofort angesprochen hat und irgendwie das Erkennungsmerkmal seiner Scheibenwelt Romane ist.
Gast09
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Für mich ist der erste Satz sehr wichtig. Dabei zählt für mich
a) die Länge (je kürzer, desto besser)
b) die Grammatik (nicht kompliziert)
c) die Schriftgröße (nicht zu klein)
und natürlich
d) die Aussage. (kompakt)
Für mich immer in guter Erinnerung:
Ein Uralt-PR-TB begann mit den Worten "Das Kind hatte keinen Kopf". Ich habs auf einen Sitz durchgelesen.
Gast09
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Spezies 125
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Spezies 125 »

Wenn der erste Satz ungewöhnlich ist und mich reizt weiterzulesen - umso besser! Aber für gewöhnlich brauche ich doch mehr, um zu entscheiden. Ich kaufe Bücher nach gründlichen Recherchen im Internet, Buchhandlung ist eher die Ausnahme, da gut sortierte hier in der Umgebung leider die Ausnahme sind. Spontan fällt mir jetzt allerdings kein Roman ein, dessen erster Satz mich schon begeistert hat...

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Doop
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Doop »

Einer der besten ersten Sätze der SF findet sich wohl in Simmons' Hyperion.
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agro
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von agro »

Doop hat geschrieben:Einer der besten ersten Sätze der SF findet sich wohl in Simmons' Hyperion.
Der Satz geht über fünf Zeilen und wird von Reynolds so hoch gelobt, dass sich schon die Balken biegen. Aber - der Satz ist ganz O.K. :beanie:

Schön ist aber auch dieser erste Satz, neulich erst gelesen:

"Die unwandelbare Fremdartigkeit des Universums offenbarte sich Anthony van Horne an seinem fünfzigsten Geburtstag, an dem ihm ein verzweifelter Engel names Rafael erschien, ein Wesen mit leuchtend weißen Schwingen und einem Heiligenschein, der immerzu blinkte wie ein Neonring, und dieser Engel ihm von künftigen Zeiten erzählte."

James Morrow, Das Gottemahl
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agro
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von agro »

Aber es geht auch kurz und schmerzlos:

"Achternack hat einen Körper wie eine Birne."

Michael Szameit, Alarm im Tunnel Transterra
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hund, katze, maus

Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von hund, katze, maus »

Irgendjemand hier, ich glaube es war sogar Breitsameter, konnte sich doch für den Anfang von Gibsons Neuromancer begeistern:
„Der Himmel hatte die Farbe eines Fernsehers, der auf einen toten Kanal geschaltet war.”

Oder wer kennt den Anfang:
„Es ist die matte, gespentische Unstunde, limbische Impulse schwappen durch die graue Substanz, erratische Regungen des Stammhirns funken inadäquates Reptilienverlangen nach Sex, Nahrung, Betäubung, obwohl im Augenblick nichts davon real verfügbar ist”.
Wer weiß es?
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Doop
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Doop »

Ja, Neuromancers Anfang war auch grandios. Und der von Stranger In A Strange Land...
Zuletzt geändert von Doop am 25. Februar 2011 22:21, insgesamt 1-mal geändert.
Torsten
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Torsten »

hund, katze, maus hat geschrieben:Oder wer kennt den Anfang:
„Es ist die matte, gespentische Unstunde, limbische Impulse schwappen durch die graue Substanz, erratische Regungen des Stammhirns funken inadäquates Reptilienverlangen nach Sex, Nahrung, Betäubung, obwohl im Augenblick nichts davon real verfügbar ist”.
Wer weiß es?
Das ist aber nicht der erste Satz... :beanie:

Apropos: Ich mag den letzten Satz in "Die Wespenfabrik".
Zuletzt geändert von Torsten am 25. Februar 2011 22:24, insgesamt 1-mal geändert.
Würde gerne lesen: Einen neuen Roman von Caroline Janice Cherryh
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hund, katze, maus

Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von hund, katze, maus »

Echt nicht? Der wievielte ist das denn?
Vor langer Zeit hatte ich ihn mir mal aufgeschrieben. Habe ich mich denn so getäuscht?
Torsten
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Torsten »

Es ist der dritte. Der erste lautet : "Fünf Stunden Zeitunterschied zwischen New York und London."

Stärker fand ich ein paar Sätze weiter die folgende Sequenz:
Jetzt, da sie das weiße Rauschen Londons hört, ist ihr klar, dass Damiens Jetlagtheorie stimmt: dass ihre Seele meilenweit hinterherhängt, erst langsam eingeholt wird, an einer geisterhaften Nabelschnur, in der längst verschwundenen Wirbelspur ihres Flugzeugs hoch über dem Atlantik. Seelen können sich nicht so schnell fortbewegen, also bleiben sie zurück, und man muss auf sie warten wie auf verlorengegangenes Gepäck.
Würde gerne lesen: Einen neuen Roman von Caroline Janice Cherryh
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achimh
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von achimh »

Erste Sätze interessieren mich eigentlich nicht so. Ich gebe Büchern in der Regel 50 Seiten, in denen sie mich überzeugen können, sie nicht zuzuklappen und für immer weg zu legen.

Der erste Satz des Buches, dass ich gerade lese lautet:
Die Welt hatte Zähne, und sie konnte damit zubeißen, wann immer sie wollte.


Eigentlich gar nicht mal so schlecht.
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Olaf
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Olaf »

Ich würde dem ersten Satz auch nicht so viel Bedeutung zumessen. Hin und wieder gibt es aber Bücher, bei denen sich der erste Satz einfach ins Gedächtnis brennt. Passiert aber leider selten.
Ein Beispiel für einen solchen Satz ist für mich: "My father had a face, that could stop a clock." Na, woraus? :beanie:
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Spezies 125
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Re: Romananfänge: Ist der erste Satz wichtig?

Ungelesener Beitrag von Spezies 125 »

"The eyre affair" Jasper Fforde... das Originalzitat ist meines Wissens aus "Harvey" mit James Stewart

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