Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Science Fiction in Buchform
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muellermanfred
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von muellermanfred »

@Stormking:
Magst Du dann nicht lieber ein SPEKTRUM-Abo abschließen? Da wirst Du adäquat bedient.

Gibt es denn so wenige, die die Erzählung an sich und die glaubwürdigen Figuren im Vordergrund sehen wollen? Meister Böhmert hat dergleichen weiter oben geäußert, aber der Rest …
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Stormking
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Stormking »

muellermanfred hat geschrieben:@Stormking:
Magst Du dann nicht lieber ein SPEKTRUM-Abo abschließen? Da wirst Du adäquat bedient.
Was macht Dich glauben, ich müsse ein solches erst noch abschließen? :D

Ansonsten werde ich ja auch bedient - von Reynolds, Stross, Vinge, Egan, Banks, MacLeod, Stephenson und anderen. Nur halt von deutschen Autoren nicht (bzw. kaum).
muellermanfred hat geschrieben: Gibt es denn so wenige, die die Erzählung an sich und die glaubwürdigen Figuren im Vordergrund sehen wollen?
Das ist für mich ein Bonus. Ansonsten ist SciFi für mich Ideenliteratur. Bei bewegten Bildern sehe ich das übrigens wieder ganz anders, da sind mir gut gezeichnete Figuren, portraitiert von fähigen Darstellern, wesentlich wichtiger als Handlung, Handlung, Handlung.
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Frank Böhmert

Ton und Figuren

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

muellermanfred hat geschrieben: Gibt es denn so wenige, die die Erzählung an sich und die glaubwürdigen Figuren im Vordergrund sehen wollen? Meister Böhmert hat dergleichen weiter oben geäußert, aber der Rest …
Für dich lohnt es sich vielleicht, ab und zu einen Blick in meine Gelesen-Rubrik zu werfen ...
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Michael Iwoleit

Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Michael Iwoleit »

Jakob hat geschrieben: Mag sein, dass meine Reaktion überzogen ist und dass ich Uwe Post Positionen unterstelle, die er überhaupt nicht vertritt. Allerdings nur, weil ich es wirklich enorm ärgerlich und für eine Diskussion über deutsche SF absolut kontraproduktiv finde, wie er die Themen positiver Bezug auf die Nation, positiver Bezug auf die SF in deutscher Sprache und Abgrenzung von US-amerikanischer SF vermengt. Die Frage, ob jemand gute, eigenständige und erfolgsversprechende SF auf Deutsch schreibt, hat eben nicht das Geringste damit zu tun, ob dieser jemand zugleich einen positiven Bezug zu einer deutschen Nationalidentität hat. Und genau das scheint mir Uwe Post nahezulegen. ich zitiere gern noch mal:
Ich glaube, dass es eine nationale und europäische Identität gibt, die glücklicherweise heutzutage nicht mehr mit Nazi-Ideologie verwechselt wird, und die durchaus eine Menge Leser ansprechen kann. Nicht umsonst hat Kollege van den Boom weit über 2000 mal seine »Kaiserkrieger« verkauft! Das ist SF ohne Raumschiffe, ohne Cyberpunk, ohne sinnloses Technobrabbel, das keiner versteht. Warum lassen wir nicht die Amis die Ami-SF schreiben und erschaffen selbst deutsche und europäische? Wer soll es denn sonst tun, wenn nicht wir, hm?
Für mich klingt das nach einem Aufruf. Ich sage gar nicht, dass man so was nicht schreiben darf, weil das nicht "politisch Korrekt" sei, ich finde es bloß inhaltlich ärgerlich.
Man könnte auch sagen, daß da jemand eine Frage stellt, die zumindest diskutiernswet ist - gerade weil ich Uwe selber nicht ganz
zustimme. In Zeiten der interkulturellen Verwischung und Hybridisierung scheint mir das Konzept einer nationalen oder europäischen
Identitöt nicht aus politischen, sondern aus rein sachlichen Gründen fragwürdig. Man müßte erst einmal näher und nicht nur in Form
einiger programmatischer Beispiele bestimmen, was diese Identität sein soll.
Und natürlich weiß ich aus leidvoller Erfahrung, dass 99% der US-amerikanischen SF Müll sind. Das ändert in meinen Augen aber nichts daran, dass die Spitze der deutschsprachigen SF mit der Spitze der US-amerikanischen einfach nicht mithalten kann.
Da magst du recht haben. Ein Spitzenwerk wie Ted Chiangs "Story of Your Life" lese ich selber mit Genuß, aber angesicht des ganze Mülls,
den der SF-Markt produziert, weiß ich persönlich auch solides Mittelmaß zu schätzen. Das produziert die aktuelle SF zu einem nennenswerten
Anteil, und das ist doch auch schon mal was. Vielleicht kommt irgendwann auch ein deutscher Ted Chiang.
Und das liegt nicht daran, dass deutsche Autoren prinzipiell schlechter sind, sondern dass die Bedingungen für die Produktion hervorragender SF im deutschsprachigen Raum schlechter sind. So skandalös ist diese These doch jetzt auch nicht ...
Stellen wir fest, daß wir uns alle wieder lieb haben und auch in dieser Hinsicht in unseren Einschätzungen gar nicht so weit
auseinander liegen. Es hängt aber auch immer davon ab, welche Bedingungen sich der individuelle Autor schafft und wie wichtig
ihm seine Autorentätigkeit ist. Das sieht bei einem Uwe Post, der einen lukrativen Hauptberuf hat und SF aus Spaß nebenbei
schreibt, anders aus als bei einem Frank Hebben, der zwar mit SF nicht sein Geld verdienen kann, aber mit großem Fleiß und
Einsatz sein Ding macht. Früher gab es einmal 40 bis 60 Vollzeit-SF-Profis in Deutschland - natürlich vor allem Übersetzer. Die
Verschlechterung der Bedingungen hat sicher damit zu tun, daß es heute nur noch eine Handvoll sind und sich die Frage, haupt-
beruflich in die SF einzusteigen, für junge Autoren meist nicht mehr stellt (Achim Mehnert ist der einzige Neu-Profi aus
den letzten Jahren, der mir spontan einfällt, und er hat sich für ein hartes Brot entschieden). Ich fürchte, die goldenen Zeiten
mit sechs SF-Taschenbuchreihen in Deutschland sind endgültig vorbei und kommen nicht wieder. Und daraus müssen wir
das Beste machen. Ohne eine Konsolidierung und weitere Professionalisierung der Kleinverlags- bzw. BoD/Digitalproduktionsszene,
die ja noch in den Kinderschuhen steckt, wird die deutschsprachige SF nicht auskommen. ich wage hier verhaltenen Optimismus.
Welches Potential darin steckt, über Internet-Werbung und -Vertrieb ein nennenswertes Publikum auch für Special-Interest-
Produkte zu finden, ist noch nicht ausgemacht.

Gruß
MKI
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Pogopuschel
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Re: Lieblingsbücher

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Michael Schmidt hat geschrieben: Die Diskussion gab es im Nachbarforum:
http://www.scifinet.org/scifinetboard/i ... opic=12746

Da geht es aber um die wichtigsten Bücher, nicht um die Lieblingsbücher. Das ist ein großer Unterschied. Ich würde auch Büchern, die mir persönlich nicht gefallen haben, zugestehen, wichtig zu sein.
Meine Internetseite (mit Buchbesprechungen): http://lesenswelt.de/
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Michael Iwoleit

Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Michael Iwoleit »

muellermanfred hat geschrieben: Gibt es denn so wenige, die die Erzählung an sich und die glaubwürdigen Figuren im Vordergrund sehen wollen? Meister Böhmert hat dergleichen weiter oben geäußert, aber der Rest …
Wenn Du mal mit wachem Auge diverse Forendiskussionen verfolgst, wirst Du feststellen, daß auch andere, sogar Frank und ich, sich
entsprechend geäußert haben. Aus genau den Gründen, die Du nennst, lese ich seit vielen Jahren in erster Linie zeitgenössische
Mainstream-Literatur aus aller Welt. Ich finde, gerade ein SF-Autor sollte sich unbedingt Einflüssen aus Genre-fernen Sphären
aussetzen, sonst kommt er über literaische Inzucht-Tendenzen der SF nicht hinaus. Ich glaube, Orson Welles hat mal gesag:
"Die besten Leute fürs Theater sind Schauspieler, die schreiben." Für die SF könnte man das etwas zugespitzt adaptieren: "Die
besten Leute für die SF sind solche, die sich für alles interessieren - nur nicht für SF."

Ich finde, viele Leute sehen Handwerk und Kunst als zu strikten Gegensatz und haben vor dem Begriff "Kunst" eine unangemessene Aversion
entwickelt (woran die Weihrauchstimmung gerade der deutschen Kulturberichterstattung mitschuld sein mag). Kunst ist etwas, das im Idealfall
aus der perfekter Beherrschung der handwerlichen Mittel hervorgeht. Hier und da habe ich schon mal erwähnt, daß ich gern indische
Literatur lese und mich ein bißchen damit auskenne. Es gibt da einen famosen Anthologie-Herausgeber namens Khuswant Singh, selbst
einer der besten indischen Autoren, der ein unbestechliches Gespür für straighte, klare und keinesfalls altmodische Kurzgeschichten hat,
Stories mit Hand und Fuß, mit einer Idee, Handlung, Figuren, einem Anfang, einer Mitte und einer Auflösung (anders als ein beträchtlicher
Teil der amerikanischen und europäischen Kunstprosa, die nur noch aus Schattierungen besteht). Sind solche Geschichten Kunst? Aber
sicher. So sehr ich auch Ungewöhnliches und Gewagtes schätze. halte ich das klare, naturalistische, handwerklich gediegene Erzählen für
den Kern der literarischen Kunst, "Mainstream" im besten Sinne. Das ist gewissermaßen der Heimatboden, von dem alle Schriftsteller
ausgehen und zu dem sie immer wieder zurückkehren (zumindest tun sie gut daran, es so zu halten).

Gruß
MKI
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muellermanfred
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Re: Ton und Figuren

Ungelesener Beitrag von muellermanfred »

Frank Böhmert hat geschrieben: Für dich lohnt es sich vielleicht, ab und zu einen Blick in meine Gelesen-Rubrik zu werfen ...
Das sieht mundgerecht aus! Cool. Machst Du das mit allem, was Du liest? Sollte ich mir auch mal angewöhnen …

Beim aktuellsten Post stöhnte etwas in mir auf: 'Ah … alte Russen!' Daheim biegen sich familienbedingt die Bretter unter dem Zeug, aber außer einem liebeskranken Turgenjew (der wirklich sehr sehr gut war und so gar keinen moralischen Zeigefinger erhob) hat sich mir nichts davon erschlossen.

Spontan denke ich, daß es gut kommen müßte, eine verknöcherte Gesellschaft der Zukunft, die die Grundlagen ihrer Lebenserhaltung nicht mehr kennt und mystifiziert (solchen Stoff gibt's ja genug), in so einem ältlichen Stil zu beschreiben – Tolstoi meets Generationenschiff oder so.

Was mir auch gefallen würde, wäre ein Near-Future-Europa mit Unterschicht-Perspektive, erzählt etwa im Stil von Marina Lewyckas "Two Caravans" - "science" klar im Hintergrund, aber allgegenwärtig, schon prägend, aber eben nur Lebensumstand und nicht -motor. Wer macht denn sowas?

Philippe Djian hat ja auch schon zart am Genre gekratzt - den Wahnsinn aus "Schwarze Tage, Weiße Nächte" könnte man gut ins Phantastische verlängern, mal ganz davon abgesehen, daß ein bißchen mehr Sex auch nicht zu verachten wäre.
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muellermanfred
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von muellermanfred »

Michael Iwoleit hat geschrieben:Kunst ist etwas, das im Idealfall aus der perfekter Beherrschung der handwerlichen Mittel hervorgeht. (…) So sehr ich auch Ungewöhnliches und Gewagtes schätze. halte ich das klare, naturalistische, handwerklich gediegene Erzählen für
den Kern der literarischen Kunst, "Mainstream" im besten Sinne. Das ist gewissermaßen der Heimatboden, von dem alle Schriftsteller
ausgehen und zu dem sie immer wieder zurückkehren (zumindest tun sie gut daran, es so zu halten).
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

muellermanfred hat geschrieben:@Stormking:
Magst Du dann nicht lieber ein SPEKTRUM-Abo abschließen? Da wirst Du adäquat bedient.

Gibt es denn so wenige, die die Erzählung an sich und die glaubwürdigen Figuren im Vordergrund sehen wollen? Meister Böhmert hat dergleichen weiter oben geäußert, aber der Rest …
Wir haben über diesen Punkt hier vor sieben (!) Jahren schon einmal diskutiert.
»Idee oder Schreibkunst: Was macht gute SF-Literatur aus?«: http://forum.sf-fan.de/viewtopic.php?f=25&t=1190
Nach knapp 170 Beiträgen war das Fazit, dass es unterschiedliche Geschmäcker gibt. :beanie:
Es gibt Leser, denen ist es wichtiger, dass der Autor mit brillanten Ideen aufwartet, und andere Leser, denen es wichtiger ist, dass die Figuren glaubwürdig sind.

Im Idealfall aber passt beides zusammen: eine tolle Idee, wunderbar erzählt mit glaubwürdigen und interessanten Figuren. Auf so einem Roman steht dann z.B. als Titel »Hyperion« von Dan Simmons. :beanie:
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Bully »

Stormking hat geschrieben:
Bully hat geschrieben: Und "Kauft das Buch, es ist auf deutsch!" ist jetzt kein schlechteres Argument als: "Kauft das Buch, das ist von Frank Herberts Sohn seinem Kumpel!".
Es sind beides sch*ß Argumente. Welches da nun weniger sch*ße ist, ist mir relativ wurscht.
Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.

Effektiver hielte ich Werbung wie: "Sie sind es satt, ausgelutschte Franchiseromane aus Amerika zu lesen? Kaufen Sie lieber..."
oder meinetwegen so mäßig schlaue wie: "Der deutsche Frank Herbert..."
Werbeargumente zielen selten auf die Intelligenz des Umworbenen ab.
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Bungle »

Michael Iwoleit hat geschrieben: Für die SF könnte man das etwas zugespitzt adaptieren: "Die
besten Leute für die SF sind solche, die sich für alles interessieren - nur nicht für SF."
Das stimmt, und ich finde Autoren, die ich als Grenzgänger bezeichnen möchte, weil sie nicht nur SF schreiben, mit am interessantesten, weil ich gerne auch deren nicht-SF oder -phantastische Bücher lese oder lesen würde. Dazu gehören der Thriller-Autor Philip Kerr, die deutschen Gisbert Haefs oder Georg Klein (um mal zwei sehr unterschiedliche Autoren zu nenen), oder Jonathan Lethem aus den USA.
Besonders Jakob möchte ich Georg Klein (besonders "Libidissi") empfehlen, denn der ist wirklich sprachgewaltig.

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Bully
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Bully »

Jakob hat geschrieben:
Bully hat geschrieben:Und "Kauft das Buch, es ist auf deutsch!" ist jetzt kein schlechteres Argument als: "Kauft das Buch, das ist von Frank Herberts Sohn seinem Kumpel!".
Und wer sagt hier Letzteres?
Wer sagt, dass das hier einer sagt?

Was mit der überflüssigen deutschen SF gemeint ist, habe ich bereits erläutert: Meiner Meinung nach muss deutschsprachige SF nicht "Deutsch" in dem Sinne sein, dass sie als deutsch identifizierbare inhaltliche Merkmale enthält. Darf gerne, muss aber nicht. Was in meinen Augen überflüssig ist, ist das "Projekt Deutsche SF".
Dann schreib auch: "Projekt Deutsche Science Fiction sind flüssiger als flüssig".

Meiner Meinung nach muss deutschsprachige SF auch nicht im inhaltlichen Sinne deutsch sein.
Es schadet aber weder, noch schadet Werbung, die auf die Sprache abstellt.

Mit dem Herbertbeispiel wollte ich zeigen, welche Faktoren manchmal zum Erfolg führen, und es gibt Leute, die die Dune-Prequels als Fan-Fiction bezeichnen, wenn auch nicht für besonders gute, mit Argumenten, die ich ziemlich schlüssig finde.
Wenn schon bessere Fan-Fiction möglich ist, als die Romane einer doch recht erfolgreichen Buch-Serie, führe ich das auf die Bewerbung letzterer zurück. (Alternativ hieße das nämlich, dass mäßig gute Bücher beim Publikum besser ankommen als gute, und das wäre der Sieg des Kulturpessimismus).
Jetzt kann es aber sein, dass deutschsprachige SF in der Tat einen schlechteren Ruf hat als englischsprachige, was man bekämpfen sollte, da erstens englischsprachige auch keine identifizierbare inhaltliche Merkmale hat, zweitens niemand was davon hat, wenn ein Roman in der selben Sprache wie die von Asimov, Heinlein, Clarke und Herbert geschrieben wurde, und drittens z.B. Herbert Jr., Anderson und Brown nun wirklich unverdient stark gehypt sind.
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Frank Böhmert

Re: Ton und Figuren

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

muellermanfred hat geschrieben: Das sieht mundgerecht aus! Cool. Machst Du das mit allem, was Du liest?
Mit allen privat gelesenen Büchern, die ich bis zum Ende geschafft habe.

Ich habe keinen Bock, mich noch lange mit Stoffen aufzuhalten, die ich zu blöd oder zu langweilig fand, um überhaupt ihre Strecke zu schaffen. Darum finden sich auch keine Verrisse in der Rubrik. Selbst Bücher, die mir unterm Strich wenig gefallen haben, hatten ja noch irgendwas, das mich bis zum Ende gezogen hat.
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muellermanfred
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Re: Ton und Figuren

Ungelesener Beitrag von muellermanfred »

Frank Böhmert hat geschrieben:Ich habe keinen Bock, mich noch lange mit Stoffen aufzuhalten, die ich zu blöd oder zu langweilig fand, um überhaupt ihre Strecke zu schaffen. Darum finden sich auch keine Verrisse in der Rubrik.
Freunde mit Empfehlungen glücklich zu machen, ist ja auch deutlich sinnvoller. Auf Schlaglöcher kann man auch mündlich hinweisen.
Dirk
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Re: Deutsche Science Fiction ist flüssiger als flüssig

Ungelesener Beitrag von Dirk »

Ich war bis eben Brötchen verdienen, und konnte dem Thread daher nciht mehr folgen.
Jetzt hat sich alles irgendwie ... verlagert?
Anyway, ich möchte auf einen Post von Andreas antworten.
Seht es mir also bitte nach, wenn ich diskusionstechnisch hinterherhinke :wink:
Andreas Eschbach hat geschrieben:In diesen Zusammenhang passt eventuell eine Beobachtung, die sich mir bei diversen Wanderungen durchs Internet aufgedrängt hat und für die ich keine wirklich befriedigende Erklärung weiß: Es gibt zahllose Forenthreads, in denen irgendjemand die Frage stellt, "Was sind eure 10/20/5/42 Lieblingsromane der Science-Fiction?"
So eine Frage bleibt selten unbeantwortet: Ruck-zuckl trudeln die Listen der persönlichen All-time-Favoriten ein.

Doch auf diesen Listen finden sich so gut wie nie Titel deutschsprachiger Autoren.
Dann mal von mir eine Liste meiner "All-time-Favourites" (mehr als dreimal gelesen), mit Begründung, wie ich sie "entdeckt" habe:

- Jeschke, "Der letzte Tag der Schöpfung", Klappentext
- Burgess, "Clockwork Orange", Film
- Eschbach, "Der letzte seiner Art", Klappentext, Cover
- Dick, "Träumen Roboter von elektrischen Schafen / Blade Runner", Film
- Eschbach, "Eine Billion Dollar", Klappentext, Lieblingsautor
- Battletech, die "alte" Reihe, selber (Tabletop)Spieler gewesen

Man sieht, es ist oft das Merchandising, das mich zu Büchern führte. Filme, Spiele …
Alle Bücher kaufte ich mir, lange bevor ich mich im Internet oder "der Szene" tummelte.
Und deswegen ist meine Ansicht, dass wir diese Diskussion ohne Ergebnis bis Armageddon führen können, da wir in die Szene involviert sind.
Als Leser / Fans, als Autoren … aber nicht als "einfache" Leser von der Stange.

Und aus diesem Grund finde ich die Seite, um die es hier geht, gut.
Aber ich sage ihr nur einen marginalen erfolg voraus, da sie ein reines "Szeneinstrument" ist. Und solange wir hier im kleinen Kreis debattieren (was auch leider für das Projekt von Sven und Uwe zutreffen wird), trifft Fox Moulders Aussage vollkommen zu:

"Die Wahrheit, Scully, liegt irgendwo da draußen."

Und da müssten wir hin.
Nach da draußen.
Da müssten wir Werbung machen, mit Qualität überzeugen, auf die entsprechenden Werke aufmerksam machen. Nicht in der Szene, sondern außerhalb!
Das wird auch oft in die Hose gehen.
Siehe "Collector", siehe "Limit", an denen sich die Geister scheiden (aber nur innerhalb der Szene. Draußen sind sie relativ gut geachtet)
Aber alleine eine Rezenssion in den Buechereulen oder bei amazon erreicht mehr, als wir hier (oder auf der Seite Deutsche Science Fiction) jemals schaffen können.

Der Nimbus des schwerfälligen Autoren deutscher Herkunft, all die endlosen Schulstunden mit Goethe und Schiller, all die Vorurteile, dass Science Fiction eine rein amerikanisches Original, und alles andere nur ein billiger Abklatsch ist, wird uns noch lange verfolgen.
Als Leser ebenso, wie als Autoren.
Und wen wir weiter in unserem Türmchen sitzen bleiben wie dereinst Rapunzel, wird sich gar nichts ändern.

Zum aktuelleren Stand der Diskussion:
Es werden weder Prinz Uwe, noch sein getreuer Knappe Sven dahergeritten kommen, um uns zu retten.
Sie suchen selber noch den Weg. Und das ist nach meiner Meinung eine ehrenhafte Quest.
Aber anstatt das zu honorieren, sie in unserem eigenen Interesse zu unterstützen, kraulen wir uns gegenseitig mit Drahtwolle an den Testikeln, spalten Haare, suchen Fliegen in der Suppe und holen aus der Zaubertasche im linken Ärmel schneller Namen hervor, als ein Falschspieler im Wilden Westen, und übersehen, das sie wie das fünfte Ass in einem Pokerspiel wirken.
Also sind alle anderen Namen die hier gefallen sind, für mich persönlich ohne sittlichen Nährwert. Sie tragen zur eigentlichen Sache, der deutschen Science Fiktion, erstmal nix bei. Es geht um Science Fiction aus deutsch(sprachigen) Landen, und nicht um Norweger, Asiaten etc. pp.
Die haben ihre Probleme, wir unsere.
Es ist schön, dass die auch tolle Sci-Fi verfassen können. Es ist traurig, dass sie nicht die Anerkennung bekommen, die sie vielleicht verdienen. Aber was ändert das am Ausgangspunkt dieses Threads?

Mit diesem letzten Posting versuche ich mich aus diesem Thread zu verabschieden.
Nicht im Groll, Gott bewahre!
Ich habe einfach zu wenig Zeit, da ich gerade meinen eigenen Weg suche, meine Science Fiktion zu finden und zu schreiben.
Dabei trete ich bestimmt in mehr Fettnäppchen, als ein Tausendfüßler in einem Kuhstall.
Aber das ist mir erstmal schnuppe.
Mir macht es Spaß, ich schreibe das was ich selber gerne lesen würde, und wenn ich ganz viel Glück habe, mögen andere das auch.
Und nebenbei versuche ich per Mundpropaganda / Rezensionen die (erwähnenswerte) deutsche Science Fiktion zu unterstützen.

No more words, just doing :prima:

LG

Dirk :)
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