Zweierlei Maßstäbe?

Science Fiction in Buchform
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breitsameter
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Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Als Kommentar zu einer Rezension eines vom ihm rezensierten Romans schrieb Manfred Müller folgende Zeilen:
Früher hatten wir zweierlei Maßstäbe für Fanprojekte und professionelle Veröffentlichunge. Brauchen wir nun einen dritten für Kleinverlagsproduktionen?
In der Tat habe ich ab und an den Eindruck, dass mancher Leser bereit ist, seinen Bewertungsmaßstab anzupassen, oder dies unbewusst tut – ich bin manchmal verwundert, wenn aus meiner Sicht durchaus sehr mittelmäßige Kleinverlagspublikationen sehr gelobt werden, während die Werke großer Verlagshäuser viel Kritik abbekommen.
Täusche ich mich, und treffen die Kleinverlage tatsächlich öfter den Geschmack der Leser, oder wird hier doch (unbewusst?) mit zweierlei Maß gemessen? Oder liegt es vielleicht auch daran, dass man die Macher und Autoren der Kleinverlage persönlich kennt? :kopfkratz:
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Pogopuschel
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Als Leser mache ich da keinen Unterschied. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, gefällt es mir eben nicht, egal ob es aus einem Kleinverlag kommt, oder nicht. Das schreibe ich dann gegebenenfalls auch so in einem entsprechenden Forum. Etwas gnädiger bin ich in Bezug auf die auftrettenden Recht- und Grammatikfehler, da ich weiß, dass sich viele Verlage kein teures Lektorat leisten können (wobei ich den Eindruck auch immer öfters bei größeren Verlagen wie Heyne oder Piper gewinne, aber das ist ein anderer Thread).
Als ich noch viel rezensiert habe, habe ich Produkte aus Verlagen von (Foren-) Bekannten immer sehr ungerne besprochen. Inzwischen mache ich das auch nicht mehr. Nur wenn es mir wirklich gut gefällt, wie zuletzt Frank Böhmerts "Bloß Weg Hier". Dass gibt sonst nur Ärger und böses Blut, da ich weiß, wie empfindlich und persönlich verletzt viele auch auf sachliche Kritik reagieren können.
Ich habe aber auch den Eindruck, dass viele Leser in der Tat andere Maßstäbe anlegen, wenn sie die Autoren oder Verleger kenne. Im Horrorforum werden z.B. Bücher die von dortigen Foristen geschrieben oder herausgegeben, nach meinem Empfinden, übermäßig wohlwollen besprochen (auch wenn es da unter den Usern vereinzelte Ausnahmen gibt). Ich glaube SF-Foristen sind da etwas unverblümter mit ihrer Meinung. Ist aber nur mein persönlicher Eindruck.
Meine Internetseite (mit Buchbesprechungen): http://lesenswelt.de/
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Christof

Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Christof »

Ich glaube SF-Foristen sind da etwas unverblümter mit ihrer Meinung. Ist aber nur mein persönlicher Eindruck.
In den Foren kam ich für mich zu dem Schluß das wesentlich wohlwollender über Autoren/Kleinverlage postet wenn man sie kennt bzw. in den Foren Member sind. Im RL sehe ich das eigentlich genau anders herum. Da wird von einem Kleinverlag das gleiche wenn nicht sogar mehr verlangt wie von einem Großverlag. Was ich auch nachvollziehen kann. Ein Euro ist "noch" überall das gleiche wert.
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ChristianW
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von ChristianW »

breitsameter hat geschrieben:In der Tat habe ich ab und an den Eindruck, dass mancher Leser bereit ist, seinen Bewertungsmaßstab anzupassen, oder dies unbewusst tut – ich bin manchmal verwundert, wenn aus meiner Sicht durchaus sehr mittelmäßige Kleinverlagspublikationen sehr gelobt werden, während die Werke großer Verlagshäuser viel Kritik abbekommen.
Täusche ich mich, und treffen die Kleinverlage tatsächlich öfter den Geschmack der Leser, oder wird hier doch (unbewusst?) mit zweierlei Maß gemessen? Oder liegt es vielleicht auch daran, dass man die Macher und Autoren der Kleinverlage persönlich kennt? :kopfkratz:
Lässt sich so pauschal schwer sagen. Hast du Beispiele, wo dir das aufgefallen ist?
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a3kHH
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von a3kHH »

Pogopuschel hat geschrieben:Als Leser mache ich da keinen Unterschied. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, gefällt es mir eben nicht, egal ob es aus einem Kleinverlag kommt, oder nicht.
Damit hast Du mir aus der Seele gesprochen.
Dirk
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Dirk »

Mir ist in erster Linie mein ganz persönliches Leseerleben wichtig, weder der Verlag noch der Autor.

Leider empfinde ich persönlich es aber seit einiger Zeit so, dass sich die Qualitätsgrenzen oftmals zu Ungunsten der großen Verlage verschieben. Man muss dort eben manchmal die Lizenzen im Paket kaufen, was bei mir dann auch schonmal den einen oder anderen Griff ins Klo bedeutet.
Wer viel auf den Markt bringt hat auch größere Chancen Scheiße zu veröffentlichen, verprellt mich dadurch aber als zahlender Leser. Ich habe weder Zeit noch Lust noch Geld beim Buchkauf Lotterie zu spielen.
Da hat man, alleine schon durch viel kleinere Backlist und die wesentlich längeren Vorlaufzeiten eines Kleinverlags, wirklich bessere Chancen, auf Anhieb etwas vernünftiges zu finden.
Ein Kleinverlag hat viel eher einen Namen oder seinen Ruf zu verlieren, als ein Großer der Branche.
Klar, dadurch kann so ein verschobener Eindruck entstehen, dass Kleinverlage einen Bonus bekommen.
Haben sie aber nicht bei mir.

Zudem gewöhne ich mir derzeit das Rezensieren eh ab.
Einerseits fehlt mir die Zeit, andererseits gilt man auch schnell als Nestbeschmutzer oder "Kollegenbasher" oder Schleimscheißer, wenn man selber ebenfalls schreibt, egal in welchem Genre.

Und da Rezis laut vielen Verlagen sowieso überschätzt werden ... wofür soll ich meine ohnehin schon knappe Zeit noch knapper machen? :wink:
(Ist auch schon fast einen eigenen Thread wert. Da jammern Autoren über mangelnde Rückmeldungen, und Rezis sind dann trotzdem unwichtig für den Verkauf. Verkehrte Welt :roll: )

Da tippe ich lieber mein eigenes Zeug, und versuche mich selber weiterzuentwickeln.

LG

Dirk :)
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Shock Wave Rider
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

a3kHH hat geschrieben:
Pogopuschel hat geschrieben:Als Leser mache ich da keinen Unterschied. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, gefällt es mir eben nicht, egal ob es aus einem Kleinverlag kommt, oder nicht.
Damit hast Du mir aus der Seele gesprochen.
Ich wünschte, ich könnte mich vorbehaltlos dieser Objektivität anschließen.
Aber ich beobachte bei mir durchaus Tendenzen wie von Florian im Eingangsposting erwähnt.

Kann ich meine Bewunderung und meine Wertschätzung von engagierten und verdienstreichen Kleinverlegern wie Ernst Wurdack, Guido Latz, Uschi Zietsch, den Machern von Shayol und Golkonda etc. wirklich hintanstellen, wenn ich ein Werk aus ihrem Verlag einmal nicht so gelungen finde?
Kann ich meine Sympathie und meinen Respekt gegenüber Herausgeberpersönlichkeiten wie Heidrun Jänchen, Armin Rößler, Helmuth W. Mommers oder den Machern von NOVA, EXODUS etc. einfach so vergessen?

Wenn ich ehrlich bin: Nein!
Ich sehe deutliche Unterschiede zwischen Klein- und Publikumsverlagen. Kleinverleger machen ihr Projekt meist nebenberuflich, im Dienst der Sache und erst in zweiter Linie zum Wachsen und Gedeihen ihrer Portemonnaies. Wobei die wenigsten SF-Publikationen aus Kleinverlagen ökonomisch sinnvoll sind, wenn man wirklich alle Kosten rechnet (insbesondere auch die Zeit, die diese Wahnsinnigen meist unentgeltlich reinstecken). Hingegen ist es den Machern ein echtes Anliegen, unbekannte Autoren zu fördern und ihnen eine Publikationsplattform zu geben.
Publikumsverlage hingegen operieren in erster Linie profitorientiert. Ich meine das rein sachlich-feststellend und nicht wertend. Jedes Projekt hat einen Auswahlprozess durchlaufen, in dem die kommerziellen Erfolgsaussichten eines Werkes abgecheckt wurden. Danach ließ man dem Buch eine Betreuung angedeihen, die die wenigsten Kleinverlage bieten können (Umfang und Qualität des Lektorats, Werbemaßnahmen, Vertriebsnetz etc.). Das kann und will ich bei einer Rezension nicht ausblenden.

Gruß
Ralf
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möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
Dirk
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Dirk »

Shock Wave Rider hat geschrieben: Ich sehe deutliche Unterschiede zwischen Klein- und Publikumsverlagen. Kleinverleger machen ihr Projekt meist nebenberuflich, im Dienst der Sache und erst in zweiter Linie zum Wachsen und Gedeihen ihrer Portemonnaies. Wobei die wenigsten SF-Publikationen aus Kleinverlagen ökonomisch sinnvoll sind, wenn man wirklich alle Kosten rechnet (insbesondere auch die Zeit, die diese Wahnsinnigen meist unentgeltlich reinstecken). Hingegen ist es den Machern ein echtes Anliegen, unbekannte Autoren zu fördern und ihnen eine Publikationsplattform zu geben.
Und das ist mit ein Grund, warum ich persönlich mehr und mehr nach eben jenen Puplikationen schiele, die aus solchen Verlagen kommen.
Statt jeden halbgaren Mist zu veröffentlichen, der in Überseee oder sonstwo einen Hype ausgelöst hat, wird dort noch darauf geachtet was man zwischen zwei Buchdeckeln seinen Kunden anbietet.
Ist auch nicht immer preisverdächtig, aber gerade in letzter Zeit von einem wesentlich höherem Niveau geprägt, als von controllergeführten und bilanzgesteuerten Goliaths.
Ist das ein Bonus?
Ich finde nicht.
Das ist eine reine Frage des persönlichen Geschmacks und des vollkommen subjektiven Qualitätsempfindens.

Um es ganz überspitzt auszudrücken:
Wenn ich gezwungermaßen auf eine einsame Insel ins Exil müsste, mir aber vorher drei Bücher aussuchen könnte, wären solche Klopper wie "Collector" bestimmt nicht dabei. :nein:
Aber "Kaiserkrieger", um nur ein Beispiel zu nennen, würde ich mir umgehend in die Exilantentasche packen :prima:
Dirk
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Dirk »

Und jetzt sehe ich, dass ich meinem letzten Post sowohl "Kollegenbasher" als auch "Schleimscheißer" war :D

Ne, ich lasse das mit dem Rezensieren besser sein :smokin
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Christof

Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Christof »

Das kann und will ich bei einer Rezension nicht ausblenden.
Wobei ich hier aus Kundensicht einfach sage, ein Euro ist ein Euro und ist ein Euro. Um ein Beispiel zu bringen, bei uns im Ort gibt es noch einen freie Tankstelle wie auch einen Bäcker der ohne die großen Zulieferer von Backmitteln arbeitet. Von beiden erwarte ich aber die Qualität wie von allen anderen. Genauso erwarte ich von einem Großbäcker entweder einen wesentlich niedrigeren Preis oder die gleiche Qualität bei gleichem Preis.

Für mich muß sie wertneutral geschrieben sein. Egal von wem, über wem, welche Nationalität, welcher Verlag, welche Bindung usw. Das meinte ich ja oben, in den Foren, im Netz wird hier "Vitamin B" genommen. Im RL flucht man eher wenn das Buch nicht mindestens Qualitativ und Preislich gleich ist. Zumindest erlebe ich das bei meinem local Dealer im Fachsimpeln sowie seinen Kunden. Ich erinnere mich an Jim Butchers Dresden Files die nicht gekauft wurden, weil nach dem Übergang zu Feder und Schwert ein Preisanstieg von 5 Euro für ein normales Taschenbuch nicht angenommen wurde.

@Dirk
Natürlich sind Großverlage bei weitem nicht immer toll. Aber im Schnitt finde ich für meinen Geschmack da mehr. Und ich erwarte von Rezis eben Wertneutralität. Lustigerweise finde ich das bei Amazon in ihren Vorschlägen. Die Grundidee ist da genau richtig, dir hat das Buch gefallen? He, dann ist die Chance das dir XYZ auch gefällt sehr gut. So komme ich ja oft zu neuen Büchern. Ich Fachsimple mit meinem local Dealer. He wie hat dir XYZ gefallen? Du fandest es scheiße? Gut, dann ist a, b und c auch nichts für dich. E könnte dir aber gefallen usw.
Wenn er jetzt allerdings kommt c könnte dir auch gefallen. Ist ja schließlich auch von einem Mannheimer Kleinverlag. Da muß man Nachsicht haben, dazu ist er in der gleichen Stadt blah blub, dann gebe ich bei Nichtgefallen wesentlich weniger auf seine Meinung. Wenn sie mich überhaupt noch interessiert.
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Pogopuschel
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Shock Wave Rider hat geschrieben:
a3kHH hat geschrieben:
Pogopuschel hat geschrieben:Als Leser mache ich da keinen Unterschied. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, gefällt es mir eben nicht, egal ob es aus einem Kleinverlag kommt, oder nicht.
Damit hast Du mir aus der Seele gesprochen.
Ich wünschte, ich könnte mich vorbehaltlos dieser Objektivität anschließen.
Aber ich beobachte bei mir durchaus Tendenzen wie von Florian im Eingangsposting erwähnt.

Kann ich meine Bewunderung und meine Wertschätzung von engagierten und verdienstreichen Kleinverlegern wie Ernst Wurdack, Guido Latz, Uschi Zietsch, den Machern von Shayol und Golkonda etc. wirklich hintanstellen, wenn ich ein Werk aus ihrem Verlag einmal nicht so gelungen finde?
Kann ich meine Sympathie und meinen Respekt gegenüber Herausgeberpersönlichkeiten wie Heidrun Jänchen, Armin Rößler, Helmuth W. Mommers oder den Machern von NOVA, EXODUS etc. einfach so vergessen?

Wenn ich ehrlich bin: Nein!
Hm?
Die Aussage von mir war auch etwas pauschal (das ist wohl so wie mit den guten Vorsätzen). Im Einzelfall kann es durchaus auch mal anders aussehen. Wenn mir ein Atlantisbuch z.B. nicht gefällt, erwähne ich das zwar durchaus, aber dann doch eher zurückhaltend. Deswegen habe ich auch irgendwann aufgehört die Reihe "Saramee" zu rezensieren. Die hat mir zwar gefallen, aber durch die Nähe zu den Herausgebern und den Autoren, habe ich mich beim Rezensieren trotzdem ein wenig unwohl gefühlt.
Was sich aber niemals ändert, ist mein eigener Maßstab als Leser. Mein persönliches Leseerlebnis verändert sich nicht durch die Nähe zum Verlag, aber ich kommuniziere meine Meinung dann doch etwas diplomatischer.
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Pogopuschel
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Christof hat geschrieben:
Das kann und will ich bei einer Rezension nicht ausblenden.
Wobei ich hier aus Kundensicht einfach sage, ein Euro ist ein Euro und ist ein Euro. Um ein Beispiel zu bringen, bei uns im Ort gibt es noch einen freie Tankstelle wie auch einen Bäcker der ohne die großen Zulieferer von Backmitteln arbeitet. Von beiden erwarte ich aber die Qualität wie von allen anderen. Genauso erwarte ich von einem Großbäcker entweder einen wesentlich niedrigeren Preis oder die gleiche Qualität bei gleichem Preis.
Aber wir sind hier doch mehr als nur Kunden (zumindest viele von uns). Wir sind SF-Fans und Liebhaber und haben zu SF (oder anderen) Büchern einen emotionalen Bezug, der über die Liebe zum Benzin oder Brötchen sicher hinausgeht. Für mich ist ein Buch durchaus etwas anderes als eine Packung Nudeln oder Klopapier.
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Christof

Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Christof »

Aber wir sind hier doch mehr als nur Kunden (zumindest viele von uns). Wir sind SF-Fans und Liebhaber und haben zu SF (oder anderen) Büchern einen emotionalen Bezug, der über die Liebe zum Benzin oder Brötchen sicher hinausgeht. Für mich ist ein Buch durchaus etwas anderes als eine Packung Nudeln oder Klopapier.
Gerade weil wir Fans sind, sollten wir den emotionalen Bezug zur Quelle aufgeben und mehr auf den Inhalt schauen. Ich bringe dir ein Beispiel aus dem Fußball. Gehe in eine Fankurve. Wenn ihre Mannschaft dort mies spielt, dann wird gepfiffen und gebuht. Da wird nach dem Spiel der Trainer wie auch die Spieler runtergputzt. Und wenn ich zu meinem Dorfverein gehe, dann ist das noch einmal eine Spur heftiger. Da wird dem Spieler direkt ins Gesicht gesagt was für einen Scheiß er gespielt hat.

Am Ende zahlen wir Euros dafür. Ich arbeite dafür hart und lange. Egal ob wir ins Kino gehe und der neue Film vom Lieblingsschauspieler schlecht ist, das Fußballspiel nichts taugte oder der Liveauftritt einer kleinen lokalen Band nicht gut war. Da lege ich dann doch die Fanboybrille weg und rede Klartext. Darüber das Feder und Schwert viel zu teuer ist für ein Taschenbuch, das die großen Verlage viel zu viele Papberbacks veröffentlichen und das bestimmte Autoren zu "weich" angefasst werden. Einfach weil man sie kennt oder sie im Fandom unterwegs sind.
Dirk
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Dirk »

Hi Christof,

jetzt verstehe ich, was du meinst :bier:

Okay, kann ich nachvollziehen und da stimme ich dir auch zu, wenn die Nähe zu Autoren / Verlagen die Wortwahl diplomatischer werden lässt.

Als Beispiel:
Brian Keenes "Auferstehung" aus dem Heyne Verlag empfand ich persönlich als handwerklich groteske Zumutung ohnegleichen. Dem habe ich mit klaren Worten Asudruck verliehen, und wurde dafür mehrfach gefragt, warum ich denn seine tollen Ideen nicht gewürdigt hätte.
Ja, es fiel sogar einmal das böse Wort des Bashings.

Auf der anderen Seite habe ich aber für mich die Larry Brent Reihe des Blitz Verlags wiederentdeckt.
Heftromane, auch im entsprechenden Stil geschrieben, als kleine Sammler-HC´s für einen vergleichsweise sehr hohen Preis verkauft.
Ich mag die Serie, so wie sie derzeit stilistisch und auch in der Verpackung fortgeführt wird.
Nach außen scheint das jetzt der große KV-Bonus zu sein.

Würde ich einen schlechten Roman der Larry Brent Reihe genauso in Bausch und Bogen zerpflücken, wie den Keene von Heyne?
Wenn mir dort so ein vergleichbar schlechtes Produkt angeboten würde sehr wahrscheinlich ja. Aber ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen. :kopfkratz:

Hm ... vielleicht würde ich in diesem Fall sogar wirklich meine spitze Feder etwas abstumpfen.

Und ja, im Grunde hast du Recht, da wäre dann wirklich ein Bonus für die Kleinverlage mit im Spiel.
Und sei es nur, dass ich mich diplomatischer ausdrücken, und nicht den berühmt-berüchtigten M.R.R. geben würde :D

LG

Dirk
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Pogopuschel
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Christof hat geschrieben:
Aber wir sind hier doch mehr als nur Kunden (zumindest viele von uns). Wir sind SF-Fans und Liebhaber und haben zu SF (oder anderen) Büchern einen emotionalen Bezug, der über die Liebe zum Benzin oder Brötchen sicher hinausgeht. Für mich ist ein Buch durchaus etwas anderes als eine Packung Nudeln oder Klopapier.
Gerade weil wir Fans sind, sollten wir den emotionalen Bezug zur Quelle aufgeben und mehr auf den Inhalt schauen. Ich bringe dir ein Beispiel aus dem Fußball. Gehe in eine Fankurve. Wenn ihre Mannschaft dort mies spielt, dann wird gepfiffen und gebuht. Da wird nach dem Spiel der Trainer wie auch die Spieler runtergputzt. Und wenn ich zu meinem Dorfverein gehe, dann ist das noch einmal eine Spur heftiger. Da wird dem Spieler direkt ins Gesicht gesagt was für einen Scheiß er gespielt hat.

Am Ende zahlen wir Euros dafür. Ich arbeite dafür hart und lange. Egal ob wir ins Kino gehe und der neue Film vom Lieblingsschauspieler schlecht ist, das Fußballspiel nichts taugte oder der Liveauftritt einer kleinen lokalen Band nicht gut war. Da lege ich dann doch die Fanboybrille weg und rede Klartext. Darüber das Feder und Schwert viel zu teuer ist für ein Taschenbuch, das die großen Verlage viel zu viele Papberbacks veröffentlichen und das bestimmte Autoren zu "weich" angefasst werden. Einfach weil man sie kennt oder sie im Fandom unterwegs sind.
Ich meinte auch eher die emotionale Nähe zum Inhalte bzw. Produkt. Die kann ja auch dazu führen, wie du mit deinem Fußballbeispiel richtig angemerkt hast, dass man bei einer (negativen) Bewertung auch emotional wird. Wobei mir die Auswüchse im Fußball schon zu extrem sind. Eigentlich wollte ich damit nur sagen, dass ich Bücher und ähnliche Kulturprodukte anders bewerte als Lebensmittel oder Haushaltsgegenstände. Da ist noch eine andere Genußebene dabei. Wobei mich trotzdem als Kunde sehe. In einem anderen Forum habe ich mich kürzlich darüber aufgeregt, dass ich in einem Fantasybuch von Piper ("Die Rose von Illian" von Richard Schwartz), das zu einer Reihe gehört die ich sehr schätze, extrem viele orthographische und inhaltliche Fehler bemerkt habe, die mich in meinem Lesefluß extrem gestört haben. Da rücke ich dann trotz aller Vorliebe zum Autor (den ich auch noch persönlich kenne) und seiner Reihe, in die Rolle des Kunden, der ein fehlerhaftes Produkt erhalten hat. Habe sogar öffentlich überlegt,ob ich es an den Verlag zurückschicken soll, mit dem Vermerk "fehlerhaftes Produkt". Die emotionale Nähe zu dieser Reihe hat mich aber dazu gebracht, dass ich mich viel stärker darüber aufgeregt habe, als ich es bei einem mir bis dato unbekannten Autor getan hätte. Den hätte ich in Zukunft einfach nicht mehr gekauft. Bei dieser Reihe stecke ich jetzt in einer Zwickmühle.
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