Zweierlei Maßstäbe?

Science Fiction in Buchform
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frankh
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von frankh »

Ich sehe diesen Bonus für Kleinverlage nicht.
Es ist im Gegenteil eine Entwicklung im Gange, bei der ich mich frage, wie lange manche Herausgeber eigentlich noch durchhalten, Zeit und Mühe in qualitativ häufig (nicht immer) hochwertige Anthologien oder Periodika zu investieren, ohne daß Echo und/oder Umsatz den Aufwand rechtfertigen. Natürlich könnte man sagen, das Buch selbst ist der Wert an sich (habe ich auch lange), aber letztlich bekommt jeder professionelle Serienquark (nein, ich nenne keine Namen) weitaus mehr Feedback und erst recht Umsatz als selbst herausragende Anthologien wie die "Audienz", "Emotio" oder z. B. Periodika wie das Exodus-Magazin oder Nova.

Ich kann erst recht keine unterschiedlichen Maßstäbe in der (öffentlich erkennbaren) Bewertung sehen, eher finden sich bei irgend einem übersetzten Schnee aus den USA zumeist zwei Dutzend 5-Sterne-Bewertungen und wenn man sich dann selbst das Ding kauft, feuert man es nach 50 Seiten in die Ecke. Bücher aus Kleinverlagen, die dennoch Erfolg haben wie Dirks "Kaiserkrieger" haben den, weil sie über die forenaktive Szene hinaus Leser finden. Damit sitzen Anthologie-Herausgeber und -autoren in der Sackgasse, denn außerhalb besagter Szene werden Anthologien aus Kleinverlagen nun einmal schon rein vertriebstechnisch nicht wahrgenommen.

Fazit: Zweierlei Maß vermag ich allenfalls bei einigen KLP- oder DSFP-Entscheidungen zu erkennen, ansonsten sehe ich (in der Breite) eher eine Großverlags-Hörigkeit, die selbst den albernsten Import als SF-oder gar literarisches Highlight feiert, was zumeist "Werke" betrifft, bei denen sich die wirklich Großen der SF-Geschichte im Grabe rumdrehen würden.

Gruß
Frank
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Pogopuschel
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Christof hat geschrieben:
Am Ende zahlen wir Euros dafür. Ich arbeite dafür hart und lange. Egal ob wir ins Kino gehe und der neue Film vom Lieblingsschauspieler schlecht ist, das Fußballspiel nichts taugte oder der Liveauftritt einer kleinen lokalen Band nicht gut war. Da lege ich dann doch die Fanboybrille weg und rede Klartext. Darüber das Feder und Schwert viel zu teuer ist für ein Taschenbuch, das die großen Verlage viel zu viele Papberbacks veröffentlichen und das bestimmte Autoren zu "weich" angefasst werden. Einfach weil man sie kennt oder sie im Fandom unterwegs sind.
Zu Jim Butcher: Da ist wohl die Frage, ob einem die Fortsetzung der Reihe 5 Euro mehr wert ist, oder ob man lieber darauf verzichtet (oder auf die englische Ausgabe ausweicht). Mir ist klar, dass ein Kleinverlag, in vielen Fällen nicht mit einem niedrigeren Preis kalkulieren kann. Als Student, schaue ich aber beim Bücherkauf durchaus auf den Preis und deshalb finden sich in meinen Regal auch relativ wenig Kleinverlage (und Hardcover). Wenn ich wieder richtig Geld verdiene, sieht die Sache da vermutlich anders aus und ich werde wieder bereit sein, Kleinverlage zu unterstützen, die Autoren veröffentlichen, die in Deutschland sonst nie erscheinen würden. So habe ich es zumindest gehandhabt, als ich noch vollzeit arbeiten ging.
Beim Kauf von Büchern bzw. deren Preisgestaltung lege ich also durchaus zweierlei Maßstäbe an.
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Pogopuschel
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

frankh hat geschrieben:Ich sehe diesen Bonus für Kleinverlage nicht.
Es ist im Gegenteil eine Entwicklung im Gange, bei der ich mich frage, wie lange manche Herausgeber eigentlich noch durchhalten, Zeit und Mühe in qualitativ häufig (nicht immer) hochwertige Anthologien oder Periodika zu investieren, ohne daß Echo und/oder Umsatz den Aufwand rechtfertigen. Natürlich könnte man sagen, das Buch selbst ist der Wert an sich (habe ich auch lange), aber letztlich bekommt jeder professionelle Serienquark (nein, ich nenne keine Namen) weitaus mehr Feedback und erst recht Umsatz als selbst herausragende Anthologien wie die "Audienz", "Emotio" oder z. B. Periodika wie das Exodus-Magazin oder Nova.

Ich kann erst recht keine unterschiedlichen Maßstäbe in der (öffentlich erkennbaren) Bewertung sehen, eher finden sich bei irgend einem übersetzten Schnee aus den USA zumeist zwei Dutzend 5-Sterne-Bewertungen und wenn man sich dann selbst das Ding kauft, feuert man es nach 50 Seiten in die Ecke. Bücher aus Kleinverlagen, die dennoch Erfolg haben wie Dirks "Kaiserkrieger" haben den, weil sie über die forenaktive Szene hinaus Leser finden. Damit sitzen Anthologie-Herausgeber und -autoren in der Sackgasse, denn außerhalb besagter Szene werden Anthologien aus Kleinverlagen nun einmal schon rein vertriebstechnisch nicht wahrgenommen.
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Frank
Ich glaube die unterschiedlichen Maßstäbe beschränken sich wirklich nur auf die Fandomszene, hier in den Foren und auf den einschlägigen Reziseiten. Amazon und Ottonormalkäufer kann man da sicher nicht dazu zählen. Das ist nur ein kleiner Kreis, der nur wenig zum Umsatz beiträgt (die Fandomszene meine ich jetzt).
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Christof

Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Christof »


Ich meinte auch eher die emotionale Nähe zum Inhalte bzw. Produkt. Die kann ja auch dazu führen, wie du mit deinem Fußballbeispiel richtig angemerkt hast, dass man bei einer (negativen) Bewertung auch emotional wird.
Auch das ist sicher nicht wünschenswert. Deshalb führte ich ja die Wertneutralität an. So wie ein man gute Getränke Blind verkostet, ist das sicher auch nicht verkehrt bei unserer Leidenschaft. Btw. du hast noch nicht erlebt wie sehr ich Fan einer Mohnschnecke bin die wirklich gutes Handwerk ist ;). Das ist ein Kulturprodukt erster Güte. Genauso bin ich Fan einer Hofkonditorei *Schwärm* ;)
Übrigens, die Rose von Illian war sogar in meinem "Lesekreis" Gesprächsthema. Wenn ich mich richtig erinnere wurde mir es nicht empfohlen da ich das ganze Askir Zeug nicht mal ansatzweise mochte.

Zu Jim Butcher: Da ist wohl die Frage, ob einem die Fortsetzung der Reihe 5 Euro mehr wert ist, oder ob man lieber darauf verzichtet (oder auf die englische Ausgabe ausweicht)
Ich lese mittlerweile die Serie auf dem Kindle im Original weiter. Ich werde hier kein drittes mal 50% mehr für ein Buch zahlen. Genauso wie ich keine Paperbacks mehr von den großen Verlagen kaufe. *hat für sich eine rote Linie gezogen*
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Pogopuschel
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Christof hat geschrieben: Übrigens, die Rose von Illian war sogar in meinem "Lesekreis" Gesprächsthema. Wenn ich mich richtig erinnere wurde mir es nicht empfohlen da ich das ganze Askir Zeug nicht mal ansatzweise mochte.
Das ist auch Etikettenschwindel, da "Die Rose von Illian" eine lupenreine Fortsetzung der Askir-Reihe ist, und die Handlung nur vier Tage nach dem letzten Askir-Band fortführt.
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frankh
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von frankh »

Pogopuschel hat geschrieben: Ich glaube die unterschiedlichen Maßstäbe beschränken sich wirklich nur auf die Fandomszene, hier in den Foren und auf den einschlägigen Reziseiten. Amazon und Ottonormalkäufer kann man da sicher nicht dazu zählen. Das ist nur ein kleiner Kreis, der nur wenig zum Umsatz beiträgt (die Fandomszene meine ich jetzt).
Ja, sicher werfe ich hier zwei Sachen in einen Topf, dennoch kann ich die großzügere Beurteilung höchstens bei einer knappen Handvoll Autoren sehen, denen man halt nicht so gern wehtut. Im Durchschnitt sehe ich den Gegensatz nicht. Als Autor halte ich mich natürlich mit Rezensionen deutscher Kleinverlags-SF zurück, weil sich da ein Minenfeld auftut, dem ich lieber aus dem Wege gehe.

Gruß
Frank
Dirk
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Dirk »

frankh hat geschrieben:Als Autor halte ich mich natürlich mit Rezensionen deutscher Kleinverlags-SF zurück, weil sich da ein Minenfeld auftut, dem ich lieber aus dem Wege gehe.
:prima:
Genau aus diesem Grund werde ich auch nicht mehr rezensieren, sondern nur noch lesen und schweigen.

Zerpflückt man das Buch eines Autoren aus einem großen Verlag, heißt es "Bashing aus Neid".
Zerpflückt man ein Buch aus einem Kleinverlag, heißt es Nestbeschnutzer.
Lobt man ein Buch, egal aus welchem Verlag, heißt es Schleimscheißer.
:mad:
Fazit:
Wenn man selber schreibt,sollte man sich vor Rezensionen hüten.
Es kostet nur Zeit und Nerven und Kraft, was man alles besser ganz egoistisch für sich und seinen eigenen Kram nutzen sollte.
Selber schreiben und gleichzeitig seine Lesermeinung kundtun passt nicht zusammen, da man sich absolut immer und überall auf eine Runde "Reise nach Jerusalem" einlässt. Man setzt sich als Autor zwischen sämtliche Stühle.
Daher werden meine Dreizeiler zu der Anthologie "Prototypen und andere Unwägbarkeiten", an der ich selber beteiligt bin ohne die anderen Storys zu kennen, auch meine letzte Rezi sein.

Egal was ich in Zukunft lese, Bücher aus Publikumsverlagen oder Produkte aus Kleinverlagen, PR-Neo, Kaiserkrieger oder Larry Brent ... was ich darüber denke bleibt hinter meiner Stirn.

Das habe ich gelernt, nachdem immer wieder auf eine ganz bestimmte Rezi vom mir insisitiert wurde, warum ich denn, und weshalb ich denn nicht, und überhaupt :wink:

LG

Dirk (von dem es demnächst dann heißen wird, dass er ein egoistisches und rückratloses Wetterfähnchen sei, der es sich mit niemandem verderben möchte :lol: )
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ChristianW
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von ChristianW »

frankh hat geschrieben:
Pogopuschel hat geschrieben: Ich glaube die unterschiedlichen Maßstäbe beschränken sich wirklich nur auf die Fandomszene, hier in den Foren und auf den einschlägigen Reziseiten. Amazon und Ottonormalkäufer kann man da sicher nicht dazu zählen. Das ist nur ein kleiner Kreis, der nur wenig zum Umsatz beiträgt (die Fandomszene meine ich jetzt).
Ja, sicher werfe ich hier zwei Sachen in einen Topf, dennoch kann ich die großzügere Beurteilung höchstens bei einer knappen Handvoll Autoren sehen, denen man halt nicht so gern wehtut. Im Durchschnitt sehe ich den Gegensatz nicht.
Nach meiner Beobachtung geht das mit den zweierlei Maßstäben in beide Richtungen, und gefühlt dürfte der Bonus für Publikumsverlage deutlich größer sein als der für Kleinverlage, deren Produkte von vielen Leuten (sicher auch durch negative Beispiele vorurteilsbeladen) entweder links liegen gelassen oder grundsätzlich sehr kritisch betrachtet werden. Wenn bei Heyne oder Piper oder oder der neue XY oder YZ rauskommt, wird der ohne Anlesen oftmals sofort im Buchladen mitgenommen und gern auch mal über den grünen Klee gelobt.

Innerhalb eines Teils des Fandoms mag das anders sein, aber bei der Masse der Buchkäufer und auch bei Rezensenten (wenn man alle Amazon-Bewerter etc. mitzählt - man muss sich nur mal die Bewertungen bei Fantasy-und Vampirschmonzetten-Massenware anschauen) verhält es sich meines Erachtens so. Da werden teilweise selbst Heftromane von großen Verlagen als qualitativ deutlich höherwertig hingestellt als Kleinverlagsprodukte - unabhängig davon, wie platt ein erklecklicher Teil dieser oftmals schnell runtergetippten Heftromane geschrieben ist (wobei es auch da natürlich Differenzierungen gibt).
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Hexodus
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Hexodus »

Eine interessante Diskussion und ein großartiges Thema ... obwohl die Antwort sehr nahe liegt und obligatorisch ausfällt. Natürlich gibt es zweierlei Maßstäbe, dabei ist es egal ob man diese bewusst oder unbewusst anwendet. Wenn ich von einem angehenden Autor direkt angesprochen werde, ist von Anfang an eine höhere Bindung da als wenn ich einen Autor aus Übersee eines Großverlegers lese. Auf einmal habe ich es mit einem Menschen zu tun und verhalte mich entsprechend. Wer mag schon einem Bekannten böses tun, ihm seine Fehler unter die Nase reiben und das Buch mit dem Statement "das war echt große Scheiße!" vor die Füße werfen? Das fällt viel leichter bei einem Autor den Du nicht kennst und ihm niemals begegnen wirst. In den Großverlagen sind die meisten Autoren fern, gesichtslos, unnahbar und deshalb antastbar.
Da muss man nicht viel nachdenken, die zwei Maßstäbe finden automatisch Anwendung und ich behaupte, dass auch ihr unbewusst so handelt.

Nicht vergessen darf man, dass die Kleinverlage die Wiege der Buchbranche sind. Wo, wenn nicht in Kleinverlagen, können angehende Autoren ihre ersten Bücher publizieren. Daher behandle ich diese mit viel Vorsicht, um die Autorenaufzucht nicht zu gefährden :lol:

"Die Rose von Illian" ist für mich nicht weiter auffällig gewesen. Rechtschreibfehler und inhaltliche Schwächen sind mir nicht im Übermaß aufgefallen. Vielleicht unterscheidet sich die Ebook-Version, die ich gelesen habe, von der Print-Fassung? Eine großartige Geschichte by the way.
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Pogopuschel
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Hexodus hat geschrieben:Eine interessante Diskussion und ein großartiges Thema ... obwohl die Antwort sehr nahe liegt und obligatorisch ausfällt. Natürlich gibt es zweierlei Maßstäbe, dabei ist es egal ob man diese bewusst oder unbewusst anwendet. Wenn ich von einem angehenden Autor direkt angesprochen werde, ist von Anfang an eine höhere Bindung da als wenn ich einen Autor aus Übersee eines Großverlegers lese. Auf einmal habe ich es mit einem Menschen zu tun und verhalte mich entsprechend. Wer mag schon einem Bekannten böses tun, ihm seine Fehler unter die Nase reiben und das Buch mit dem Statement "das war echt große Scheiße!" vor die Füße werfen? Das fällt viel leichter bei einem Autor den Du nicht kennst und ihm niemals begegnen wirst. In den Großverlagen sind die meisten Autoren fern, gesichtslos, unnahbar und deshalb antastbar.
Das ist genau das Problem, dass ich mit meine Texten (habe noch nichts veröffentlicht) bei Rückmeldungen von Freunden und Bekannten habe. Die geben nämlich genau nach diesem Prinzip ihre Rückmeldung, was mir als Autor überhaupt nicht hilft. So werde ich mich nicht verbessern können. Nun kann man sagen, dafür ist auch der Lektor im Verlag zuständig, aber gerade bei Kleinverlagen vermute ich auch, dass sich da das Lektorat oft (gezwungener Maßen) in Grenzen hält. Soll heißen, mit Eierschaukelkritik hilft man dem Autor nicht weiter und auch nicht dem potenziellen Käufer des Buches. Wobei mir durchaus bewusst ist, dass es sehr viele Autoren gibt, die auf alles andere als diese Eierschaukelkritiken allergisch reagieren und gar kein konstruktives Feedback haben wollen, selbst wenn sie sagen, dass gerne eines hätten. Bei dieser Thema verweise ich immer gerne auf diese Geschichte: http://blogs.villagevoice.com/runninsca ... t_read.php
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Guido Latz
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Guido Latz »

Es gibt sicher Fälle, in denen ich den Eindruck habe, dass da etwas zu viel Süßholz geraspelt wird. Es gibt aber auch Fälle, in denen über Sachen gemeckert wird, die dieselben Leute nicht erwähnen, wenn sie sie in Bücher von großen Verlagen sehen. Von daher gleicht sich das also irgendwie aus - ich nehme das EVENTUELL leicht übertriebene Lob gerne als Ausgleich für übertriebene Kritik. Dann passt das schon.

@Christof: F&S hat Taschenbücher für 10,90 im Angebot (ja, der Butcher ist teurer, glaube ich) - und 10,90 zahlt man schon für eine Menge Taschenbücher aus größeren Verlagen. Man sollte auch anmerken, dass große Verlage 18 EUR für ein Paperback nehmen, das weniger Text hat als Paperbacks aus Kleinverlagen für 13 EUR, und ich habe eben in Köln Taschenbücher aus großen Verlagen gesehen, deren Cover auch deutlich wellen. Dass diese Probleme Kleinverlage in den Griff kriegen müssen - ja. Und wenn kleinere Verlage bei den eBooks jetzt nicht auf Augenhöhe was den Preis betrifft mit den größeren Verlagen sind, dann weiß ich es auch nicht.
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Mammut
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Mammut »

Christof hat geschrieben:
Gerade weil wir Fans sind, sollten wir den emotionalen Bezug zur Quelle aufgeben und mehr auf den Inhalt schauen. Ich bringe dir ein Beispiel aus dem Fußball. Gehe in eine Fankurve. Wenn ihre Mannschaft dort mies spielt, dann wird gepfiffen und gebuht. Da wird nach dem Spiel der Trainer wie auch die Spieler runtergputzt. Und wenn ich zu meinem Dorfverein gehe, dann ist das noch einmal eine Spur heftiger. Da wird dem Spieler direkt ins Gesicht gesagt was für einen Scheiß er gespielt hat.
Na, das sind doch keine richtigen Fans. Das sind Leute, die ihre Emotion auf dem Fußballplatz ausleben weil sie sonst kein Ventil haben. Ein richtiger Fußballfan ist auch nachsichtig und steht zu seinem Verein selbst dann, wenn es schlecht läuft.

Als Leser ist man übrigens so gut wie nie neutral. Den Autor, den du schätzt, dem vergibst du auch mal eine schlechte Geschichte, es sei, diese häufen sich. Den Autor, den du mal angetestet hast und der dir zuwider war, bleibt ab sofort Links liegen. Das wird kaum viel anders sein, wenn der Verlag groß oder klein ist.
Bei neuen Autoren sind die meisten doch eher skeptisch und überlegen es sich genau, bevor diese angetestet werden. Bei Großverlagen ist das dann einfacher. Ist der Autor überall präsent, wird gelobt, mit Preisen ausgezeichnet und liegt überall aus, kommt dazu ein niedriger Preis, dann startet man eher einen Versuch.

Natürlich ist man in der Szene wohlwollender zu Kleinverlagen. Warum auch nicht?
Fällt der Spieler "meines Vereins" im Strafraum, schreie ich Elfmeter, fällt er im Strafraum des "eigenen Vereins", war es natürliche eine Schwalbe.

Ich kann Dirk übrigens verstehen. Warum soll man sich die Mühe machen, irgendein Werk zu kritisieren. Man hat da keinen Vorteil von, muss sich aber permanent irgendwelcher sinnlosen Kritik stellen. Also bleiben irgendwann die kritischen Worte aus.
Rezensionen sind übrigens keine Verkaufsbeschleuniger, sondern sollen dem Autor vor allem Feedback geben, wie sein Werk ankam. Und natürlich will man damit ins Gespräch kommen.Ich habe meine Gedanken dazu mal hier zusammen gefasst:
http://defms.blogspot.com/2011/05/der-p ... t-hei.html

Die Rechnung, eine Rezi sorgt für 50-100 Käufe scheint mir nicht aufzugehen. :lol:

Wenn keiner Kritik will und so stellt sich das ja auch da, gibt es auch keine Kritik. Und da ist ja noch die Sache mit dem Respekt:
http://defms.blogspot.com/2011/07/die-s ... spekt.html
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Christof

Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Christof »

@Guido Latz
Butcher kostet bei F&S 13,99. Für ein normales TB definitiv zu teuer. Vor allem da sie eben vorher 5€ billiger waren. Vor allem da mich die "neuen" Romane auf dem Kindle unter 6 Euro kosten. Und über 100% mehr zahle ich einfach nicht. Auch nicht für einen Kleinverlag aus der gleichen Stadt. Das mich Paperbacks massiv ärgern sagte ich ja schon. Ich kaufe sie nicht. Und ich kaufe dann auch Prinzip nicht die deutsche Ebook Version davon. Imo kommen die Paperback auch nur auf den Markt um im Ebookbereich einen ja hohen Preis verlangen zu können. Zum Glück leben wir in einer globalen Welt mit vielen Bezugsquellen.
Und wenn kleinere Verlage bei den eBooks jetzt nicht auf Augenhöhe was den Preis betrifft mit den größeren Verlagen sind, dann weiß ich es auch nicht.
Immer noch zu teuer. Ich kaufe momentan fast nur noch englischsprachige Ebooks im Ausland. Alles andere ist einfach absolut überteuert. Die deutschen Verlage, egal ob groß oder klein verlangen einfach viel zu viel für ein Ebook.
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Mammut
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Mammut »

Dirk hat geschrieben: Als Beispiel:
Brian Keenes "Auferstehung" aus dem Heyne Verlag empfand ich persönlich als handwerklich groteske Zumutung ohnegleichen. Dem habe ich mit klaren Worten Asudruck verliehen, und wurde dafür mehrfach gefragt, warum ich denn seine tollen Ideen nicht gewürdigt hätte.
Ja, es fiel sogar einmal das böse Wort des Bashings.
Das Buch erschien übrigens ursprünglich in einem Kleinverlag:
http://www.fantasyguide.de/3292.0.html

Vielleicht hätte dir das Buch besser gefallen, wenn du den Verleger kennen würdest. :lol:
Dirk
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Re: Zweierlei Maßstäbe?

Ungelesener Beitrag von Dirk »

Mammut hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben: Als Beispiel:
Brian Keenes "Auferstehung" aus dem Heyne Verlag empfand ich persönlich als handwerklich groteske Zumutung ohnegleichen. Dem habe ich mit klaren Worten Asudruck verliehen, und wurde dafür mehrfach gefragt, warum ich denn seine tollen Ideen nicht gewürdigt hätte.
Ja, es fiel sogar einmal das böse Wort des Bashings.
Das Buch erschien übrigens ursprünglich in einem Kleinverlag:
http://www.fantasyguide.de/3292.0.html

Vielleicht hätte dir das Buch besser gefallen, wenn du den Verleger kennen würdest. :lol:
Mitnichten und Neffen :lol:
Bei diesem Buch hat mir der Autor den Respekt versagt, und da werde ich grantig :teufel:
Dieses Buch war für mich persönlich sogar so mies, da hätte ich auch bei einem Kleinverlag kein Blatt vor den Mund genommen.
Außerdem ... any puplicity is good publicity :bier:

Aber ja, dieses Buch und seine Rezi sind mit ein Grund dafür, warum ich das Rezensieren drangeben werde.
Alleine die Zeit, die ich damit verbracht habe mich und meine Meinung zu rechtfertigen, hätte ausgereicht, um mindestens die Rohfassung einer 20 Seiten-KG zu verfassen. Von den Nerven und der Kraft dafür ganz zu schweigen.

Ergo:
Papa liest nur noch und schweigt und schreibt lieber selber an seinen Sachen weiter :D

Aber noch ein Gedanke zu diesem Buch:
Wenn ein deutscher Autor, gleich ob Newbie oder Alteingessener, so ein Ding angeboten hätte ... :megablaster:
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