Science Fiction am Ende?

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Thomas Wawerka
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Thomas Wawerka »

L.N. Muhr hat geschrieben:Unterschreibe das. Vorurteile gegen Literatur, die gepflegt werden, weil man den Deutschunterricht damals doof fand, führen zu nichts.
Ich fand den Deutschunterricht übrigens auch doof - und habe gerade deshalb gelesen. Wollte beweisen, dass ich auf "die" nicht angewiesen bin und mir Bücher jenseits "ihrer" Deutehoheit aneignen kann.
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HMP
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von HMP »

Ich dachte, hier ging es um das Ende der SF und nicht darum, ob und wann irgendein Werk der Literatur, ob Hoch- oder Trivialliteratur, irgendetwas bedeutendes oder unbedeutendes zu Veränderung oder Nicht-Veränderung dieser oder einer anderen Welt beigetragen hat.

Ich kenne Hoch-Literatur, die köstlich, unterhaltsam und eben ... hoch ist, ebenso wie ich sterbenslangweilige und ununterhaltende Trivialliteratur kenne. Und andersherum ... und alles mögliche dazwischen.

Ich sehe die SF nicht am Ende. Weder in der hohen noch in der niederen Richtung. Man kann sie natürlich am Ende sehen, wenn man das möchte. Ich für meinen Teil tue das nicht und damit habe ich wohl alles gesagt.
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molosovsky
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von molosovsky »

Schwarz-Weiß-Gymnastik zum Thema Hoch und Tief, frei nach einer Melodie von Meister L. N. Nuhr:
Nachdenken kann jeder Leser gefälligst selbst, {…}
Nachdenken ist ganz falsch. Da hinkt man die ganze Zeit dem Fortgang der Dinge hinterher und kommt (wenn überhaupt) mit Verspätung ans Ziel.
Mitdenken ist geboten, damit man eben auf der Höhe der Entwicklung am Ball bleibt.
Oder gleich: denken sein lassen und sich bekneten lassen. Aber wozu brauchts dafür eigentlich Literatur und/oder SF, wenn stimulierende, elektrische, japanische Unterhosen oder nette Masseusen einen ganz ohne Leseanstrengungen zum Happy End bringen können.

Grüße
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Ming der Grausame
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

frankh hat geschrieben:
Ming der Grausame hat geschrieben:Tatsächlich? Warum regen sich dann alle so sehr über Günter Grass’ höchst missratenes Gedicht so sehr auf? :geek:
Bestimmt nicht "alle", die Kluft zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung war nie größer.
Ach ja, das übliche Herrschaft-des-Pöbels- und das Macht-der-Medien-Argument – fehlt eigentlich nur noch das Flatterhaftigkeit-der-öffentlichen-Meinung-Argument und wir hätten alle diesbezüglichen Vorurteile zusammen.
frankh hat geschrieben:Und "mißraten" ist vermutlich auch eher eine kampagneninduzierte Einschätzung.
Nein, ich meine es rein formal. Günter Grass’ Gedicht ist sowohl in lyrischer, epischer und metrischer Hinsicht höchst missraten.
frankh hat geschrieben:Literatur und schon gar SF-Literatur haben längst als gesellschaftlicher Faktor ausgedient.
Tatsächlich? Und was ist mit Sarrazins Deutschland schafft sich ab? Oder ist das neuerdings kein literarisches Werk?
frankh hat geschrieben:Wann hat das letzte Mal ein SF-Werk eine Änderung des gesellschaftlichen Seins bewirkt (nicht nur die Anschauungen von ein paar Prozent Intellektueller)?
Dazu müsstest du schon definieren, was für dich eine Änderung des gesellschaftlichen Seins ist. Dass Basis und Überbau gegenseitig wechselwirkend aufgefasst werden müssen, steht zumindest für mich fest. Aber was weiß ich schon, mein Job impliziert ja nur Agenda-Setting und Ähnliches...

P.S.: Und bevor hier irgendwelche Verschwörungstheorien auftauchen: Ich bin hier rein privat und habe mit Literatur im Allgemeinen und Science-Fiction ins besondere beruflich nichts aber auch wirklich nichts am Hut.
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Jörg Isenberg
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Jörg Isenberg »

frankh hat geschrieben:Bauchschmerzen bekommen ich bei Vorbeiträgen, die SF als eine Art Entspannungsliteratur sehen wollen (nachgedacht habe ich auf Arbeit schon genug). Das ist dann doch ein bißchen wenig. Ich halte mich an die Regel: Schreib, was du gern lesen würdest. Das klappt nicht immer, aber immer öfter. ;)

FWH
Ich empfinde dauerhaftes analytisches Lesen als furchtbar anstrengend. Ich weiß aber auch, dass man diesen Modus manchmal nicht ausschalten kann, weil man wie ein Autor denkt. Lästig, das. Da kann man sich schonmal verkrampfen, und ich verstehe das. Wer nicht selbst schreibt, regelmäßig und viel und mit einem gewissen selbstverordneten Anspruch, wird das vielleicht nicht so einfach/schnell nachvollziehen können. Aber man sollte dem Leser seine "Nur-Entspannung" doch gönnen, mit der Art von Literatur, die ihm hierfür am geeignetsten erscheint, nicht wahr? Und wenn es sich hierbei um SF handelt ... so what?

Gruß
JI
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Andreas Eschbach
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Andreas Eschbach »

L.N. Muhr hat geschrieben:Unterschreibe das. Vorurteile gegen Literatur, die gepflegt werden, weil man den Deutschunterricht damals doof fand, führen zu nichts.
Ich bin überzeugt, dass man im Chinesischen für "doof" und "Deutschunterricht" dasselbe Schriftzeichen verwendet ... :wink:

Mein Deutschunterricht war grässlich. :kanone:
Zum Glück ist es mir gelungen, ihn nicht ernst zu nehmen und mir nichts zu merken. So konnte ich später trotzdem Böll und Mann lesen ...
Unter meinen Aufsätzen standen Bemerkungen wie "zu feuilletonistisch", was ich eher mit Genugtuung zur Kenntnis genommen habe denn als Begründung für einen Notenabzug.

Okay. Genug. :wand:
Dschinnie
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Dschinnie »

Mir geht es wie Andreas.
Ich glaube nicht, dass der Deutschunterricht irgendetwas damit zu tun hat, ob jemand gute, schlechte oder gar keine Geschichten schreibt. Ich war eine Leseratte, habe es geliebt, Aufsätze zu schreiben, Textinterpretation fand ich aber s**blöd. Schon wegen der ausgewählten Literatur, die meistens meilenweit an meinen Interessen vorbeiging. Für die Schülerzeitung schrieb ich Kurzgeschichten, eine miese Abinote hatte ich trotzdem. Was mich heute nicht davon abhält, weiterzuschreiben :smokin
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kaffee-charly
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von kaffee-charly »

Andreas Eschbach hat geschrieben:
L.N. Muhr hat geschrieben:Unterschreibe das. Vorurteile gegen Literatur, die gepflegt werden, weil man den Deutschunterricht damals doof fand, führen zu nichts.
Ich bin überzeugt, dass man im Chinesischen für "doof" und "Deutschunterricht" dasselbe Schriftzeichen verwendet ... :wink:

Mein Deutschunterricht war grässlich. :kanone:
Zum Glück ist es mir gelungen, ihn nicht ernst zu nehmen und mir nichts zu merken. So konnte ich später trotzdem Böll und Mann lesen ...
Unter meinen Aufsätzen standen Bemerkungen wie "zu feuilletonistisch", was ich eher mit Genugtuung zur Kenntnis genommen habe denn als Begründung für einen Notenabzug.

Okay. Genug. :wand:
Zum Glück werden deine Werke nicht als "hochwertige SF" (bitte die Anführungszeichen beachten, Herr Wawerka!) angepriesen, sonst würde ich einen großen Bogen darum machen. :wink:

Wie ich hier schon erwähnt habe, war mein Deutschunterricht ganz okay und das Schreiben von Aufsätzen war meine liebste Hausaufgabe.
Dadurch habe ich auch erst herausgefunden, dass mir das Schreiben erfundener Geschichten irgendwie Spaß macht. :wink: (Dafür bin ich meinen damaligen Deutschlehrern heute noch dankbar. :prima: )

(offtopic on)
Böll habe ich allerdings nie besonders toll gefunden und am grässlichsten fand ich H.Hesse (gääähn).
(offtopic off)

:kaffee:
Kaffee-Pott,
der keine "Langweiler-SF" mag :teufel:
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molosovsky
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von molosovsky »

Im Deutschunterricht gab es bei mir keine Lektüre. Höchstens hie und und mal eine ganz kurze Kurzgeschichte (kann mich noch an genau die hier erinnern: Nachbarschaftshochrüstungseskalation; ne Rilke-Sportgeschichte mit dem Kletterseil und einem Jungen, der stirbt; ne Geschichte über Leute, die Särge rumschleppen; und der Beginn einer Ion Tichy-Sterntagebuchgeschichte von Lem, YEAH!) kurz vor den Sommerferien, wenn nix mehr ging und der Lehrer irgendwie Unterricht simulieren musste, statt alle einfach japsend herumflätzen zu lassen (»Raffen wir uns auf und lassen die hoffnungslos hyperaktiven Extrovertierten den Rest bespaßen«, nennt sich dieser pädagogische Ansatz, glaub ich, in der Fachsprache).

Da ich nie zu Lektüre gezwungen wurde (außer einmal als 6-jähriger, »Heidi«, was schlimm geanug war), habe ich zu lesen begonnen, weil mir langweilig war, und ich des Ärgers müde wurde, den ich ständig hatte, weil ich Schlägereien vom Zaun riss und/oder Sachen kaporres machte.

Und weil ich nie gezwungen wurde zu lesen, was mich nicht bockt, bin ich heute so ein elitärer Schnösel, der zwischen ›Hoch‹ und ›Tief‹ pendelt, mit langfristigen Trend hin zu richtig relevantem Schund.

Grüße
Alex / molo
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Thomas Wawerka »

kaffee-charly hat geschrieben:Zum Glück werden deine Werke nicht als "hochwertige SF" (bitte die Anführungszeichen beachten, Herr Wawerka!) angepriesen
Verstehe nicht, was du mir damit sagen willst.
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von frankh »

Thomas Wawerka hat geschrieben:
kaffee-charly hat geschrieben:Zum Glück werden deine Werke nicht als "hochwertige SF" (bitte die Anführungszeichen beachten, Herr Wawerka!) angepriesen
Verstehe nicht, was du mir damit sagen willst.
Ich schon, fürchte ich.
Im übrigen hat Literatur nichts mit Deutschunterricht zu tun und umgekehrt.
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Ming der Grausame
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

breitsameter hat geschrieben:
frankh hat geschrieben:Wann hat das letzte Mal ein SF-Werk eine Änderung des gesellschaftlichen Seins bewirkt (nicht nur die Anschauungen von ein paar Prozent Intellektueller)?
Kurze Frage: Wann hat JEMALS ein SF-Werk eine »Änderung des gesellschaftlichen Seins bewirkt«? Bitte, ich hätte gerne ein Beispiel!
Ich hätte da L. Ron Hubbard anzubieten. Er veröffentlichte 1950 das Buch Dianetik, was bekanntlich zur Gründung der Scientology-Sekte führte. Ist mir gerade eben so durch den Kopf geschossen...

Und wer auch nur etwas Ahnung darüber hat, was die Scientology-Sekte glaubt, der weiß, dass es sich dabei um reine Science-Fiction handelt.
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von u_s »

`n Abend,

lustigerweise haben wir am Samstag in Wuppertal nach der Cyberpunk-Lesung am Rande einer erfreulich-endlosen Diskussion (bei erheblichem Bierkonsum) auch über das Eschbachsche Werk geredet. Und ich möchte Andreas nicht zu nahe treten, aber ich habe namentlich "Der Letzte seiner Art" als "hochwertige SF" angepriesen. Dazu stehe ich auch nüchtern ;-)

LG,

Uwe
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kaffee-charly
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von kaffee-charly »

u_s hat geschrieben:`n Abend,

lustigerweise haben wir am Samstag in Wuppertal nach der Cyberpunk-Lesung am Rande einer erfreulich-endlosen Diskussion (bei erheblichem Bierkonsum) auch über das Eschbachsche Werk geredet. Und ich möchte Andreas nicht zu nahe treten, aber ich habe namentlich "Der Letzte seiner Art" als "hochwertige SF" angepriesen. Dazu stehe ich auch nüchtern ;-)

LG,

Uwe
Och nööööö.....! Warum tust du mir das an? Schluchz, heul.... :-?

:kaffee:
Kaffee-Pott, der aber hofft, dass es trotzdem lesbar ist. :xmas:
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kaffee-charly
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von kaffee-charly »

Diboo bringt es auf den Punkt:
http://sfboom.wordpress.com/2012/04/14/ ... -ende-ist/
Dem schließe ich mich an. :respekt:

:kaffee_muede:
Kaffee-Pott
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