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Harry Harrison

Verfasst: 12. Juni 2005 12:18
von Scotty
Eigentlich kenne ich ja nur die Todeswelten Trilogie. Die hat es jedoch wirklich in sich. Ausgelöst durch eine kürzliche Diskussion über eines seiner Werke (New York 1999), in der ich durch Unkenntnis und Harrisons Roman durch des Forums Wertschätzung glänzen konnte, möchte ich den Autor hier zur Diskussion stellen.

Gerade eben habe ich "Die Turing Option" angefangen. Nach 50 Seiten kann ich sagen: Es geht gleich gut los: Intelligent, logisch, spannend!

Auch die Todeswelten Trilogie hat mir ausnehmend gut gefallen. Der Psi-Mann Jason dinAlt, selbstbewusst und ein wenig an Indiana Jones erinnernd, besucht bunte schillernde Welten, auf denen er spannende Abenteuer erlebt. Dicht und kompakt geschrieben, bieten diese Romane glänzende Unterhaltung und einen Riesen Spass!

Verfasst: 12. Juni 2005 13:03
von Pongo
Heute kam ich mit dem Vorsatz, eben diesen Thread zu eröffnen, ins SF-Fan Forum und was seh' ich: Er ist schon da - Scotty muss telepathische Kräfte entwickelt haben :wink:

Zum Thema: Ich lese ja, wie in einem anderen Thread schon erwähnt, grade "New York 1999" von diesem Autor und bis jetzt, zur Hälfte des Buches, ist es auf jeden Fall empfehlenswert. Spannendes Szenario, spannende Handlung und gute Charaktere. Mich interessiert vor allem das weitere Schaffen des Autors. Ist es vom Stil und Inhalt mit "New York ..." vergleichbar, welche Werke ragen besonders heraus, welche gehören eher in die Kategorie "Ferner liefen ..." ?

Verfasst: 12. Juni 2005 13:07
von heino
Ich kenne von ihm nur die Romane "New York 1999" und "Diesseits von Eden" (erster Teil einer Trilogie). Über den ersten wurde ja schon ausgiebig gesprochen, der zweite spielt in einer alternativen Urzeit auf der Erde, wo sich die frühzeitlichen Menschen einen Krieg mit den höher entwickelten nachkommen der Echsen liefern. Beide sind gut geschriebene und hochspannende Unterhaltung mit ernstem Hintergrund. Ich werde definitiv noch mehr von ihm lesen :D

Verfasst: 12. Juni 2005 13:15
von breitsameter
Sehe ich das richtig, daß ihr noch keine Romane von Harry Harrison aus seinem »Stahlratte-Zyklus« gelesen habt??

Wenn es tatsächlich so ist, solltet ihr diesen Fehler möglichst schnell korrigieren und Euch am besten den chronologisch ersten Stahlratte-Roman »Die Geburt einer Stahlratte« (dt. Heyne 06/4487, OT: »A stainless steel rat is born«) besorgen!

Jim di Griz ist ein kleiner Gauner, der sich so gut es geht durch's Leben schlägt, bis er schließlich irgendwann als genialer Langfinger beim intergalaktischen Geheimdienst landet und fortan im Staatsdienst gegen das Böse antritt. Das schöne dabei: James Bolivar di Griz ist kein strahlender Agent, sondern eigentlich immer noch der gleiche Gauner wie früher, der vor allem zwei Dinge haßt: das Militär und die Unterdrückung von Menschen.

Also unbedingt: Lesen, lesen, lesen!

Verfasst: 12. Juni 2005 13:25
von Spezies 125
Hallo!

Ich habe mir diesen Autor ebenfalls auf Grund der Todeswelten Trilogie - die mir sehr gut gefiel - vorgenommen. Ein Freund riet mir den Stahlrattenzyklus zu lesen, der wäre noch besser. Nun, da bin ich anderer Meinung.

In "Die Geburt einer Stahlratte" und "Stahlratte wird Rekrut" zeigt sich der Witz, die Spannung und der Sarkasmus in der "Schreibe" Harrisons, das an die Todeswelten erinnert, die anderen Teile sind bei weitem schwächer und werden im Laufe des Zyklus (10 Bände..?) immer flacher und lustloser.

Wenn man sich die Tatsache bewusst macht, daß die beiden oben genannten Teile in den 80ern von Harrison nachgeschoben wurden, erklärt sich auch der Unterschied im Schreibstil. Ich habe bis zum sechsten Band gelesen und habe es dann aufgegeben. Klingt alles irgendwie gleich, im Niveau von Western-Romanheftchen die auf anderen Planeten spielen, abgemixt mit "Zukunftstechnologie" und Räubergeschichten. Völlig blödsinnig und an den Haaren herbei gezogen wurde es, als Stahlratte seine Frau kennenlernte, die - wen wundert's - ihm natürlich ebenbürtig ist und ihm, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, dann noch zwei Söhne schenkt, die in die Fußstapfen der Eltern treten und die beiden selbstverständlich übertreffen. :kotzen:

Ich habe dann noch einige andere Bücher von Harrison angelesen ("Im Süden nichts Neues", "Retter einer Welt", "Bill, der galaktische Held"), wirklich überzeugt haben mich aber nur die Todeswelten und "New York 1999".

--Spezies 125

Liest: Eoin Colfer "The Wishlist"
J. Steinbeck: "Tortilla Flat"
Jack McDevitt: "Chindi"

Verfasst: 12. Juni 2005 14:39
von Scotty
@Pongo: So ein Zufall ist der Thread gar nicht! Immerhin bin ich durch deinen Kommentar zu "New York 1999" dazu angeregt worden, "Die Turing Option" anzufangen!

Ich habe im Regal noch den "Zu den Sternen" Zyklus stehen. Kennt den jemand?

Verfasst: 12. Juni 2005 19:15
von Pongo
Scotty hat geschrieben:@Pongo: So ein Zufall ist der Thread gar nicht! Immerhin bin ich durch deinen Kommentar zu "New York 1999" dazu angeregt worden, "Die Turing Option" anzufangen!
Hab' auch schon festgestellt, dass wir anscheinend einen ähnlichen Geschmack in Sachen Literatur haben :smokin

Deine Lunatico Empfehlung hat auf jeden Fall voll eingeschlagen und Vernor Vinge werde ich mir auch demnächst vorknöpfen, klang nämlich ebenfalls äußerst spannend :)

Verfasst: 12. Juni 2005 21:03
von Scotty
@Pongo: Vinge wird dir ganz sicher gefallen!

Verfasst: 23. Juni 2005 10:59
von Scotty
Harrisons "Turing Option" bekommt von mir 7 von 10 Punkten (siehe "Liest zur Zeit")

Verfasst: 23. Juni 2005 16:27
von Random
Hallo,
mir fallen beim Stichwort "Todeswelten" auch keine weiteren Werke von Harrisson ein, sondern eher:
1. Die Reihe um "Rider Hook" (Der Novamann etc.) von Kenneth Bulmer
2. Die "Stahlauge" Romane von Saul Dunn (Multizeitwelt und Elastowelt gelesen, Wasserwelt fehlt noch)

Ist allerdings bestimmt 10-20 Jahre her, das ich die jeweiligen Romanreihen gelesen habe. Würde mich mal interessieren, ob es hier im Forum Leute gibt, die ähnliche Parallelen sehen, oder es ein völlig absurder Vergleich ist.

Verfasst: 24. Juni 2005 22:38
von hawaklar
Random hat geschrieben:Hallo,
mir fallen beim Stichwort "Todeswelten" auch keine weiteren Werke von Harrisson ein, sondern eher:
1. Die Reihe um "Rider Hook" (Der Novamann etc.) von Kenneth Bulmer
2. Die "Stahlauge" Romane von Saul Dunn (Multizeitwelt und Elastowelt gelesen, Wasserwelt fehlt noch)

Ist allerdings bestimmt 10-20 Jahre her, das ich die jeweiligen Romanreihen gelesen habe. Würde mich mal interessieren, ob es hier im Forum Leute gibt, die ähnliche Parallelen sehen, oder es ein völlig absurder Vergleich ist.
Da gibt es hier noch jemanden, der die Ryder-Hook-Romane von Kenneth Bulmer gelesen hat und das dann noch freiwillig zugibt :lol:. Während meiner Schul- und Studentenzeit habe ich die Nova-Mann-Reihe regelrecht verschlungen. Es war halt leichte Kost, so wie E. E. Doc Smith (Lensmen-, Skylark(?)-Zyklus).

Die Todeswelten-Trilogie von Harry Harrison habe ich damals auch gelesen und es ist mir nichts von den 3 Banden in Erinnerung geblieben. Ich mußte mir erst bei amazon eine kurze Rezension ansehen. Erst bei dem Namen von Jason dinAlt kam ein wenig Erinnerung hoch. Soweit ich mich erinnere, ist in Bulmers Ryder Hook Romanen einfach mehr Entwicklung des Helden beschrieben, als bei Harry Harrison. Von Saul Dunn habe ich noch nichts gelesen.

Verfasst: 24. Juni 2005 23:51
von Random
hawaklar hat geschrieben:Da gibt es hier noch jemanden, der die Ryder-Hook-Romane von Kenneth Bulmer gelesen hat und das dann noch freiwillig zugibt :lol:. Während meiner Schul- und Studentenzeit habe ich die Nova-Mann-Reihe regelrecht verschlungen. Es war halt leichte Kost, so wie E. E. Doc Smith (Lensmen-, Skylark(?)-Zyklus).
jep, bekenne mich schuldig. Schul- und Studienzeit dürfte es auch bei mir gewesen sein. Vorher fand ich, "Doc Savage" sei das Nonplusultra an Literatur. Habe dem neuen Roman am Kiosk förmlich entgegengefiebert.

Den "Lensmen" Zyklus habe ich erst vor ein paar Jahren, Leider zu spät für mich, entdeckt. Hab mich durch 2 Bände gequält und 2 weitere warten vergeblich darauf von mir gelesen zu werden.

Ähnlich gings mir mit "Dorsai", aus dem selben Grund.

"Skylark(?)" sagt mir nichts.

Verfasst: 25. Juni 2005 22:24
von hawaklar
Random hat geschrieben: "Skylark(?)" sagt mir nichts.
Die Abenteuer um die Skylark sind z. Zt. anscheinend weder im regulären Buchmarkt noch antiquarisch zu bekommen. Ich habe einmal ein wenig gegoogelt und bin schließlich fündig geworden:

http://www.s-line.de/homepages/ole-olof ... ml#Skylark

Beim Suchen bin ich auf einige interessante Fakten gestoßen. Er hat die Skylark-Romane in den Jahren vor 1920 geschrieben. Damals galten seine Space Operas als Hard-SF. Anscheinend hat diese Serie mit ihren wissenschaftlichen Voraussagen von den 30er-Jahren bis in die 70er die amerikanische Militärstrategie beeinflußt.

Hier noch ein paar Links, die ich beim googeln gefunden habe:

http://www.itsf.org/brochure-d/materials.html (wegen Hard-SF)
http://www.metando.de/lexikon_Edward_Elmer_Smith.html (Biographie)

Übrigens, neben diesen beiden Space-Opera-Reihen hat er noch eine IMHO lesenswerte Reihe von SF-Agentenromanen verfaßt. Es gibt, glaube ich, 7 Bände um den Weltraumzirkus D'Alembert. Diese sind vor ca. 30 Jahren bei Bastei erschienen und man kann sie noch antiquarisch erwerben.

Verfasst: 25. Juni 2005 23:33
von nekropole
Ich kann euch mit einer Liste von 85 Ausgaben von Harry Harrison dienen

Ausgaben von Harry Harrison auf dsfdb.org

und 385 Werke von ihm

Werke von Harry Harrison auf dsfdb.org

Vielleicht hilft's euch.

Gruß
Thomas

Verfasst: 31. Oktober 2006 17:17
von Spezies 125
Also, jetzt muss ich hier noch etwas nachschieben. Ich habe im letzten Urlaub (schon etwas her) die Eden Trilogie gelesen. Was sage ich - gelesen - verschlungen! Anschliessend mein Kumpel und dann meine Frau. Wir waren alle schlichtweg begeistert.

Alternativweltromane sind eigentlich nicht so mein Ding, aber die Trilogie war ein Volltreffer. Hier wird davon ausgegangen, dass die Saurier nicht ausgestorben sind und sich in Teilen zu einer intelligenten Spezies entwickelt haben, die eine hochentwickelte Kultur und "Technik" haben. Aber keine Angst, es sind keine süsslichen Wesen wie in Fosters Dinotopia, sondern äusserst schlaue, hochintelligente und dabei brutale, gewalttätige Wesen, die sich hier durchaus glaubhaft darstellen.

Unglaublich spannend war es, mit zu erleben wie die Yilanè (intelligente Saurierrasse), die bereits auf eine 40-Millionen jährige (!) Entwicklungsgeschichte zurückblicken und dabei sehr nach althergebrachtem leben, Traditionen pflegen, entdecken, dass es ausser ihnen noch andere intelligente Spezies (Menschen=Tanu verschiedener Rassen) gibt. Dies zu akzeptieren fällt ihnen sehr schwer und sie behandeln die Tanu entsprechend.

"Das Heute ist wie gestern und das Morgen wird wie heute sein" ist der vielzitierte und gelebte way of life der Yilanè. Perfekt an ihre Umwelt angepasst und traditionsverhaftet, wird ihnen das aber zum Nachteil gegenüber den anpassungsfähigeren (Tanu) Menschen, als Ihre Umwelt, bzw. das Klima beginnt sich zu verändern.

Die Yilanè sind hochentwickelt und sehr intelligent, besitzen jedoch keinerlei Technik, sondern sind exzellente Genetiker. So haben sie es verstanden Fauna sowie Flora ihren Bedürfnissen an zu passen und zu verändern. Da gibt es Lebewesen, die giftige Pfeile abschiessen (Hesotsan), Frösche, deren Augen zu optischen Linsen umfunktioniert sind, Vögel, die als fliegende Kameras funktionieren (Adler bei Tag und Eulen bei Nacht) und die Bilder nach Hause liefern und vieles, vieles mehr.

Die Yilanè leben im Matriarchat, Männer nehmen am gesellschaftlichen Leben nicht Teil, sind nur dazu da, die Eier auszutragen und sterben meist hinterher. Sie leben in Yilanè Städten immer in einem eigenen Areal (Yilanè Städte werden immer nach dem gleichen Muster "gebaut"), das vom Alltagsleben völlig abgeschottet ist.

Die Geschichte entwickelt sich um Kerrick, einen Tanu, der im Alter von acht Jahren von den Yilanè gefangengenommen wird und zu einem der Ihren erzogen wird. Harry Harrison beschreibt ganz fantastisch, wie Kerrick die für Tanu äusserst komplizierte Sprache, sowie Sitten und Gebräuche der Yilanè erlernt. Eine Sprache, die ganz entscheidend geprägt ist durch zusätzliche Körperbewegungen und Färbung verschiedener Körperteile. Dadurch entsteht für Kerrick ein lange währender innerer Konflikt, denn nach Jahren der Gefangenschaft identifiziert sich Kerrick mehr und mehr mit den Yilanè, lebt und fühlt als solcher, ja, verabscheut und bekämpft schließlich seine eigene Rasse.

Für die Yilanè verändert sich durch den Klimawandel vieles, jedoch ist ihre Gesellschaft am Stärksten durch eine unter ihnen sich selbst entwicklende Religion bedroht. Es gibt eine Gruppierung junger Yilanè, die die althergebrachte Lebensweise ablegen und ihre eigene Gesellschaft gründen wollen.

Harry Harrison hat hier (s)ein Meisterstück geschaffen. Die Trilogie ist durchgehend spannend und detailverliebt geschrieben, die Sprache und Kultur der Yilanè ist bis ins Kleinste durchdacht. Grossartig sind die genetisch veränderten Pflanzen und Tiere und man kann hier nur den Ideenreichtum bewundern, der hier am Werk war. Wer bereit ist, sich auf die Geschichte einzulassen, erlebt mit Sicherheit spannende und aufregende Stunden, wird mit Kerrick und den Tanu mitfiebern, andererseits aber auch für die Yilanè Verständnis entwickeln.

--Spezies 125

Ich lese gerade: M. Heitz "Ulldart 3"