eine tiefe am (übersetzungs-)himmel

Science Fiction in Buchform
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andreas
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eine tiefe am (übersetzungs-)himmel

Ungelesener Beitrag von andreas »

hallo,

hab mir vor kurzem von vernor vinge "eine tiefe am himmel" gekauft und mußte nach 160 seiten mich schwer zurückhalten das buch nicht in die ecke zu werfen. was uns hier an rechtschreiblichen und grammatikalischen bodenlosigkeiten zugemutet wird ist unglaublich. ging das einigen von euch auch so oder bin ich der geistige tiefflieger und der deutschen sprache nicht mächtig.

ja ja ich weiß original ist immer besser. aber auch gedrucktes wort kommt an einem punkt wo ihm der geduldsfaden reist. ich meine wenn man sich schon die mühe macht etwas zu übersetzen warum dann nicht richtig. werden da aus kostengründen leute mit unzureichenden englischkenntnissen für die übersetzung geholt? sind die übersetzer unter so immensen zeitdruck das sie ihre übersetzung kein zweitesmal durchlesen? oder denkt man das sf-leser so oder so nur schundliteraturleser sind denen man getrost auch eine vierter klasse übersetzung zumuten kann. also ich bin weiß gott kein linguistisches wunder und auch durch jahrelanges sf lesen einiges gewohnt aber so was ... tststs.

also wenn ihr übersetzer seid: klärt mich auf
und wenn ihr das buch auf deutsch gelesen habt: teilt mir eure meinung mit

bis denne
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Das Buch habe ich nicht gelesen. Wenn ich micht richtig erinnere, dann hat Erik Simon es übersetzt. Simon muss doch genügend Erfahrung für eine gute Übersetzung haben, oder?
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Erik Simon hat schon beim Vorgängerroman "Ein Feuer auf der Tiefe" eine sehr "seltsame" und leseunfreundliche Übersetzung erstellt, darum wundert es mich überhaupt nicht, daß dies nun bei "Eine Tiefe am Himmel" ebenfalls wieder der Fall ist.

Ich vermeide es Übersetzungen von Erik Simon zu lesen, da ich solche Texte selten lesen kann, ohne mir zu überlegen, was da wohl im Original gestanden hat. Zuletzt hatte ich von ihm nur ein übersetztes Vorwort zu einem anderen Band gelesen und selbst darin waren schon zwei "Fehler", die es schwer machten, das richtig zu verstehen.
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Shock Wave Rider
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Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Vielleicht sind seine Übersetzungen aus dem Russischen besser.

Ich erinnere mich noch an den PentaCon 2001 in Dresden. Damals gab es eine Sendung des Dresdner Lokalfernsehsenders, in dem u.a. folgendes Zitat gebracht wurde:
"Ohne Jules Verne und Erik Simon können wir uns die Zukunft nicht mehr vorstellen."
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andreas
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Ungelesener Beitrag von andreas »

@ breitsameter: ja auch hier ist die übersetzung leserunfreundlich. sie ist sehr holperig und behindert immer wieder den lesefluß. ständig muß man absätze noch einmal lesen um hinter den sinn zu kommen. das ganze kommt mir so vor als wäre es mit der heißen nadel gestrickt worden.

ach ja, hab mir den thread "die schönsten übersetzungsfehler" durchgelesen, was sehr aufschlußreich für mich war. weniger die angeführten zitate, die auch lustig waren (blutiger tisch, gestreckte limonade...), als die diskussion drum herum.

aus "eine tiefe am himmel" kann ich auch noch etwas zu "schönen übersetzungsfehlern" beisteuern... gerade gelesen:

"na ja, mist passiert eben" S. 171 (original wohl: shit happens)

aarrrgghhh freunde, wie kann das passieren. und damit nicht genug, ein paar zeilen tiefer schreibt er dann:

"ja, er passiert eben"

wer ist erik simon? scheint ja schon einen namen zu haben in der übersetzerszene
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Bernhard

Ungelesener Beitrag von Bernhard »

wer ist erik simon? scheint ja schon einen namen zu haben in der übersetzerszene
am einfachsten ausgedrückt: Was Wolfgang Jeschke für West-Deutschland, war Erik Simon für Ost-Deutschland. Seine Übersetzungen kann ich nicht beurteilen, aber als Herausgeber und Autor ist er recht gut. Bei SF-Fan.de wurde vor kurzem sein neues Buch besprochen.
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Gast

Ungelesener Beitrag von Gast »

hab noch mal geguckt: http://www.sf-fan.de/sf-buch/rezension/sternbilder.html
War aber sein vorletztes Buch, das neue wurde bei phantastik.de besprochen
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

andreas hat geschrieben:"na ja, mist passiert eben" S. 171 (original wohl: shit happens)
aarrrgghhh freunde, wie kann das passieren.
Das ist aber typisch für Erik Simon. Er scheint oft Schwierigkeiten damit zu haben, solche typischen amerikanischen Redewendungen auch wirklich korrekt ins Deutsche zu übertragen.

So ist z.B. auch in dem angesprochenen Vorwort von Ursula K. LeGuin, das er übersetzt hat, auch von einem "hochmoralischen" Standpunkt die Rede ("high morale") und von "Falken" und "Tauben" (tja, "hawk" hat halt mehr als nur die ornithologische Bedeutung...).
Aber auch Sätze wie "Es gab eine Menge Erregung auf beiden Seiten, und ich trug dazu bei" klingen nicht gerade besonders Deutsch.
andreas hat geschrieben:wer ist erik simon? scheint ja schon einen namen zu haben in der übersetzerszene
Erik Simon war der wichtigste SF-Herausgeber in der DDR.
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Nepharite
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Ungelesener Beitrag von Nepharite »

andreas hat geschrieben:

aus "eine tiefe am himmel" kann ich auch noch etwas zu "schönen übersetzungsfehlern" beisteuern... gerade gelesen:

"na ja, mist passiert eben" S. 171 (original wohl: shit happens)
Sry, aber ich sehe nicht, was an dieser Übersezung grundlegend verkehrt sein soll. Ob man nun "Mist" oder "Missgeschick" schreibt .. der Kontext sollte es weisen ... Bitte klär mich also auf!
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Oliver
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Ungelesener Beitrag von Oliver »

Nepharite hat geschrieben:
andreas hat geschrieben:
"na ja, mist passiert eben" S. 171 (original wohl: shit happens)
Sry, aber ich sehe nicht, was an dieser Übersezung grundlegend verkehrt sein soll.
Wieso, das ist doch ganz einfach: "Mist passiert eben." Sagt/schreibt kein Mensch in Deutschland. :roll:

Also ist die Übersetzung grundlegend verkehrt.
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Es ist deshalb "verkehrt", weil hier eine nur im englischen Sprachraum gebräuchliche Redewendung wörtlich übernommen wird. Es mag schon sein, daß man den Sinn trotzdem noch versteht, aber nichtsdestotrotz ist es die Aufgabe eines Übersetzers den Sinn und nicht die einzelnen Worte zu übersetzen. Soll heißen: soetwas zerstört den Lesefluß.
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andreas
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Ungelesener Beitrag von andreas »

@ nepharite: klar man versteht es und ich habe mir gerade gedanken gemacht wie man das übersetzen könnte. knifflig... vielleicht könnte man es mit "pech" übersetzen. "mist passiert eben" klingt einfach unrund und so ist die ganze übersetzung.

die angeführte übersetzung von breitsameter
"Es gab eine Menge Erregung auf beiden Seiten, und ich trug dazu bei"
ist ein typisches beispiel für seinen stil. so geht das in "etam" die ganze zeit.
ich will hier nicht sein können in frage stellen, ich glaube eher was ich schon vorhin geschrieben habe: das ganze ist mit der heißen nadel gestrickt worden.
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Nepharite
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Ungelesener Beitrag von Nepharite »

andreas hat geschrieben: die angeführte übersetzung von breitsameter
"Es gab eine Menge Erregung auf beiden Seiten, und ich trug dazu bei"
ist ein typisches beispiel für seinen stil. so geht das in "etam" die ganze zeit.
Das ist allerdings schon wirklich krass, ... ich möchte aber auch nicht wissen, wie sich das im Original liest ... ;)
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Frank Böhmert

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

andreas hat geschrieben:@ nepharite: klar man versteht es und ich habe mir gerade gedanken gemacht wie man das übersetzen könnte. knifflig... vielleicht könnte man es mit "pech" übersetzen.
Hey-ho! Das ist ne Klasse-Übersetzung für "shit happens"! Knackig. Ich schreib meistens etwas wie "So kann's kommen". Aber empfinde das dann oft als zu lang.
andreas hat geschrieben:ich will hier nicht sein können in frage stellen, ich glaube eher was ich schon vorhin geschrieben habe: das ganze ist mit der heißen nadel gestrickt worden.
Ich vermute eher, Erik Simon (den ich auf einer Veranstaltung mit nachträglichem Umtrunk mal kennen gelernt habe, und ihr glaubt gar nicht, was für tolle Anekdoten er erzählt) hat Probleme mit Alltags-/Umgangssprache. Was wissenschaftliche Sachen angeht, ist er, glaube ich, superfit. Nur leider kommt in guter SF beides gehäuft vor.

Ansonsten könnte er zu den Übersetzern zählen, die zu dicht am Text kleben. Dann fällt man leicht auf die so-called "Originalitätsvermutung" herein, d. h. meint da, wo eigentlich banalste Alltagssprache oder sogar nur etwas Falsches steht, etwas stehen zu sehen, das der Autor sich genialisch ausgedacht hat.

Aber alles nur Spekulatius ...
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Frank Böhmert

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Nepharite hat geschrieben:Das ist allerdings schon wirklich krass, ... ich möchte aber auch nicht wissen, wie sich das im Original liest ... ;)
Falls jemand so was doch mal wissen will: In David Langfords Ansible, das auch komplett jahrgangsweise im Internet zu finden ist (einfach mal bei Google eingeben, weiß die aktuelle Adresse nicht), stehen regelmäßig Stilblüten englischsprachiger SF-Autoren. Lustiges Zeug dabei! Hat mir als Übersetzungsanfänger immer gut getan, weil ich dann wusste: nee, das ist kein gutes Englisch/Amerikanisch, sondern ein Schnitzer, und es mich dann auch zu korrigieren traute.
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