Marysuismus

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Montag
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von Montag »

Aus der Wikipedia:
Der Begriff Mary Sue stammt aus der Kurzgeschichte A Trekkies tale von Paula Smith, die 1974 im Magazin Menagerie #2 veröffentlicht wurde. Die Halbvulkanierin Lieutenant Mary Sue ist Kirk, Spock und Dr. McCoy in jeder Hinsicht überlegen. Sie rettet allen dreien das Leben und stirbt schließlich unter tragischen Umständen.
Das ist ja sau-lustig. 20 Jahre später wurde die Art Figur dann völlig humorfrei offiziell in das Star Trek Universum eingführt. Nur halt nicht mit dem Namen Mary Sue sonder Kathryn Janeway.
Stefanie
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von Stefanie »

Ich dachte bisher, Mr. Crusher wär die offizielle Mary Sue ... äh, Gary Sue. :D
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Bully
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von Bully »

Stefanie hat geschrieben:Die Originalstory (Satire/Parodie) ist übrigens ein ziemlicher Mini und im Netz zu finden. Den kann man sich in zwei Minuten zu Gemüte führen, wenn man möchte.
"A Trekkie's Tale" von Paula Smith.
Hier zB:
http://www.wiccananime.com/amslt/amslttrekkiestale
Sicher, dass das nicht nur die Inhaltsangabe ist? :D

Aber wie auch immer, wenn das der Prototyp ist, dann sind MSs eben klüger, schöner, geschickter, mutiger, beliebter, kompetenter und selbstloser als aller anderen. Zusammen. :D
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L.N. Muhr
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Bully hat geschrieben:
Stefanie hat geschrieben:Die Originalstory (Satire/Parodie) ist übrigens ein ziemlicher Mini und im Netz zu finden. Den kann man sich in zwei Minuten zu Gemüte führen, wenn man möchte.
"A Trekkie's Tale" von Paula Smith.
Hier zB:
http://www.wiccananime.com/amslt/amslttrekkiestale
Sicher, dass das nicht nur die Inhaltsangabe ist? :D
Das ist der komplette Text. Es handelt sich, falls es nicht rüberkommt, um eine Parodie auf schlechte FanFics.
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Uschi Zietsch
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Knochenmann hat geschrieben:Ich wette die Axt kann nicht reden... nur in ewiger Agonie schreien.
:prima: :lol:
Wie dem auch sei, kennt jemand zufällig ein paar Bücher mit Marry Sues drinn, das Thema interresiert mich jetzt.
James Bond ist der absolute Mega-Alleskönner und Alleskrieger, er hat nur eine Schwäche: Er kann einen Diamanten nicht von einem Rheinkiesel unterscheiden (was banane ist, denn ausgerechnet einen geschliffenen Diamanten kann man gut erkennen).
Ach ja, und natürlich lässt er sich dauernd von den Bösen eins über die Rübe hauen.
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von Bully »

L.N. Muhr hat geschrieben:
Bully hat geschrieben:
Stefanie hat geschrieben:Die Originalstory (Satire/Parodie) ist übrigens ein ziemlicher Mini und im Netz zu finden. Den kann man sich in zwei Minuten zu Gemüte führen, wenn man möchte.
"A Trekkie's Tale" von Paula Smith.
Hier zB:
http://www.wiccananime.com/amslt/amslttrekkiestale
Sicher, dass das nicht nur die Inhaltsangabe ist? :D
Das ist der komplette Text. Es handelt sich, falls es nicht rüberkommt, um eine Parodie auf schlechte FanFics.
Dass das keine Parodie auf gute FanFics sein sollte, hatte ich mir schon gedacht.
Hätte aber auch die Inhaltsangabe einer Parodie sein können. :wink:
Aber gut, dass ich so wenig Fanfics lese. :)
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von Stefanie »

Ich bin vor ein paar Jahren mal auf den Text gestoßen und war auch überrascht, wie lang (kurz) das Ding ist. Ich hatte mir immer vorgestellt, es wäre irgendwas auf mindestens Novellenlänge.
Aber wie auch immer, wenn das der Prototyp ist, dann sind MSs eben klüger, schöner, geschickter, mutiger, beliebter, kompetenter und selbstloser als aller anderen. Zusammen.
Das ist dann wieder "nur" der Übermensch. Zu den MS-Kriterien gehört auch das self-insert des Autors bzw. der Lesereindruck, der Autor würde mit der MS-Figur eigene Sehnsüchte und Phantasien bedienen, bei denen ein Leser eigentlich gar nicht zugucken mag.

Als ich vorhin nach Trekkie's Tale gesucht hab um hier einen link zu zeigen, bin ich noch auf ein Kriterium gestoßen:
In FanFic ist es für Mary-Sue-Charaktere üblich, den bestehenden Kanon aus den Angeln zu heben und kanonische Charaktere gegen den Strich zu bürsten, einfach, weil Mary Sue so großartig ist und die anderen Figuren ihr so verfallen, dass sich plötzlich alle out-of-character verhalten.
Bei Mary Sues außerhalb von FanFic fällt das Kriterium natürlich weg.
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von Bully »

Stefanie hat geschrieben:Ich bin vor ein paar Jahren mal auf den Text gestoßen und war auch überrascht, wie lang (kurz) das Ding ist. Ich hatte mir immer vorgestellt, es wäre irgendwas auf mindestens Novellenlänge.
Aber wie auch immer, wenn das der Prototyp ist, dann sind MSs eben klüger, schöner, geschickter, mutiger, beliebter, kompetenter und selbstloser als aller anderen. Zusammen.
Das ist dann wieder "nur" der Übermensch. Zu den MS-Kriterien gehört auch das self-insert des Autors bzw. der Lesereindruck, der Autor würde mit der MS-Figur eigene Sehnsüchte und Phantasien bedienen, bei denen ein Leser eigentlich gar nicht zugucken mag.
...
Ganz abstrakt gesprochen kann man dann aber nie genau wissen, ob der konkrete Übermensch die Sehnsüchte des Autoren verwirklichen soll, oder ob es einfach "nur" ein Übermensch ist, d.h., dieses Kriterium von M.S. wäre sehr akademisch, weil schwer überprüfbar. Ich würde mal behaupten, der jeweilige Autor weiß es oft auch selbst nicht, wie viel Self er insertet.

Mit dem "Kanonaushebeln" hast Du aber bestimmt recht. Auf Nicht-FanFic-M-S übertragen wäre das eben das große Gefälle zu den anderen Figuren.
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von Stefanie »

Ich nehme an, Mary Sues sind ohnehin subjektiv.

Es ist eine Mary Sue, wenn ICH beim Lesen den Eindruck hab, der Autor betreibt schlecht maskiertes self-inserting (mit Selbstidealisierung) und frönt seinen eigenen Sehnsüchten/Wunschvorstellungen, ohne MICH als Leser mitzunehmen. :D Das ist gut überprüfbar. So kann das jeder Leser für sich selbst entscheiden. Es bedeutet allerdings, dass man manchen Autoren Mary Sues fälschlicherweise vorwirft und in anderen Fällen die Mary Sues durchwinkt.

Beispiel dieser Prototypstext. Angenommen, ich wüsste nicht, dass das eine Parodie ist. Ich würde vermuten, ein Trekkie im Alter von 15-16 hat sich selbst in seine Lieblingswelt geschrieben, um die Bewunderung und den Respekt seiner Lieblingscharaktere zu genießen (Kirk, Spock, Pille - natürlich). Liest sich wie ein Teenagertraum, mit dem ich nichts anfangen kann (was seltsam ist, denn diese Art Teenagertraum ist ja sehr typisch).
Vermutete Autor-Hauptfigur-Identifikation: 100%
Mögliche Leser-Hauptfigur-Identifikation: gegen Null
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von Stefanie »

Unter den Comic-Superhelden müssten sich gleich mehrere Mary/Gary Sues verstecken. Die würde ich anhand der Geschichten selbst aber nie als solche identifizieren, sind halt Superhelden. Aber wenn man sich mit Fotos und Vita der jeweiligen Erfinder hinsetzt ... :teufel:
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L.N. Muhr
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

... dann stößt man höchstens manchmal auf Ähnlichkeiten.

Oder anders gesagt: Stan Lee müsste schon an MPS gelitten haben, wenn alle seine Figuren mary Sues sind.

Es ist ja auch was anderes, ob man Elemente von sich in seine Figur packt, oder ob man eine Mary Sue baut. Schönes Beispiel sind die Peanuts: da enthält fast jede Figur einen Aspekt der Persönlichkeit von Schulz, die Strips in ihrer Gesamtheit stellen also eine Art Mega-Psychogramm dar. Aber es sind darum natürlich keine Mary Sues, im Gegentil.
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von Stefanie »

Aber bei den Peanuts hab ich nicht den Eindruck, der Erfinder überhöht sich in denen selbst.
Wohingegen, wenn man einen muskelbepackten Supermann auf der einen Seite hat und magere Männchen als Erfinder - da fängt man als Leser mit hämischen Unterstellungen an. "Wunschdenken, wa? Wärste wohl selber gerne, ne?"
Unter anderem deswegen rasten Autoren auch gern aus, wenn man ihnen Mary Sues unterstellt. "Als ob DAS meine geheimen Wünschen wären. Pah!"

Ich find das insgesamt ein sehr amüsantes Phänomen :)
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Bully
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Re: Marysuismus

Ungelesener Beitrag von Bully »

Stefanie hat geschrieben:Unter den Comic-Superhelden müssten sich gleich mehrere Mary/Gary Sues verstecken. Die würde ich anhand der Geschichten selbst aber nie als solche identifizieren, sind halt Superhelden. Aber wenn man sich mit Fotos und Vita der jeweiligen Erfinder hinsetzt ... :teufel:
Jein.
Erstens, wenn jeder Leser andere Vorstellungen hat, welche Figuren MSs sind und welche nicht, und insbesondere einfach mal entscheidet, was der Autor wohl vor Wunschvorstellungen hat, ist der Begriff bedeutungslos, weil ihm jeder Leser eine andere Bedeutung zumisst.
Zweitens, dass jemand Wunschvorstellungen in seine Charaktere einfließen lässt, ob bewusst oder unbewusst, ist an sich weder verwerflich noch vermeidbar.*
Drittens, das Nervige an MSs sind weder die Überlegenheit an sich, noch die ausgelebten Phantasien, sondern der Exzess dabei. Ein Held, der derartig überlegen ist, dass sein Sieg unvermeidbar ist, ist langweilig, auch dann, wenn er nicht die Wunschträume seines Erschaffers auslebt, sondern meine eigenen. Wenn ich zufällig dieselben Phantasien wie der Autor hätte, würde mich das also gar nicht stören, obwohl die Langweile in "Superman vs. Kindergartenkind" bleibt. "Superman vs. eine Bande von Kryptoniern, die ihn aufmischen wollen" wäre hingegen spannend, da er da zwar übermenschlich, aber nicht unbesiegbar ist.

Insofern halte ich mich mehr an das Überlegenheitskriterium als an das Psychologiekriterium; ersteres ist leichter nachweisbar und außerdem viel schlimmer.


*Außerdem: EINE Eigenschaft, die man gerne hätte, in eine seiner Figuren einzubauen, macht diese Figur niemals zu einer MS; insofern wäre es egal, ob die eine herausragende Fähigkeit, die man einer Figur gibt, tatsächlich eine Wunschvorstellung ist oder nicht.
Was weiß ich, jemand wäre gerne Archäologe und schreibt ein Buch mit einem Archäologen als Hauptfigur, der spannende Abenteuer erlebt, aber außer seinem Studienabschluss und vier Sprachen (Englisch, Latein, Altgriechisch, Assyrisch) keine besonderen marysuigen Eigenschaften hat. Kann eine super Geschichte werden mit einem sympathischen Helden als Identifikationsfigur.
Jemand, der gerne Arzt wäre, könnte aber dieselbe Geschichte erzählen, also wo ist das Problem?
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Re: Marysuismus

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Stefanie hat geschrieben:Aber bei den Peanuts hab ich nicht den Eindruck, der Erfinder überhöht sich in denen selbst.
Wohingegen, wenn man einen muskelbepackten Supermann auf der einen Seite hat und magere Männchen als Erfinder - da fängt man als Leser mit hämischen Unterstellungen an. "Wunschdenken, wa? Wärste wohl selber gerne, ne?"
Verzeih, aber grade angesichts dessen dass Superman - ebenso wie Captain America - eine direkte Reaktion seiner Erfinder auf die Hilflosigkeit angesichts der Shoah war, ist diese Denkweise schlicht geschmacklos.

Siegel/ Shuster haben nicht SICH überhöht als Ausdruck hyperpotenter Machtfantasien, sondern als Ausdruck von Hilflosigkeit und Zerrissenheit. Das zeigt sich ja grade in der Doppelidentität von Superman, der nur als Superman unbesiegbar ist, als Kal-El aber ein ziemlicher Jedermann ist.
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Liest zur Zeit: Stephenson: Snow Crash

Re: Marysuismus

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Bully hat geschrieben:
Stefanie hat geschrieben:Ich bin vor ein paar Jahren mal auf den Text gestoßen und war auch überrascht, wie lang (kurz) das Ding ist. Ich hatte mir immer vorgestellt, es wäre irgendwas auf mindestens Novellenlänge.
Aber wie auch immer, wenn das der Prototyp ist, dann sind MSs eben klüger, schöner, geschickter, mutiger, beliebter, kompetenter und selbstloser als aller anderen. Zusammen.
Das ist dann wieder "nur" der Übermensch. Zu den MS-Kriterien gehört auch das self-insert des Autors bzw. der Lesereindruck, der Autor würde mit der MS-Figur eigene Sehnsüchte und Phantasien bedienen, bei denen ein Leser eigentlich gar nicht zugucken mag.
...
Ganz abstrakt gesprochen kann man dann aber nie genau wissen, ob der konkrete Übermensch die Sehnsüchte des Autoren verwirklichen soll, oder ob es einfach "nur" ein Übermensch ist, d.h., dieses Kriterium von M.S. wäre sehr akademisch, weil schwer überprüfbar. Ich würde mal behaupten, der jeweilige Autor weiß es oft auch selbst nicht, wie viel Self er insertet.

Mit dem "Kanonaushebeln" hast Du aber bestimmt recht. Auf Nicht-FanFic-M-S übertragen wäre das eben das große Gefälle zu den anderen Figuren.
Der Test, den Du hier gepostet hast, ist aber ein Fragebogen, der genau diese Kriterien abtestet. Ganz "unakademisch", ganz praktisch und so objektiv, wie das bei Literatur gerade noch geht. Ich glaube, Du versteigst Dich da etwas in den Aspekt der Omnipotenz, der für einen Mary-Sue-Charakter nicht gegeben sein muss. Der offensichtliche, den Leser nervende Self-Insert ist das, worum es geht.
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