Michel Houellebecq: Unterwerfung
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Hätte er, aber es ist nicht überraschend, dass hier aus Marketingsicht die Gunst der Stunde genutzt wird.
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Besprechung des Buches auf derstandatd.at
Da kling das Buch eher lahm. Aber es wurde auch im Kulturressort besprochen, denen traue ich nicht mal eine Besprechung der Kleinen Raupe Nimmersatt zu.
Da kling das Buch eher lahm. Aber es wurde auch im Kulturressort besprochen, denen traue ich nicht mal eine Besprechung der Kleinen Raupe Nimmersatt zu.
Als ich jung war, war der Pluto noch ein Planet
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Habe in dieser Godesberger Buchhandlung die ersten 5 Seiten überflogen. Sagen wir mal so: Ich bevorzuge die Kleine Raupe Nimmersatt.
Gast09
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- lapismont
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Auf der Zukunft gibt es eine vielleicht genre-afinere Besprechung, die aber ähnlich negativ ausfällt:
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- Pogopuschel
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Nach den Kritiken, die ich bisher gelesen habe, soll der Roman keine plumpe Islamschelte sein, sondern differenziert nach allen Seiten austeilen. Es soll auch kein "Schreckensszenario" geben, wie die ARD berichtete. Im Gegenteil, Frankreich soll unter dem islamischen Präsidenten sogar aufblühen.
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
was aber nichts über eine glaubwürdige oder ansprechende Lektüre sagt.Pogopuschel hat geschrieben:Nach den Kritiken, die ich bisher gelesen habe, soll der Roman keine plumpe Islamschelte sein, sondern differenziert nach allen Seiten austeilen. Es soll auch kein "Schreckensszenario" geben, wie die ARD berichtete. Im Gegenteil, Frankreich soll unter dem islamischen Präsidenten sogar aufblühen.
- Pogopuschel
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Wir werden es erst wissen, wenn wir das Buch selbst gelesen haben.
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Dann werde ich wohl unwissend bleiben müssen.Pogopuschel hat geschrieben:Wir werden es erst wissen, wenn wir das Buch selbst gelesen haben.
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Naja, "naiv und wenig plausibel" klingt für mich nicht nach "differenziert nach allen Seiten austeilen".
Wobei das natürlich kein direkter Widerspruch ist, aber Satire kommt muMn am besten, wenn sie möglichst knirsch an der Wirklichkeit vorbeistreicht.
Oder es handelt sich um Realsatire, worüber der gute alte Juvenal so schön sagte: "Manchmal ist es schwieriger, keine Satire zu schreiben." Und danach sieht es gerade nicht aus.
Wobei das natürlich kein direkter Widerspruch ist, aber Satire kommt muMn am besten, wenn sie möglichst knirsch an der Wirklichkeit vorbeistreicht.
Oder es handelt sich um Realsatire, worüber der gute alte Juvenal so schön sagte: "Manchmal ist es schwieriger, keine Satire zu schreiben." Und danach sieht es gerade nicht aus.
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Gelesen und für Steppenwolf! befunden.
Es ist kein makro-politisches Buch, keine Gesellschafts-Vision, kein Groß-Szenario. Es ist eine eher kleine Handlung, gespeist von Gedanken und Empfindungen eines Einzelgängers, der, ähnlich wie bei HH, den Tag abwürgt, ihn sanft umbringt, dabei die Schmerzen erträgt, die ältere Männer nun mal haben (hier Fußpilz, Ischias und Anal-Fisteln) und sich, vergleichbar mit dem Fänger im Roggen nicht in der Lage sieht, sich mit der Realität seines Privat- und Berufslebens (als Uni-Prof) zu arrangieren. Auf Fragen antwortet er eher einsilbig; etwas von Der Fremde ist wohl auch drin.
Sein Leben verläuft eher orientierungslos.
Auch für jm der sich mit dem französischen Gesellschafts- und Politik-System und insbesondere mit der französischen Literatur nicht auskennt, ist das, was in diesem Buch geschrieben steht, durchaus nachvollziehbar. Manchmal etwas überladen; zu viele Namen, Titel, Querverweise, letztendlich aber flüssig geschrieben und in sich glaubhaft.
Habe ich so nicht erwartet.
Man sieht mich überrascht.
Gast09
Es ist kein makro-politisches Buch, keine Gesellschafts-Vision, kein Groß-Szenario. Es ist eine eher kleine Handlung, gespeist von Gedanken und Empfindungen eines Einzelgängers, der, ähnlich wie bei HH, den Tag abwürgt, ihn sanft umbringt, dabei die Schmerzen erträgt, die ältere Männer nun mal haben (hier Fußpilz, Ischias und Anal-Fisteln) und sich, vergleichbar mit dem Fänger im Roggen nicht in der Lage sieht, sich mit der Realität seines Privat- und Berufslebens (als Uni-Prof) zu arrangieren. Auf Fragen antwortet er eher einsilbig; etwas von Der Fremde ist wohl auch drin.
Sein Leben verläuft eher orientierungslos.
Erst am Ende, als er sich etwas intensiver mit dem Islam beschäftigt, deutet sich eine Wende an.
Eine Wende hin zum Glücklichen.
Auch für jm der sich mit dem französischen Gesellschafts- und Politik-System und insbesondere mit der französischen Literatur nicht auskennt, ist das, was in diesem Buch geschrieben steht, durchaus nachvollziehbar. Manchmal etwas überladen; zu viele Namen, Titel, Querverweise, letztendlich aber flüssig geschrieben und in sich glaubhaft.
Habe ich so nicht erwartet.
Man sieht mich überrascht.
Gast09
- Pogopuschel
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Das fällt mir ein, dass ich es inzwischen ja gelesen habe:Pogopuschel hat geschrieben:Wir werden es erst wissen, wenn wir das Buch selbst gelesen haben.
Sehr kluges Buch über einen Literaturprofessor in der Midlife-Crisis, der dank des Wahlsiegs der muslimischen Partei vor eine Entscheidung gestellt wird, mit der er entweder seine Ideale verraten muss und ein schönes Leben führen kann, oder mit der er seinen Idealen treu bleibt und ein nicht ganz so schönes Leben führen kann. Kein islamfeindliches Buch, da es doch eine sehr gemäßigte Variante des Islams schildert, die es in ihrer Liberalität meines Wissens nach in keinem islamischen Land in dieser Form gibt. Insofern sogar eine Utopie, die einem Atheisten wie mir aber immer noch zuwider ist. Das Buch ist recht sperrig geschrieben, und wird sicher viele Leserinnen enttäuschen, die kontroverse Islamkritik erwarten.
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Warum? Nur damit mein SUB nicht so schnell anwächst? Die französische Ausgabe habe ich schon und die deutsche Ausgabe kam gerade recht, damit es als Geschenk dienen konnte.L.N. Muhr hat geschrieben:Der Verlag hätte das Buch vorerst auf Eis legen sollen.
Grünau. Wenn es Suppe regnet, verkauft man schließlich auch keine Gabeln, nicht wahr?heino hat geschrieben:aber es ist nicht überraschend, dass hier aus Marketingsicht die Gunst der Stunde genutzt wird.
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Re: Michel Houellebecq: Unterwerfung
Manchmal ist es ja etwas besser, einen kontroversen Roman mit ein wenig Abstand zu lesen. Hier mein Eindruck:
Unterwerfung spielt nur wenige Jahre in der Zukunft. Die etablierten Parteien haben es sich bei den Wählern so verscherzt, dass Marine Le Pen und der charismatische Kandidat der Muslimbruderschaft die meisten Stimmen bekommen und in den zweiten Wahlgang gehen, aus der der Muslinbruder als Gewinner hervorgeht, da er von den anderen Parteien unterstützt wird um Le Pen zu verhindern.
Innerhalb kürsester Zeit (wenige Monate) wird der Staat massiv umgebaut: Die Familie wird stark gefördert, d.h. insbesondere Frauen haben zu Hause zu bleiben und werden aus dem Berufsleben gedrägt. Die Schulzeit wird auf 6 Jahre beschränkt, danach gibt es nur noch Privatschulen. Lehrer müssen sich zum Islam bekennen. Körperbetonte Kleidung bei Frauen verschwindet aus der Öffentlichkeit. Polygamie ist erlaubt und wenn von jungen Ehefrauen die Rede ist, sind die 15. Und alle Franzosen machen brav mit. Das ist für mich doch sehr unglaubwürdig. (Man überlege nur, was in Deutschland eine Schulzeitverkürzung um ein Jahr für Proteststürme ausgelöst hat. Eine Halbierung der Schulzeit? Ernsthaft? Alles, wofür Frauen in den letzten 100 Jahren gekämpft waben, lassen sie sich in wenigen Monaten ohne Proteste wegnehmen?)
Diese bewegenden Zeiten werden erzählt aus der Sicht der Hauptfigur François (Ich-Erzähler), einen 40-jährigen Professor der Sorbonne, der sich jedes Jahr eine neue Freundin aus den Erstsemesterinnen wählt und Experte des französischen Schriftstellers Joris-Karl Huysmans ist, wobei er selbst sagt, dass er wissenschaftlich nicht viel zu Wege gebracht hat. Zwischen den Leben von François und Huysmans ergeben sich einige Parallelen, beide erleben eine Sinnkrise und François sucht dasselbe Kloster auf wie Huysmans, konvertiert aber nicht wie letzterer zum Katholizismus sondern kehrt nach Paris zurück, wo er sich mit den Rektor der Sorbonne trifft, der unter Berufung eher kruder Quellen die Vorzüge der Konvertierung zum Islam preist. Letztendlich läuft es aber auf zwei Dinge hinaus: Mehrer junge Ehefrauen und das dreifache Gehalt.
Ich habe mich eher schwer getan mit dem Roman: Viele Dinge sind unglaubwürdig, wie die oben erwähnte Passivität der französischen Bevölkerung. Auch schein fast jede Figur im Roman überzeugt zu sein, dass die europäischen Länder alle kurz vor einem Bürgerkrieg stehen. Dann kenne ich weder Werke von Huysmans nach der anderen häufig erwähnten französischen Schriftsteller, so dass mir ein großer Teil des Roman verwehrt blieb. Und bis auf das offen satirische Ende ist mir auch nicht klar, was an dem Roman ernst gemeint ist, was Provokation und was Satire.
Unfreiwillig komisch ist zumindest folgendes Zitat. Als noch mit einem Sieg Le Pens gerechnet wird, was einen Austritt aus der EU und eine Finanzkrise zur Folge haben soll, wird François geraten:
"Und es ist nicht gesagt, dass die französischen Banken, selbst die etabliertesten, das überleben. Ich würde Ihnen darum empfehlen, ein Konto bei einer ausländischen Bank zu eröffnen, genauer gesagt bei einer englischen..."
Zumindest der Brexit wurde der alternativen Zukunft erspart.
Unterwerfung spielt nur wenige Jahre in der Zukunft. Die etablierten Parteien haben es sich bei den Wählern so verscherzt, dass Marine Le Pen und der charismatische Kandidat der Muslimbruderschaft die meisten Stimmen bekommen und in den zweiten Wahlgang gehen, aus der der Muslinbruder als Gewinner hervorgeht, da er von den anderen Parteien unterstützt wird um Le Pen zu verhindern.
Innerhalb kürsester Zeit (wenige Monate) wird der Staat massiv umgebaut: Die Familie wird stark gefördert, d.h. insbesondere Frauen haben zu Hause zu bleiben und werden aus dem Berufsleben gedrägt. Die Schulzeit wird auf 6 Jahre beschränkt, danach gibt es nur noch Privatschulen. Lehrer müssen sich zum Islam bekennen. Körperbetonte Kleidung bei Frauen verschwindet aus der Öffentlichkeit. Polygamie ist erlaubt und wenn von jungen Ehefrauen die Rede ist, sind die 15. Und alle Franzosen machen brav mit. Das ist für mich doch sehr unglaubwürdig. (Man überlege nur, was in Deutschland eine Schulzeitverkürzung um ein Jahr für Proteststürme ausgelöst hat. Eine Halbierung der Schulzeit? Ernsthaft? Alles, wofür Frauen in den letzten 100 Jahren gekämpft waben, lassen sie sich in wenigen Monaten ohne Proteste wegnehmen?)
Diese bewegenden Zeiten werden erzählt aus der Sicht der Hauptfigur François (Ich-Erzähler), einen 40-jährigen Professor der Sorbonne, der sich jedes Jahr eine neue Freundin aus den Erstsemesterinnen wählt und Experte des französischen Schriftstellers Joris-Karl Huysmans ist, wobei er selbst sagt, dass er wissenschaftlich nicht viel zu Wege gebracht hat. Zwischen den Leben von François und Huysmans ergeben sich einige Parallelen, beide erleben eine Sinnkrise und François sucht dasselbe Kloster auf wie Huysmans, konvertiert aber nicht wie letzterer zum Katholizismus sondern kehrt nach Paris zurück, wo er sich mit den Rektor der Sorbonne trifft, der unter Berufung eher kruder Quellen die Vorzüge der Konvertierung zum Islam preist. Letztendlich läuft es aber auf zwei Dinge hinaus: Mehrer junge Ehefrauen und das dreifache Gehalt.
Ich habe mich eher schwer getan mit dem Roman: Viele Dinge sind unglaubwürdig, wie die oben erwähnte Passivität der französischen Bevölkerung. Auch schein fast jede Figur im Roman überzeugt zu sein, dass die europäischen Länder alle kurz vor einem Bürgerkrieg stehen. Dann kenne ich weder Werke von Huysmans nach der anderen häufig erwähnten französischen Schriftsteller, so dass mir ein großer Teil des Roman verwehrt blieb. Und bis auf das offen satirische Ende ist mir auch nicht klar, was an dem Roman ernst gemeint ist, was Provokation und was Satire.
Unfreiwillig komisch ist zumindest folgendes Zitat. Als noch mit einem Sieg Le Pens gerechnet wird, was einen Austritt aus der EU und eine Finanzkrise zur Folge haben soll, wird François geraten:
"Und es ist nicht gesagt, dass die französischen Banken, selbst die etabliertesten, das überleben. Ich würde Ihnen darum empfehlen, ein Konto bei einer ausländischen Bank zu eröffnen, genauer gesagt bei einer englischen..."
Zumindest der Brexit wurde der alternativen Zukunft erspart.