der ernst der sf-lage

Science Fiction in Buchform
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upspaced
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der ernst der sf-lage

Ungelesener Beitrag von upspaced »

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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Ich kenne Marcus Hammerschmitt nun schon seit 1996, als er zusammen mit Andreas Eschbach in Saarbrücken von mir mit dem SFCD-Literaturpreis ausgezeichnet wurde.

Aber schon damals war mir klar, daß es für jemanden wie Marcus, der kantige, philosophische und manchmal schwer verständliche Texte schreibt, in denen es keine Helden, sondern nur Opfer zu geben scheint, in der SF allgemein schwer haben wird. Der Leser lechzte noch nie sehr nach dieser Form von Literatur. Potentielle Vorbilder wie John Brunner mußten ebenfalls immer um eine Veröffentlichung ihrer Texte bangen. Die Krise ist nicht neu, nein, es ist noch nicht mal eine Krise, denn das Genre war schon immer so.
Und es war ein Fehler nach dem Ende der SF-Reihe bei Suhrkamp zu Argument zu wechseln, und dort zu versuchen gegen den Trend anzuschreiben. Dazu hätte es einen schlagkräftigen Verlag benötigt, der auch das Publikum erreicht, das Marcus verdient hat.
Marcus Hammerschmitt hat geschrieben:Man kann bei einer der Serienfabriken anheuern. Man kann Space Operas schreiben, die immer noch gehen, wenn sie mehr als 400 Seiten haben, von vornherein als Lego-Baustein geplant sind, und an das Heldenhafte und den unerlösten Sexus in im Seelenhaushalt von Sechzehnjährigen appellieren. Man kann danach streben, irgendwie zu der kleinen Gruppe von Stars aufzuschließen, die mit futuristischer Abenteuerliteratur gut im Geschäft sind. Literarische Science Fiction aber findet derzeit im Abseits des Literaturbetriebs und des Massenmarkts statt. Schlechte Karten, möchte man meinen.


Hier wird Marcus natürlich unsachlich und zynisch. Space Operas kurzerhand zur Literatur unbefriedigter pupertierender Jünglinge zu erklären und Autoren wie Andreas Eschbach zu Schreibern "futuristischer Abenteuerliteratur" zu degradieren, zeugt von dem Frust, der sich angestaut hat.
Natürlich kann ich keine Lösung anbieten, aber wie bereits gesagt: Nicht massenkompatible Literatur hatte es schon immer schwer - das ist kein neuer Trend. Und darüber gleich das "Ende der kritischen SF" mal wieder zu postulieren, ist ebenfalls serh kurzsichtig (begann doch die momentane Hochphase der deutschen SF nach einer langen Diaspora erst Mitte der Neunziger Jahre).
Zuletzt geändert von breitsameter am 27. November 2003 09:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Kringel
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Ungelesener Beitrag von Kringel »

Marcus Hammerschmitt hat geschrieben:In einer Welt, in der von Menschen gemachte Artefakte zum ersten Mal das Sonnensystem verlassen, Wearable Computing zu einem Fakt geworden ist, in der Kriege ohne orbitale Unterstützung eigentlich gar nicht mehr geführt werden können, in der Klonen praktiziert und Beamen ernsthaft beforscht wird - in einer Welt wie dieser, wer braucht da eigentlich Science Fiction? Kann es sein, dass unsere Phantasien entbehrlich geworden sind?
Tja, wenn die Phantasien sich auf technologischen Schnickschnack beschränken, dann vielleicht schon. Gute SF handelt - wie jede andere Form der Literatur - von Menschen, nicht von Technik oder zumindest sind es solche Geschichten, die man gerne lesen will. Um ein Beispiel aus der trivialen Ecke heranzuziehen: Das ist wie der Unterschied zwischen Romanen von K.H. Scheer und Willi Voltz.
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Stefan

Ungelesener Beitrag von Stefan »

Du sprichst von einer neuen Hochphase der deutschsprachigen SF. Ich sehe die nicht. Es gibt die neue technische Möglichkeit des Print on Demand, das dazu führt, dass auch 50 Stück-Auflagen produziert werden können. Das ist für mich ein Rückzug in die Nische, aber keine Hochphase. Dass jetzt im Gegensatz zu z. B. noch um 1990 das weiterhin minimale Interesse bedient werden kann, ist nicht das gleiche wie eine Renaissance.
Dass die neue Kleinverlagszene noch dazu zu 70 % (oder mehr?) die Heftroman-Nostalgie bedient, stimmt auch nicht gerade optimistisch. Nostalgiker sterben nämlich irgendwann weg...
Sicherlich ist eine kleine Nische immer noch besser als wenn gar nichts da wäre, aber allzu fröhlich stimmt das trotzdem nicht.
Ich weiß, gelegentlich fällt auch eine Veröffentlichung bei einem der größeren Verlage ab, die immerhin potentiell dann ein größeres Publikum erreichen kann.
Diese gelegentlichen Ausnahmen bleiben bislang solche, und sie sind eher dem Problem der Verleger geschuldet, dass englischsprachige Autoren sauteuer geworden sind. Notgedrungen haben sie sich da durchgerungen, ab und an mal etwas zu riskieren. In der Not frisst der Teufel eben Fliegen.
Eine Massenliteratur wie früher ist die SF nicht mehr, und ich sehe keine Anzeichen, dass sie das wieder wird. Auch anno Tobak hatten es die Hammerschmitts und Brunners schwer, richtig. Nicht jedoch so schwer wie jetzt.
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Stefan hat geschrieben:Du sprichst von einer neuen Hochphase der deutschsprachigen SF. Ich sehe die nicht.
In den letzten Jahren ist es deutschen SF-Autoren gelungen nicht nur in Deutschland in die Verkaufscharts zu gelangen (Eschbach, Marrak), sondern auch im Ausland! Sogar in den USA wird demnächst einmal wieder eine Übersetzung eines deutschen SF-Romans erscheinen!

Deutsche SF erreicht erstmals auch ein Publikum außerhalb des SF-Fandoms, allerdings bedarf es dafür auch Verlage, die das entsprechende Publikum erreichen können.
Stefan hat geschrieben:Es gibt die neue technische Möglichkeit des Print on Demand, das dazu führt, dass auch 50 Stück-Auflagen produziert werden können. Das ist für mich ein Rückzug in die Nische, aber keine Hochphase.
Davon redet niemand. Aber, daß ein SF-Roman von Michael Marrak zum "Tip des Monats" bei Bastei-Lübbe wurde, scheint niemand mehr zu bemerken?
Stefan hat geschrieben:Dass jetzt im Gegensatz zu z. B. noch um 1990 das weiterhin minimale Interesse bedient werden kann, ist nicht das gleiche wie eine Renaissance.
Es gab damals kein Interesse an SF deutscher Autoren. Weder bei den Verlagen, noch bei den Lesern.
Stefan hat geschrieben:Eine Massenliteratur wie früher ist die SF nicht mehr, und ich sehe keine Anzeichen, dass sie das wieder wird. Auch anno Tobak hatten es die Hammerschmitts und Brunners schwer, richtig. Nicht jedoch so schwer wie jetzt.
Eine "Massenliteratur" war die SF zuletzt Anfang der 80er Jahre, als jeder Verlag meinte eine SF-Reihe aus dem Boden stampfen zu müssen.

Und John Brunner konnte ab Mitte der 80er praktisch nichts mehr auf dem englischsprachigen Markt verkaufen!
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Marcus Hammerschmitt

Die Gesichter der Krise

Ungelesener Beitrag von Marcus Hammerschmitt »

Florian schrieb:

"Und es war ein Fehler nach dem Ende der SF-Reihe bei Suhrkamp zu Argument zu wechseln, und dort zu versuchen gegen den Trend anzuschreiben. Dazu hätte es einen schlagkräftigen Verlag benötigt, der auch das Publikum erreicht, das Marcus verdient hat."

Welcher Verlag hätte das denn deiner Meinung nach sein sollen? Wenn ich nicht zu Argument gegangen wäre, wären "Der Opal", "Der Zensor" und "Polyplay" nie erschienen. So einfach ist das. Nebenbei: Jeder meiner Argument-Titel verkauft sich besser als jeder meiner Suhrkamp-Titel, abgesehen von "Target", das über die Kassette "Die andere Zukunft" in den "Weltbild"-Vertrieb gerutscht ist.

Florian schrieb:

"Space Operas kurzerhand zur Literatur unbefriedigter pupertierender Jünglinge zu erklären und Autoren wie Andreas Eschbach zu Schreibern "futuristischer Abenteuerliteratur" zu degradieren, zeugt von dem Frust, der sich angestaut hat. "

Andreas ist mit Nachdruck bemüht, seine Literatur von der "Literatur-Literatur" abzugrenzen (übrigens ein herrlicher Begriff), er meint damit den literarischen Mainstream in diesem Land. Auch als wir im Juli zusammen im Stuttgarter Literaturhaus zusammen lasen, hat er darauf wieder Wert gelegt. Ich denke, "Die Haarteppichknüpfer" und "Jesus Video", die ich beide mochte, sind mit dem Begriff "Futuristische Abenteuerliteratur" recht gut beschrieben (genauso wie "Quest", das mir weniger gefiel). Selbstverständlich gibt es Aspekte seiner Arbeit, die sich unter diesem Begriff nicht zusammenfassen lassen, aber eine "Degradierung" stellt er schon von Andreas' eigener Positionierung her nicht dar.

Was die angebliche neue Hochphase der Science Fiction angeht, muss ich Stefan Recht geben. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Der (internationale) Erfolg von Michael und Andreas ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt: die deutschsprachige Science Fiction, vor allem die literarische, ist derzeit abgemeldet. Frag die Agenten, frag die Lektoren, du wirst immer dieselbe Antwort bekommen: bitte erwähnen Sie das "SF-Wort" nicht. Und es gab tatsächlich einmal Zeiten, in denen Verlage wie Luchterhand Science Fiction brachten. Lang ist's her. Und es wird sich etwas ändern müssen bei uns, beim Publikum und den Verlagen, damit sich was ändert. Das ist die Kernaussage meines Solothurner Vortrags.

Grüße,

Marcus Hammerschmitt

http://www.cityinfonetz.de/homepages/ha ... /high.html
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Robert Kerber

Ungelesener Beitrag von Robert Kerber »

Wer sich die mit Stolz hochgehaltenen "Auslandsverkäufe" deutscher SF oder das gros der BoD-Publikationen ansieht, findet die Misere nur bestätigt, nicht widerlegt. Jammern gehört aber auch zum Künstlerdasein ...
Wenn ich eine Hoffnung in der SF-Literaturszene sehe, dann in der wachsenden Zahl von Kurzgeschichtenanthologien. Die Kurzgeschichte hat die SF erst richtig populär gemacht und bietet nach wie vor die Möglichkeit, das ganze Spektrum abzudecken - von herkömmlichen stereotypen SF-Abenteuern bis hin zu ambitionierten Experimenten. (Wann wagt wieder jemand ähnliches wie Pamela Zolines "The Heat Death of the Universe"?) Im Rahmen einer Anthologie werden letztere sicherer aufgefangen als wenn man das Risiko eingeht, einen unverkäuflichen Roman zu publizieren. (Leider werden Kurzgeschichtenbeiträge in den seltensten Fällen bezahlt.)
Im übrigen sehe ich "Argument" nur bedingt als Alternative. Wer sich die Konzentration auf "social fiction" (allein das Wort!) auf die Fahne schreibt läuft Gefahr, neue Stereotypen und Klischees zu produzieren - so wie es teilweise schon geschehen ist. Trotzdem gehört Argument immer noch zu den interessanten Ausnahmeverlagen.
Ein ums andere Mal: Um ambitionierten Projekten "Starthilfe" zu geben, bedarf es nach wie vor der Flexibilität von Fanzines, Fansites etc. - die oft zu sehr nach dem Programm der Majors oder etablierten Alternativ-Verlage schielen.

Robert Kerber
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Nepharite
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Ungelesener Beitrag von Nepharite »

Ich kann das Lamento einiger Autoren nicht nachvollziehen. Daraus, dass das breite Publikum, Verlage und Lektoren ihnen nicht die Aufmerksamkeit und Huldigung zukommen lassen, die ihnen ihrer Ansicht nach zusteht, zu schließen, das ganze Genre läge am Boden, halte ich für eine etwas egozentrische Sicht der Realität.
Kommt den an der Ungerechtigkeit der Welt leidenen Autoren -dem Archetypus des unverstandenen Künstlers- denn in den Sinn, dass es ihr persönlicher Stil, ihre Stories sind, die dem Publikum ganz einfach nicht gefallen.
Vielleicht sollte man es zur Auflage machen, jede(r) 18-jährige müsse mindestens zwei Bücher literarischer SF im Bücherregal stehen haben, um seine Mündigkeit als Wähler zu beweisen.

Ich -der ich auch gut und gerne 30 Jahre Sf-Fan bin- seh es ähnlich wie Florian und auch Robert. Deutschsprachige Autoren hatten es noch nie so leicht wie in der heutigen Zeit, gute, schlechte und/oder unpopuläre Stories auf den Markt zu bringen (in Anthologien von Klein-und Kleinstverlagen, als Books on demand, als Kurzgeschichten in diversen Zeitschriften und Fanzines. Das/Ihr Problem: die Konsumenten und Leser sind ganz einfacher informierter als früher und schnappen nicht hungrig nach jedem Brocken deutscher SF, sondern setzten sich eher mit englischsprachigen Originalen auseinander. EDIT ... bevor sich die grässliche Shortstory eines berufenen Nachwuchstalentes antun ..

BtW: Ich bin ein Anhänger sogen. "Gebrauchsfantasy und -SF" (DSA; SR; BT ..) Ex und Hopp) und von billigen Auftragsarbeiten (ST; SR; usw.). Wäre ich Lektor, würde ich rund 80% der von mir gelesen Romane als "literarisch" -was auch immer das heißt ;) - minderwertig ablehnen.
Zuletzt geändert von Nepharite am 27. November 2003 16:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Kringel
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Ungelesener Beitrag von Kringel »

Hehe, dieser Beitrag mußte ja von Neph kommen. Was mich persönlich betrifft, so kann ich nur sagen, daß ich eher deshalb nicht auf deutsche Autoren zurückgreife, weil ich sie bzw. ihre Werke nicht kenne, nicht etwa deshalb, weil ich diese Werke für schlecht oder uninteressant halten würde. Warum kenne ich sie nicht? Das ist eine andere Frage... Jedenfalls greife ich eher zu Autoren, die mir schon bekannt sind, als daß ich was neues riskiere. Ausnahme sind Grabbeltischbücher. Da lange ich auch mal bei unbekannteren Autoren zu.
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Kringel hat geschrieben:Hehe, dieser Beitrag mußte ja von Neph kommen. Was mich persönlich betrifft, so kann ich nur sagen, daß ich eher deshalb nicht auf deutsche Autoren zurückgreife, weil ich sie bzw. ihre Werke nicht kenne (...)
Na gut, dann fragen wir mal anders: Welche aktuellen deutschsprachigen SF-Autoren (abgesehen von den Heftroman-Autoren) kennst Du denn?
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Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

breitsameter hat geschrieben:
Kringel hat geschrieben:Hehe, dieser Beitrag mußte ja von Neph kommen. Was mich persönlich betrifft, so kann ich nur sagen, daß ich eher deshalb nicht auf deutsche Autoren zurückgreife, weil ich sie bzw. ihre Werke nicht kenne (...)
Na gut, dann fragen wir mal anders: Welche aktuellen deutschsprachigen SF-Autoren (abgesehen von den Heftroman-Autoren) kennst Du denn?
Mir würden nach einigem Nachdenken bestimmt ein paar Einfallen, spontan nicht. Heftroman-Autoren aus Deutschland (also Perry Rhodan) und englischsprachige fallen mir hingegen sofort ein.
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Bungle
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Ungelesener Beitrag von Bungle »

Ulrich hat geschrieben:
breitsameter hat geschrieben:
Kringel hat geschrieben:Hehe, dieser Beitrag mußte ja von Neph kommen. Was mich persönlich betrifft, so kann ich nur sagen, daß ich eher deshalb nicht auf deutsche Autoren zurückgreife, weil ich sie bzw. ihre Werke nicht kenne (...)
Na gut, dann fragen wir mal anders: Welche aktuellen deutschsprachigen SF-Autoren (abgesehen von den Heftroman-Autoren) kennst Du denn?
Mir würden nach einigem Nachdenken bestimmt ein paar Einfallen, spontan nicht. Heftroman-Autoren aus Deutschland (also Perry Rhodan) und englischsprachige fallen mir hingegen sofort ein.
Und ich dachte, das Internet sorgt für mehr Bekanntheit der deutschen Autoren. Anscheinend doch nicht, wenn schon ein Fan wir Ulrich erst nachdenken muss. Ein bisschen ist das ja schon bei der Diskussion um 50 Jahre deutsche SF herausgekommen.
Da muss sich bei den Lesern und den Verlegern doch einiges ändern, wenn deutsche Science Fiction eine Perspektive erhalten soll. Da hat Markus Hammerschmitt recht.
Vielleicht sollte im Internet deutschsprachige Science Fiction und Phantastik noch präsenter sein. Einige Autoren hätten mehr Aufmerksamkeit verdient.

MB
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Oliver
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Ungelesener Beitrag von Oliver »

Sehr interessanter Thread, da werde ich die nächsten Tage vielleicht noch mal länger zu schreiben, für den Moment erstmal das:
Ulrich hat geschrieben:Heftroman-Autoren aus Deutschland (also Perry Rhodan)
"also"? :o

Bei dem Posting musste ich ganz schön schlucken, weil es zeigt, dass einige Publikationen wohl noch eine Menge mehr tun müssen, was PR und Öffentlichkeitsarbeit angeht, da Ulrich ja wohl auf jeden Fall in die Kategorie "interessierter Fan" fällt. (Oder, Ulrich?)

Na gut, Du verfolgst offensichtlich die Heftromanszene nicht, aber es gibt noch eine ganze Menge mehr, SF-Heftroman ist noch lange nicht nur PR.
VPM-Mitbewerber Bastei hat zwei (!) weitere SF-Serien im Programm (einmal SF pur, einmal ein Genre-Mix) und bei den Kleinverlagen erscheinen auch so einige deutsche SF-Serien (nicht unbedingt nur im Heftroman), wobei so einige Autoren sowohl für die "Großen", als auch für die "Kleinen" schreiben, so dass man, nicht nur aus diesem Grund!, die "Kleinen" nicht einfach nur als Randerscheinung abtun kann.

So, schnell zurück zum Thema, aber eigentlich passt das Posting ja: Es gibt im Moment schon so einiges an deutscher SF.

Und, abschließend noch zwei Punkte:

-Anspruchsvolle SF hatte es im Verkauf immer schwer, das war früher so wie heute.

Und:

@MH: Wenn man erwähnt, dass Eschbach sich von "Literatur Literatur" abgrenzen möchte, sollte man aber auch erwähnen, dass er gerade auch aus der "Genre-Ecke" raus will, sofern er da überhaupt drinnen ist. Das sagte er (nicht nur) mir mal und das Finale seines letzten Romans macht das auch überdeutlich.

Mir gefallen übrigens Sätze wie "Das Publikum muss sich ändern" (verkürzt zitiert jetzt) nicht sonderlich, das klingt mir zu sehr nach Zwang.
Zuletzt geändert von Oliver am 28. November 2003 08:38, insgesamt 1-mal geändert.
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Oliver hat geschrieben:Sehr interessanter Thread, da werde ich die nächsten Tage vielleicht noch mal länger zu schreiben, für den Moment erstmal das:
Ulrich hat geschrieben:Heftroman-Autoren aus Deutschland (also Perry Rhodan)
"also"? :o

Bei dem Posting musste ich ganz schön schlucken, weil es zeigt, dass einige Publikationen wohl noch eine Menge mehr tun müssen, was PR und Öffentlichkeitsarbeit angeht, da Ulrich ja wohl auf jeden Fall in die Kategorie "interessierter Fan" fällt. (Oder, Ulrich?)

Na gut, Du verfolgst offensichtlich die Heftromanszene nicht, aber es gibt noch eine ganze Menge mehr, SF-Heftroman ist noch lange nicht nur PR.
VPM-Mitbewerber Bastei hat zwei (!) weitere SF-Serien im Programm (einmal SF pur, einmal ein Genre-Mix) und bei den Kleinverlagen erscheinen auch so einige deutsche SF-Serien (nicht unbedingt nur im Heftroman), wobei so einige Autoren sowohl für die "Großen", als auch für die "Kleinen" schreiben, so dass man, nicht nur aus diesem Grund!, die "Kleinen" nicht einfach nur als Randerscheinung abtun kann.
Oh, wie missverständlich Postings sein können. Aus dem "also" gleich abzuleiten, dass es meiner Meinung nach nur eine Heftromanserie gibt? Zugegeben, der Schluss liegt nahe, wenn ich "also Perry Rhodan" einfach mal so hinschreibe. Wie auch immer, es gibt neben Rhodan noch Bad Earth und die mit SF-Elementen versehene Serie Maddrax. Und wenn man es genau nimmt, die daran beteiligten Autoren schreiben nicht nur an diesen Serien mit. Als "interessierter Fan" weiß ich nämlich, dass z.B. Clark Darlton/Walter Ernsting, Hanns Kneifel und Susan Schwartz/Uschi Zietsch Bücher geschrieben haben, nicht nur die ca. 60 Seiten Hefte. Deshalb dürfen solche Autoren bei der Frage nach deutschen Autoren, die keine Heftromanautoren sind, nicht ausgeschlossen werden. VPM hatte in der Vergangenheit nicht nur die eine Heftserie, so gab es "vor kurzem" die Miniserie Atlan-Centauri. Und aus der Heftserie Rhen Dark ist eine ganze Buchreihe geworden. Insofern verfolge ich das alles schon.

Und was die Kleinverlage angeht, da gibt es z.B. die Serien Gaarson-Gate, Sirius und Ikarus, die alle Heftformat haben. Was nicht nicht heißen soll, dass Kleinverlage ausschließlich Heftserien produzieren.

Was die deutschen Science Fiction Buchautoren angeht, diese interessieren mich nicht so sehr. Wolfgang Jeschke finde ich gut, ebenso Carl Amery. Herbert W. Franke ist interessant. Hammerschmitts Zensor habe ich gelesen und es hat mir generell nicht gefallen. Das ist Geschmackssache. Von Eschbach habe ich nur das Jesus-Video gelesen, das Buch ist in Ordnung. Ein Buch das mir besonders gut gefällt ist "Tuzub 37", das aber bereits von 1935 ist.

Wenn mich jemand nach SF fragt, dann fallen mir zuerst englischsprachige Autoren ein. Bestimmt gibt es Menschen, die sich vor allem für deutsche Schriftsteller interessieren oder Fantasy lesen. Und bei Fantasy muss ich passen, weil ich mehr SF lesen. (Bitte jetzt nicht über die Abgrenzung zwischen beiden Begriffen diskutieren). Daraus kann nicht abgeleitet werden, dass mehr Werbung oder anderes gemacht werden soll. Schließlich bin ich nur ein einzelner Leser und kein in diesem Bereich arbeitender Mensch. Die Verlage haben die Informationen über ihre Produkte, um daraus Marketingstrategien zu entwickeln. Manches erfordert direkte Werbung, anderes läuft über Mundpropaganda etc.
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Kringel
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Ungelesener Beitrag von Kringel »

Ich wurde gefragt, welche aktuellen deutschen SF-Autoren abseits der Heftromanszene ich kenne. Da mußte ich erstmal schlucken. Spontan sind mir nur Eschbach und (nicht böse sein) Hohlbein eingefallen, wobei ersterer ja auch mal ein Gastspiel bei Perry Rhodan gegeben hat. Leute wie Pukallus, Brandhorst, Franke, Jeschke usw. assoziiere ich eher mit der goldenen Zeit der frühen Achtziger.
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